Mit Lauten malen, welch schöne Vorstellung! Nichts anderes tun wir, wenn wir Töne von uns geben, die bei unserem Gegenüber Bilder entstehen lassen: Von einer zischschschenden Gans oder einem reisssenden Blatt Papier. Der Fachbegriff für Lautmalerei lautet Onomatopoesie. Einzelne lautmalerische Ausdrücke werden als Onomatopetika bezeichnet. Damit gemeint ist die Nachahmung von nicht-sprachlichen Lauten durch Sprache. Um zu beschreiben, wie ein Hahn kräht, können wir nicht selbst krähen, doch wir können es nachahmen: Kikeriki! Mit diesen Wörtern versuchen wir also, einen Eindruck davon zu erzeugen, wie ein nichtmenschlicher Laut klingt.
Worin unterscheiden sich lautmalerische Wörter?
Wir unterscheiden zwischen drei Arten von Lautmalerei:
- Wortbildende Onomatopoetika: Hier leitet sich aus dem ursprünglichen Geräusch ein eigenes Wort ab. „Zischen“ ist ein Beispiel dafür: Der „Sch“-Laut erinnert an ein Geräusch. Trotzdem handelt es um ein normales Verb, das wir zum Beispiel in die Vergangenheitsform setzen können.
- Interjektionen: Das sind Wörter, die zwar keine konkrete Bedeutung haben, aber doch etwas ausdrücken. Mit etlichen von ihnen können wir Laute malen, wie etwa mit Krach, Bumm und Bäng!
- Umschreibende Onomatopoetika: Wie der Name schon sagt, ahmen diese Wörter nicht das Geräusch selbst nach, sondern umschreiben es. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn wir einen Ton als „hölzern“ bezeichnen. Nun ja, das ist auch eher die hölzerne Variante der Lautmalerei.
Wer erst einmal die Ohren aufsperrt, entdeckt im Alltag eine ganze Menge von Wörtern, die Geräusche nachahmen. Wir haben für dich eine kleine Ausstellung mit einigen der schönsten Kunstwerke deutscher Lautmalerei vorbereitet. Ausprobieren ist herzlich erwünscht!
Unsere 10 liebsten deutschen Lautmalereien
Ohrenschmaus pur von Papperlapapp bis zu Kladderadatsch.
Papperlapapp
Jemand erzählt einen solchen Mist, dass dir schier die Worte fehlen? Für diesen Fall empfehlen wir ein herzhaftes Papperlapapp. Seit 1880 steht der Ausdruck im Rechtschreibduden. Die Silbe „Papp“ soll das Schmatzen nachahmen, welches kleine Kinder beim Breiessen von sich geben. Somit lässt sich der Ausdruck auf zwei Arten deuten: „Hör auf mit dem kindischen Gebrabbel!“ und „Es kommt nur Brei aus deinem Mund!“ Und so niedlich Papperlapapp auch klingt, dieses Feedback hört wohl niemand gern.
Wauwau
Ist dir das auch schon aufgefallen? Wenn Hunde in England bellen, machen sie nicht Wauwau, sondern bow-wow. In Polen klingen sie eher nach hau hau. Und spanische Hunde erkennst du an ihrem feurigen guau guau. Nun ja, nicht ganz. Kinder, die das Sprechen erst lernen, bezeichnen Dinge oft nach dem Klang, den sie von sich geben. So wird ein Motorrad zum Töfftöff und ein Hund zum Wauwau – das ist ja auch viel leichter zu merken. Je nach Ausgangssprache bestätigen die Eltern ihr Kind, indem sie sagen: Ein „Wauwau!“ oder Look, a bow-wow!
Piep
Was haben hungrige Vogelbabys und dein Wecker gemeinsam? Sie machen Piep, wenn sie Aufmerksamkeit wollen. Der Ausdruck imitiert einen hellen, pfeifenden Ton. Er klingt nach einem hilfsbedürftigen Wesen. Gleichzeitig nutzen viele Tiere hohe Töne, um einander vor Gefahren zu warnen. Ein Piepton sagt uns also, dass wir in irgendeiner Form gefragt sind, er macht uns wachsam. Und mal ehrlich, würdest morgens aus dem Bett kommen, wenn dein Wecker wohlig brummt?
Peng
Du gehst nichtsahnend an einem Spielplatz vorbei, da greift plötzlich ein Cowboy an. Du willst fliehen, doch spätestens nach dem Peng ist klar: Er hat dich erwischt. Nicht nur unter kleinen Cowboys und -girls ist der Ausdruck beliebt, auch in vielen Comics macht es häufig Peng! Damit ist nicht immer ein Schuss gemeint, eigentlich jede Art von Knall lässt sich damit darstellen. Längst ist aus dem Peng ein fester Ausdruck für etwas Unerwartetes geworden: Ich öffnete die Tür und – peng! – mein Leben stand auf dem Kopf. Dann vielleicht doch lieber ein Cowboy.
Knistern
Oh, welch heimeliges Geräusch. Sprich es langsam aus, erst den knackenden „K“-Laut, dann das stimmlose „S“. Knistern – mit ein wenig Fantasie siehst du jetzt ein Lagerfeuer oder ein glühendes Streichholz vor dir. Wer weniger romantisch veranlagt ist, denkt an synthetische Kleidung, die aus dem Trockner kommt. Denn auch bei elektrischer Ladung sprechen wir von Knistern. Der Ausdruck beschreibt ein helles, leise raschelndes Geräusch – und dies kann dir auf Abenteuern ebenso begegnen wie im Haushalt.
Flipflop
Flip-flop-flip-flop-flip-flop – so klingt der Sommer! Wie die Zehenstegschlappen zu ihrem Namen gekommen sind, liegt auf der Hand, oder vielmehr im Ohr. Und auch wenn es natürlich längst High-End-Varianten mit Textil- und Lederelementen gibt; die typischen Flipflops bestehen ausschließlich aus Kunststoff. Nur dann flippt und floppt es so schön. Ach ja, Kippschaltungen in elektronischen Geräten tragen ebenfalls den Namen Flipflop. Aber wer denkt da schon an Strand und Sonnenschein?
Tirilieren
„Alle Vögel sind schon da / alle Vögel, alle. / Welch ein Singen, Musizieren, / Pfeifen, Zwitschern, Tirilieren!“ In seinem Lied „Frühlings Ankunft“ wollte Heinrich Hoffmann von Fallersleben deutlich machen, wie vielfältig Vögel klingen – und wählte dafür das Verb tirilieren. Das ist sozusagen die aufgemotzte Version von Piep. Bekannt ist Fallersleben allerdings nicht nur für seine lautmalerischen Kinderlieder: Von ihm stammt unter anderem die, nun ja, eher erhabene deutsche Nationalhymne.
Blubbern
Stell dich vor den Spiegel und sag blubb-blubb-blubb. Dein Mund erinnert dabei an eine Soße, die im Kochtopf zu … blubbern beginnt! Eine Blase baut sich auf und entlädt sich mit einem dumpfen Platzen. Entsprechend bezeichnet der Ausdruck das Aufsteigen gasförmiger Blasen in einer Flüssigkeit, und zwar unabhängig davon, ob sie heiß ist und nach Tomatensoße schmeckt. Als Blubbern bezeichnen wir es auch, wenn jemand undeutlich redet – noch ein Grund, vor einer Rede auf Blubberwasser zu verzichten.
Kladderadatsch
Wenn ein Glas umfällt, macht es Klonk! Bei einem Buch vielleicht: Klatsch! Wie aber klingt ein Klavier, dass aus dem dritten Stock auf einen Porzellanladen stürzt? Kladderadatsch! In der Lautmalerei gehört dieser Begriff unserer Ansicht nach zu den ganz großen Kunstwerken. Er bezeichnet das Krachen und Klirren so eindrücklich, dass du das kakophonische Durcheinander vor Augen hast. Als Substantiv steht Kladderadatsch entsprechend für Chaos und Aufregung (Skandal! Ein Klavier ist herabgestürzt!). Größere Bekanntheit erlangte der Begriff 1848 durch eine gleichnamige, politisch-satirische Wochenschrift.
Jodeln
Nein, wir meinen nicht die App, wir meinen den Alm-Öhi, der vor prächtiger Bergkulisse zum Hollera-hidi anstimmt. Schon der Begriff Jodeln klingt mit verschluckter zweiter Silbe doch irgendwie urig. Er geht zurück auf den Jodelruf Jo und verbreitete sich erst im 19. Jahrhundert in der deutschen Sprache. Vorher tauchte er vor allem in Mundarten des Alpengebiets auf. Dort verständigten sich die Menschen früher über weite Entfernungen hinweg mit dem lauten Singsang. „Ahalles-Klario?“ – „Jo!“
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