Wann, was, warum? Wir entwirren winterliche russische Feiertage

Warum wird in Russland Weihnachten am 7. Januar und Silvester am 31. Dezember gefeiert? Wie kommt ein Land mit elf Zeitzonen in der Silvesternacht zurecht? Und wer ist Ded Moros? Das erfährst du in unserem Artikel über winterlicher Feiertage in Russland.
Ein gedeckter Tisch zum Thema Feiertage in Russland, Weihnachten in Russland

Russische Feiertage sind etwas verwirrend, besonders im Winter. Warum wird in Russland Weihnachten am 7. Januar und Silvester am 31. Dezember gefeiert? Und was hat Lenin mit Papst Gregor XIII. zu tun? Wie kommt Russland mit seinen elf Zeitzonen in der Silvesternacht zurecht? Wer ist Ded Moros? Und was soll das Alte Neue Jahr bedeuten?

Entwirren wir gemeinsam Schritt für Schritt dieses russische Knäuel aus winterlichen Feiertagen und bringen Licht ins Dunkel des russischen Weihnachtens.

Russische Feiertage rennen um die Wette: Wie Neujahr Weihnachten in Russland überholte

Die im 16. Jahrhundert von Papst Gregor XIII. eingeführte Kalenderreform beinhaltete eine Korrektur des Julianischen Kalenders um zehn Tage. 1582 wurden somit in großen Teilen Europas zehn Tage einfach übersprungen: Man ging am 4. Oktober 1582 ins Bett und wachte am nächsten Morgen am 15. Oktober 1582 auf.

Das orthodoxe Zarentum Russland wollte die Kalenderreform, die vom katholischen Westen ausging, natürlich nicht annehmen und lebte ganz gemütlich mit dem Julianischen Zeitgefühl weiter … bis in das Jahr 1918 hinein! Aus diesem Grund gedenkt man der russischen Oktoberrevolution übrigens am 7. November. Weil im Jahre 1917 in Russland noch der Julianische Kalender galt, fand die Revolution nach diesem am 25. Oktober statt.

1918 schaltete Lenin Sowjetrussland auf den Gregorianischen Kalender um. Nun waren es übrigens wegen der Schaltjahre bereits 13 Tage Zeitunterschied. Die russisch-orthodoxe Kirche entschied sich gegen diese Umstellung und ist bis heute in ihrer stark ausgeprägten religiösen Gedenk- und Festtradition im Julianischen Kalender verankert geblieben – russische Feiertage eingeschlossen!

Somit vergrößerte sich die durch die Revolution entstandene ideologische Kluft sogar um eine zeitliche Dimension. Das russische Neujahrsfest am 31. Dezember ging nun dem auf den 7. Januar „abgerutschen“ russischen Weihnachten voraus. Statt in der Vorweihnachtszeit eine strenge und besinnliche Fastenzeit zu halten, berauschte sich das sowjetische, plötzlich atheistisch gewordene Russland schon eine Woche vor Weihnachten …

Wer ist Ded Moros? Und was soll das “Alte Neue Jahr“ bedeuten?

Дед Мороз (Ded Moros, „Väterchen Frost“) ist eine Sammelfigur aus den russischen Volksmärchen. In seiner Funktion als Geschenke bringender, gutherziger Bote entspricht er in etwa den westlichen Figuren des Heiligen Nikolaus’, Weihnachtsmannes oder Christkindes.

Seit 1918 kommt der russische Weihnachtsmann Väterchen Frost mit seinen Bescherungen jedoch nur in der Silvesternacht am 31. Dezember in die sowjetischen Familien: Weihnachten wurde nicht mehr gefeiert, die russisch-orthodoxe Kirche wurde verfolgt. Christliche Feiertage wurden nun kommunistische, russische Feiertage. Mehr als 70 Jahre lang lebte und feierte man so im Rahmen der kommunistisch-atheistischen Ideologie.

In den frühen 90ern erlebte die russische Kirche eine Wiedergeburt. Ab diesem Zeitpunkt vermischten sich die kommunistischen und religiösen Festbräuche: Am 31. Dezember wird nach dem Gregorianischen Kalender Silvester gefeiert, am 7. Januar nach dem Julianischen Kalender Weihnachten und schließlich am 13. Januar das sogenannte Alte Neue Jahr.

Total verrückt … aber es ist so!

Wie oft stößt man in der Silvesternacht in Russland an?

Inzwischen ist bestimmt klar: Wenn es um russische Feiertage geht, steht die Frage „Wann wird gefeiert?“ im Raum – und zwar nicht nur, wenn es um das Datum geht, sondern auch bezüglich der Uhrzeit! Silvester in Russland ist da keine Ausnahme.

Wenn es am 31. Dezember in Moskau erst 15 Uhr ist und die Zubereitung der traditionellen Silvestersalate Оливье (Olivjer) und Под шубой (Pod shuboj, „unter dem Pelzmantel“) gerade ihren Anlauf nimmt, stoßen die Bewohner Kamtschatkas bereits auf das neue Jahr an! Dort schlägt es als erstes Mitternacht. Sie sind die ersten, die die Ansprache des russischen Präsidenten im TV sehen und die ihre Geschenke von Väterchen Frost, also dem russischen Weihnachtsmann, auspacken.

Ded Moros schreitet elf Stunden lang durch Russland, von Osten nach Westen: Von Magadan geht es nach Wladiwostok, Irkutsk, Norilsk, Tomsk, Ufa und Moskau, dann überquert er das Baltikum und kann erst in Kaliningrad aufatmen.

Silvester wird in Russland groß gefeiert. Am 1. Januar trifft man sich wieder, um die Leckereien vom Vortag aufzuessen und den Nachdurst zu löschen. Es werden acht arbeitsfreie Feiertage zur Verfügung gestellt, damit man ungestört das am 7. Januar folgende Weihnachten feiern kann.

In diesem Sinne: С Новым годом! (S Novym godom – Russisch für ‚‚Frohes neues Jahr“!)

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Lars

Lars war, wie die meisten Studenten in Russland, schon mit 22 mit dem Studium in seinem Heimatland fertig. Nach seinem Lehramtabschluss in Russischer und Englischer Philologie zog er nach Heidelberg, wo er bis 2009 Deutsche und Spanische Philologie auf Magister studierte. Nach dem Abschluss führte ihn das Schicksal nach Berlin, wo er seit 2014 als Autor und Editor der Russisch-Kurse bei Babbel arbeitet.

Lars war, wie die meisten Studenten in Russland, schon mit 22 mit dem Studium in seinem Heimatland fertig. Nach seinem Lehramtabschluss in Russischer und Englischer Philologie zog er nach Heidelberg, wo er bis 2009 Deutsche und Spanische Philologie auf Magister studierte. Nach dem Abschluss führte ihn das Schicksal nach Berlin, wo er seit 2014 als Autor und Editor der Russisch-Kurse bei Babbel arbeitet.