Du bist zwar Experte oder Expertin bei Städtenamen, Konstantinopel oder Lutetia kennst du aber nicht? Lies weiter und du wirst erfahren, dass du sie durchaus kennst, jedoch heute bei einem anderen Namen nennst…
Beispiele für Städte, die ihren Namen geändert haben, findet man auf allen Kontinenten. Und in allen Ländern übrigens auch. Vor kurzem erst haben Abgeordnete der Maori vorgeschlagen, den Namen Neuseelands zu ändern. Wird das Land in Aotearoa umbenannt, was auf Maori so viel wie „lange weiße Wolke“ bedeutet? Die Petition läuft noch…
Als der holländische Seefahrer Abel Tasman die Inselgruppe erforschte, hinterließ er Tasmanien seinen Namen. Später benannte sich das Land in Neuseeland um, nach der gleichnamigen niederländischen Provinz. Auf Niederländisch bedeutet Zeeland wörtlich übersetzt Land (land) vom Meer (zee). Im Laufe der Jahre haben viele Orte ihren Namen geändert. Vorhang auf für die Länder und Städte, die ihren Namen geändert haben – manche sogar mehr als nur einmal!
Von Lutetia bis Konstantinopel: große Städte, die ihren Namen geändert haben
Wenn sich die Zeiten ändern, passen sich manche Städte(namen) eben an… Bis zum 5. Jahrhundert hieß Paris Lutetia. Der Name geht auf die Römer zurück, die eine weitere ihrer Kolonien Lugdunum tauften, das heutige Lyon. Über die Grenzen Galliens hinaus gibt es zwei Städte, die ihren Namen mehr als einmal geändert haben: Istanbul und Sankt-Petersburg.
Konstantinopel… oder doch Istanbul?
Die griechische Stadt Byzanz wurde im Jahr 667 v. Chr. gegründet. Unter Konstantin I. wurde Byzanz in das Römische Reich integriert und 330 in Konstantinopel umbenannt. Die Einnahme von Konstantinopel durch die Osmanen im Jahr 1453 bedeutete den Untergang des Oströmischen Reiches. Dennoch behält die Stadt am Bosporus ihren Namen mehrere Jahrhunderte lang bei. Erst 1930, in den Anfangsjahren der jungen türkischen Republik nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches, wurde Konstantinopel offiziell zu Istanbul.
Städtenamen: St. Petersburg
Die Geschichte des Namens von St. Petersburg (Санкт-Петербург) liegt nicht ganz so weit zurück. Die Zarenhauptstadt wurde 1703 unter der Herrschaft von Peter dem Großen gegründet. In drei Jahrhunderten hatte die Stadt jedoch genügend Zeit, um Istanbul in Sachen Namensänderung einzuholen. Entgegen der landläufigen Meinung hat der Name St. Petersburg (wörtlich: Stadt des heiligen Petrus) nichts mit ihrem Gründer zu tun, sondern bezieht sich auf den Apostel.
Der deutsche Einfluss auf den Namen der Hauptstadt des Nordens (северная столица, severnaya stolitsa auf Russisch) ist schwer zu überhören. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde der Städtename St. Petersburg zu Petrograd (Петроград). Das Suffix „-grad“ ist vom russischen Wort город (gorat) für „Stadt“ abgeleitet. Zehn Jahre lang behielt die russische Stadt, die ihren Status als Hauptstadt an Moskau verlor, diesen Namen, der eine Hommage an die slawische Kultur ist.
Als Lenin 1924 starb, änderte Petrograd, ehemals St. Petersburg, seinen Namen erneut zu Leningrad („Lenins Stadt”). St. Petersburg brach nun endgültig mit seiner germanischen und dann zaristischen Vergangenheit und wurde dem Städtenamen nach vollständig sowjetisch. 1991, nach dem Ende der UdSSR und einem Referendum, erhielt St. Petersburg seinen ursprünglichen Namen zurück. Heute scheinen viele Russen diese lange Tradition der Namensänderungen fortzusetzen, indem sie die Stadt liebevoll Piter (Питер) nennen. Die Region der zweitgrößten Stadt Russlands heißt jedoch nach wie vor Oblast Leningrad (Ленинградская область).
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Weitere Städtenamen, die es nicht immer gab
Andere berühmte Städte, die ihren Namen geändert haben, sind New York und Tokio. Im frühen 17. Jahrhundert, als New York noch eine niederländische Kolonie war, wurde die Region Neu-Amsterdam (Nieuw Amsterdam) genannt. Davor hieß sie kurz Neu-Angoulême. In den Jahren 1673 und 1674 besetzten die Niederländer die Hudson Bay erneut und benannten die Stadt in Nieuw Oranje um. Während die Engländer darauf bestanden, den Namen von New York zu ändern, behielten sie den Namen von New Orleans bei. Nicht nur Paris (oder sollen wir sagen Lutetia) ist also eine der Metropolen, die ihren Städtenamen geändert haben.
Mehr als 10.000 km von der Stadt, die auch als „Gotham“ und „Big Apple“ bekannt ist, liegt die japanische Hauptstadt. Doch Tokio hieß nicht immer Tokio. Bis 1868 war die Stadt unter dem Namen Edo (江戸) bekannt, wörtlich „Flusstor“. Kaiser Meiji beschloss, sie in „östliche Hauptstadt“ umzubenennen: auf Japanisch Tokio (東京), im Gegensatz zur früheren Hauptstadt Kyoto (京都). Es gibt noch weitere Beispiele in Asien. Die vietnamesische Stadt Saigon heißt seit 1975 offiziell Ho-Chi-Minh-Stadt.
Nach der Französischen Revolution wurde auch Frankreich vom Namensänderungsfieber erfasst und begann mehrere seiner Städte umzutaufen. Wobei umzutaufen wohl das falsche Wort ist… Im Gegenteil, alle Assoziationen mit dem Christentum und der Monarchie sollten um jeden Preis beseitigt werden. Im Loiret wurde Bucy-le-Roi zu „Bucy-la-République“. Auch Grenoble befreite sich buchstäblich aus dem Griff des Adels und wurde zu „Grelibre“. Versailles selbst, eine Stadt, die für die französische Monarchie steht, wurde beinahe in „Berceau-de-la-Liberté“ („Wiege der Freiheit”) umbenannt. Im Winter 1794 wurde Marseille kurzzeitig zur „namenlosen Stadt“ erklärt. Gleichzeitig nahm Lyon den neuen Namen „Commune-Affranchie“ (wörtlich: „befreite Gemeinde”) an und Bordeaux wurde zu „Commune-Franklin“.
Städtenamen ändern: eine russische Tradition
Aber wenn es ein Land gibt, das ein Meister im Umbenennen von Städten ist, dann ist es Russland. St. Petersburg ist nur ein Beispiel für die vielen sowjetischen Städte, die ihren Namen geändert haben. Die Zarin Katharina II., auch bekannt als die „Katharina die Große“, gab ihren Namen gleich mehreren Städten des Reiches: Jekaterinburg, Jekaterinodar, Jekaterinoslaw… Sie wurden später jeweils in Swerdlowsk, Krasnodar bzw. Dnipropetrowsk umbenannt. 1991 wurde Swerdlowsk wieder zu Jekaterinburg. In der Ukraine wurde die Stadt Dnipropetrowsk nach dem Revolutionär Grigorij Petrowski einfach in Dnipro umbenannt. Krasnodar heißt immer noch Krasnodar.
Die heutige Stadt Puschkin in der Region St. Petersburg, früher Leningrad, hieß früher Zarskoje Selo, wörtlich „Dorf der Zaren“. Das Gebiet, in dem sich die Sommerresidenz der Zaren befand, wurde von den Bolschewiken zunächst in Detskoe Selo („Kinderdorf”) umbenannt. Im Jahr 1937, anlässlich des 100. Todestages des Dichters Puschkin, nahm es offiziell seinen heutigen Namen an. Ein weiterer bedeutender russischer Schriftsteller, Maxim Gorki, ein Zeitgenosse Lenins, starb 1936. Aber er überlebte bis 1991 in der Stadt Gorki, dem neuen Namen seiner Heimatstadt Nischni Nowgorod. Die UdSSR ließ sich bei der Namensgebung oft von berühmten Persönlichkeiten inspirieren.
Lenin, der eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow hieß, hinterließ seinen Familiennamen der Stadt Uljanowsk, früher Simbirsk. Perm wurde in Molotow umbenannt, nach dem russischen Diplomaten, nach dem auch ein berühmter explosiver Cocktail benannt ist. Nach Stalin sind Stalino (heute Donezk), Stalingrad (heute Wolgograd) und Stalinabad (heute Duschanbe, Hauptstadt von Tadschikistan) benannt. Nach dem Tod des sowjetischen Führers wurde Kattowitz zwischen 1953 und 1956 in Stalinogród umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das Land bereits die deutschen Spuren in Danzig beseitigt und die Stadt in Gdansk umbenannt. Die Sowjets taten dasselbe mit Kaliningrad, dem früheren Königsberg.
Die Berliner Mauer ist gefallen, der Eiserne Vorhang ist verschwunden, aber die Traditionen leben weiter. Im Jahr 2019 wird in Kasachstan, einem zentralasiatischen Land, das früher zur UdSSR gehörte, die Hauptstadt Astana in Nur-Sultan umbenannt. Es ist eine Hommage an Nursultan Nasarbajew, der nach 29 Jahren an der Macht zurücktrat. Ursprünglich hieß die kasachische Hauptstadt Akmola und dann Akmolinsk, bevor sie 1998 den Namen Astana annahm.
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Auch Länder können ihren Namen ändern.
Und was ist mit den Ländern? Genau wie Städte, werden auch Länder manchmal umbenannt:
- 1972 wurde Ceylon in Sri Lanka umbenannt;
- 1975 wurde Dahomey zu Benin;
- 1984 beschloss Obervolta, seinen Namen in Burkina Faso zu ändern;
- Seit 1997 ist Zaire unter dem Namen Demokratische Republik Kongo bekannt;
- Seit 2018 heißt Swasiland Eswatini;
- 2019 versucht Mazedonien, offiziell FYROM (Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien), seinen Konflikt mit dem benachbarten Griechenland zu lösen, indem es zu Nordmazedonien wird.
Ähnlich wie bei Städtenamen, die sich ändern, ist die Menschheit auch manchmal nicht bereit, Länder mit ihrem neuen offiziellen Namen zu benennen. In Deutschland wird Belarus oft noch als „Weißrussland“ bezeichnet, entgegen der offiziellen Empfehlungen. Nur zur Info: Die Tschechische Republik wird mittlerweile übrigens als Tschechien bezeichnet!