Zu diskutieren, ob in unserer modernen Welt ein Papst mehrsprachig sein muss, mag erst mal willkürlich erscheinen – wer sind wir schon, darüber zu entscheiden? Tatsächlich gehen das Thema Sprachen und die Bibel schon lange einher.
Die Bibel und Sprachen – schon lange ein Thema
Im ersten Buch Mose ist der Turmbau zu Babel ein Projekt von Menschen, die durch eine einzige Sprache verbunden sind und die ihr gemeinsames Verständnis dazu nutzen wollen, um Gott gleichzukommen. Im weiteren Verlauf der biblischen Geschichte zerstreut Gott die Menschheit in verschiedene Stämme mit unterschiedlichen Sprachen, um unüberwindbare Verständigungsschwierigkeiten hervorzurufen. Das führt schließlich dazu, dass der Turm von Babel nie zu Ende gebaut wird.
Es erscheint also passend, dass der Papst – ein spiritueller Führer, der dazu berufen ist, als Vermittler zwischen Gott und der Menschheit zu fungieren – recht mehrsprachig ist. Es ist sogar noch passender, dass es unseren Nutzerstatistiken zufolge Menschen im Vatikan gibt, die mit unserer passend benannten Sprachlern-App Babbel lernen.
Als Papst mehrsprachig sein – diese modernen Geistlichen nehmen es ernst
Papst Franziskus macht sich einige Sprachen zunutze, aber er ist kein außergewöhnlicher Polyglotter – jedenfalls nicht im Vergleich zu seinen beiden jüngsten Vorgängern. Da er ursprünglich aus Argentinien kommt, spricht er Spanisch als Muttersprache, außerdem fließend Italienisch und er kann Portugiesisch, Französisch, Deutsch, Ukrainisch, das Piemontesische (eine Sprache, die im Piemont im Norden Italiens gesprochen wird) und etwas Englisch. Und er hat auch Lateinisch, biblisches Hebräisch und biblisches Griechisch studiert.
Im Vergleich dazu war Papst Benedikt XVI. (2005–2013) bekannterweise deutscher Muttersprachler und konnte fließend Italienisch, Französisch, Englisch und Spanisch. Er sprach auch Portugiesisch, das erforderliche Lateinisch, biblisches Hebräisch und biblisches Griechisch.
Die Tradition, als Papst mehrsprachig zu sein, wurde jedoch von Papst Johannes Paul II. (1978–2005) auf die Spitze getrieben. Der polnische Muttersprachler konnte fließend Italienisch, Spanisch, Französisch, Englisch, Portugiesisch und Lateinisch mit Grundkenntnissen in Slowakisch, Russisch, Ukrainisch, Japanisch, Tagalog und mehr. Er gab Ostergrüße in etwa 60 Sprachen und besuchte 129 verschiedene Länder – mehr als jeder andere Papst in der Geschichte. Johannes Paul II. hielt sich nicht an die Spielregeln des Papsttums; hunderte von Päpsten kamen und gingen, bevor Messen in einer anderen Sprache gehalten wurden, aber er erkannte, wie wichtig es ist, Leuten da zu begegnen, wo sie sind.
Auch das Sprachrohr Gottes ist eben nur menschlich – und damit fehlbar
Papst Franziskus erhält diese Gesinnung aufrecht, aber er ist auch ehrlich, was seine Fähigkeiten angeht. In Übereinstimmung mit seiner sonstigen Tendenz zur Transparenz war er offen über seine relativ eingerosteten Fremdsprachenkenntnisse. Er arbeitet oft mit einem Dolmetscher, um sicherzugehen, dass er seine Botschaft richtig herüberbringt. Trotzdem gelingt das nicht immer: 2014 wandte sich Franziskus an eine Menge in Rio de Janeiro und animierte die jungen Leute zu hagan lío. Auf argentinischem Spanisch bedeutet das in etwa, „sich Gehör zu verschaffen“, aber in anderen Teilen Lateinamerikas ist es eine andere Art zu sagen: „macht Ärger“. Um andere Übersetzungsfehler zu vermeiden, hat Papst Franziskus aufgrund seiner (relativ) mangelnden Sprachkenntnisse auch einigen päpstlichen Traditionen ein Ende gesetzt, wie zum Beispiel mehrsprachigen Ostergrüßen und der althergebrachten offiziellen Sprache der Bischofssynode. Dieses Gremium der katholischen Kirche wurde traditionell auf Lateinisch gehalten. Im Jahr 2014 legte Papst Franziskus Italienisch als Sprache der Synode fest, weil es die Lingua Franca des Vatikans ist.
Moderne oder biblische Sprachen?
Dieser Schritt war eine ziemlich große Abweichung von den Vorschriften Papst Benedikt XVI., der im Vatikan einen neuen Bereich für die Förderung des Lateinischen in der römisch-katholischen Kirche schuf und der 2013 seine Abdankung auf Lateinisch bekannt gab – nur ein Reporter im vatikanischen Pressekonferenzraum verstand damals seine Presseerklärung.
Papst Franziskus ist für Traditionsbrüche bekannt und die Abwendung vom Lateinischen ist eine Reflexion des Fakts, dass die römisch-katholisch Kirche und die lateinische Sprache seit einiger Zeit nicht allzu gut aufeinander zu sprechen sind. Franziskus lässt sich vor allem von dem Bestreben leiten, so viele Menschen wie möglich zu erreichen (und in den einfachsten möglichen Worten), was oft dazu führt, dass er Dinge einem professionellen Übersetzer überlässt. Trotzdem arbeitet Papst Franziskus hart daran, als moderner Papst mehrsprachig zu sein, und zwar so mehrsprachig wie möglich.
Als Papst mehrsprachig zu sein, ist nicht immer einfach
Die Sprache, die ihm am meisten Schwierigkeiten bereitet? Englisch! Sein erstes Duell mit der Sprache fand 1980 statt, als er für ein Sabbatjahr am Milltown Institute of Theology and Philosophy nach Dublin reiste. Ein junger Jorge Mario Bergoglio haderte mit der englischen Aussprache, was zu seiner damaligen Zeit als Geistlicher in Argentinien von geringem Interesse war. 2013 plagte er sich allerdings erneut mit dem Problem der Aussprache rum, als er sich darauf vorbereitete, sich in den USA erstmals als Papst Franziskus zu präsentieren. Also tat er, was jeder in dieser Situation tun würde: Er büffelte.
Zufälligerweise ist die meistgelernte Sprache von Babbel-Nutzenden in Vatikanstadt Englisch.
Aber der Stadtstaat selbst ist ein multilinguales Zentrum ohne offizielle Sprache – eine ziemlich passende Umgebung, um gesprochene Horizonte zu erweitern, unabhängig vom eigenen Heiligenstatus.