Im Alltag gibt es eine Vielzahl an Sätzen, die wir häufig sagen, weil sie ganz besonders nützlich sind. So hast du vermutlich in den letzten Stunden mit größerer Wahrscheinlichkeit die Frage gestellt „Kann ich hier mit Karte zahlen?“ als „Wie viele Menschen braucht man, um eine Pyramide zu bauen?“.
Wie oft sagst du aber einen Satz und denkst nicht über dessen wortwörtliche Bedeutung nach? Spätestens wenn dich beispielsweise dein französischer Bekannter Gérard um eine Übersetzung bittet, kommst du ins Stocken. Wir finden, dass diese zehn besonders nützlichen Sätze eine genauere Betrachtung verdienen!
1. Das ist nicht mein Bier
Es ist wahrlich kein Geheimnis, dass wir Deutschen Bier lieben – und darüber hinaus auch das ein oder andere IPA oder Stout. Bier ist ein Kulturgut, das die deutsche Identität in die ganze Welt hinausträgt. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist Bier auch der verlässlichste Konversationsstarter. Wenn du also eine WG-Party planst, fängt beim Bier die Planung an. Ein Sixpack wird nicht umsonst auch „sechs Freunde“ genannt, die jeder Gast übrigens gerne mitbringen darf soll. Und dass Carla ein „Fußpils“ mag und du dazu „Wegbier“ sagst, kann schon zu einer mittelgroßen Diskussion führen. Wenn du also etwas als „nicht dein Bier“ bezeichnest, ist dies die klarste Abweisung einer Sache, mit der du absolut nichts am Hut hast oder haben willst.
2. Drück mir die Daumen
Wenn Anne dich bittet, ihr die Daumen zu drücken, damit Gérard auch wirklich zur Party kommt, dann will sie dich nicht zur Reflexzonenmassage überzeugen, sondern das große Glück beschwören. Wenn Anne dann zur Veranschaulichung mit gedrückten Daumen wedelt, ist das nicht mit dem Ballen einer Faust zu verwechseln. Zugegebenermaßen wirkt diese Geste etwas befremdlich, wenn jemandem der Ausdruck nicht bekannt ist. Da bleibt Anne nur übrig, all unseren internationalen Freunden die Daumen zu drücken, dass sie solche Fäuste von anderen unterscheiden können.
3. Jetzt mal Butter bei die Fische
Dies ist ein besonders hilfreicher Satz, wenn dein Fisch so trocken ist, als ob er sieben Tage gestrandet im Sand gelegen hätte. Nicht nur in fragwürdigen Küchen, sondern auch bei der nächsten WG-Party, bei der dich José wieder zulabert, kannst du dir viel Leid ersparen … und ihn hiermit charmant auffordern, direkt zum Punkt zu kommen. In der Kürze liegt die Würze, also bitte schnell auf den Teller mit den Fakten!
4. Abwarten und Tee trinken
Dieser nützliche Ausdruck und ungewöhnliche Trinkaufforderung (siehe Punkt 1) erlaubt Robert einzugestehen, dass er an einer Situation einfach nichts ändern kann und ihm gar nichts anderes übrig bleibt, als sich zurücklehnen. Statt zu stressen, ob die geschriebene Prüfung bestanden oder der letzte Nachtbus schon abgefahren ist, will Robert sich nun entspannen. Dieser populäre Ausdruck stammt übrigens aus einer Zeit, in der Ärzte dem Patienten bei einer Krankheit nichts verschrieben außer einer Mütze Schlaf, etwas Zeit und Tee.
5. Achtung
Nur ein Wort, aber in seiner Wirkung effektiver als manch ein Roman. Probier mal aus, in wie vielen verschiedenen Situationen „Achtung“ benutzt werden kann – je nach Intonation und Kontext. Setze es dafür einfach anstelle eines langen Satzes, beispielsweise: „Oh-oh, dieser Eiszapfen sieht aus, als ob er jede Sekunde abfällt und dich am Schädel trifft“, „Ich bin ein Morgenmuffel, also geh mir aus dem Weg“ oder auch „Obacht, ich glaube, Stefan will mal wieder einen ganz blöden Witz erzählen“. Die Kunst für Fortgeschrittene besteht darin, Achtung mit einem Infinitiv zu kombinieren und damit auch eine ganz bestimmte Aufforderung zu kommunizieren. Du willst mit Carla unter vier Augen reden, aber Mariella kommt auf euch zu? Ein „Achtung, weitergehen“ genügt und ihr zwei bleibt ungestört.
6. Rechts stehen, links gehen
Du denkst nicht besonders viel über Rolltreppen nach? Spätestens, wenn du Gérard vom Flughafen abholst und ihr zum Mezzanine hochfährt, wirst du ihn am Ärmel zupfen und nach rechts bugsieren. Auf einer Rolltreppe begegnen sich nämlich Eilige und Gemächliche. Dieser Paradesatz sorgt einem Durcheinander vor: Auf der rechten Treppenhälfte stehen diejenigen, die sich miteinander unterhalten oder sich einfach einen Moment nicht bewegen wollen, und auf der linken Treppenhälfte eilen diejenigen vorbei, die ihre S-Bahn noch rechtzeitig schaffen müssen. Für den Fall, dass dir der Satz nicht bekannt ist, stehen die Chancen gut, dass ihn dir das nächste Mal jemand von hinten an den Kopf wirft.
7. Das war ja so was von klar
Erwartungen können eine komplizierte Sache sein. Da ist es doch von Vorteil, wenn du bei der nächsten Enttäuschung wenigstens den perfekten Satz parat hast; dass du nämlich erwartet hast, enttäuscht zu sein. Lass uns das nicht näher psychoanalysieren. Zumindest kannst du nun Charlie sagen, dass du schon erwartet hast, dass ausgerechnet dein liebstes Bier nicht auf der WG-Party zu finden ist. Ist schon fast professionell, wie du die Enttäuschung deiner Erwartungen erwartet hast.
8. Palim, palim
Humor und Deutschland geht so wenig zusammen wie Döner und Eiscreme? Weit gefehlt, denn beides wird breit gefeiert. Der beliebte Sketch von Dieter Hallervorden erschüttert nicht nur das Zwerchfell, sondern macht auch die Lautmalerei einer Türklingel salonfein. Wenn Anne also etwas später zur Party hinzustößt, aber Charlies Klingel nicht funktioniert und Anne eine halbe Stunde erfolglos gegen die Tür klopft, kann sie beim endlichen Eintreten sogar José mit einem „Palim, Palim“ zum Lachen bringen.
9. Wir sind ja nicht aus Zucker
Mariella kommen die Zweifel: Es regnet und Carla will mit ihr draußen frische Luft schnappen, auch wenn beide keinen Regenschirm besitzen. Wie kann Carla ihre Freundin Mariella davon überzeugen? Mit der bittersüßen Überredung „Wir sind ja nicht aus Zucker“ bringt Mariella das wissenschaftliche Totschlagargument, dass der menschliche Körper der Witterung trotzen kann. Mariella wird vielleicht das Gesicht verziehen, als ob sie in eine Zitrone gebissen hat; aber Carlas glasklarer Logik kann sie nichts entgegnen.
10. So jung kommen wir nicht mehr zusammen
Es ist vier Uhr morgens und dir fällt es zunehmend schwer, Gérard zu überzeugen, auf ein allerletztes Bier zu bleiben. An dieser Stelle zieht die alte Masche der existentiellen Angst vor Alter und Vergänglichkeit, indem du einfach die offensichtliche Erkenntnis von Zeit erwähnst: Niemand wird jemals wieder so jung sein wie jetzt. Und wie jetzt. Und wie jetzt. Also nutze die Stunde … und bringe dir und deinen Freunden die zehn nützlichsten Sätze bei, die das Leben (oder zumindest die nächste WG-Party) erleichtern!