Im Bild: Karoline Schnur, Sprachwissenschaftlerin bei Babbel
Wie du es von einem Anbieter von Sprachkursen erwarten kannst, sind fast alle Mitarbeiter:innen bei Babbel mehrsprachig. Ich sage fast, weil ich (noch) nicht dazugehöre. Wie viele englische Muttersprachler:innen kam ich bei dem Versuch, in der Schule eine andere Sprache zu erlernen, nicht allzu weit. Inzwischen habe ich im Deutschen ein mittleres Konversationsniveau erreicht – aber im Vergleich zu meinen internationalen Kolleg:innen ist das keine Besonderheit. Tagtäglich höre ich im Büro zig Sprachen – die Leute wechseln in Gesprächen mit den Kolleg:innen mühelos von einer Sprache in die andere und übersetzen ihre witzigen Redewendungen ins Englische. Doch auch unter denjenigen bei Babbel, die laufend neue Sprachen lernen, wird man sicherlich niemanden finden, der über einem Französisch-Übungsbuch sitzt und paukt, bis er endlich fließend spricht.
Dies liegt am Grundprinzip des Lernkonzepts von Babbel. Wir sagen, dass 15 Minuten täglich die ideale Zeit ist, um eine neue Sprache zu erlernen. Wie also eignen sich die Mitarbeiter:innen von Babbel neue Sprachen an, obwohl sie deutlich weniger Zeit darauf verwenden, als ich beispielsweise in der Schule damit verbracht habe, englische Verben zu konjugieren? Ich habe mich mit einer der Sprachwissenschaftlerinnen von Babbel, Karoline Schnur, unterhalten, um herauszufinden, wieso 15 Minuten pro Tag zum Sprachenlernen ausreichen.
Der Lernansatz von Babbel
Zum Einstieg erklärt Karoline das zentrale Prinzip hinter der Lernmethode von Babbel.
„Wenn du zu große Informationsmengen liest, wirst du niemals alles aufnehmen können. Das führt zum Informationsüberfluss und zur kognitiven Überforderung.“
Unser Gehirn entscheidet, welche Informationen in unserem täglichen Leben wichtig sind – und was eher zu den Hintergrundgeräuschen gehört. Diese Hintergrundinformationen werden aussortiert und gelangen somit nicht ins Langzeitgedächtnis. Dieser Mechanismus bringt uns wunderbar durch den Alltag, ist aber für das Erlernen einer Sprache nicht so gut.
Karoline will also endlich mit den Legenden aufräumen, die stundenlanges Lernen und Pauken anpreisen.
„Stell dir vor, du stehst vor einer wichtigen Prüfung. Also setzt du dich hin und versuchst, alles in deinen Kopf zu bringen, was du wissen musst. Aber an wie viel davon erinnerst du dich nach einer Woche noch? Vermutlich an erschreckend wenig.“
Tatsächlich ist es wichtiger, Informationshäppchen häufiger zu wiederholen, als möglichst viel in möglichst kurzer Zeit machen zu wollen. Auch hierfür gibt es eine einfache Erklärung.
„Wenn du Wissen im Langzeitgedächtnis speichern möchtest, musst du Verbindungen schaffen und das Gelernte wiederholen. Das Wiederholen ist beim Erlernen einer Sprache wirklich entscheidend.“
Die Babbel-App wurde derart konzipiert, dass Wiederholungen im Zentrum des Lernprozesses stehen. Die von Sprachexpertinnen wie Karoline empfohlenen 20 Minuten passen also gut zum Prinzip des Chunking, das besagt, dass unser Gehirn am besten funktioniert, wenn wir etwa sieben neue Dinge auf einmal lernen. Karoline zieht daraus die richtigen Schlussfolgerungen.
„Wenn du bedenkst, dass unser Gehirn rund sieben Chunks – also Bündel neuer Informationen – auf einmal verarbeiten kann, ist die für das Lernen aufgewendete Zeit ganz klar ein begrenzter Faktor. Nach dem Babbel-Prinzip könntest du zum Beispiel mit einer Wiederholung beginnen: Du wiederholst 10 bereits erlernte Vokabeln und brauchst dafür etwa 5 Minuten. Dann kannst du mit einer neuen Lektion beginnen, in der dir rund sieben neue Informationen beigebracht werden, was rund 15 Minuten dauert.“
Klingt doch ganz einfach, oder?
Die Babbel-Methode: Ein wissenschaftlicher Ansatz, der funktioniert
Da ich nun die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinter dem Ansatz von Babbel kennengelernt habe, möchte ich als Nächstes wissen, wie dieses Konzept in der App umgesetzt wurde. Karoline führt aus:
„Wir haben in jede Lektion Wiederholungen mit verschiedenen Übungen in verschiedenen Kontexten eingebaut, damit du als Lernende die nötigen Verbindungen herstellen kannst und das Wissen flexibel speicherst.“
So tauchen bestimmte Vokabeln aus den Anfängerkursen später in Dialogübungen wieder auf – und nicht nur im bereits erprobten Kontext. Wenn es etwa in einer Lektion darum geht, über kleine Kinder zu sprechen, enthält sie nicht nur das Standardvokabular zum Thema Kindererziehung, sondern auch Begriffe mit Bezug auf Senioren, Baustellen und Lärm. Schließlich ist unsere Welt dynamisch und wir sollten unser Vokabular jederzeit parat haben – nicht nur im Kindergarten!
Da Wiederholung so wichtig ist, ist in die Babbel-App ein Wiederhol-Manager integriert, deren Funktion darin besteht, dass du Informationen wiederholst und diese in dein Langzeitgedächtnis überführst. Wenn du mit der App lernst, fällt dir auf, dass das Gelernte nicht nur direkt nach Abschluss einer Lektion wiederholt wird, sondern dir auch in den folgenden Tagen und Wochen in späteren Lektionen wieder begegnet. Auf dieses didaktische Prinzip und das technische Know-how, was die Umsetzung in der Babbel-App ermöglicht, ist Karoline und ihr Team besonders stolz:
„Wenn du etwas immer wieder richtig machst, werden automatisch die Zeitabstände länger, bis du erneut danach abgefragt wirst. Und wenn du dann alle Stufen durchlaufen hast, kannst du dir sicher sein, dass das Gelernte in deinem Langzeitgedächtnis sicher gespeichert ist.“
Dadurch trainierst du mit Babbel nicht nur ein paar neue Vokabeln, sondern schaffst es, eine Sprache wirklich neu zu erlernen.
Unsere Tipps und Tricks für das Erlernen einer Sprache
1. Lerne unterwegs
Da pro Tag etwa 15 Minuten zum Lernen vorgesehen sind, möchte ich mir von Karoline unbedingt Tipps holen, wie ich diese Zeit am besten nutze.
„Überlege, wann du mehr und wann du weniger Zeit hast. Dementsprechend kannst du Übungen auswählen. Wir von Babbel haben die Lektionen so gestaltet, dass du sie während Wartezeiten oder beim Pendeln machen kannst.“
Viele nutzen die App in öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere auf dem Weg zur Arbeit. Es ist genau das Richtige für eine ansonsten langweilige Beschäftigung.
2. Das individuell richtige Lernmuster finden
Karoline merkt an, dass du das Lernen an deine Vorlieben anpassen kannst. Deine Persönlichkeit steht im Vordergrund.
„Beim Erlernen von Sprachen gibt es grundsätzlich zwei Herangehensweisen: Es gibt Menschen, die Routine schätzen, und andere, bei denen dies nicht der Fall ist. Wer Routine gerne mag, kann sich einen Plan machen, wie beispielsweise zwei Wiederholungseinheiten und eine neue Lektion pro Lerneinheit. Dieser Aufbau bleibt dann immer gleich. Dann gibt es die Menschen, die mit Routine nichts anfangen können. Das ist überhaupt kein Problem, denn sie müssen ja mit der App nicht jeden Tag dasselbe tun.“
Bist du lieber spontan? Dann widmest du eben einen Tag nur Wiederholungen (die dennoch keine verlorenen Tage sind). An einem anderen Tag machst du dafür nur neue Lektionen – je nach Lust und Laune.
3. Selbstvertrauen durch praktische Übung steigern
Karoline empfiehlt außerdem, dass du die neue Sprache mindestens an einem Tag der Woche im echten Leben anwendest:
„Wenn es in deiner Stadt ein spanisches Restaurant gibt, könntest du den Kellner mit ‚¡Hola!‘ begrüßen oder versuchen, auf Spanisch zu bestellen. Falls das nicht möglich ist, gibt es jede Menge Alternativen, wie beispielsweise zu lesen, einen Podcast zu hören oder eine Online-Community zu finden, in der du mit anderen kommunizieren kannst. Die praktische Anwendung ist die beste Methode, um das Gelernte auch im Langzeitgedächtnis zu bewahren.“
Wenn du planst, eine Sprache im wirklichen Leben anzuwenden (was schließlich das Ziel ist, nicht wahr?), solltest du sie auch tatsächlich einsetzen.
4. Tägliches Lernen zur Gewohnheit machen
Und hier kommt Karolines letzter Tipp:
„Am allerwichtigsten ist es, jeden Tag etwas zu tun. Auch wenn es nur 10 Minuten sind und nicht 15, ist das besser als nichts.“
Wenn du ab jetzt jeden Tag eine Viertelstunde für eine neue Lektion einplanst und dann noch 5 Minuten lang das Gelernte wiederholst, liegt der Fokus dieser Zauberformel auf jeden Tag und nicht auf den 15 Minuten. Die tägliche Übung ist der Schlüssel zum Erfolg. Mit dieser Beständigkeit wirst du die neue Sprache im Handumdrehen lernen und sprechen.
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