Illustriert von Sveta Sobolev
Wer Polnisch lernen will, hat es gerade am Anfang nicht leicht. Zunächst ist da die Aussprache, die einem alles andere als glatt von der Zunge geht. Polnisch, so scheint es, hat eine sonderbare Vorliebe für bizarre Konsonantenkombinationen. Eine der ersten Hürden ist daher auch die – gelinde gesagt – etwas befremdliche Rechtschreibung: Wörter mit „rz“, „sz“, „cz“, ja sogar „szcz“ und „przy“ sind keine Seltenheit – man denke da nur an Städtenamen wie Szczecin, Pszczyna oder das im berühmtesten polnischen Zungenbrecher verewigte Szczebrzeszyn. So mancher Lerner fragt sich schon bei einem Wort wie sznycel, wie dieses in verständliche Laute umgewandelt werden solle – und ahnt nicht, dass sich dahinter das von der Aussprache fast identische „Schnitzel“ verbirgt. Dieses wissen die Polen auf ihrem Mittagsteller nämlich genauso zu schätzen wie die Namensgeber aus dem deutschsprachigen Raum.
Überhaupt teilen die Polen mit anderen Ländern nicht nur viele kulinarische Vorlieben, Sitten und Gebrauchsgegenstände, sondern auch den dazugehörigen Wortschatz. In Polen liebt man es nämlich genauso, gute muzyka zu hören, man hängt ebenso viel online im czat herum und blättert auch ab und an durch ein interessantes żurnal. Wörter kennen nun mal keine Grenzen und gehen gerne auf Reisen. Das Schöne daran: Diese reisefreudigen Lehnwörter und Internationalismen erleichtern einem das Erlernen und Erlesen einer Fremdsprache enorm.
Dass sie auf Polnisch oft nur schwer zu erkennen sind, liegt wohl daran, dass das Polnische insbesondere die alteingesessenen „Migranten“ aus den anderen Sprachen mit der Zeit freundschaftlich in ihr zugegeben etwas eigenwilliges System der Laut-Schrift-Verbindungen aufgenommen hat – man sieht ihnen ihren Migrationshintergrund einfach nicht mehr an. So verbirgt sich hinter dem furchteinflößenden dżinsy eigentlich nur die harmlose „Jeans“, während das nahezu exzentrisch anmutende ekscentryk tatsächlich den „Exzentriker“ meint. Was also auf den ersten Blick aussieht wie ein Unfall auf dem Scrabble-Brett, verwandelt sich schnell in ein Aha-Erlebnis, hört man das Wort erst einmal laut ausgesprochen. Der polnische dżez klingt plötzlich wie der deutsche „Jazz“, und beim Verputzen der czipsy schnalzt die Zunge ebenso gegen den Gaumen wie bei den „Chips“, während der szynka genauso wie der „Schinken“ eher sanft den Schlund hinunterrutscht. Und schon hat man neben den gemeinsamen Vorlieben ganz beiläufig ein paar Ausspracheregeln entdeckt: Das „sz“ wird wie ein „sch“ ausgesprochen, „cz“ wie ein „tsch“ und das seltsame „dż“ mit dem Punkt über dem „z“ ist in etwa ein „dsch“. Nicht nur kann man mithilfe der Lehnwörter also seinen Wortschatz im Nullkommanichts erweitern, sondern damit auch noch den polnischen Rechtschreibcode knacken. Und so verliert Szczebrzeszyn all seinen Schrecken …
Übrigens gelten die Integrationsbemühungen der polnischen Rechtschreibung nicht nur den aus anderen Sprachen übernommenen Vokabeln. Sogar die Namen berühmter ausländischer Persönlichkeiten werden eingebürgert. So schreibt man Shakespeare, den ehrwürdigen englischen Dichter mit dem so langen wie ehrwürdigen Namen, auf Polnisch schlicht: Szekspir. Wenn das keine Vereinfachung ist …
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