Wie schwer ist es für zwei Briten, Österreichisch zu lernen?

Zwei Briten, die seit Jahren in Deutschland leben, versuchen sich daran, Österreichisch zu lernen. Wie die beiden überhaupt auf den Gedanken kommen – und ob sie dann auch nach wenigen Stunden Österreichisch sprechen können, erfährst du hier.
Khaliat Nahal

Ich lebe seit sechs Jahren in Deutschland und mit ziemlicher Sicherheit darf ich behaupten, dass ich gut Deutsch sprechen kann. Möchtest du, dass ich mit dem Hausmeister über die kaputte Dusche in der WG spreche? Kein Problem. Kann ich dir beim Feilschen auf dem Flohmarkt helfen, weil du den Vintage-Charakter des alten Wandschranks anzweifelst? Ich bin zur Stelle. Seitdem ich in Berlin wohne, benutze ich sogar die Berliner Schnauze und überrasche meine Mitmenschen gern mit einem vielleicht seltsam klingenden ick oder dit. Kurz: Ich fühle mich wohl in der deutschen Sprache – außer, wenn es um Schwäbisch oder Bayrisch geht, aber das ist Material für einen anderen Artikel.

Mein Kollege Ed teilt meine Erfahrungen: Auch er lebt seit Jahren in Deutschland und gehört zu den Menschen, die weiter mit einem Deutsch reden, auch wenn man schon erraten hat, dass Ed aus England kommt. Als Ed also eines Tages nach einem Arztbesuch auf die Arbeit kam und ich ihn fragte, wie es denn um ihn steht, verstand ich also nicht gleich, warum Ed meine Frage nicht so recht beantworten konnte.

„Ich habe den Arzt wirklich nicht verstehen können. Er war Österreicher“, meinte Ed. Schnell war uns beiden klar: Um herauszufinden, ob Ed gesund oder krank war, mussten wir beide Österreichisch lernen. Und außerdem würde ich so meiner ungesunden Schnitzel-Lust frönen – und Lederhosen wollte ich schon immer mal anprobieren.

Was wollen wir da eigentlich lernen?

Das Österreichische unterscheidet sich vom Deutschen zum einen im Vokabular. Im Österreichischen tauchen eine Anzahl charmanter Wörter auf, die (zunächst zumindest) ganz eingängig scheinen: So gibt es heuer für „dieses Jahr“ – ganz ähnlich wie heute für „diesen Tag“.

Unsere österreichische Bekannte Isabella wollte uns ihr Österreichisch beibringen, das in den Straßen Salzburgs gesprochen wird. Dieses Angebot konnten wir natürlich nicht ausschlagen. So kamen wir unserem geheimen Wunsch einen (Tanz-)Schritt näher, beim nächsten Schuhplattler hemmungslos einsteigen zu können. Um danach leicht schwitzend im österreichischen Bierzelt einen Platz am Stammtisch einzunehmen und uns über ein Maß hinweg erfolgreich auf Österreichisch zu unterhalten. Was genau haben wir also südlich des Weißwurstäquators gelernt?

Drei Schritte, um österreichisch zu klingen

Schritt 1: Sprich alles niedlich aus

Irgendwie dachte ich, dass Österreichisch eine laute Sprache sei, aber das Gegenteil trifft zu. Die Aussprache ist weicher und stimmhafter als die deutsche Sprachvariante. Isabella spricht beispielsweise das standarddeutsche ein bisschen mit einem stimmhaften „s“ in der Mitte aus. Meinen britischen Ohren schmeichelt dieser [z]-Laut. Wirkt da nicht alles niedlicher und kleiner?

Auch der Abschiedsgruß ist so süß, dass man sich gar nicht verabschieden möchte. Statt einem entschiedenen „Tschüss!“ winken Österreicher mit einem sanften „Baba!“, das mir noch lange nachklingt. Erinnert das nicht an erste Baby-Worte? Könnte Baba nicht der zuckersüße Cousin des britischen Bye bye sein? Ich bin entzückt!

Schritt 2: Umgehe alle falschen Freunde

Das Österreichische wimmelt nur so vor falschen Freunden. Versuch bloß nicht, mit deinen Deutschkenntnissen (geschweige denn mit meinen Zweitsprachkenntnissen) die Bedeutung dieser Begriffe erraten zu wollen! Das kann nur zu saftigen Lachern führen.

Nehmen wir zum Beispiel das Wort Reparaturseidl. Ed und ich gingen das Enigma logisch an und brachen die beiden Teile zunächst auseinander. Hier haben wir Reparatur-, das muss also mit reparieren zu tun haben. Boom! Isabella nickte langsam. Und dann bleibt noch -seidl übrig. Vielleicht ist -seidl ein Sattel? Ist ein Reparaturseidl also etwas, womit man … Pferde … repariert? Hey, ich gebe mein Bestes hier!

Nein, ein Reparaturseidl ist das Bier, das du am Morgen nach einer durchzechten Nacht trinkst, um dich vor einem üblen Kater zu bewahren. Weder ist diese Diät zu empfehlen, noch ist das Wort durchschaubar. Und dennoch könnte nichts britischer sein, als Sorgen und Übel in einem Bier zu ertränken. Ed und ich mussten nur einen Blick wechseln, um zu entscheiden, dass wir über die Ursprünge des britischen Pendants hair of the dog an dieser Stelle lieber nicht rätseln wollen.

Schritt 3: Und noch einmal mit Schwung

Ich tue in den kommenden Sätzen bestimmt den Norddeutschen Unrecht – aber so ehrlich und bodenständig sie auch sind, wirklich peppig sind sie selten. Nun, die Österreicher, denen ich bisher begegnet bin, sind hoch motiviert. Wie sonst könnte man auch eine erschlagende Portion Schweinshaxe verschlingen und dann noch Berge besteigen?

Isabella verriet uns die beiden zentralen Sprüche, um in die Gänge zu kommen. Mit einem feierlichen „Sammas!“ stehen auch die Letzten vom Sofa auf, um die weiteren Stunden in der Frischluft zu verbringen. Einem saftigen „Pock mas!“ hat auch noch keiner widersprechen können. Ed und ich üben kräftig eine möglichst überzeugende Variante von „Sammas!“ und „Pock mas!“.

Sind wir jetzt schon Österreicher?

Um ehrlich zu sein, war ich zu Beginn sicher, dass ich mit meiner zarten britischen Aussprache niemals das Österreichische meistern könnte. Ich war mir nicht einmal wirklich sicher, wie Österreichisch klingen soll. Ich stellte mir vor, große bärtige Männer würden sich von einem Berg zum anderen etwas zurufen. Da lag ich wohl völlig daneben! Dennoch war dieser Einblick so motivierend, dass Ed und ich uns sicher genug fühlten, einige Höhenmeter zu erklimmen – sei es nun vor einem Greenscreen oder nicht.

Ausgerüstet mit einigen wunderbar bizarren österreichischen Vokabeln und den richtig wichtigen Ausdrücken fühlen wir uns dem Österreichischen deutlich näher. Die wichtigste Lektion, die wir gelernt haben, ist allerdings, alles mit einem strahlenden Lächeln und einer positiven Mentalität zu sagen. Österreichisch zu lernen ist, als würde ich mich mit einem breit grinsenden, sportlichen und leicht wahnsinnigen Menschen anfreunden. Alles wird schnell ausgesprochen, während ich etwas hinterherhinke. So schlimm ist es aber auch nicht, denn ich will wirklich einfach nur gut gelaunt dabei sein. So ansteckend kann die österreichische Mentalität sein!

Wenn du also auch den Staub von deinen Wanderschuhen abklopfst, um dich in Tirol dem österreichischen Sprachtest zu unterziehen, dann glaub mir, dass du absolut nicht besorgt sein musst! Pock mas!

Lerne eine Sprache mit Babbel
Pock mas!
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David Sumner

David Sumner kommt aus einer kleinen Küstenstadt in Devon (dem Teil von England, der so ländlich ist, dass er Tolkiens Auenland in den Schatten stellt) und lebt seit 2010 in Berlin. Nachdem er seinen Master in Politikwissenschaft an der Universität Potsdam absolviert hatte, fing er bei Babbel an, um seine Probleme mit dem und Einblicke in das Sprachenlernen zu teilen. Wenn er nicht gerade den Döner-angetriebenen Berliner Traum lebt, geht er zu isländischem Keyboardrock ab, spielt Drums wie Tier von den Muppets und flieht so oft er kann in die Alpen.

David Sumner kommt aus einer kleinen Küstenstadt in Devon (dem Teil von England, der so ländlich ist, dass er Tolkiens Auenland in den Schatten stellt) und lebt seit 2010 in Berlin. Nachdem er seinen Master in Politikwissenschaft an der Universität Potsdam absolviert hatte, fing er bei Babbel an, um seine Probleme mit dem und Einblicke in das Sprachenlernen zu teilen. Wenn er nicht gerade den Döner-angetriebenen Berliner Traum lebt, geht er zu isländischem Keyboardrock ab, spielt Drums wie Tier von den Muppets und flieht so oft er kann in die Alpen.