Wie schwer ist es, Österreichisch zu lernen?  

Mach dich bereit für deinen nächsten Österreichurlaub!
Panoramablick auf Hallstatt in Österreich

Vielleicht planst du einen Abstecher ins wunderschöne Wien oder eine Reise nach Kärnten, bekannt für seine atemberaubenden Seen und Berge und fragst dich, wie schwer es eigentlich ist, Österreichisch zu lernen, wenn man bereits Deutsch spricht. Auf den ersten Blick mag das einfach klingen, doch die Realität ist oft komplexer. Obwohl Österreichisch eine Varietät des Deutschen ist, gibt es einige Unterschiede, die sich in der Grammatik, dem Vokabular, aber auch der Aussprache zeigen. In diesem Artikel schauen wir uns diese Besonderheiten genauer an und gehen der Frage nach, wie schwierig es wirklich ist, die Varietät zu lernen. 

Österreichischlernen für Anfänger:innen

Möglicherweise fragst du dich, ob du wirklich als Anfänger:in durchgehst, wenn du schon Deutsch sprichst. Falls du aus Bayern kommst, kann es durchaus leichter für dich sein als für jemanden aus Norddeutschland, da die bayerische Aussprache durchaus Ähnlichkeiten mit dem Österreichischen aufweist. Schauen wir uns das genauer an.

Österreichisches Vokabular: Die kleinen, aber feinen Unterschiede

Eines der ersten Dinge, die dir beim Hören des österreichischen Deutsch auffallen werden, ist das Vokabular. Im Österreichischen tauchen eine Anzahl charmanter Wörter auf, die (zunächst zumindest) ganz eingängig scheinen: So gibt es heuer für „dieses Jahr“ – was schnell an „heute“ erinnert. Viele alltägliche Begriffe unterscheiden sich, wie du siehst, aber von denen im Hochdeutschen. Diese Unterschiede mögen dir klein vorkommen, aber sie haben es teilweise ganz schön in sich und können hier und da zu lustigen Missverständnissen führen. 

Wenn du beispielsweise Österreicher:innen über ein Reparaturseidl sprechen hörst, erzählen sie dabei gerade nicht von ihrer letzten Autopanne, sondern meinen das Bier, dass sie am Morgen nach ihrer durchzechten Nacht getrunken haben, um sich vor einem üblen Kater zu bewahren – das klassische Konterbier also. Weder ist diese Lebensweise zu empfehlen, noch ist das Wort leicht zu erraten. Auf diese sogenannten Austriazismen gehen wir später aber nochmal gesondert ein, denn die haben einige Unterschiede zu bieten!

Die österreichische Aussprache: Der melodische Klang

Im Vergleich zum Standarddeutschen klingen die österreichischen Varietäten melodischer und stimmhafter. Zum einen wird oft die erste Silbe stärker betont, was dem Wort einen anderen Rhythmus verleiht und zum anderen werden weichere Konsonanten verwendet. 

Ein Beispiel ist die Aussprache des „k“, das in Österreich oft wie ein weiches „ch“ klingt. Zudem werden Vokale oft länger und gedehnter ausgesprochen. Zum Beispiel wird das „a“ in „Tag“ länger gezogen als im Hochdeutschen. Hör dir doch mal ein paar österreichische Podcasts oder YouTube-Videos an, um die Unterschiede besser zu verstehen!

Die österreichischen Dialekte – Eine Welt für sich

Österreich ist bekannt für seine Vielzahl an Dialekten, die von Region zu Region stark variieren können. Sie können selbst für Muttersprachler:innen eine Herausforderung darstellen. Hier sind einige der bekanntesten Dialekte:

  • Wienerisch: Der Dialekt der Hauptstadt, bekannt für seine charmante und oft humorvolle Art. Spannend ist, dass Wienerisch viele Einflüsse aus dem Jiddischen und dem Tschechischen aufweist.
  • Steirisch: Der Dialekt der Steiermark ist für seine weichen und gedehnten Vokale bekannt.
  • Tirolerisch: Er gilt oft als einer der schwersten, weil er viele einzigartige Wörter und Ausdrücke enthält.
  • Vorarlbergerisch:  Vorarlbergerisch unterscheidet sich stark von den anderen österreichischen Dialekten und ähnelt eher den alemannischen Dialekten, die in der Schweiz und im südwestlichen Deutschland gesprochen werden.

Die grammatikalischen Besonderheiten der österreichischen Varietät 

Im österreichischen Deutsch treten bei zusammengesetzten Hauptwörtern oft Fugenlaute auf, die im Standarddeutschen nicht vorkommen: „Zugsverspätung“ statt „Zugverspätung“ und „Schweinsbraten“ statt „Schweinebraten“. 

Auffällig ist aber auch, dass es Unterschiede bei der Konjugation gibt. Zum Beispiel wird die zweite Person Plural im Präsens und Perfekt oft mit der Endung -ts versehen. Ein Beispiel ist „Habts (ihr) das gesehen?“.

Zudem werden dir schnell Unterschiede beim Gebrauch des Partizip Perfekts auffallen. Im österreichischen Gebrauch wird das Partizip Perfekt bei einigen Verben mit der Endung -(e)n statt -(e)t gebildet, z. B. „geschalten“ statt „geschaltet“. Umgekehrt wird beim Verb „hauen“ die schwache Konjugation mit der Endung -t verwendet, z. B. „gehaut statt „gehauen“.

Austriazismen

Wie angekündigt, schauen wir uns die möglichen Stolpersteine für Deutschsprechende noch einmal genauer an: die sogenannten „Austriazismen”. Austriazismen sind spezielle sprachliche Eigenheiten des österreichischen Deutsch. Sie beinhalten Wörter, Ausdrücke und Redewendungen, die in Österreich gebräuchlich sind, in anderen deutschsprachigen Ländern wie Deutschland oder der Schweiz aber entweder nicht bekannt sind oder eine andere Bedeutung haben. Hier findest du einige Beispiele:

  1. Sackerl statt Tüte
  2. Paradeiser statt Tomate
  3. Marille statt Aprikose
  4. Topfen statt Quark
  5. Melanzani statt Aubergine
  6. Faschiertes statt Hackfleisch
  7. Obers statt Sahne
  8. Karfiol statt Blumenkohl
  9. Erdäpfel statt Kartoffeln
  10. Schnürlsamt statt Cord
  11. Gelse statt Mücke
  12. Polster statt Kissen
  13. Fenstertag statt Brückentag
  14. Jänner statt Januar
  15. Mistkübel statt Abfalleimer
  16. Beistrich statt Komma

Übrigens ein weiterer Unterschied: Beim Abschied winken Österreicher:innen in der Regel statt mit einem entschiedenen „Tschüss!“ mit einem sanften „Baba!“

Was wir festhalten können:

Österreichisch zu lernen, wenn man bereits Deutsch spricht, ist definitiv nicht die Herausforderung schlechthin, aber die Varietät hält doch einige Besonderheiten bereit. Gerade weil sie dem Standarddeutsch ähnlich ist, können schnell falsche Schlüsse gezogen werden. Die Unterschiede im Vokabular, in der Aussprache und in den Dialekten machen das österreichische Deutsch aber genau deshalb zu einer faszinierenden Sprachvariante. 

Wenn du tiefer eintauchen möchtest, schau dir zum Einstieg ein paar Filme auf Österreichisch an oder hör dir Songs an, um ein Gefühl für die Sprache zu bekommen. Und keine Sorge, wenn du mal ins Fettnäpfchen trittst – das gehört zum Lernprozess dazu. Schließlich ist es doch viel lustiger, wenn du statt einer Tüte ein Sackerl verlangst und die Einheimischen zum Schmunzeln bringst.

Dann bist du schnell bereit, dich dem österreichischen Sprachtest zu unterziehen. Und wer weiß, vielleicht wirst du bald selbst mit einem charmanten „Baba!“ oder auf ein Reparaturseidl eingeladen!

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David Sumner

David Sumner kommt aus einer kleinen Küstenstadt in Devon (dem Teil von England, der so ländlich ist, dass er Tolkiens Auenland in den Schatten stellt) und lebt seit 2010 in Berlin. Nachdem er seinen Master in Politikwissenschaft an der Universität Potsdam absolviert hatte, fing er bei Babbel an, um seine Probleme mit dem und Einblicke in das Sprachenlernen zu teilen. Wenn er nicht gerade den Döner-angetriebenen Berliner Traum lebt, geht er zu isländischem Keyboardrock ab, spielt Drums wie Tier von den Muppets und flieht so oft er kann in die Alpen.

David Sumner kommt aus einer kleinen Küstenstadt in Devon (dem Teil von England, der so ländlich ist, dass er Tolkiens Auenland in den Schatten stellt) und lebt seit 2010 in Berlin. Nachdem er seinen Master in Politikwissenschaft an der Universität Potsdam absolviert hatte, fing er bei Babbel an, um seine Probleme mit dem und Einblicke in das Sprachenlernen zu teilen. Wenn er nicht gerade den Döner-angetriebenen Berliner Traum lebt, geht er zu isländischem Keyboardrock ab, spielt Drums wie Tier von den Muppets und flieht so oft er kann in die Alpen.