Wie die Europäer Kaffee trinken – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Wusstest du, dass die Spanier, Franzosen und Finnen ganz anders Kaffee trinken als wir? Wir sind in verschiedene Länder gereist, um die verschiedenen Zubereitungsarten dieses köstlichen Getränks zu genießen.

Es ist kein Geheimnis, dass die meisten Menschen auf der Welt gern Kaffee trinken. Er ist warm, tröstlich, energiespendend und voller Tradition, egal, wo er zubereitet wird. Nachdem wir bereits die Kaffeenation schlechthin beleuchtet haben, wollen wir nun herausfinden, wie das schmackhafte Getränk auf dem Rest des europäischen Kontinents zubereitet wird.

Kaffee trinken in Europa: Das sind die Unterschiede

West- und Mitteleuropa

Deutschland ist einer der weltweit führenden Importeure, was Kaffee angeht. Um 1860 wurde Kaffee hier wegen seiner belebenden Eigenschaften als revolutionäres Getränk angesehen. Heutzutage trinken wir Deutschen viel davon, besonders Milchkaffee. Tollkühne Individuen sollten den Pharisäer probieren, der aus einem Viertel Kaffee, einem Stück Würfelzucker, zwei Kurzen Rum und Sahne gemacht wird. Und während wir uns bereits an unseren Eiskaffee aus Kaffee, Eiscreme und Sahne gewöhnt haben, wird dieser anderswo als ganz besondere Delikatesse angesehen. Denn in den meisten Ländern ist ein Eiskaffee oft nur Kaffee mit Eiswürfeln – das wirft doch gleich ein ganz anderes Licht auf unsere Kaffeespezialität, oder?

Bleiben wir doch gleich in der deutschsprachigen Welt. Wusstest du, dass das erste Kaffeehaus in Wien 1683 eröffnet wurde, um das Ende der erfolglosen Ottomanen-Besetzung der Stadt zu feiern? 1824 war die Kaffeekultur in Wien bereits fest verwurzelt und die Habsburger Aristokraten trafen sich im Café Frauenhuber, um sich Beethovens und Mozarts Kompositionen anzuhören. Zu den typischen Wiener Kaffeevarianten gehört Schwarzer – genau wie bei uns Kaffee ohne Milch – und Brauner, schwächerer Kaffee mit etwas Milchschaum. Wenn du etwas mehr Zeit mit deinem Kaffee verbringen willst, solltest du dir einen Verlängerten bestellen. Oder magst du es etwas reichhaltiger? Dann ist ein Kapuziner eine gute Option, denn der wird mit Schlagsahne serviert.

In Belgien ist die neapolitanische Tradition des caffè sospeso („aufgeschobenen Kaffees“, also ein Kaffee, den du bezahlst, falls später jemand kommt und sich keinen leisten kann) inzwischen sehr beliebt.

In den Niederlanden ist es dagegen immer die richtige Zeit für einen koffie verkeerd (wörtlich „verkehrten Kaffee“). Der Name kommt von dem Fakt, dass eine großzügige (vielleicht zu großzügige) Portion Milch zu diesem Kaffee hinzugefügt wird.

Wenn du in einem französischen Café eine simple Tasse Kaffee bestellst, wirst du einen verdünnten Kaffee in einer großen Tasse serviert bekommen. Wenn du nach etwas Ähnlichem wie dem traditionellen italienischen espresso macchiato suchst, bestell dir einen noisette. Und wenn du etwas Sahne statt Milch möchtest, ist der café-crème etwas für dich. Der café au lait wird gewöhnlich zur Frühstückszeit bestellt und ist das französische Äquivalent zum cappuccino.

Iberische Halbinsel

In Spanien kannst du einen café con leche mit viel Milch genießen. Wer süßen Kaffee trinken möchte, der bestellt sich einen café bombón, eine valencianische Spezialität, die inzwischen weit verbreitet ist. Sie wird aus gleichen Teilen kondensierter Milch und Kaffee gemacht. Interessant anzusehen ist sie ebenso, denn die Schichten aus Kaffee und Milch bleiben getrennt und sichtbar, da das Getränk in einem Glas serviert wird. Inzwischen genießen die spanischen abuelas („Omas“) wahrscheinlich einen Kaffee mit Schuss (oft Brandy oder Rum), der carajillo genannt wird. Warum versuchst du nicht im Sommer den café con hielo? Dieser besteht aus einem längeren Shot heißen Espresso mit zwei bis drei Eiswürfeln in einem separaten Glas. In Valencia wird das café del tiempo genannt und mit einer Scheibe Zitrone serviert.

Portugal hat eine langjährige Kaffeetradition, vor allem wegen der portugiesischen Kolonisatoren, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts in Brasilien ansiedelten und – unter anderem – dazu beitrugen, dass sich Kaffee weltweit verbreitete. Zwei relativ bekannte portugiesische Varianten des Heißgetränks sind der cimbalino, eine Art verlängerter Espresso, und der galão, ein Glas mit drei Teilen Milch und einem Teil Espresso.

Britische Inseln

Es ist allgemein bekannt, dass in England Tee das beliebteste Getränk ist. Falls die Engländer doch mal Kaffee trinken, ähnelt dieser sehr dem amerikanischen: entweder mit viel Sahne und Zucker, aromatisiertem Sirup oder sogar in löslicher Form, gemischt mit heißem Wasser in einer Tasse. Nicht gerade der außergewöhnlichste europäische Kaffee, aber dennoch beliebt.

Es gibt einige Geschichten und viele Varianten des klassischen Irish Coffee. Ein Klassiker ist irischer Whisky, eine Tasse Kaffee und brauner Zucker, zusammen mit kalter, frischer Schlagsahne. Diese süße Mischung wurde angeblich von Joe Sheridan, Koch in einem Restaurant im Flughafen Foynes – eines Vorläufers des heutigen Shannon International Airport – im Jahr 1943 zusammengebraut. Sheridan servierte diese Kaffeeversion zur Beruhigung für Passagiere, die sich auf transatlantische Flüge vorbereiteten. Denen, die fragten, ob so die Brasilianer Kaffee trinken, antwortet Sheridan: No, it’s Irish coffee!

Nordeuropa

Finnland schafft es locker auf die Liste der Länder, die pro Kopf am meisten Kaffee trinken – wahrscheinlich weil kaltes und dunkles Klima Hand in Hand mit warmen Getränken geht. Kaffee in Finnland wird meistens lang und sehr stark getrunken. Während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kaffee oft gepanscht, zum Beispiel mit Gerste, Roggen, Kaffeekraut, Rüben und anderen Wurzelgemüsen. Der leichte Filterkaffee heißt Kahvi und wird oft mit etwas Milch serviert. Er kommt in einer kuksa („Holztasse“) und passt gut zu pulla, einem süßen Brot.

Ein schwedischer Morgen ist nicht komplett ohne ein herzhaftes Frühstück und einer großzügigen Tasse Kaffee. Wie die Finnen sehen die Schweden das Kaffeetrinken als langgezogenes und angenehmes Ritual und werden sich statt eines Espressos meist für eine große und starke Tasse Kaffee mit Milch entscheiden. Wo wir gerade von Genießen und Ritualen reden: In Schweden gibt es das Wort fika, um einen Kaffeebesuch oder eine Kaffeepause auf der Arbeit (in diesem Fall: fikapaus) zu beschreiben. Das Wort kommt wahrscheinlich aus einer umgangssprachlichen Umdrehung der Silben von kaffi, einem alten schwedischen Wort für Kaffee. Fika wird von vielen Schweden in Ehre gehalten. In die Bäckerei (konditorier) zu gehen und ein fikabröd („süßes Brot“) zu genießen, ist ein Muss.

Dänemark ist keine Ausnahme, wenn es um eine blühende Kaffeekultur geht. Espresso ist eine beliebte Wahl, sowohl in Cafés als auch zum Mitnehmen. Es sollte gesagt werden, dass die Dänen im Gegensatz zu beispielsweise den Italienern eher eine milde Röstung bevorzugen.

Zum Abschluss kann eine etwas ungewöhnliche Art Kaffee zu trinken in Norwegen gefunden werden: karsk. Karsk wird von Bauern im Norden so getrunken: Du legst eine Münze in eine Tasse, gießt Kaffee darauf, bis die Münze nicht mehr sichtbar ist, und gießt dann eine Spirituose nach, bis die Münze wieder zu sehen ist.

Griechenland

In Griechenland wird der Kaffee auf besondere Art zubereitet: Die Methode kommt von einer Tradition aus dem Jemen, lange bevor Kaffee gefiltert wurde. Kaffee wird direkt in einer briki zubereitet, einem Messingkännchen, das oft mit Motiven dekoriert ist. Auf der Oberfläche bildet sich ein Schaum (kaimaki), der den Kaffee cremig macht und den kräftigen Geschmack abrundet. Dieser Schaum dient auch dazu, um zu messen, wie gut der Kaffee ist: Je mehr Schaum, desto besser. Sobald der Schaum überkocht, ist der Kaffee servierfertig.

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