Finde heraus, ob du synästhetisch bist – und lerne dabei 13+ nützliche englische Adjektive

Kann man Wörter schmecken und riechen? Die überraschende Antwort lautet: Ja! Wir erklären, was Synästhesie ist – und helfen dir herauszufinden, ob du Synästhetiker bist. Außerdem profitierst du davon mit über dreizehn super nützlichen Adjektiven auf Englisch!

Illustriert von Luz Achával Barral

Sprache kann köstlich sein! Meistens meinen wir mit einer solchen Aussage allerdings ein besonders gut geschriebenes Buch, das wir beim Lesen voll und ganz genießen, oder einen einmaligen Wortwitz, dessen Pointe eine glatte Punktlandung ist. Wusstest du aber, dass es Menschen mit einer besonderen Wahrnehmung gibt, für die Wörter tatsächlich einen Geschmack haben – oder auch eine Temperatur, einen bestimmten Ton oder eine Farbe? So kann ein einfaches Wort wie Fahrrad beispielsweise nach Kiwi schmecken oder gelb aussehen.

Der Grund für dieses Phänomen sind keine Halluzinationen, sondern eine Variation der neurophysiologischen Prozesse. Sogenannte Synästhetiker verfügen über eine Kopplung von Sinneseindrücken, wodurch bei der Verarbeitung von einem Reiz nicht nur einer unserer menschlichen Sinne (Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Tasten) reagiert, sondern gleich mehrere zusammen. Kurz: Synästhetiker erleben mehr.

Der Begriff der Synästhesie stammt aus dem Altgriechischen und bezeichnet akkurat, was beim Vorgang passiert: syn heißt „zusammen“ und aisthanomai bedeutet „empfinden, wahrnehmen“. Die Faszination für Synästhesie reicht von der Forschung bis in die Kunst, was dazu führt, dass wir viel über diesen Zustand – und dessen verschiedene Variationen – wissen, aber unsere Neugier trotzdem noch nicht voll ausgeschöpft ist! Kein Wunder, denn je nach Kombinationsmöglichkeiten unserer Sinne unterscheiden wir bis zu dreißig verschiedene Synästhesien voneinander, wie beispielsweise die bekannte Wort-Farb-Synästhesie. Hinzu kommen die unterschiedlichen Ursachen für Synästhesie: In den meisten Fällen ist sie genetisch bedingt, sie kann aber auch zufällig und sogar zu einem späteren Zeitpunkt im Leben auftreten!

Wie kannst du nun also herausfinden, ob du Synästhetiker bist?

Durch Synästhesie kann die englische Vokabel „sweet“ zuckersüß schmecken, blassrosa aussehen oder sich wie eine Sommerbrise anfühlen.

Sprache erweist sich als hervorragendes Mittel, um Synästhesie zu diagnostizieren, da in diesem Medium bereits mehrere Sinne involviert werden: Schrift können wir sehen, Laute können wir hören, Sprache können wir motorisch umsetzen (Tastsinn).

Diese drei sprachrelevanten Punkte geben dir Aufschluss darüber, ob du synästhetisch bist:

1. Kriterium: Buchstaben und Wörter

Sowohl das Alphabet als auch Wörter in der Muttersprache lösen bei der natürlichen, angeborenen Synästhesie individuelle und unveränderliche Sinneseindrücke aus – zusätzlich zum eigentlichen Informationsgehalt. Das heißt, der Buchstabe „t“ erscheint dem einen Synästhetiker immer bordeauxrot, der andere nimmt ihn grün wahr. Frage dich einmal, ob du eine bestimmte Farbe oder einen bestimmten Klang mit deinem eigenen Namen assoziierst.

2. Kriterium: Metaphern und Redewendungen

Gefühlsbasierte Synästhesien werden durch Metaphern, Redewendungen und Sprachbilder ausgelöst. Demnach wird poetische Sprache nicht nur in ihren semantischen Sinn übersetzt, sondern geht auch mit zusätzlichen Gefühlen oder Assoziationen einher. Im Übrigen gibt es daher in der Rhetorik auch das Stilmittel Synästhesie, bei dem üblicherweise getrennte Sinneseindrücke gleichzeitig genannt werden, wie in Süßer die Glocken nie klingen. In der Literatur treten diese Stilmittel besonders prominent auf, wenn die Versinnlichung des menschlichen Lebens thematisiert wird sowie Eindeutigkeit und singuläre Wahrheit abgestritten werden – also beispielsweise in der Romantik oder im Expressionismus. Frage dich einmal, wie du dich bei Trakls Gedicht Im Winter fühlst.

3. Kriterium: Fremdsprachen lernen

Auch wenn sich Synästhesien von Mensch zu Mensch unterscheiden, kann sich ein Synästhetiker auch nach einiger Zeit noch an die genaue Form erinnern und sie genau beschreiben. Im Fall einer Fremdsprache, wie dem Englischen, empfindet ein Synästhetiker beim Erlernen der Wochentage beispielsweise Friday unmittelbar als kühl oder sieht das Wort lilafarben. Die verstärkte Aktivierung der Sinne verankert die Vokabel besser im Gedächtnis. Die Assoziation mehrerer Sinneseindrücke gleichzeitig ist somit auch eine verbreitete Mnemotechnik, also eine Merkhilfe für ein effizienteres Lernen. Wenn du also neue Vokabeln nicht bereits synästhetisch wahrnimmst, ist es hilfreich, diese zum Beispiel farblich aufzuschreiben und laut aufzusagen, um dadurch mehr als einen Sinn zu aktivieren.

Selbst wenn du kein Synästhetiker bist, besitzt du vermutlich synästhetische Veranlagungen.

Halte dich fest: Die Chancen stehen hoch, dass du selbst eine synästhetische Tendenz hast, die sich in deiner Wortwahl zeigt! Du hebst zweifelnd die Augenbraue? Dann stell dich auf dein Aha-Erlebnis ein. Am Beispiel von über dreizehn super nützlichen englischen Adjektiven beweisen wir, dass unsere Umgangssprache synästhetisch ausgerichtet ist und sich folglich nicht auf einen Sinn beschränken lässt. Im Umkehrschluss macht diese Liste dein Englischlernen super effizient: Beherrschst du eines dieser Adjektive, kannst du es bereits in mehreren Erfahrungskontexten benutzen!

Diese 13 englischen Adjektive sind praktisch, da du sie für verschiedene Sinneswahrnehmungen benutzen kannst:

Adjektiv 1: sweet, „süß, lieblich“

Synästhetisches Potenzial:

Ohne Frage ist sweet die richtige Wortwahl, um Schokolade zu beschreiben. Darüber hinaus ist es geläufig, mitfühlendes und liebenswertes Benehmen als sweet zu bezeichnen – ähnlich wie wir im Deutschen eine warme Geste wertschätzen. Wenn du deiner englischen Freundin ein Kompliment machen möchtest, kannst du außerdem ihr gelungenes optisches Auftreten, ihren wohlriechenden Duft oder ihren angenehmen Stimmklang als sweet deklarieren.

Adjektiv 2: soft, „weich, schwach“

Synästhetisches Potenzial:

Traditionell beziehst du soft auf dein Tastempfinden, wie bei soft skin. Bei einem Spaziergang über das schottische Moor kannst du dich aber auch am Anblick des soft light erfreuen oder das angenehme Windrauschen als soft sound wahrnehmen.

Adjektiv 3: sharp, „scharf, spitz“

Synästhetisches Potenzial:

Bleiben wir noch einen Moment in Schottland und stellen uns vor, du willst das Szenario fotografieren. Selbstverständlich ist hier das beste Bild sharp, der Fokus also perfekt eingestellt. Beim Wandern kommt auch ein sharp knife gut, obwohl du da beim Tasten vorsichtig sein solltest. Und wenn du das Nationalgericht Haggis verköstigst, mag dir der Geschmack von gesalzenem Schafsmagen sharp vorkommen.

Adjektiv 4: tangy, „spritzig, würzig, scharf“

Synästhetisches Potenzial:

In der Küche ist tangy ein viel benutztes Adjektiv, da es etwas vage einen würzigen Geschmack bezeichnet. Im Zweifelsfall lieber beim Kochpartner klären, ob das zu viel des Guten ist. Hier stimmt der Geschmack mit dem Geruch überein: Wenn das Essen würzig riecht, kommt dir das Adjektiv gerade recht.

Adjektiv 5: tart, „schneidend, sauer, herb“

Synästhetisches Potenzial:

Bei einer englischsprachigen Weinprobe kannst du dich mit diesem Adjektiv schnell als Connaisseur entpuppen: tart wine hat im Nachgeschmack eine Säurenote. Alte Weine kannst du übrigens auch an ihrem tart bouquet erschnuppern. Ebenso kannst du einen sauren Apfel als tart apple bezeichnen – nicht zu verwechseln mit apple tart, dem Apfelkuchen. Falls jemand übrigens deinen selbstgebackenen apple tart nicht wertschätzt, ist das a tart manner.

Adjektiv 6: bitter, „bitter, schmerzlich“

Synästhetisches Potenzial:

Bitter ist mit beißen verwandt, wodurch die physische Komponente dieses Sinneseindrucks betont wird. Auch heute verziehst du automatisch dein Gesicht beim bitteren Geschmack. Nicht nur Geschmack und Motorik sind betroffen; im Englischen wie im Deutschen bezeichnet bitter auch einen zähen und verbitterten zwischenmenschlichen Gemütszustand, wie in the filibuster ensures a bitter fight.

Adjektiv 7: pungent, „beißend, stechend, scharf“

Synästhetisches Potenzial:

Insbesondere im Zusammenhang mit Essen ist dieses Adjektiv negativ aufgeladen. Wenn etwas ätzend riecht oder sehr penetrant schmeckt, liegst du mit dieser Wortwahl sicherlich nicht falsch. Mittlerweile wird pungent umgangssprachlich aber auch bei provokativer, emotionaler Intention genutzt, wie beispielsweise This pungent satire shares its take on Trump’s politics.

Adjektiv 8: repulsive, „abstoßend, widerwärtig“

Synästhetisches Potenzial:

Obacht beim Benutzen dieses Adjektivs, da es aufgrund seiner starken negativen Konnotation für absolut abstoßende Wahrnehmungen aller Art reserviert ist – von ekligem Essen bis zu entwürdigendem, respektlosem Benehmen.

Adjektiv 9: delicious, „köstlich, herrlich“

Synästhetisches Potenzial:

Wenden wir uns nun einem durch und durch positiv konnotierten Adjektiv zu, das du gerne häufig benutzen darfst. Jede Wahrnehmung, die dir große Freude macht, kannst du als delicious wertschätzen; sei es eine Mahlzeit, ein Ausblick, ein Geruch, aber auch eine Geschichte oder eine Person. Wenn du außerdem all diese Adjektive meisterst und eloquent nutzt, loben wir dich für deine delicious expressions.

Adjektiv 10: fragrant, „duftend“

Synästhetisches Potenzial:

Benutze fragrant für alle wohlriechenden Düfte. Etwas seltener verbreitet, aber umso poetischer ist die Benutzung von fragrant für eine emotionale Tasterfahrung. Du bleibst mit einem fragrant kiss sicherlich in Erinnerung.

Adjektiv 11: blue, „blau, traurig“

Synästhetisches Potenzial:

Selbstverständlich eignen sich alle Farbadjektive für visuelle Eindrücke. Bei blue kommt allerdings noch die kulturelle Konnotation der Blues-Bewegung hinzu, sodass blue musikalisch hörbar ist und umgangssprachlich auch ein trauriges, melancholisches Gemüt bezeichnet. Nützlich ist es übrigens zu wissen, dass in den USA blue die Farbe der Demokraten und somit auch im politischen Kontext anwendbar ist. Außerdem bezeichnet in englischsprachigen Ländern blue-collar diejenigen Arbeiter, die ein Handwerk ausüben oder in der Industrie arbeiten und blaue Schutzkleidung tragen.

Adjektiv 12: green, „grün, saftig, unerfahren“

Synästhetisches Potenzial:

Wenn du dich im englischsprachigen Ausland über einen Salat hinweg mit einem Erstsemestler unterhältst, wirst du vielleicht mehr als einmal an dieses Adjektiv denken. Über den gesunden Tellerrand hinaus bezeichnet green traditionell eine umweltbewusste Lebensweise und eine politisch links ausgerichtete Meinung. Aber Obacht! Wenn du dein Gegenüber im Kontext der Lebenserfahrung als green verlachst, wirfst du ihm vor, naiv zu sein – oder du deklarierst ihn in einem gewissen Bereich als greenhorn, als kompletten Anfänger.

Adjektiv 13: smoky, „rauchig, verräuchert“

Synästhetisches Potenzial:

An dieser Stelle müssen wir erstmal eine Ernüchterung bezüglich des menschlichen Geruchsinns einräumen. Wenn du nicht zufällig eine herausragende Nase – im metaphorischen Sinne – hast, wirst du Probleme haben, Gerüche akkurat zu beschreiben. Dieses Adjektiv erweist sich in solchen Fällen als sehr hilfreich, um rauchige Geruchsnoten, aber auch einen rauchigen Geschmack in Worte fassen zu können.

Bonus Adjektiv: crisp, „frisch, knusprig, knackig, spröde, gewellt, lebendig“

Synästhetisches Potenzial:

Willkommen zu den vielen Einsatzmöglichkeiten dieses kleinen Wunderworts! Zu einem Empfang ziehst du ein offizielles, sich steif anfühlendes crisp white shirt an. Vorsicht, wenn du dann einen crisp crumble pie isst, damit du dich nicht vollkrümelst. Wahrscheinlich wirst du auf der Terrasse in der crisp winter air leicht frösteln. Deinem Gesprächspartner bietest du crisp wine, also einen trockenen, leicht säuerlichen Weißwein, an. Zu guter Letzt kannst du auch eine besonders geistreiche Erzählung mit einem Augenzwinkern als crisp tale of lies entpuppen – aber benutze dies auf keinen Fall für unsere kleine Einführung in die Synästhesie!

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