Illustration von Carolina Búzio
Obwohl es natürlich immer einen Zeitaufwand bedeutet, eine neue Sprache zu lernen, solltest du dich dafür nicht verbiegen müssen – versuche stattdessen, das Sprachenlernen in dein Leben zu integrieren und deinen Alltag Schritt für Schritt auf deine Lernsprache einzustellen. Diese Methode wird sich nicht nur bewähren, weil du dann weniger Grammatikbücher durchwälzen und Übungshefte ausfüllen musst, sondern deinen Lernprozess auch deutlich interessanter und individueller machen. Du wirst Vokabeln lernen, die für dich (und nicht für einen Charakter in einem Lehrbuch) relevant sind, Redewendungen aufschnappen und die Eigenheiten einer Sprache auf eine Art und Weise absorbieren, die durch bloßen Sprachunterricht nicht erreichbar ist. Hier sind also ein paar Techniken, um das Sprachenlernen wirklich zu einem Teil deines Lebens werden zu lassen.
Erkenne potentielle Inputs
Dass Filme ein gutes Medium sind, um Sprachen zu lernen, weißt du wahrscheinlich schon. Du musst dich hier nicht auf Filme beschränken, die in deiner Lernsprache gedreht wurden. Dein Lieblingsfilm oder deine Lieblingsserie in anderen Sprachen synchronisiert oder mit Untertiteln tut es auch.
Und was ist mit all den anderen potentiellen Inputs, die du bisher noch unausgeschöpft lässt? Lies Bücher in anderen Sprachen, hör dir Hörbücher, (Online) Radio Shows und Podcasts an. Was Musik angeht, musst du dich nicht unbedingt auf das Standardprogramm beschränken: In Frankreich werden zum Beispiel nicht nur Chansons, Akkordeonmusik und Edith Piaf gehört! Versuche, Lieder in deinem Lieblingsgenre zu finden oder kehre in deine Kindheit zurück und höre die Titelmelodien deiner Lieblingsserien oder deine liebsten Disney-Lieder in deiner Lernsprache – dann kannst du dich vermutlich auch schwer davon abhalten, mitzusingen! Und das ist auch gut so! Denn so wirst du die Texte viel besser verarbeiten und behalten. Ich kenne immer noch den hebräischen Text von Hava Nagila, den ich mit acht Jahren gelernt habe…
Medien sind natürlich nicht auf Fernsehen, Bücher und Musik beschränkt. Was ist mit den Nachrichten auf deinem Tablet? Audioführungen im Museum? Cornflakes-Packungen? Shampoo-Flaschen? Du siehst schon, dass dir Sprache überall entgegen springt – lass sie dir in deiner gewählten Fremdsprache entgegen springen!
Nutze deine technischen Geräte
Denk darüber nach, von welchen Geräten du täglich umgeben bist – und wie einfach du sie auf deine Lernsprache umstellen kannst! Stelle die Displaysprache für deinen Computer, dein Smartphone oder Handy, deinen Browser, deine Apps, dein Facebook, dein Navigationsgerät und in den Videospielen, die du spielst, um.
Stelle Assoziationen her
Deine Umgebung ist voller Vokabeln – hänge also wo immer du kannst Klebezettel auf: Beschränke dich nicht darauf, Gegenstände bloß zu beschriften, sondern verbinde sie auch mit Assoziationen. Zum Beispiel notierst du dir, wenn du Italienisch lernst, nicht nur l’interruttore della luce („der Lichtschalter“), sondern auch accendere („einschalten“), spegnere („ausschalten“), luminoso („hell“) und scuro („dunkel“). Wenn du die Vokabeln tagtäglich liest, werden sie sich dir wie ganz von selbst einprägen.
Weniger ist mehr – dafür aber regelmäßig
Wir wissen, dass du viel zu tun hast. Mach es dir darum zur Gewohnheit, jeden Tag so viel zu lernen, wie du kannst – und damit ist wirklich gemeint: wie du kannst. Du hast eine halbe Stunde am Tag? Super, dann lerne eine halbe Stunde lang. Heute gehen nur 15 Minuten? Das ist immer noch besser als ein Wochenende exzessiv zu pauken und dann zwei Monate gar nichts mehr zu tun. Wichtig ist aber, dass du regelmäßig lernst und in deinem Terminkalender regelmäßig Zeit für Lerneinheiten schaffst.
Nutze Zeiten des Leerlaufs
Wer schon mal mit dem Rauchen aufgehört hat, wird schnell merken, wie oft man eigentlich ein Minütchen Zeit hat, bei dem die Hand normalerweise zur Schachtel Zigaretten gewandert ist – statt mit einer Kippe sollst du genau diese Zeit aber natürlich mit dem Sprachenlernen füllen! Ein kleines Vokabelheftchen ist schnell rausgeholt, wenn du 5 Minuten auf den Bus warten musst. Nutze die Zeit in der S-Bahn, um mehr Vokabeln zu pauken, eine neue Lektion mit Babbel durchzugehen oder die Nachrichten in deiner Lernsprache zu lesen.
Finde einen Gesprächspartner – zum Beispiel dich selbst!
Das Gespräch zu suchen, ist absolut notwendig, um eine Sprache zu lernen – suche dir darum möglichst einen Muttersprachler fürs Tandemlernen. Du findest keinen Muttersprachler? Ein anderer Lerner tut es auch! Ein Treffen passt einfach nicht in deinen Terminkalender? Dann fang eben klein an: Sage Hallo oder frage dein Gegenüber auf Spanisch nach der Befindlichkeit. Weise Touristen auf Russisch den Weg. Ergreife jede Gelegenheit, die sich dir bietet, beim Schopf. Und wenn wirklich niemand in deiner Umgebung deine Zielsprache spricht, dann finde jemanden, mit dem du skypen kannst, besuche einen Chatroom oder ein Forum, oder tritt Facebook-Gruppen in deiner Zielsprache bei.
Es kann sogar hilfreich sein, mit dir selbst zu reden! Frage dich (leise, oder auch laut, wenn es die Umgebung zulässt): „Wie würde ich das jetzt in meiner Lernsprache sagen?“ oder kommentiere deine Handlungen. Auch, wenn du niemanden hast, der dich korrigieren kann, wirst du so merken, was du mit Sicherheit schon mal nicht sagen kannst und welche Vokabel oder grammatische Konstruktion du darum nochmal nachschlagen solltest.
Geh deinem Hobby nach – aber in deiner Lernsprache!
Wir haben schon die Themen Videospiele, Filme und Musik angeschnitten, aber auch Hobbys, die auf den ersten Blick nicht viel mit Sprache zu tun haben, können einfach in deinen Sprachlernalltag integriert werden. Hältst du dich mit Yoga fit? In größeren Städten gibt es mit Sicherheit eine Gruppe in deiner Zielsprache. Kochst du gern? Das Internet ist voller fremdsprachiger Rezepte. Basteln oder Handwerkeln ist eher dein Ding? Auf YouTube findest du mit Sicherheit ein Tutorial in deiner Lernsprache!
Zeit zum Faulenzen…
Und wo wir gerade von YouTube sprechen: Das ist schließlich bekannt dafür, voller Ablenkungen zu sein! Wenn du also gerade mal wieder die Arbeit und das Fremdsprachenlernen aufschiebst, dann tu es wenigstens in deiner Lernsprache. Katzenvideos gibt es schließlich in allen Sprachen.