Offener Brief einer Sprachexpertin: Warum sollten wir eine Sprache lernen?

Eine Sprachlernexpertin von Babbel erklärt in ihrem offenen Brief, warum wir alle Sprachen lernen sollten. Persönliche Leidenschaft sowie pragmatische Entscheidungen spielen gleichermaßen eine Rolle!
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Hier bei Babbel liegt es natürlich sehr nahe, dass man Spaß am Lernen neuer Sprachen hat. Schließlich sind wir die ganze Zeit von dem Thema umgeben. Doch auch schon vor meiner Zeit als hiesige Sprachlernexpertin habe ich es geliebt, Sprachen zu lernen, sie zu durchdringen und herauszufinden, was sie im Kern ausmacht.

Neben dem simplen Aspekt, dass Sprachenlernen glücklich macht, gibt es viele Gründe dafür, warum alle eine neue Sprache lernen sollten. Manche sind eher persönlicher Natur, aber es gibt auch ganz praktische Gründe.

Erweitere deinen Horizont

Als Sprachlernexpertin merke ich, dass die Beschäftigung mit einer neuen Sprache mich offener gegenüber anderen Kulturen macht. Du erlangst ungeahnte Einblicke in andere Welten. Du lernst nicht nur das Vokabular, die Rechtschreibung und die Grammatik, sondern auch landeskundliche Besonderheiten kennen. Wie ticken die Menschen dort? Wie drücken sie ihre Gedanken aus? In der spanischen Sprache finden wir beispielsweise viele Wörter, die aus dem Arabischen kommen wie almohada („Kopfkissen“) oder azúcar („Zucker“). Warum ist das so? Welchen historischen Hintergrund gibt es dafür? Kann man auch in anderen Lebensbereichen diesen Einfluss des Arabischen entdecken? Es ist spannend, diesen Fragen nachzugehen und das Land oder auch die Länder, in denen diese Sprache gesprochen wird, Stück für Stück kennenzulernen.

Neue Wege der Kommunikation – nah und fern

Wenn du die Landessprache sprichst, eröffnen sich dir ganz neue Möglichkeiten, mit den Leuten vor Ort in Kontakt zu treten. Du bist nicht mehr nur ein Tourist unter vielen, sondern kannst dich mit den Ortsansässigen unterhalten, sie gezielt nach Insider-Tipps fragen und dich dadurch auch einmal abseits der üblichen Routen bewegen. Aber auch kleine Dinge machen im Urlaub viel mehr Freude und bleiben länger im Gedächtnis, wenn du die Landessprache lernst und anwendest. Du brauchst beim Einkaufen nicht mehr nur auf Dinge zu zeigen, sondern redest mit dem Verkäufer oder der Verkäuferin; bittest im Bus oder in der U-Bahnstation um Hilfe, wenn der Ticketautomat einmal nicht funktioniert und bestellst im Restaurant oder Café, während du mit dem Kellner schäkerst. Das kannst du übrigens auch schon hier zu Hause, zum Beispiel in der italienischen Trattoria oder in der spanischen Tapas-Bar. Und selbst wenn man nur ein paar Worte wechselt, macht es doch großen Spaß!

Auch wenn man am Anfang noch ein bisschen zurückhaltend ist, erhält man doch fast ausschließlich positive Rückmeldungen im Ausland und von den jeweiligen Sprechenden. Du wirst sehen, was für eine Freude deine ersten Wörter und Sätze bei deinem Gegenüber auslösen und welches Vertrauen du auch für dich daraus ziehen kannst. Erst neulich war ich mit zwei brasilianischen Kollegen und einer deutschen Kollegin essen. Die drei sind regelmäßig zum almoço brasileiro („brasilianischen Mittagessen“) verabredet, um dann Portugiesisch zu sprechen, damit die deutsche Kollegin ihre Sprachkenntnisse trainiert. Ich selbst spreche nur eine Handvoll Wörter Portugiesisch und hatte eher an ein Mittagessen ohne aktive Sprechrolle meinerseits gedacht. Wie überrascht war ich, dass ich doch mit meinen fünf Wörtern am Gespräch teilnehmen konnte. Am Ende wäre fast noch das Essen kalt geworden. Was für eine Motivation für mich, meine Portugiesischkenntnisse nun doch zu erweitern!

Sit-ups fürs Gehirn

Mit dem Lernen einer neuen Sprache eröffnen sich nicht nur neue Wege der Kommunikation, du tust auch etwas für deine Gesundheit. Ähnlich wie unser Körper durch sportliches Training Muskeln aufbaut, können wir auch unser Gehirn durch mentales Training stärken. Die regelmäßige Beschäftigung mit einer neuen Sprache, das Erlernen von Vokabeln und die Auseinandersetzung mit der Grammatik haben einen positiven Effekt auf das Erinnerungsvermögen. In wissenschaftlichen Studien hat man nachgewiesen, dass das Gehirn mehrsprachiger Menschen zudem widerstandsfähiger gegenüber altersbedingten Abbauprozessen, wie beispielsweise Demenz, ist. Da sich das Gehirn durch die richtige Stimulation ein Leben lang verändern kann, profitieren sowohl jüngere als auch ältere Menschen vom Sprachenlernen.

Für den Job ins Ausland

Viele träumen davon, eine Zeit lang im Ausland zu leben, sei es zum Studieren oder wegen eines Jobs. Wenn man eine oder sogar mehrere Sprachen gelernt hat oder lernt, ist man diesem Ziel schon ein Stück näher gekommen. Vielleicht wolltest du schon immer mal ein Praktikum in London absolvieren oder ein Semester an der Sorbonne in Paris studieren? Oder gibt es da nicht dieses tolle Jobangebot in Rom?

Aber auch für deine Arbeit hier lohnt es sich, eine neue Sprache zu lernen. Viele Firmen sind international tätig und erwarten von ihren Mitarbeitenden, dass sie in diesem Rahmen auch kommunizieren können. Eine andere Sprache kann dir also eine gute Hilfe beim Erreichen deiner Ziele sein und dir einen großen Vorteil für deine Karriere verschaffen.

Rein ins private Vergnügen

Spätestens wenn du das erste Mal deine amerikanische Lieblingsserie im Original geguckt hast, wird dir klar: Filme und Serien gehen ab jetzt nur noch im Original. Ich hatte mein Aha-Erlebnis mit der Fernsehserie Friends. Plötzlich klang die deutsche Synchronisation komisch, die Stimmen wirkten unecht und die ausgedrückten Emotionen falsch. Allein dafür lohnt es sich, eine neue Sprache zu lernen. Aus purem Vergnügen am Film. Ganz nebenbei übst du die Grammatik, erweiterst durchs Zuhören deinen Wortschatz und schnappst typische Redewendungen auf.

Ähnlich erging es mir auch mit Musik. Als ich nach einem Sprachurlaub in Italien wieder zu Hause war, hörte ich plötzlich überall Italienisch. Im Radio lief der alte Hit Una festa sui prati von Adriano Celentano und ich verstand auf einmal ganz viel! Vorher hatte ich die einzelnen Wörter kaum auseinanderhalten können. Seitdem freue ich mich jedes Mal, wenn neben englischen oder deutschen Liedern auch ab und zu ein Song in einer anderen Sprache gespielt wird.

Keine Garantie für Perfektion

Die beste Nachricht kommt zum Schluss: Perfektion wird beim Sprachenlernen total überbewertet. Fehler werden, vor allem von Muttersprachlern, toleriert und durch ihr eigenes Sprachverständnis kompensiert. Das bedeutet, man muss eine Sprache nicht perfekt beherrschen, um verstanden zu werden. Indem man auch Fehler macht und diese vielleicht sogar zum Anlass für ein Gespräch mit einem Muttersprachler nimmt, lernt man schon. Das Sprechen über den Fehler allein hilft beim Lernen und man kann sich gleich viel besser merken, wie es korrekt heißt.

Ich habe sieben Sprachen gelernt oder bin gerade dabei. Einige spreche ich sehr gut, bei anderen habe ich nur geringe Grundkenntnisse. Dennoch empfinde ich jede Sprache, die ich gelernt habe, als eine Bereicherung für mein Leben. Die Erfahrungen, die ich mit jeder Sprache gemacht habe, und die Erkenntnisse, die ich über Land und Leute, die Sprache selbst und auch über mich gewinnen konnte, möchte ich nicht missen. Ich finde, jeder sollte eine neue Sprache lernen! Es lohnt sich.

 

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Jutta Naumann

Jutta Naumann ist in Dresden geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur zog es sie nach Madrid, Spanien, wo sie ein Jahr als Kindermädchen arbeitete, sich in das Land, die Bewohner und vor allem in die Sprache verliebte. Zurück in Deutschland studierte sie Spanische und Englische Philologie sowie Literaturwissenschaften an der Uni Potsdam. Heute lebt sie in Berlin, arbeitet bei Babbel und schreibt, wenn sie nicht gerade in der spanischsprachigen Welt unterwegs ist, über die Höhen und Tiefen beim Erlernen einer Fremdsprache.

Jutta Naumann ist in Dresden geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur zog es sie nach Madrid, Spanien, wo sie ein Jahr als Kindermädchen arbeitete, sich in das Land, die Bewohner und vor allem in die Sprache verliebte. Zurück in Deutschland studierte sie Spanische und Englische Philologie sowie Literaturwissenschaften an der Uni Potsdam. Heute lebt sie in Berlin, arbeitet bei Babbel und schreibt, wenn sie nicht gerade in der spanischsprachigen Welt unterwegs ist, über die Höhen und Tiefen beim Erlernen einer Fremdsprache.