Sehenswürdigkeiten in Potsdam – eine sprachliche und historische Reise

Nicht nur für Geschichts- sondern auch für Sprachbegeisterte gibt es viele Sehenswürdigkeiten in Potsdam zu entdecken.
Sehenswürdigkeiten in Potsdam

(Sprachliche) Sehenswürdigkeiten in Potsdam sind illustriert von Sheree Domingo

Potsdam gilt mit 175.000 Einwohnern als vergleichsweise überschaubares Städtchen und wird oftmals neben der Berliner Metropole als Touristenziel übersehen. Das ist schade, denn die historische Stadt hat nicht nur für Architekturbewunderer, Geschichtsbegeisterte, Freunde des Handwerks und Gartenliebhaber viel zu bieten. Auch von einem sprachlichen Standpunkt gibt es viele Sehenswürdigkeiten in Potsdam zu entdecken. Begib dich mit uns auf eine kleine sprachliche Entdeckungsreise durch Potsdam. Als Sprachlern-App wollen wir dir augenzwinkernd ein paar Tipps offenbaren, wie du die Sehenswürdigkeiten in Potsdam authentisch erleben kannst.

Holländisches Viertel

Der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. (* 1688; † 1740) verewigte seine Liebe zur holländischen Kultur mit einem zwischen 1733 und 1742 errichteten Stadtviertel, das unter Leitung des holländischen Baumeisters Johann Boumann erbaut wurde. Das Viertel aus 134 Ziegelstein-Häusern sollte holländische Handwerker nach Potsdam locken. Da diese jedoch ausblieben, zogen stattdessen französische und preußische Handelsvertreter, Künstler und Soldaten in die Häuser ein. Heute lassen sich im schönen Viertel der Potsdamer Innenstadt kleine Läden, Galerien, Werkstätten, Kneipen, Restaurants und Cafés finden, die Einwohner und Touristen gleichermaßen schätzen.

  • Unser Tipp: Lerne Niederländisch, bis du merkst, dass das hier kaum jemand spricht, dann lerne Französisch und erforsche die Wurzeln der mittlerweile alt eingesessenen Potsdamer.

Schloss und Park Sanssouci

Während der sogenannte Soldatenkönig die holländische Kultur schätzte, fühlte sich sein Sohn Friedrich II., auch bekannt als Friedrich der Große und als „der Alte Fritz“ (* 1712; † 1786), zur französischen Sprache hingezogen. Aus den Schriften Friedrich des Großen ist zu erkennen, dass er Französisch besser als Deutsch beherrschte. Darum ist es kaum eine Überraschung, dass Friedrich II. sein zwischen 1745 und 1747 im Stil des Rokoko erbautes Sommerschloss Sanssouci (Französisch heißt sans souci wortwörtlich „ohne Sorge“) nannte. Hier wollte er nicht repräsentieren, sondern komponieren, musizieren und philosophieren. Die Innenausstattung des Schlosses zählt nicht gerade zu den eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten in Potsdam (Friedrich II. war als sparsam bekannt), aber von außen gibt es einiges zu bewundern. Der Park Sanssouci bietet eine wunderschöne Kulisse und auf der Grabplatte Friedrich II. werden häufig Kartoffeln niedergelegt – als Andenken daran, dass Friedrich II. die Kartoffel als Nahrungsmittel in Preußen einführte.

  • Unser Tipp: Lerne Französisch, aber orientiere dich bei der Aussprache des nasalen [en]-Lauts an der südfranzösischen Aussprache der nach Preußen geflohenen Hugenotten. Diese Aussprache übertrug sich auf die Berliner und Potsdamer Aussprache französischer Wörter: Ein nasales [en] wird zu einem nicht-nasalen [eng]. Ausgesprochen wird Sanssouci also „richtig“ (soll heißen: im Potsdamer Dialekt) als [Sang-cu-ci], mit stimmhaften [s] am Anfang, ohne französischen Nasal und stimmlosen [s]s in den folgenden Silben.

Alexandrowka

Im Norden Potsdams bekommst du angesichts der russischen Kolonie Alexandrowka mit ihren Fachwerkhäusern im Stil russischer Blockhäuser den Eindruck, dass du in ein russisches Märchen gewandert bist. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ließ die Kolonie in den Jahren 1826/27 für die letzten zwölf russischen Sänger eines ehemals aus 62 Soldaten bestehenden Chores anlegen. Die Sänger waren zuerst Kriegsgefangene, da das durch Napoleon besiegte Preußen 1812 in ein Zwangsbündnis mit Frankreich gegen Russland einwilligen musste. Als sich Preußen und Russland im Frühjahr 1813 gegen Frankreich verbündeten, wurde der größte Teil der ehemals als Kriegsgefangene gehaltenen russischen Soldaten in das preußische Regiment eingegliedert. Mit dem Tod Zar Alexander I. 1825 ließ der preußische König im Zeichen der Freundschaft für die zwölf verbliebenen russischen Sänger in Potsdam je ein Haus bauen. Die Grundstücke durften nur an männliche Nachkommen vererbt werden. 1861 verstarb der letzte Sänger und 2008 starb der letzte der direkten Nachfahren in der Kolonie. Heute ist die Alexandrowka Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

  • Unser Tipp: Lerne Russisch und stimme in der Alexandrowka ein russisches Lied an.

Dampfmaschinenhaus für Sanssouci

In der Neustädter Havelbucht steht eine Moschee, die keine ist. Das Dampfmaschinenhaus im Stil türkischer Moscheen mit einem Minarett als Schornstein entstand auf Wunsch König Friedrich Wilhelms IV. in den Jahren von 1841 bis 1843 zum Betrieb der Großen Fontäne vor dem Schloss Sanssouci. Die Fontäne erreichte eine Höhe von 38 Metern – eine technische Rekordleistung in dieser Zeit, die mit enormem Aufwand verbunden war. Die Zweizylinder-Dampfmaschine wurde mit täglich vier Tonnen Steinkohle betrieben, um das Wasser aus der Havel 1,8 Kilometer weit zur Fontänenanlage im Park Sanssouci, zum Botanischen Garten und das Becken auf dem Ruinenberg zu pumpen. Die Dampfmaschine war die stärkste dieser Art in Deutschland. Im September 1985 wurde das Dampfmaschinenhaus als Museum und technisches Denkmal der Öffentlichkeit übergeben.

  • Unser Tipp: Lerne Türkisch und lies mehr über maurische Architektur, um das Dampfmaschinenhaus richtig zu genießen.

Belvedere auf dem Pfingstberg

Das Belvedere liegt auf dem 76 Meter hohen Pfingstberg und bietet seinem Namen gemäß einen wunderbaren Aussichtspunkt. Das Schloss wurde in zwei Phasen von 1847 bis 1863 unter Friedrich Wilhelm IV. (* 1795; † 1861) errichtet. Inzwischen ist es bestimmt keine Überraschung mehr, dass der preußische König sich bei der Architektur von anderen Ländern inspirieren ließ: Als Vorbild dienten italienische Villen aus der Zeit der Renaissance, speziell das Casino des Palazzo Farnese in Caprarola. Aus finanziellen Gründen wurde der Bau des Belvedere 1852 gestoppt. 1857 erlitt Wilhelm IV. mehrere Schlaganfälle und verstarb schließlich im Jahr 1861, sodass Bereiche des Belvederes nie vollendet wurden. Das Gebäude verfiel. Mit dem Mauerbau wurde das Belvedere sogar zur Aussicht gesperrt, um den Blick auf die Grenzanlagen und in Richtung West-Berlin zu verhindern. 1987 schloss sich eine Gruppe junger Potsdamer zusammen, um die umgebende Landschaft auf dem Pfingstberg wiederherzustellen. Die „Arbeitsgemeinschaft Pfingstberg“, 1990 umbenannt in „Förderverein Pfingstberg e. V.“ restaurierte mithilfe von Fördermitteln und Spenden von privaten Sponsoren und Stiftungen schließlich das Belvedere. 1999 wurde es in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

  • Unser Tipp: Lerne über italienische Architektur – und dabei doch auch gleich noch etwas Italienisch – um das Belvedere richtig zu schätzen.

Zum Abschluss eine der weniger bekannten Sehenswürdigkeiten in Potsdam: Potsdamer „Broadway“

Warum nach New York schweifen? Sieh, der Broadway liegt so nah! Die Potsdamer Brandenburger Straße (die während der DDR-Zeit „Klement-Gottwald-Straße“ hieß) ist unter Potsdamern als Broadway bekannt. In dieser Fußgängerzone kannst du wunderbar Schaufensterbummeln, während du auf das Potsdamer Brandenburger Tor zuläufst. Vernachlässige nicht die Seitenstraßen und Höfe! Zur Adventszeit findet auf dem Broadway der Potsdamer Weihnachtsmarkt statt.

  • Unser Tipp: Lerne Englisch und stimme beschwingt in eine Musicalnummer ein – vielleicht wirst du ja als nächstes Potsdamer Broadway-Talent entdeckt!
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Katrin Sperling

Katrin Sperling ist in Potsdam geboren und aufgewachsen und hat nach dem Abitur ein Jahr in Toronto, Kanada verbracht. Weil ihr Hogwarts-Brief zu ihrem 20. Geburtstag im Jahr 2011 immer noch nicht angekommen war, musste sie schließlich die Realität akzeptieren und studierte Englische und Deutsche Linguistik in Berlin. Zum Glück erwies sich die Linguistik als genauso magisch, weswegen Katrin sehr glücklich ist, jetzt für das Babbel Magazin über Sprachen zu schreiben.

Katrin Sperling ist in Potsdam geboren und aufgewachsen und hat nach dem Abitur ein Jahr in Toronto, Kanada verbracht. Weil ihr Hogwarts-Brief zu ihrem 20. Geburtstag im Jahr 2011 immer noch nicht angekommen war, musste sie schließlich die Realität akzeptieren und studierte Englische und Deutsche Linguistik in Berlin. Zum Glück erwies sich die Linguistik als genauso magisch, weswegen Katrin sehr glücklich ist, jetzt für das Babbel Magazin über Sprachen zu schreiben.