Sieben Sätze, mit denen du jeden in Berlin stark beeindruckst

Wir haben den Realitätstest gemacht und herausgefunden, mit welchen sieben Sätzen du dich in Berlin behauptest – und auch noch alle stark beeindruckst.

Berlin – die vermutlich einzige Hauptstadt, die sich „arm, aber sexy“ als Lebensgefühl zuschreibt. All deine hippen Freunde reisen nach Berlin. Du bleibst daheim und hörst dir bei ihrer Rückkehr an, wie sie den Koffer voll mitgebrachter Insides auspacken: was für inspirierende Ausstellungen, was für eine beeindruckende Geschichte, was für großartiges Essen, was für eine absolut einmalige Musikszene – und das alles für wenig Geld. Dann ziehen die Ersten aus deinem Kreis in den selbsterklärten Mittelpunkt der heutigen Welt, während du plötzlich lauter Einträge mit #dönermachtschöner und #sundayfunday herzt und zum ersten Mal First we take Manhattan, then we take Berlin retweetest.

Seien wir mal ehrlich: Es wird Zeit, dass du auch nach Berlin gehst. Du wischst also den Staub vom Laptop und packst ihn zusammen mit Zahnbürste und Pyjama in den Rucksack. Schon bist du auf dem besten Weg, einer von 379.120 in Berlin lebenden Bloggern zu werden. Also noch einer, der von irgendwoher hierhin zieht. Es ist nicht leicht, da den Durchblick zu haben und sich zu behaupten. Berliner sind nicht unbedingt leicht zu beeindrucken. Leider Pech gehabt, wem dieser Artikel hier entgeht. Lehn dich also erst mal entspannt zurück, du Glückspilz, denn im Folgenden präsentieren wir dir die sieben Sätze, die du sagen musst, damit dir das Ungehörte gelingt: einem Berliner die Kinnlade runterklappen.

Den Realitätstest auf der Straße haben übrigens die zwei kanadischen YouTube-Stars Amelie und Catherine für uns unternommen. Wir haben sie vor eine ähnliche Herausforderung gestellt: Frisch in Berlin angekommen und mit nichtexistenten Deutschkenntnissen haben wir den beiden nur wenige Sätze mitgegeben, um sich durch die Stadt zu schlagen. Schau dir in unserem obigen Video an, wie es den beiden dabei ergeht! Und fang am besten schon an, die sieben Sätze zu büffeln.

1. Darf ick dit in Papier einjeschlag’n bekomm’?

Hochdeutsch: Darf ich das in Papier eingeschlagen bekommen?

Willkommen in Berlin, der Stadt mit lauter kleinen süßen Mitbringseln, die du auf jedem Flohmarkt und in jeder Boutique finden wirst. Beachte aber, dass, was auch immer du kaufen willst, du keine Plastiktüten zum Mitnehmen bekommen wirst. Nee, nee, denn Berlin weiß Bescheid, dass Plastik irgendwann im Ozean landet und dann irgendein armer Delphin mit der Tüte auf seinem Gesicht jahrelang durchs Wasser schwimmen muss. Jetzt, wo du Bescheid weißt und heimlich mit dem gut designten Einschlagpapier liebäugelst, musst du nur noch diese Zauberformel aufsagen, um zuzusehen, wie die Verkäuferin dich wohlwollend begutachtet. Check, dein erster Berliner denkt nur: „Wow.“

2. Dit Kind wer’n wa schon schauk’ln.

Hochdeutsch: Das Kind werden wir schon schaukeln.

Nein, bitte hebe nicht wahllos Kinder von der Straße hoch. Hier gelten die gleichen Regeln wie überall und du bereitest dir eine Vielzahl an Problemen, wenn du diesen Satz wortwörtlich nimmst. Was ein wenig ironisch ist, da ja die eigentliche Bedeutung des Satzes das Gegenteil ist: Du versicherst jemandem, dass es absolut keinen Anlass zur Beunruhigung gibt, denn alles ist unter Kontrolle. Wenn du also einem zu Recht verärgerten Nachbarn gegenüberstehst, der dir erklärt, dass er nicht wieder die 17. Nacht in Folge schlaflos sein will, nur, weil du dem Ruf des DJ-Lebens folgst und nun das Plattenauflegen übst. Verwandle deinen Nachbarn vom Erzfeind zum schnurrenden Kater mit diesem simplen Spruch.

3. Mach bloß keene Fisimatenten.

Hochdeutsch: Mach bloß keine Fisimatenten.

Das ist ein sinnvoller Satz, den du deinem motivationslosen Mitbewohner (nennen wir ihn Hans) an den Kopf schmeißen kannst, wenn Hans sagt, dass seine schon längst verstorbene Katze das ganze Klopapier, das Hans besorgen sollte, aufgegessen hat. Oder du kannst endlich aufhören, nach einer passenden Bemerkung zu grübeln, die du dem einen seltsamen Mädel einbläust, die ständig ungefragt die Reifen deines im Hof angeschlossenen Rennrads prüft. Und endlich weißt du, was du in freundschaftlicher Besorgnis deiner Bekannten (nennen wir sie mal Ana) nachrufen kannst, wenn Ana schnell schnell schnell zur letzten U-Bahn rennt. Boom: ein Satz in drei völlig unterschiedlichen Gesprächssituationen. Wenn das mal nicht stark beeindruckt!

Nun lass uns einmal genau auf das ungewöhnliche Wort Fisimatenten blicken: Seinen Ursprung nimmt es in der französischen Phrase visiter ma tante, was übersetzt „meine Tante besuchen“ bedeutet. Und schon kennst du die wohl lahmste Ausrede verspäteter französischer Soldaten nach einer langen Nacht in Berlin: „Nö, ich hab nichts getan. Hab nur meine Tante besucht.“ Klaaaar, das hat natürlich keiner geglaubt und so wurde aus der leeren Entschuldigung die eingedeutschte Warnung: „Mach keinen Blödsinn.“ Wenn dir also mal jemand mit diesem Satz kommt, solltest du dich besser gut benehmen – oder tatsächlich deine Tante im Schlepptau haben.

4. In wat für’m Kiez sind wa hier?

Hochdeutsch: In welchem Kiez sind wir hier?

Wenn du dich in Berlins Straßennetz verläufst, ist die Zeit gekommen, in der du entweder resigniert auf einer Parkbank Kafka zu lesen beginnst (und nie wieder aufstehst) oder das Problem strategisch angehst. Ignoriere erst mal alle Straßennamen und lass den Kompass stecken. Das wichtigste Orientierungselement in Berlin ist der Kiez, diese mysteriöse und sich ständig verändernde Bezeichnung für einen ganz bestimmten Stadtteil. Deine Überlebenschancen in Berlin erhöhen sich exponentiell mit deinem Kiez-Wissen. Mit diesen fünf einfachen Wörtern stellst du die Schlüsselfrage, die dir jeder ansonsten mürrische Berliner plötzlich übereifrig beantworten wird. Lies weiter, um herauszufinden, wieso für jeden Berliner sein Kiez so existentiell wichtig ist. Bonus: Mit jedem Mal, dass du diese Frage stellst, wirst du lernen, den einen Kiez vom anderen zu unterscheiden. Bist du im etwas groben, aber freigeistigen Wrangelkiez oder im niedlichen und belebten Bergmannkiez?

5. jwd (janz weit drauß’n)

Hochdeutsch: ganz weit draußen

Früher oder später musst du in Berlin deinen Lieblingskiez küren. Damit sagst du nicht nur, wo du dich die meiste Zeit aufhältst, aber auch, was du isst, wo du abends auf ein Bier hingehst, und du verrätst überhaupt all deine Lebensentscheidungen. Natürlich produziert jeder Kiez ein Set an Klischees seiner Bewohner. Auch wenn du dich noch so stark dagegen lehnst, am Ende wirst du diese doch einverleiben.

Du kannst dir also vorstellen, dass eine Freundschaft, die über einen Kiez hinausgeht, genug Drama für eine Operette schafft: Wo trifft man sich – die Frage wird hin und her gewälzt. Sagen wir, du hast eine Freundin namens Eva. Nach einem dreiwöchigen Prozess an Abstimmen der Kalender, Texten und Vergleichen der Möglichkeiten an öffentlichen Verkehrsmitteln, seid ihr nun nah am Erreichen eines diplomatischen Treffpunkts. Da kannst du den Joker ziehen und Eva ganz Berliner Schnauze erklären, das sei einfach viel zu jwd. Eva wird höchstwahrscheinlich so sprachlos nach diesem Totschlagargument sein, dass sie eine vierzigminütige Anreise zu dir um die Ecke gern auf sich nimmt.

6. Allet paletti!

Hochdeutsch: Alles paletti, danke!

Du willst ein wenig Optimismus in deinen Berliner Alltag bringen, aber es dabei nicht allzu übertreiben? Ganz einfach diesen Satz ans Ende all deiner Gesprächswechsel setzen und du lässt dein Gegenüber mit einem staunenden Lächeln zurück. Erinnerst du dich, als du in dem einen Geschäft darum gebeten hast, dass dein Mitbringsel in Papier eingeschlagen wird? Wenn dir die Verkäuferin dann das Papierpäckchen über den Tresen reicht und dich fragt, ob alles in Ordnung beim Einkauf war, dann kannst du ihr wie ein Profi mit diesem Satz entgegnen und zum zweiten Mal zusehen, wie sich das bewundernde Erstaunen auf ihrem Gesicht abzeichnet. Jemand wird die Lokalzeitung anrufen müssen, denn dir ist gerade das Unglaubliche passiert: Du hast einen Berliner gleich zweimal stark beeindruckt.

7. Wo is ‘n der nächste Späti?

Hochdeutsch: Wo ist der nächste Späti?

Es wird eine Zeit kommen (seien wir ehrlich, sie wird heute Abend um 20:01 Uhr sein), in der dir auf der Straße einfällt, dass die Geschäfte gerade geschlossen haben, aber du unbedingt Eva, die den ganzen weiten Weg zu dir auf sich nimmt, mit einem Glas Wein empfangen solltest. Was tun?

Nun, es gibt diesen magischen Ort namens Späti, der an jeder zweiten Straßenecke Berlins zu finden ist und dir rund um die Uhr alle überlebenswichtigen Sachen anbietet: vom Klopapier, das Hans hätte kaufen sollen, bis zum Wein, den du erst mit Eva aufmachen solltest. Frage einfach jemanden auf der Straße nach dem nächsten Späti – und vermutlich wird dich eine Traube an Berlinern lachend zum Späti begleiten, um sich nicht entgehen zu lassen, wie du deinen ersten Späti-Kauf tätigst. Und alle leben beeindruckt weiter.

ILLUSTRATIONEN VON THERESA GRIEBEN

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