Was ist der Schwa-Laut?

Schwas ist eigentlich dieser Schwa-Laut?
Schwa-Laut

Das englische Alphabet hat fünf Vokale: A, E, I, O, U (und ja, manchmal vielleicht auch Y). Aber du musst einem Englischsprecher gar nicht lange zuhören, um zu merken, dass diese Buchstaben gar nicht alle Vokallaute des gesprochenen Englisch beschreiben. Um nur einige von Millionen von Beispielen zu nennen: Der Buchstabe O klingt in coop („Knast“), cope („Bewältigen“) und cop („Polizist“) jeweils ganz anders. Genauso kennst du es ja auch aus dem Deutschen, wenn du dir das O in „Bote“ und „Motte“ anschaust. Diese Vokalvielfalt kann Englischlernen (und übrigens auch Deutschlernen) zu einer echten Herausforderung machen. Und da gibt es einen Laut, den beide Sprachen haben und der ganz besonders verwirrend ist: das Schwa, oder auch ə. Obwohl es sich nach einem unwichtigen Laut anhört, kann das Schwa dir jede Menge über Aussprache und die Schwierigkeiten beim Lernen einer neuen Sprache beibringen.

Was ist der Schwa-Laut?

Du weißt genau, wie du einen Vokallaut äußern kannst. Das machst du schon dein ganzes Leben lang. Du musst nicht lange darüber nachdenken, wie du nun a, e, i, o oder u sagst. Aber hast du schon mal darauf geachtet, wie dein Mund diese Laute formt? Es gibt sogar ein Schaubild, in dem genau das dargestellt ist.

Lass dich nicht davon abschrecken, dass diese Grafik vielleicht ein wenig kompliziert aussieht! Ja, da sind viele unverständliche Symbole und das Ganze sieht etwas komisch aus, aber eigentlich ist es gar nicht so schwer zu verstehen.

Zunächst einmal musst du wissen, dass hier alle Vokale abgebildet sind, die es gibt. Aber keine Sprache verwendet alle existierenden Vokale. Amerikanisches Englisch hat zum Beispiel 14 Vokale (verschiedene Dialekte und andere Faktoren lassen die Anzahl leicht schwanken). Für Standardenglisch sieht das Schaubild also eher so aus:

Obwohl es sich nach einem unwichtigen Laut anhört, kann das Schwa dir jede Menge über Aussprache und die Schwierigkeiten beim Lernen einer neuen Sprache beibringen.

Na gut, vielleicht immer noch ein bisschen verwirrend. Kann ich verstehen. Teilweise liegt das daran, dass die Symbole, die in diesem Schaubild verwendet werden, aus dem Internationalen Phonetischen Alphabet, kurz IPA, stammen. Wie bereits erwähnt erfasst nämlich das lateinische Alphabet nicht alle Laute, die wir Menschen äußern. Um die Lücken zu schließen, wurde das IPA entwickelt, das logischerweise mehr Symbole braucht, um alle Laute darstellen zu können (wobei selbst das IPA noch Mängel hat). Welcher Laut zu welchem Symbol gehört, sieht man am besten auf der interaktiven IPA-Tabelle.

Aber was genau stellt dieses Schaubild denn dar? Nun, dieses komisch geformte Gitter ist eine Darstellung deines Mundes von der Seite gesehen. Jeder Punkt gibt die Position deiner Zunge an, die sie einnimmt, wenn du den entsprechenden Vokal formst. Nehmen wir als Beispiel mal das i oben links, das wie „i“ in „viel“ klingt. Wenn du das „iii“ eine Weile lang hältst, merkst du, dass deine Zunge sich ganz vorne oben im Mund befindet. Wenn du deine Zunge oben lässt und sie etwas weiter nach hinten ziehst, wird der Laut zu einem „u“ wie in „gut“, was im Schaubild mit u dargestellt wird. Senke deine Zunge jetzt ein bisschen ab, und du hörst ein dunkles „a“ wie das „er“ in „besser“, hier dargestellt durch ɑ. Die Qualität des Vokals hängt außerdem davon ab, ob du deine Lippen rundest oder nicht, aber die Zungenstellung ist in dieser Grafik der ausschlaggebende Punkt.

Wenn du genau in die Mitte unserer Schaubildes schaust, erblickst du dort unser liebreizendes ə, das Schwa. Hier befindet sich deine Zunge also genau in der Mitte des Mundes. Das Schwa ist der Laut, der entsteht, wenn du einfach nur deinen Mund aufmachst und einen Ton von dir gibst. Ein ganz schlaffes ööööh. Allerdings ist es ein anderes ö als zum Beispiel in „können“, weil der Schwa-Laut nur in Silben vorkommt, die unbetont sind. Das ist im Deutschen genau wie im Englischen. Ein Beispiel für Schwa im Deutschen ist das „e“ in „machte“, im Englischen außerdem das „a“ in about („über“) und das erste „e“ in rebellious („rebellisch“). Wenn du mal darauf achtest, siehst du überall Schwas.

Wo kommt das Schwa vor?

Das Verrückte an Schwa ist, dass es keinem bestimmten Buchstaben im Alphabet zugeordnet ist (obwohl im Deutschen meist – aber nicht immer – ein „e“ steht, wo ein Schwa ausgesprochen wird). Im Englischen ist Schwa der häufigste Laut — zumindest in Nordamerika — und jeder Vokalbuchstabe in einem Wort kann theoretisch als Schwa ausgesprochen werden. Ginge es nach dem Alphabet, würde das Schwa gar nicht existieren. Aber das tut es eindeutig, und es ist überall.

Jedoch war es im Englischen (und auch im Deutschen) nicht schon immer so omnipräsent. Im Altenglischen wurden die Vokale voller ausgesprochen und es gab viel weniger Schwas, wenn es denn überhaupt welche gab. Wenn du diese Art zu sprechen im Modernen Englisch nachahmst, hört es sich so an, als würdest du alles ein bisschen übertrieben aussprechen. Als sich die Sprache dann zu Mittelenglisch weiterentwickelte, wurde der Wortakzent (die Silbe, die die Wortbetonung trägt) zunehmend wichtiger für die Aussprache. Die Vokale in unbetonten Silben wurden noch weniger betont, was dazu führte, dass sie sich letztlich in Schwas verwandelten.

Während sich das Schwa im Modernen Englisch stark vermehrte, kennt das Englische den Begriff „Schwa“ erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. Davor wurde es „der natürliche Vokal“ oder „der schwache Vokal“ genannt, weil man einen Namen für diesen Laut brauchte, der weder ein A, E, I, O noch ein U war. Der Begriff „Schwa“ stammt vom Hebräischen shva, ein Zeichen, das in etwa dem Schwa-Laut entspricht. Zuerst wurde Schwa im Deutschen Sprachraum populär, bevor es um 1895 auch im Englischen auftauchte. So verbreitete sich das Wörtchen „Schwa“ im Englischen in gleichem Maße, wie es auch der dazugehörige Laut tat.

Das Schwa kann auch ganz entfallen, und zwar durch einen Prozess, der Synkope genannt wird. Dies kommt im nordamerikanischen Englisch sehr häufig vor (und neben dem Englischen und Deutschen auch in vielen anderen Sprachen wie z. B. in Hindi oder Französisch). Ein Beispiel aus dem Englischen ist das Wort chocolate: Zunächst wurde es noch mehr wie „CHOC-o-late“ ausgesprochen, dann wurde der mittlere Vokal zu einem Schwa und das Wort zu „CHOC-ə-late“ und später dann nur noch „CHOC-late“. Im Deutschen findest du solche Prozesse häufig in der letzten Silbe von Infinitiven wie „machen“ oder „halten“; vielleicht war dir gar nicht bewusst, dass du eigentlich immer „machn“ und „haltn“ sagst.

Als ob das nicht genug wäre, kann das Schwa auch einfach an Stellen auftauchen, an denen überhaupt kein Buchstabe steht. Manchmal entscheidet unser menschlicher Mund einfach, dass zwischen zwei Lauten noch ein Vokal sein sollte. Um diesen Platz einzunehmen, wird in einem Prozess namens Epenthese ein Schwa eingefügt. Ein Beispiel: In dem englischen Namen Dwight wird manchmal zwischen dem „D“ und dem „w“ noch ein Laut eingefügt, der das Ganze wie „də-WIGHT“ klingen lässt. Ein weiteres Beispiel ist die Verwandlung von realtor („Makler“) in „real-ə-tor“. Dies wird nicht in allen englischen Dialekten gemacht, aber in Nordamerika ist diese Aussprachevariante sehr gebräuchlich. Wie auch bei der Synkope ist das Englische mit der Epenthese nicht allein auf weiter Flur. In anderen Sprachen gibt es ähnliche Prozesse, obwohl je nach Sprache neben Schwa auch andere Vokale eingefügt werden.

Was können wir aus dem Schwa über Aussprache lernen?

Es lohnt sich immer, mehr über deine Sprache zu erfahren. Wenn du vorher noch nie etwas vom Schwa-Laut gehört hast, kannst du nun deine Art, zu reden, ganz neu reflektieren!

Es hilft dir aber auch, etwas ganz Grundsätzliches über Aussprache zu lernen. Wenn du eine neue Sprache lernst, ist es nicht genug, einfach nur die Wörter anzuschauen, um dir die richtige Aussprache anzueignen. Selbst wenn man in einigen Sprachen Wörter so ähnlich ausspricht, wie sie geschrieben werden, so hat doch jede Sprache ihre kleinen Feinheiten, die es zu beachten gilt. 

Wenn du deine Aussprache in einer neuen Sprache verbessern willst, musst du alle Besonderheiten der Aussprache identifizieren. Dazu hast du verschiedene Möglichkeiten. Du kannst nach einer Tabelle suchen, in der alle Laute deiner Lernsprache aufgelistet sind, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie sie klingen. Du kannst gezielt nach den Eigenarten in der Aussprache einer speziellen Sprache suchen, um diese dann beim Sprechen einzubauen und zu üben. Und das Wichtigste: Höre Muttersprachlern so oft wie möglich beim Sprechen zu. Auch wenn die Versuchung groß ist, eine Sprache nur anhand von Lesematerialien zu lernen: Texte können dich nicht optimal darauf vorbereiten, eine Sprache auch tatsächlich zu sprechen. Wenn du dein Ohr ganz gezielt auf schwierige Eigenschaften einer Sprache richtest – sei es nun Schwa oder ein anderer Laut –, dann wirst du in kurzer Zeit bemerkenswerte Fortschritte machen.

Vor einem musst du dich jedenfalls nicht fürchten – vor neuen Sprachen! Lege noch heute los!
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