Feministische Wörter: Begriffe, die dir den Rücken stärken

Hast du jemals Sexismus erlebt, aber nicht die richtigen Worte gefunden, um deine Erfahrung genau zu benennen? Mit dieser Liste an feministischen Begriffen wird es dir leichter fallen.
Frauen beim Protestieren zum Thema Feministische Begriffe und feministische Wörter

Wofür brauchst du feministische Wörter? Es gibt viele Gründe, warum wir hier sechs feministische Begriffe für dich gesammelt haben: um sexistische Erfahrungen zu benennen, für den Weltfrauentag (jährlich am 08. März) und deine Plakate zur Demonstration, für feministische Gespräche und Diskussionen …

Feminismus war 2017 das Wort des Jahres von Merriam Webster – eine Entscheidung, die nicht im geringsten überraschend kam. Aufgrund der #MeToo-Bewegung und dem Women’s March on Washington war der Begriff in aller Munde, auch preisgekrönte Fernsehserien wie The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd und Big Little Lies – Große kleine Lügen hatten dazu beigetragen. Und dieses Phänomen ist nicht nur auf die USA beschränkt: Der Missbrauch von Frauen wurde kürzlich in der brasilianischen Seifenoper O outro lado do paraíso (wörtlich übersetzt „Die andere Seite des Paradieses“) thematisiert, die ein Millionenpublikum erreichte.

Doch was ist Feminismus überhaupt?

Es gibt viele unendlich viele Definitionen von Feminismus. Grundsätzlich bezeichnet Feminismus jedoch eine Bewegung, die die Gleichstellung von Frauen und Männern fordert (um nur ein paar Punkte zu nennen: von gleicher Bezahlung bis zu gleicher Freiheit bezüglich Selbstentfaltung hin zu gleicher Sicherheit im öffentlichen Raum). Während Sexismus Frauen auf verschiedenste Weise unterdrückt, tritt der Feminismus dafür ein, genau diese Art der Unterdrückung zu entlarven und zu bekämpfen. Feministinnen und Feministen vertreten den Standpunkt, dass wir es selbst in der Hand haben, unser Handeln zu beurteilen und unsere Verhaltensmuster zu verändern.

Mit diesem Hintergrund haben wir für dich feministische Wörter gesammelt, die (hauptsächlich) von Frauen geschaffen wurden, um sexistisches Verhalten zu beschreiben. Es handelt sich jedoch nur um eine kleine Auswahl aus Dutzenden von neuen Wortschöpfungen, mit denen Feminist:innen ihre Erfahrungen benennen. Es kommen beständig neue feministische Begriffe dazu und wer weiß, vielleicht kreierst ja du den nächsten!

Sechs feministische Wörter und Begriffe

1. Manterruption

Man („Mann”) + interruption („Unterbrechung, Störung”)

Dieser Ausdruck bezieht sich auf Vorfälle, wenn Männer Frauen unterbrechen und sie nicht ausreden lassen. Vielleicht liegt dir der Einwand auf der Zunge, dass schließlich alle Menschen unterbrochen werden können; das stimmt – allerdings wurde in Forschungen wiederholt nachgewiesen, dass Frauen wesentlich häufiger unterbrochen werden als ihre männlichen Kollegen. Genau dafür gibt es jetzt einen Ausdruck!

2. Mansplaining

Man („Mann”) + explaining („Erklären”)

Der Grundgedanke hinter diesem Begriff wurde von der Autorin und Essayistin Rebecca Solnit in ihrem Buch Wenn Männer mir die Welt erklären perfekt auf den Punkt gebracht. Im ersten Essay des Buches erzählt Solnit die Geschichte, wie ein Mann ihr auf einer Party ein Buch erklären wollte, das sie selbst geschrieben hatte. Neben diesem zugegebenermaßen extremen Beispiel befasst sich das Buch mit der Tendenz mancher Männer, das Wissen von Frauen abzuwerten oder auch ganz in Frage zu stellen, indem sie ihnen Dinge erklären, über die eben jene Frauen besser Bescheid wissen. Dazu gehören auch Männer, die Frauen über Selbstverständlichkeiten belehren, wobei sie davon ausgehen, dass sie, weil sie Frauen sind, die Sache nicht wirklich verstehen können. Genau dafür brauchen wir feministische Wörter!

3. Bropriating

bro („Bruder, Kumpel”) + appropriating („Aneignen”)

Der Begriff bro bezieht sich in diesem Kontext einfach auf ein männliches Wesen – aber nicht im positiven Sinne. Bropriating findet statt, wenn ein Mann sich eine Idee aneignet, die ursprünglich von einer Frau stammt, und die Lorbeeren dann für sich beansprucht. Vielleicht kennst du diese Situation aus Diskussionen in der Arbeit oder Schule, wenn ein Mann oder Junge einen Vorschlag von dir erst kritisiert und ihn dann nach ein paar Minuten selbst einbringt und ganz großartig findet. Das ist ein klassischer Fall von Bropriating und eine Situation, die jetzt mit einem feministischen Begriff beschreiben kannst!

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4. Gaslighting

Dieser Begriff bezieht sich auf den gleichnamigen Film Gaslight – Das Haus der Lady Alquist aus dem Jahr 1944. In diesem Film quält ein Mann seine Ehefrau emotional, indem er die Gaslampen in einem Zimmer langsam heller und wieder dunkler dreht und darauf besteht, sie sei verrückt, als seine Ehefrau die unterschiedliche Helligkeit bemerkt. Damit er ihr Erbe erhält, bezeichnet er sie so lange als verrückt, bis sie es selbst glaubt. Heute ist „Gaslighting“ eine dokumentierte Manipulationsmethode.

Beratungsstellen werten es als eine Form der emotionalen Gewalt – der meist Frauen zum Opfer fallen. Jedoch gibt es auch betroffene Männer.

Diese Art der Manipulation verfolgt das Ziel, das Opfer zu verwirren und abzuwerten, bis es seinem eigenen Urteil nicht mehr traut. In extremen Fällen kann das Gefühl eines totalen Kontrollverlusts über das eigene Leben entstehen. Typische Beispiele für Gaslighting sind Aussagen wie:

  • „Das bildest du dir nur ein.“
  • „Mach kein Drama, es war nichts.“
  • „Du erfindest das.“
  • „Letztes Mal lagst du damit auch falsch.”

Feministische Wörter: 5. Slutshaming

Slut (abwertende Bezeichnung für eine Frau mit freizügiger Sexualität) + shaming („Beschämen, Anprangern”)

Dieser Ausdruck bezieht sich auf Menschen, die Frauen verurteilen, weil sie sich angeblich „wie eine Prostituierte benehmen“. Meistens geht es darum, eine Frau abzuwerten, die ihre Sexualität frei auslebt. Selbstverständlich ist schon der Versuch an sich, angemessenes Verhalten für Frauen zu definieren, einschränkend und sexistisch.

6. Bodyshaming

Body („Körper”) + shaming („Beschämen, Anprangern”)

Wie beim Slutshaming geht es auch beim Bodyshaming darum, über eine Frau aufgrund der Eigenschaften ihres Körpers zu urteilen. Auch dies geschieht in der Regel, wenn eine Frau keine Probleme damit hat, ihren Körper zu zeigen. Von den Medien (und den sozialen Medien) ständig verstärkte Schönheitsideale fördern dieses Verhalten, da sie die Vorstellung verstärken, dass nur bestimmte Körpertypen in unserer Gesellschaft Anerkennung und Akzeptanz finden.

Dies sind einige der derzeit aktuellen feministischen Begriffe. Wenn du mehr feministische Wörter kennenlernen möchtest, findest du hier eine ausführliche Liste (auf Englisch).

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