Deutscher Akzent: 5 Fehler, die du machst, wenn du Englisch sprichst

Wie kannst du an deinem deutschen Akzent im Englischen arbeiten? Wir machen dich auf 5 Fehler aufmerksam, die auch Fortgeschrittene noch machen.
Deutscher Akzent im Englischen

Vielen Deutschen ist der heimische Dschermin äckzint ein Dorn im Auge. Darum arbeiten sie unermüdlich daran, ihn auszumerzen. Meistens klappt das ganz gut – aber auch, wenn dein [th] sitzt, und dein [r] rollt, gibt es noch einige Merkmale, an denen dich englische Muttersprachler sofort als deutsch erkennen können. Oft handelt es sich bei diesen Fehlern um Laute, Merkmale und Regeln des Deutschen, die wir als Muttersprachler zu sehr verinnerlicht haben; wir sind uns ihrer nicht mehr bewusst und übertragen sie somit unwillkürlich auf jede andere Sprache. Selbst wenn du also nicht unbedingt Englisch lernen willst, kann dir der folgende Artikel helfen, deine Muttersprache besser zu verstehen – und sie somit besser mit anderen Sprachen zu vergleichen. Beginnen wir also unsere Entdeckungsreise der deutschen Sprache mit einer scheinbar ganz einfachen Frage:

1) Achtung Akzent: Wie sprichst du England aus?

Mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit sprichst du das Wort England (auf Englisch) falsch aus. Wir Deutschen geben nämlich, wenn wir ein „ng“ sehen, kein [n] mit einem folgenden [g], sondern ein reduziertes [ŋ] von uns. Wenn du genau hinhörst, wirst du merken, dass sich das „g“ bei Ding, England und Finger von dem in genau, ganz oder glatt unterscheidet. Bei dem englischen Wort England sollte neben dem reduzierten [ŋ] auch ein [g] zu hören sein – schiebe es einfach nach dem [ŋ] ein! Und schon kannst du England wie die Queen persönlich aussprechen – oder? Noch nicht ganz! Denn wahrscheinlich sagst du immer noch „[Englant]” statt „[England]”. Dieses Phänomen wird im nächsten Abschnitt erklärt.

2) Achtung Akzent: [Englant] statt [England] – die Auslautverhärtung

Mein liebstes Wort im Deutschen ist nicht etwa Sternschnuppe oder Hoffnungsschimmer, sondern die Auslautverhärtung. Diese klingt nicht nur sehr Deutsch, sondern ist auch ein markantes Merkmal unseres Akzents. Auslautverhärtung meint das Phänomen, dass wir Konsonanten im Auslaut, also am Ende von Silben, grundsätzlich stimmlos aussprechen. Statt „[Hund]“ sagen deutsche Muttersprachler also „[Hunt]“, und auf Englisch statt „[dog]“ „[dok]“. Glaubst du nicht? Zum Glück gibt es eine einfache Methode, um herauszufinden, ob ein Konsonant stimmhaft oder stimmlos ist: Lege deine Finger an den Hals. Wann immer du beim Sprechen eine Vibration spürst, ist ein Laut stimmhaft. Wenn du „Hund“ sagst, schwingt der finale Ton nicht, denn das stimmhafte [d] hat dein deutscher Kopf ganz brav gemäß der Auslautverhärtung in das stimmlose Gegenstück [t] geändert. Wenn du dagegen „Hunde“ sagst, dann schwingt das [d], weil es vom Ende der Silbe in die Mitte gewandert ist.

Das Englische hat keine Auslautverhärtung. Darum sollten stimmhafte Konsonanten wie [b,d,g,v] und [z] auch am Wortende immer schwingen und nicht in ihre stimmlosen Pendants [p,t,k,f] und [s] umgewandelt werden. Lege also ruhig mal beim Sprechen deine Hand an den Hals, während du Wörter mit stimmhaftem Konsonant am Ende aussprichst. Wenn du eine Vibration fühlst, bist du good (nicht: [goot]) to go!

Extra Tipp: Vielleicht fällt es dir einfacher, Auslaute stimmhaft auszusprechen, wenn du den Vokal [a,e,i,o,u] davor etwas länger aussprichst. Damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt:

3) Achtung Akzent: I bet this bat had a bad day! – Achte auf Vokale!

I bet this bat had a bad day! – Obwohl dieser Satz dir im wahren Leben wahrscheinlich nicht oft über die Lippen kommt (Leute, die regelmäßig zu internationalen Fledermauskongressen eingeladen sind, natürlich ausgeschlossen), eignet er sich zumindest sehr gut dafür, dein Englisch zu trainieren. Denn jedes der Wörter aus dem Triplett bet/bat/bad sollte seinen eigenen Klang haben.

Du weißt nun schon, dass bat und bad duch einen stimmlosen, beziehungsweise stimmhaften Auslaut abgegrenzt werden. Aber auch bet und bat unterscheiden sich für englische Ohren deutlich. Das liegt daran, dass das Englische verschiedene [e]- und [ä]-Qualitäten hat, die für uns Deutsche entweder gar nicht vorhanden oder alle eine Suppe sind. Wir sprechen die Vokale bei bet/bat/bad alle eher wie ein [ɛ] (wie in nett oder echt) aus. Für das englische [æ] in bat sollte der Mund aber eigentlich ein Stück weiter geöffnet sein. Wenn du ein bisschen wie ein Schaf klingst, machst du alles richtig – und wo wir gerade von Schafen sprechen: Nimm dich vor Wölfen in Schafspelzen (den falschen Freunden) in Acht!

4) Achtung Akzent: Beware of false friends!

Falsche Freunde wie Handy (eigentlich: mobile/ cell phone) sind weitestgehend bekannt. Aber wie sieht es mit den folgenden Begriffen aus?

Ein Beamer heißt auf Englisch eigentlich projector und dein Chef ist auf Englisch nur dein chef, wenn du in der Küche arbeitest (als Chefkoch), sonst ist er dein superior, boss oder chief (beim Militär oder der Polizei) – du musst zwar kein genius (nicht: genie – „Flaschengeist“) sein, um dir diese falschen Freunde zu merken, aber einfach ist es trotzdem nicht! Zum Glück gibt es lange Listen, die dich auf eventuelle Stolperfallen aufmerksam machen.

5) Achtung Akzent: Until now this wasn’t so hard, or?

Sie sind zwar keine falschen Freunde, aber trotzdem Übersetzungfallen: kleine Wörter wie oder? (am Satzende), vielleicht, doch und halt. Wenn du dir jetzt denkst: „Es kann doch nicht so schwer sein, diese Wörter zu übersetzen, oder?”, Sage ich: „Doch, kann es!” – denn für doch steht dir kein englisches Pendant zur Verfügung – stattdessen sagt man einfach „yes”.

Und auch das rückversichernde oder (wie in der Überschrift) lässt sich nicht einfach mit or übersetzen. Dafür wird im britischen Englisch entweder das Verb verneint (This is easy, isn’t it?) oder bejaht (This isn’t hard, is it?), Amerikaner hängen gern ein right an, und Kanadier fragen eh?.

Auch Wörter wie Hurra! (Hooray!), Pfui (Yuck/ yikes/ gross!) und Oh weh! können uns Schwierigkeiten bereiten, denn wir nehmen sie oft nicht als Wörter wahr und pauken sie darum nicht wie normale Vokabeln – im Gespräch fällt dann aber auf, wenn sie fehlen. Darum gibt es zum Abschluss noch einen Expertentipp, wie du am besten an deinem Akzent arbeiten kannst: Unterhalte dich mit Muttersprachlern! Auf Wörter wie Ach so! wirst du kaum in Büchern oder Filmen stoßen, denn sie sind Merkmale echter Gespräche, die nicht kunstvoll konstruiert sind. Das Gespräch mit Muttersprachlern ist hier – und beim Sprachenlernen generell – also mal wieder Gold wert!

Jetzt ist dein Englisch perfekt? Gut, dann lerne deine nächste Sprache!
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Katrin Sperling

Katrin Sperling ist in Potsdam geboren und aufgewachsen und hat nach dem Abitur ein Jahr in Toronto, Kanada verbracht. Weil ihr Hogwarts-Brief zu ihrem 20. Geburtstag im Jahr 2011 immer noch nicht angekommen war, musste sie schließlich die Realität akzeptieren und studierte Englische und Deutsche Linguistik in Berlin. Zum Glück erwies sich die Linguistik als genauso magisch, weswegen Katrin sehr glücklich ist, jetzt für das Babbel Magazin über Sprachen zu schreiben.

Katrin Sperling ist in Potsdam geboren und aufgewachsen und hat nach dem Abitur ein Jahr in Toronto, Kanada verbracht. Weil ihr Hogwarts-Brief zu ihrem 20. Geburtstag im Jahr 2011 immer noch nicht angekommen war, musste sie schließlich die Realität akzeptieren und studierte Englische und Deutsche Linguistik in Berlin. Zum Glück erwies sich die Linguistik als genauso magisch, weswegen Katrin sehr glücklich ist, jetzt für das Babbel Magazin über Sprachen zu schreiben.