Dinge besser merken – Tipps zum Lernen und Erinnern

Du fragst dich, wie du dir Dinge besser merken kannst und hast es satt, all die Vokabeln zu vergessen, die du zuvor mühsam gepaukt hast? Hier findest du Lerntipps und Gedächtnistechniken!
Nach einem Artikel von James Lane

Du fragst dich, wie du dir Dinge besser merken kannst und warum du dich eigentlich nur an den Haarschnitt deiner Physiklehrerin oder den ekelhaften Klumpen zerkochter Nudeln aus der Essensausgabe erinnern kannst? Aber was ist mit schriftlicher Division? Verben, Adverbien und Relativsätzen? Den Gründen des Ersten Weltkrieges?

Es ist erstaunlich, wie schnell wir das vergessen können, was wir uns so viele Stunden mühsam in den Kopf gezwängt haben. Zum Glück gibt es seit unserer Schulzeit neue Erkenntnisse aus den Kognitionswissenschaften, wie wir lernen und uns an Gelerntes erinnern. Und da der Mensch nie auslernt, lohnt es sich garantiert, weiterzulesen.

Kommt das im Test dran?

Die Nacht vor einer großen Prüfung: Kaffee, Notizen, Panik und Lernen, Lernen, Lernen – das ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte (auch wenn wir es natürlich alle kennen). Eine der robustesten Erkenntnisse der Kognitionswissenschaften zeigt, wie wichtig es ist, in Abständen zu lernen, also in kleinen Blöcken über einen längeren Zeitraum. Wenn du die Intervalle zwischen Lernphasen zunehmend verlängerst und es dir so schwerer machst, auf das vorher Gelernte zuzugreifen, unterstützt du eine tiefere Verankerung des neuen Wissens in deinem Gehirn. So kannst du dir Dinge besser merken!

Du könntest also etwas Neues am Montag lernen, es dir am Dienstag noch mal anschauen, dein Wissen am Donnerstag überprüfen und dich in der folgenden Woche noch einmal testen. Die Lücken sollten erst kleiner sein und dann langsam immer größer werden. Idealerweise fällt es dir also schwer, auf die Informationen zuzugreifen, ist aber nicht unmöglich – es bringt zum Beispiel nichts, Dinge mit Jahresabständen dazwischen zu lernen.

Beim Lernen solltest du außerdem mehr leisten, als dir nur Notizen durchzulesen! Teste dich mit einem Quiz oder erkläre das, was du gelernt hast, jemand anderem. Wiederkehrende, stressfreie Testsituationen sind einerseits hilfreich, um zu erkennen, ob du etwas wirklich verstanden hast; und andererseits, um das Gelernte in deinem Gehirn zu verankern.

Dinge besser merken: Werde kreativ mit Lerntechniken

Jeder kennt das Gefühl, an einen Ort der Kindheit zurückzukehren und von Erinnerungen überflutet zu werden. Der Grund, warum Erinnerungen an die Oberfläche treten, sind Auslöserreize: Ein Geruch erinnert dich an einen Sommer vor zehn Jahren, eine Melodie daran, wie du im Kindergarten den großen bösen Wolf in einem Theaterstück gespielt hast.

Das gezielte Erfinden von spezifischen und detaillierten Auslöserreizen kann uns gut dabei helfen, uns an Dinge zu erinnern. Wenn du zum Beispiel zu einem Freund sagst: „Hier sind die 20 Euro, die ich dir schulde“, könnte dieser Freund antworten: „Du schuldest mir doch gar nichts.“ Ein besserer Auslöserreiz wäre: „Weißt du noch, als wir im Secondhandladen waren? Ich wollte mir gern diese Schuhe kaufen, aber sie haben keine Karten akzeptiert, darum habe ich mir Bargeld von dir geliehen.“ Ein Geheimnis, um gut zu lernen, ist also, gute Auslöserreize zu erfinden.

Wenn ich zum Beispiel Osten und Westen verwechsle, erinnere ich mich an: „Nicht Ohne Seife Waschen“ – Ich nehme also ein Akrostichon, einen Leitvers, zur Hilfe.

Ebenfalls kann man Akronyme verwenden: Wenn man sich die wichtigen Punkte einprägen möchte, die vor einer Autofahrt zu überprüfen sind, merkt man sich einfach WOLKENWasser, Oel, Luft, Kraftstoff, Elektrik und Notfallausrüstung.

Sprachlerner, die sich neuen Vokabeln widmen, können es nützlich finden, Schlüsselwörter zu benutzen, also ein ähnlich klingendes Wort in einer bereits bekannten Sprache. Ein Beispiel ist das russische Wort für „Tür“, дверь (dwer). Mit dem deutschen Schlüsselwort wer lässt sich wunderbar der Satz formen: Wer ist da an der Tür/дверь (dwer)?

Musik und Reime sind ebenfalls extrem hilfreich. Wer kann sich nicht an Kinderreime und Werbejingles erinnern? Obwohl Lieder und Reime vor allem von und mit Kindern verwendet werden, sind sie sehr effektiv für erwachsene Lerner.

Je persönlicher, bizarrer und spezifischer deine Auslöserreize sind, desto besser. Denn genauso kannst du dir Dinge besser merken und prägst sie dir ein – so verwechselst du sie nicht mit anderen, generischen Merksprüchen.

Zur Sicherheit noch etwas mehr lernen

Bevor du nun aber überstürzt anfängst, in Intervallen zu lernen und clevere Merksätze zu erfinden, um dir deine italienischen Verben zu merken, noch eine letzte Warnung:

Dem Neurowissenschaftler Daniel Willingham zufolge überschätzen wir das, was wir gelernt haben, ständig. Sowohl Kinder als auch Erwachsene denken, dass das, was sie gelernt haben, kompletter ist, als der Wirklichkeit entspricht.

Seine Faustregel, um ein Thema wirklich zu beherrschen, ist, so lange zu lernen, bis du das Material kannst – und dann noch weiter zu lernen, etwa 20 % der Zeit, die du bereits gelernt hast. Anders gesagt: Da wir unser Wissen überschätzen, sollten wir 20 % überlernen.

Okay … jetzt kannst du dich auf deine italienischen Verben stürzen. Viel Glück! Zur Aufmunterung findest du hier noch ein paar italienische Redewendungen, die dich bestimmt zum Schmunzeln bringen.

Wir bei Babbel nutzen Wiederholungsintervalle und kurze Leistungsüberprüfungen – so bleibt die Sprache, die du lernst, wirklich hängen!
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Katrin Sperling

Katrin Sperling ist in Potsdam geboren und aufgewachsen und hat nach dem Abitur ein Jahr in Toronto, Kanada verbracht. Weil ihr Hogwarts-Brief zu ihrem 20. Geburtstag im Jahr 2011 immer noch nicht angekommen war, musste sie schließlich die Realität akzeptieren und studierte Englische und Deutsche Linguistik in Berlin. Zum Glück erwies sich die Linguistik als genauso magisch, weswegen Katrin sehr glücklich ist, jetzt für das Babbel Magazin über Sprachen zu schreiben.

Katrin Sperling ist in Potsdam geboren und aufgewachsen und hat nach dem Abitur ein Jahr in Toronto, Kanada verbracht. Weil ihr Hogwarts-Brief zu ihrem 20. Geburtstag im Jahr 2011 immer noch nicht angekommen war, musste sie schließlich die Realität akzeptieren und studierte Englische und Deutsche Linguistik in Berlin. Zum Glück erwies sich die Linguistik als genauso magisch, weswegen Katrin sehr glücklich ist, jetzt für das Babbel Magazin über Sprachen zu schreiben.