Im Jahre 1977 begründete Krieg der Sterne (oder später: Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung) eine Art von Blockbustern, die die Welt noch nie gesehen hatte. Der Film begeisterte ein weltweites Publikum und wurde zu einem modernen Klassiker. Fast 40 Jahre, 2, 5, oder 6 Filme (je nach dem, wie man zählt), 350 Bücher, TV-Shows, Comics und Videospiele später hat die Star Wars-Galaxie längst einen festen Platz in der modernen Popkultur. In Erwartung von Episode VII haben wir ein wenig intergalaktische Etymologie betrieben, um die Ursprünge der Charakternamen, Kulturen und Sprachen dieser weit, weit entfernten Galaxie zu entdecken.
Einflüsse
Um zu verstehen, wo Star Wars im Pantheon der Popkultur steht, müssen wir zuerst den Geschichten, die den Filmemacher George Lucas beeinflussten, Anerkennung zollen. Wie die meisten Jungs in den USA der 1950er und 60er wuchs Lucas vor allem mit Western, übertrieben kitschigen Sci-Fi-Serien wie Flash Gordon und Buck Rogers, epischen Science-Fiction-Romanen wie Edgar Rice Burroughs Die Prinzessin vom Mars, Frank Herberts Dune – der Wüstenplanet und japanischen Samuraifilmen auf. All diese Einflüsse machen sich deutlich in Lucas’ Filmen bemerkbar: Von den Guten in Weiß und den Bösen in Schwarz über die Wüstenplaneten, Roboter, Laserpistolen und Raumschiffe bis hin zu den ehrwürdigen, schwertschwingenden Söldnern, die einer taoistischen Philosophie folgen.
All diese grundverschiedenen kulturellen Elemente unter einen Hut zu bringen ist das Werk des Mythologen Joseph Campbell, der in seinem Buch Der Heros in tausend Gestalten (Originaltitel: The Hero with a Thousand Faces) behauptet, dass sich im Lauf der Geschichte alle Kulturen immer wieder dieselben grundlegenden Mythen erzählt und wiedererzählt haben. Campbells Buch hat Lucas dabei geholfen, seine Charaktere und Story auf altbewährten Archetypen und mythischen Strukturen aufzubauen. Mit Star Wars hat Lucas sich daran gemacht, den zeitlosen Mythos der Heldenreise wiederzuerzählen – aber auf eine ganz neue Art und Weise.
Ursprung der Namen
Übergreifende Motive wie Gut gegen Böse, Licht gegen Dunkelheit und Natur gegen Technologie sind in jedem Detail des Star Wars-Universums verwoben – sogar in den Namen der Charaktere.
So hat auf den ersten Blick Luke Skywalkers Name zwar keine mythischen Untertöne (Luke kommt vom griechischen Loukas und heißt „ein Mann aus Lucania“, einer Region in Italien), aber auf den zweiten Blick ähnelt der Name auch dem griechischen leukos, also „Licht“ – ein wesentlicher Punkt, wenn man gegen die dunkle Seite kämpft. Außerdem kommt man schlecht umhin, die Ähnlichkeit zu George Lucas’ eigenem Namen zu bemerken. Vielleicht war das seine Art, sich in die Rolle des Helden hineinzuversetzen. In früheren Entwürfen des Drehbuchs war Lukes Nachname übrigens Starkiller… zum Glück hat Lucas es später mit dem sehr viel poetischeren und evokativen Skywalker ersetzt!
Prinzessin Leia Organas Vorname klingt dagegen ziemlich nach Prinzessin Dejah Thoris aus den John Carter vom Mars-Romanen von Edgar Rice Burroughs aus den 1930ern – vermutlich kein Zufall, da der junge George Lucas mit diesen Science-Fiction-Storys aufwuchs. Leias Nachname Organa reflektiert außerdem den Konflikt zwischen der natürlichen Welt und dem bösen mechanisierten Imperium. Sie steht fest auf der Seite der Natur.
Han Solo: Han ist die veraltete Form von Hans (oder John, Jan, Jean…), und der popkulturelle Vorgänger von Hans Nachnamen Solo ist wahrscheinlich Napoleon Solo, ein liebenswürdiger Spion der amerikanischen TV-Serie Solo für O.N.C.E.L. aus den 1960ern.
Chewbacca: Die Inspiration für Han Solos rechte Hand war der Hund von George Lucas, ein Alaskan Malamute namens Indiana (ja, für diesen Charakter war der Hund auch die Inspiration). Und woher kommt der Name Chewbacca? Genau wissen wir es nicht, aber er klingt verdächtig nach dem russischen Wort für „Hund“: собака (sobaka).
Jedi: Der Name für den Ritterorden, der die Galaxie vor bösen Mächten verteidigt, hat vermutlich mehr als eine Quelle. Alte Sci-Fi-Hasen werden an dieser Stelle vermutlich behaupten, dass das Wort von den Lords aus Barsoom in Edgar Rice Burroughs John Carter vom Mars-Romanen inspiriert wurde, deren Ehrentitel Jed oder Jeddak ist. Auf der anderen Seite werden Filmeliebhaber dafür argumentieren, dass Jedi eine Anspielung auf den japanischen Regisseur Akira Kurosawa ist. Kurosawas größte Übersee-Hits waren seine Samuraifilme, und das japanische Wort für diese Art von Kostümdrama ist jidai-geki. Man könnte dies als Zufall ansehen, wenn nicht Lucas selbst Kurosawa oft als einen seiner Einflüsse genannt hätte. Er hat sogar angegeben, dass zwei zankende Bauern in einem von Kurosawas Filmen, Das Schloss im Spinnwebwald, als Inspiration für R2-D2 und C-3PO dienten.
Obi Wan Kenobi: Wie das Wort Jedi ist dieser Name eine weitere Homage and die Samuraifilme von Akira Kurosawa und die japanische Kultur allgemein. Ein Obi ist die Schärpe, die zum Binden eines Kimonos verwendet wird, Ken ist das japanische Wort für „Schwert“, und Wan klingt dem japanischen Ehrentitel -san sehr ähnlich. Immer noch nicht überzeugt, dass Obi Wans Name eine Anspielung auf Kurosawa ist? Dann bereite dich jetzt auf unnützes Nerd-Wissen der Extraklasse vor: Bevor er die Rolle mit Sir Alec Guinness besetzte, fragte Lucas bei dem japanischen Superstar Toshiro Mifune an. Mifune spielte in vielen von Kurosawas jidai-geki, inklusive Das Schloss im Spinnwebwald und Die sieben Samurai. Als Mifune die Rolle ablehnte, wollte Lucas ihn stattdessen als Darth Vader casten, aber der Schauspieler war schlicht und ergreifend nicht daran interessiert, in einem „Kinderfilm“ mitzuwirken.
Darth Vader: Das am weitesten verbreitete Gerücht über den Ursprung von Darth Vaders Namen ist, dass es Niederländisch für „dunkler Vater“ ist. Das stimmt aber nicht ganz, denn die niederländische Übersetzung für „dunkler Vater“ wäre eigentlich Donker Vader, was ungefähr der am wenigsten furchteinflößende Name der Welt für einen Sith-Lord ist. George Lucas selbst hat gesagt, dass der Name eine Kombination aus death water („Todeswasser“) und dark father („dunkler Vater“) ist. Das bedeutet aber nicht, dass die Vader-Vater-Verbindung eine beabsichtigte Andeutung war: In frühen Entwürfen des Das Imperium schlägt zurück-Skripts war Darth Vader nicht Lukes Vater, weswegen Lucas das Wortspiel Jahre vorher schlecht hätte planen können. Eine andere Theorie besagt, dass Vader kurz für invader („Eindringling, Invasor“) ist.
Yoda: Der Ursprung von Yodas Namen ist geheimnisumwoben, aber dennoch gibt es zwei plausible Quellen: Yoddha ist das sanskritische Wort für „Krieger“, und das hebräische יודע (yodea) heißt „der Wissende“ – zwei interessante Theorien…
R2-D2: Während einer nächtlichen Editiersitzung seines vorhergehenden Films American Graffiti hörte Lucas, wie sein Tonmeister Walter Murch einen Assistenten nach „Reel 2, Dialog Track 2“ („Rolle 2, Dialogspur 2“) fragte. Murch war ultra-effizient und kürzte dies darum mit „R-2-D-2“ ab. Lucas, der gerade mittendrin war, das Star Wars-Skript zu schreiben, bemerkte, dass R2-D2 einen guten Namen abgeben würde, und integrierte es kurzerhand ins Drehbuch.
Droide™: Im Jargon der Star Wars-Galaxie ist ein Droide „jedes mechanische und/oder elektronische Gebilde, das dazu entwickelt wurde, organischen Lebensformen zu dienen“ – egal, ob das Gebilde die Form einer Person oder die eines Mülleimers hat. Hier auf der Erde ist es darum nicht schwer zu erraten, dass Droide kurz für Androide, also einen menschenähnlichen Roboter, steht. Nicht ganz so einfach ist dagegen der legale Status des Worts: Gerade als Verizon 2009 seine Droid-Reihe von Smartphones herausbringen wollte, lies Lucasfilm das Wort droid markenrechtlich schützen – nicht als freundlichen Roboter, der einem nachtappelt, sondern als „kabelloses Kommunikationsgerät“. Darum muss Verizon Lucasfilm nun eine Lizenzgebür für das Wort bezahlen. Clever, Lucasfilm, sehr clever…
Jawa: Diese niedlichen Wüstenhändler teilen ihren Namen mit einer der ältesten urbanen Siedlungen in Jordanien: Jawa wurde vor über 5000 Jahren in der östlichen jordanischen Wüste erbaut – dass die Siedlung von nagetierähnlichen, braun gekleideten Wesen mit gelb glühenden Augen bewohnt wurde, ist historisch allerdings (noch) nicht belegt…
Ewok: Die allseits beliebten Baumteddybären wurden nach den Miwok, einem einheimischen Stamm in Nordkalifornien, benannt. Die Waldszenen auf Endor in Die Rückkehr der Jediritter wurde nämlich auf historischem Miwok-Territorium gedreht.
Die Sprachen
Im Gegensatz zu den systematischen Sprachen, die für Der Herr der Ringe und Star Trek erfunden wurden, haben die Sprachen in Star Wars keine funktionale Grammatik, definierte Syntax oder festgelegtes Vokabular. Stattdessen ging Sounddesigner Ben Burtt mit den außerirdischen Sprachen genauso um wie mit dem Rest der Soundeffekte, die im Film zu hören sind: Sie sind atmosphärisch und geben uns nur einen kleinen Einblick in die fiktionalen Welten, die sich hinter ihnen verbergen. Statt alle Sprachen von Grund auf zu kreieren, hat Burtt von Eingeborenensprachen aus aller Welt geborgt.
Huttisch: Die meistgesprochene fiktionale Sprache der Filme, Huttisch, basiert auf der inkaischen Sprache Quechua. Burtt übernahm vor allem den Klang der Wörter als Ausgangspunkt. Manche Wörter haben es aber auch vollständig aus dem Quechua in das Huttische geschafft – allerdings wurden die ursprünglichen Bedeutungen dabei ignoriert. Huttisch ist vor allem auf Tatooine zu hören und wird von vielen Figuren wie zum Beispiel Greedo, Jabba Desilijic Tiure (besser bekannt als Jabba der Hutte) und seinem Gefolge gesprochen.
Jawaisch: Die Sprache, die von den Jawas gesprochen wird, wurde von Zulu und einigen anderen afrikanischen Sprachen inspiriert. Nachdem die neu erfundenen Wörter eingesprochen worden waren, spielte Burtt sie einfach mit erhöhter Geschwindigkeit ab, um die unverkennbaren, hohen Stimmen der Jawas zu erzeugen.
Ewokese: Die Sprache, die von den Ewoks gesprochen wird, ist eigentlich eine Pidginsprache aus mehreren mongolischen Sprachen wie Tibetanisch, Nepali und Kalmück.
Die Schauplätze
Star Wars ist vielleicht nicht wirklich galaktisch, aber zweifelsohne international. Die Filmschauplätze sind unter anderen:
- Tunesien und das Death Valley in Kalifornien für Tatooine (Tatooine wurde nach Tataouine, einer echten Stadt in der Nähe der Filmlocation in Tunesien, benannt)
- Großbritannien und Australien für alle Sets im Innenbereich
- Tikal in Guatemala für Yavin IV
- Der Redwood Nationalpark in Kalifornien für Endor
- Der Hardangerjøkulen-Gletscher in Norwegen für Hoth
- Der Palast von Caserta und der Comer See in Italien, sowie die Plaza de España in Sevilla, Spanien, für Naboo
- Der Ätna in Italien für Mustafar
- Grindelwald in der Schweiz für Alderaan
- Der Strand von Phang Nga in Thailand und Guilin in China für Kashyyyk