Typisch brasilianisch: 10 Schritte, um brasilianisch zu werden

Was macht das Brasilianisch-Sein aus? Und warum verlieben sich die meisten Besucher in dieses Land? Die folgenden zehn Gepflogenheiten und Traditionen sind ein guter Anfang für diejenigen, die ein bisschen mehr über das Land des Fußballs (oder des Karnevals?) wissen möchten.

Brasilien hat in den letzten zehn Jahren einiges an Aufmerksamkeit  von Übersee bekommen: Sein wirtschaftliches Wachstum, sein zunehmender internationaler Einfluss, die Fußballweltmeisterschaft 2014 oder die Olympischen Sommerspiele 2016 waren nur einige der Gründe, warum die Welt mehr über Brasilien wissen wollte. Mit falschen Vorstellungen über das Land, wie zum Beispiel die Annahme, dass Brasilianer Spanisch sprechen und dass Buenos Aires die Landeshauptstadt sei, wird endlich aufgeräumt.

Aber was macht das Brasilianisch-Sein aus? Was ist typisch brasilianisch? Und warum verlieben sich die meisten Besucher in das Land? Die folgenden zehn Gepflogenheiten, Verhaltensweisen und Bräuche sind ein guter Anfang für diejenigen, die ein bisschen mehr über das Land des Fußballs (oder war es das Land des Karnevals?) wissen möchten.

1. Teile ein Bier mit deinen Freunden in einem boteco

Fast alle Länder der Welt sind voller Bars. Aber nur in Brasilien findest du eine Kombination aus cervejas estupidamente geladas („abartig kalten Bieren“, wie wir sie nennen), verschiedenen Arten von cachaça und großartigen (oder manchmal nicht so guten) Appetizern in einer Bar, die morgens um sechs zum Frühstück öffnet und erst dann schließt, wenn der letzte Trunkenbold nach Hause torkelt. Um in einem dieser botecos wie ein echter Brasilianer zu trinken, solltest du gar nicht erst daran denken, aus deiner eigenen Flasche zu trinken – „richtig“ machst du es, indem du nach einer Flasche (oder so vielen, wie eben nötig) fragst und sie dann gemeinsam mit deinen Freunden aus kleinen Gläsern trinkst – es sei denn, der boteco hat einen besonders guten chope (die wässrige brasilianische Version von Fassbier), dann ist eine eigene Flasche erlaubt.

2. Feiere Karneval

Der brasilianische Karneval ist nicht ohne Grund eines der berühmtesten Feste der Welt. Karneval zu feiern bedeutet, in direkten Kontakt mit der brasilianischen Kultur zu treten. Verschiedene Tänze und Musikstile (und zwar nicht nur Samba) sind auf der Party vertreten, die mehrere Tage dauert und quasi in jeder Ecke des Landes stattfindet – dann aber immer mit regionalen Besonderheiten. Egal, wo du bist: Schmeiß dich in dein Kostüm und genieß die Party!

3. Iss Reis und Bohnen

Sie sind die Grundlagen der brasilianischen Küche: Reis und Bohnen (abhängig von der Region braun oder schwarz). Brasilianer essen Reis-und-Bohnen-Gerichte mehrmals pro Woche, aber achten dabei immer auf Variationen (mit verschiedenen Arten von Fleisch, Fisch, einem Omelett oder gebratenen Ei, gegrilltem Gemüse oder zahllosen anderen Zutaten). Es ist einfach so lecker, dass du niemals genug davon bekommen kannst!

4. Begrüße jeden mit Küsschen auf die Wange

Zwischen Männern und Frauen, oder auch unter Frauen, ist es sehr geläufig, sich mit Küsschen auf die Wangen zu begrüßen – sogar unter Leuten, die sich gerade erst kennengelernt haben. Die Zahl der Küsschen variiert von Region zu Region (vergiss nicht, dass Brasilien ein großes Land ist): In São Paulo gibt’s nur einen Kuss. In Rio zwei. In einigen Teilen der nordöstlichen Region drei. Unter Männern fällt die Begrüßung meist als Handschlag aus – außer unter alten Freunden, unter welchen auch eine lange Umarmung mit einigen Rückenklopfern nicht selten ist.

5. Gewöhn dich an Verkehrsstaus

Der Verkehr in brasilianischen Städten ist chaotisch und es gibt viel zu wenige öffentliche Verkehrsmittel. Die U-Bahn durchläuft nicht immer die ganze Stadt – wenn es sie überhaupt gibt. Wenn du also nicht gerade in einem kleinen Städtchen wohnst oder das Glück hast, sowohl neben einer U-Bahn-Station zu arbeiten als auch zu leben, dann bereite dich lieber darauf vor, in Staus von aberwitzigen Größenordnungen festzustecken.

6. Komm ein bisschen später an

Es ist einfach, es auf die Staus und die lausigen öffentlichen Verkehrsmittel zu schieben, aber in Wahrheit haben Brasilianer, auch unabhängig von diesen Faktoren, einfach eine Tendenz zum Zuspätkommen. Ziehe also immer in Erwägung, etwa eine halbe Stunde später zu kommen – besonders wenn du mehr als zwei Freunde triffst. Sei aber vorsichtig: Diese Regel trifft nicht auf offizielle Termine zu. Zu einem Bewerbungsgespräch zu spät zu kommen, um damit zu zeigen, wie gut du dich in die lokalen Gepflogenheiten integriert hast, ist definitiv keine gute Idee.

7. Geh an den Strand

Nördlich von São Paulo ist fast das ganze Jahr über Sommer in Basilien, also ist es immer Zeit, zum Strand zu gehen. Wenn dir nach Surfen und Partys der Sinn steht, kannst du nach Florianopolis im Süden gehen. Wenn dir mehr nach durchgängig heißem Wetter, paradiesischen Landschaften und einer ruhigeren Umgebung ist, bietet sich der Nordosten als ideales Reiseziel an. Wenn du aber eine der schönsten Städte der Welt besuchen willst, dann ist Rio die richtige Wahl für dich – selbst, wenn du um einen Platz im Sand kämpfen musst. Beschränke dich aber nicht auf diese drei Optionen: Mit über 7000 km Stand ist für jeden Geschmack etwas dabei. Genieß die Küste und vergiss nicht, einen picolé de frutas („Eis am Stiel“) oder einen açaí na tigela („gefrorene Açaí-Frucht in der Schale“) und eine Portion lula à doré („gebratenen Tintenfisch“) zu essen.

8. Iss Samstags feijoada und tanze Samba

Ganz ruhig: Niemand wird dich dazu auffordern, Samba zu tanzen, während du eine Gabel voll Wurst in der Hand hältst. Aber ein netter Samstag Nachmittag fängt mit einer feijoada und einer caipirinha an. Nachdem sich das Essen etwas gelegt hat, ist es Zeit für Samba. Für alle, die es nicht wissen: feijoada ist ein Gericht, das aus schwarzen Bohnen und verschiedenen Arten von Schwein besteht. Gedünsteter Grünkohl, weißer Reis, Orangen und farofa (geröstetes Cassava-Mehl) sind die Beilagen dazu.

9. Feuere eine lokale brasilianische Fußballmannschaft an

Es ist einfach, die brasilianische Nationalmannschaft und ihre Spieler, die in erfolgreichen europäischen Mannschaften spielen, zu lieben. Mannschaften zu lieben, die ihre besten Spieler an reichere Länder verlieren, verlangt dagegen echte Hingabe. Doch Fußball ist Nationalsport und trotz unterschiedlich talentierter Spieler ziehen die brasilianische Liga und die Regionalligen viel Aufmerksamkeit auf sich. Such dir dein Team aus und vergiss nicht, Anhänger des anderen Teams zu verspotten!

10. Zieh dich am Neujahrsabend weiß an und spring über Wellen

An Neujahr gibt es in Brasilien sehr spezielle Traditionen. Zum Beispiel ziehen sich viele Leute weiß an. Das ist zwar nicht verbindlich, aber weiß wird von allen Farben als die festlichste angesehen. Wenn es einen Stand in deiner Nähe gibt, musst du über sieben Wellen springen und dir dabei sieben Mal etwas wünschen – dann gehen deine Wünsche im kommenden Jahr in Erfüllung. Diese Traditionen kommen aus afro-brasilianischen Regionen, in denen es auch gebräuchlich ist, Yemoja, einer afrikanischen orisha, die als die „Königin der Ozeane“ bekannt ist, Blumen zu opfern. Es gibt auch einige Lebensmittel, die am Neujahrsabend gegessen werden müssen, um Reichtum und Wohlstand für die nächsten 365 Tage zu garantieren: zum Beispiel Linsen, Weintrauben und Granatäpfel.

Bonus: Lerne Portugiesisch

All die obenstehenden Erfahrungen sind noch bereichernder, wenn du ein bisschen Portugiesisch kannst. Außerdem ist die Sprache sehr angenehm für die Ohren und gehört zu den 5 meistgesprochenen Sprachen der Welt. Schon ein paar Grundkenntnisse in der Sprache werden dir mit hoher Wahrscheinlichkeit viele Türen öffnen und deinen Aufenthalt in Brasilien sehr viel interessanter machen.

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