Vokabeln besser merken – 7 Tipps gegen das Vergessen

Ein altbekanntes Problem: Man unterhält sich in einer anderen Sprache und auf einmal fällt einem ein Wort nicht mehr ein – oder vielleicht hat man es auch nie gekannt. Diese Techniken helfen dir, das Problem der Wortlosigkeit zu umgehen.
Illustration von Sveta Sobolev

Du fragst dich oft, wie man sich Vokabeln besser merken kann? Dieser Artikel ist für all jene, die in Schweiß ausbrechen, denen sich der Magen umdreht, die ins Stocken kommen und denen nur ein „ähm“ über die Lippen kommt, wenn sie ein Wort in einer Fremdsprache vergessen haben.

Keine Sorge – das kommt häufig vor: Man lernt eine Sprache, und auf einmal fällt einem ein Wort nicht mehr ein – oder vielleicht hat man es auch nie gekannt. Da das Gespräch mit Muttersprachler:innen sehr wertvoll und hilfreich für den Lernprozess ist, sollten dich fehlende Vokabeln aber nicht davon abhalten, eine Unterhaltung zu suchen.

Denn es gibt durchaus ein paar Techniken, die dir helfen, das Problem der Wortlosigkeit zu umgehen. Einige Tipps zum Vokabeln besser Merken kennst du mit Sicherheit schon. Dieser Artikel soll sie aber noch einmal auflisten und hoffentlich dafür sorgen, dass du sie verinnerlichst und beim Sprachenlernen anwendest.

1. Vorbeugen!

Hältst du einen Vortrag einfach so aus dem Stegreif? Bestimmt nicht – denn Vorbereitung ist das A und O, um eine flüssige und logisch strukturierte Rede zu halten. Genauso kann dir ein bisschen Vorarbeit dabei helfen, dass dir in einem Gespräch nicht plötzlich die Wörter ausbleiben. Aber wie kann man ein natürliches Gespräch, das überall hinführen kann, vorbereiten?

Ganz einfach: Indem du dich darin übst, Synonyme zu finden und Wörter zu umschreiben, statt sie zu übersetzen: Wenn dir also beispielsweise das unbekannte englische Wort chatterbox entgegenspringt, dann verknüpfe es mit dir bereits vertrauten englischen Umschreibungen wie zum Beispiel: a person who likes to chatter, someone who talks a lot, a blabbermouth, a gabber, a jabberer, a tattletale, a bigmouth – und die deutsche Übersetzung „Quasselstrippe“ ist wahrscheinlich längst überflüssig, weil du die Bedeutung von chatterbox auch so verstanden hast.

Wenn du eine Lernpartnerin oder einen Lernpartner hast, dann könnt ihr auch zusammen „Spontaneität üben“ – ganz so, wie Theaterschauspieler:innen in der Schauspielschule auch erst einmal lernen müssen, zu improvisieren: Ihr könnt gegeneinander spielen, wer ein neues Vokabel mit den wenigsten Wörtern umschreiben kann, oder die Zeit stoppen und so viele Assoziationen wie möglich zu einem neuen Vokabel aufschreiben.

So viel also zur Vorbereitung auf ein Gepräch. Aber was tun, wenn es ernst wird?

2. Setze deine Synonyme und Erklärungen ein!

Aktiviere, was du vorher gelernt hast! Wenn das nicht klappt, hast du immer noch folgende Optionen…

Vokabeln besser merken: 3. Rate

Ein Wort einfach zu raten klingt erstmal lustig, aber das sollte dich nicht davon abhalten, es einfach mal auszuprobieren. Ich kann zum Beispiel fließend English, aber nur schlecht Französisch. Da etwa 30% des englischen Vokabulars französischen Ursprungs ist, habe ich also eine recht gute Chance, das korrekte Wort zu raten, wenn ich einfach ein englisches Wort mit einem französischen Akzent ausspreche.

In den restlichen Fällen nähere ich mich der Vokabeln wenigstens genug an, um meinem/meiner Gesprächspartner:in zu vermitteln, was ich ausdrücken wollte. Und weil das Ziel von Sprache nicht unbedingt grammatikalische Korrektheit, sondern Kommunikation ist, habe ich mir somit erfolgreich meinen Weg durch das Gespräch (Englisch: the conversation, Französisch: „äääähm… la conversation?“ – „oui, conversation!“) geraten.

Du musst kein Englisch können, um gute Rateversuche anzustellen: Auch die deutsche Sprache hat im Laufe ihrer Sprachgeschichte kräftig geborgt, darum wirst du mit Fremdwörtern (wie Konversation statt Gespräch), die du anglifizierst, französifizierst, verspanischst, oder wie auch immer abwandelst, häufig verstanden werden.

4. Bastel dir Wörter

Sich Wörter zu basteln, ist im Grunde eine Sonderform des Ratens. Meine deutschlernenden Bekannten machen es und haben damit meist Glück – Deutsch ist schließlich nicht umsonst dafür berühmt, Wörter aneinander zu reihen und so neue Wörter zu formen: What was the word for „refrigerator“? I forgot… well… what does it do? It cools things („kühl“) and it’s a kind of closet („Schrank“)… Kühl-Schrank?“ Genau! Selbst, wenn du umgekehrt manchmal nicht so viel Glück haben wirst, weil manche Sprachen eher borgen als Komposita formen, ist es schon sehr viel einfacher für dein Gegenüber, die Bedeutung des Wortes zu verstehen und dir auf die Sprünge zu helfen, wenn du etwas sagst, statt nichts zu sagen.

Vokabeln besser merken: 5. Zeige Körpereinsatz

Du hast also bereits in der hintersten Ecke deines Kopfes nach Synonymen gekramt, erfolglos geraten und deine DIY-Wörter hat auch niemand verstanden. Dein Sprechapparat und die Teile des Gehirns, die ihn betätigen, haben dich im Stich gelassen. Da hilft nix mehr. Jetzt heißt es: ranklotzen! Voller Körpereinsatz ist gefragt: Setz deine Arme, Hände, Beine und deine Mimik ein. Der Mund darf auch nochmal ran, denn mit ihm lassen sich wunderbar Geräusche erzeugen. Stummfilmschauspieler:innen konnten sich schon vor 100 Jahren ohne Wörter ausdrücken!

Biete deinem Gesprächspartner ein Schauspiel, das es in sich hat: Dir fällt das Wort für „Ente“ nicht ein? Zum Glück gibt es Handschattenspiele, die du mit lautem Entengequake untermalen kannst. Und wie war nochmal das Wort für „Gans“? Schattenente ausgefahren, Hals lang, Augen zu und durch! Meine Mutter benutzt diese Technik erfolgreich, um mit Menschen aller Nationen und Altersgruppen zu kommunizieren.

Und obwohl sie schon jede Menge mit den Armen gewedelt hat, ist sie bisher noch nicht losgeflogen (wo wir gerade von Enten und Gänsen gesprochen haben), sie wird verstanden und für ihren Körpereinsatz und ihre Kommunikationsfreudigkeit bewundert! Mama ist eben die Beste (beim Kommunizieren und auch so). Ach ja, und wo wir gerade von Müttern reden: Ab zum nächsten Tipp.

6. Sag es in deiner Muttersprache

Diese Methode sollte der allerletzte Ausweg sein. Schließlich willst du andere Sprachen lernen und nicht immer wieder auf deine Muttersprache zurückfallen. Wenn du schon auf deine Muttersprache zurückgreifst, dann sei aber streng mit dir: Nur das Wort, das dir nicht eingefallen ist, wird in der Muttersprache erfragt. Der Rest des Gesprächs wird aber trotzdem weiter in der Lernsprache geführt!

7. Bonus-Tipp: Mach dir bewusst, dass Leute mit dir reden!

Nach Paul Grices Kooperationsprinzip reden Menschen nicht gegeneinander, sondern (Überraschung!) miteinander! Fühl dich also nicht schlecht, wenn dir ein Wort mal nicht einfällt. Du machst schließlich einen Riesenschritt, dich in einer anderen Sprache zu unterhalten. Deine Gesprächspartner:innen werden sich auch auf dich zubewegen und zusammen mit dir auf eine erfolgreiche Kommunikation hinarbeiten.

Also, viel Spaß beim Üben!


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Katrin Sperling

Katrin Sperling ist in Potsdam geboren und aufgewachsen und hat nach dem Abitur ein Jahr in Toronto, Kanada verbracht. Weil ihr Hogwarts-Brief zu ihrem 20. Geburtstag im Jahr 2011 immer noch nicht angekommen war, musste sie schließlich die Realität akzeptieren und studierte Englische und Deutsche Linguistik in Berlin. Zum Glück erwies sich die Linguistik als genauso magisch, weswegen Katrin sehr glücklich ist, jetzt für das Babbel Magazin über Sprachen zu schreiben.

Katrin Sperling ist in Potsdam geboren und aufgewachsen und hat nach dem Abitur ein Jahr in Toronto, Kanada verbracht. Weil ihr Hogwarts-Brief zu ihrem 20. Geburtstag im Jahr 2011 immer noch nicht angekommen war, musste sie schließlich die Realität akzeptieren und studierte Englische und Deutsche Linguistik in Berlin. Zum Glück erwies sich die Linguistik als genauso magisch, weswegen Katrin sehr glücklich ist, jetzt für das Babbel Magazin über Sprachen zu schreiben.