Umlaut und Diärese: Geschichte und Bedeutung zweier Punkte

Natürlich kennst du den Umlaut aus dem Deutschen, aber weißt du auch, woher er kommt, und dass Laute wie „ä“, „ö“ und „ü“ auch in anderen Sprachen existieren? Und was genau hat es mit der Diärese auf sich?

Illustriert von Chaim García

Wenn du Deutsch sprichst, sind dir Umlaut und Diärese nur allzu bekannt: diese zwei unscheinbaren kleinen Pünktchen über den Buchstaben „a, o, u,“ die alle Deutschlernenden regelmäßig verzweifelt fragen lassen: Was ist ein Umlaut?

Der Umlaut verbindet zwei Vokale miteinander zu einem Laut: „a“ und „e“ werden zu „ä“, „o“ und „e“ zu „ö“, und „u“ und „e“ verschmelzen zum „ü“.

Und was ist jetzt genau die Diärese?
Diärese steht zum einen für die getrennte Aussprache von zwei aufeinanderfolgenden Vokalen, zum anderen auch für das Zeichen, welches das markiert: Die zwei merkwürdigen Punkte.

Auch in anderen Sprachen kommen diese Punkte – also die Diärese  – vor, zum Beispiel im Französischen, Spanischen, Niederländischen, Katalanischen, Walisischen, Okzitanischen, Galizischen, Luxemburgischen und sogar im Englischen. Hier haben sie aber eine andere Funktion als bei den deutschen Umlauten.

Schauen wir uns das mal genauer an:

Der Umlaut im Deutschen: Woher kommt er?

Im Deutschen hat Jacob Grimm den Begriff Umlaut eingeführt. Das Wort an sich erklärt schon vieles: quasi um einen Laut herumsprechen, um von einem Vokal zu einem anderen zu gelangen. So lautete „Hand“ im Althochdeutschen „Hant“ und der zugehörige Plural „Henti“, weil die Endung auf „-i“ die Aussprache des Vokals in der Mitte beeinflusste. Schließlich wurde die Aussprache der i-Endung mit der Zeit immer weiter abgeschwächt, sodass der Plural von „Hand“ heute „Hände“ lautet.

Im Mittelhochdeutschen wurde der Umlaut manchmal auch durch ein „e“ markiert, das hinter dem betreffenden Vokal oder, etwas kleiner, darüber stand. Ersteres kennen wir zum Beispiel von „Goethe“, den man bekanntlich nie „Göthe“ schreibt – außer in den Titelvariationen bestimmter deutscher Filme, aber dieses Thema wollen wir besser ruhen lassen …

Die Diärese im Französischen und Spanischen

Im Französischen sieht die sogenannte Diärese (aus dem Griechischen διαίρεσις, „Trennung“) genauso aus wie der Umlaut im Deutschen, hat aber eine völlig andere Funktion. Während der Umlaut einen Lautwechsel markiert, zeigt die Diärese an, dass ein bestimmter Vokallaut nicht als Diphtong (oder auch: Doppellaut) gesprochen wird. Stattdessen werden die beiden betreffenden Vokale einzeln ausgesprochen, wie bei Noël („Weihnachten“).

Im Spanischen wird die Diärese oder das Trema (aus dem Griechischen τρῆμα, „Punkt“) nur für das „u“ benutzt, und zwar, um anzuzeigen, dass es mitgesprochen wird: vergüenza („Scham“) oder ambigüedad („Ambivalenz“). Dies ist notwendig, weil das „u“ in den meisten Wörtern nicht ausgesprochen wird, wie in guitarra („Gitarre“) oder guionista („Drehbuchautor“).

Das Englische benutzt auch ab und an mal eine Diärese, meist in Vor- oder Nachnamen wie Zoë oder Brontë. In manchen Wörtern ist das Zeichen optional, wie in naïve („naiv“). Diese Lehnwörter, die zum größten Teil aus dem Französischen stammen, haben die englische Sprache über die Jahrhunderte stets erweitert und bereichert. Die vielen unterschiedlichen Einflüsse sorgen natürlich gern mal für Verwirrung, was Schreibweise und Aussprache angeht, und die Diärese trägt da auch nicht gerade zur Vereinfachung bei. Tatsächlich wird die Diärese jedoch von etablierten Stil-Vorbildern auch als Leseerleichterung benutzt, womit beispielsweise die amerikanische Zeitung The New Yorker ihre Schreibwahl begründen.

Umlaute: Ähnliche Laute in anderen Sprachen

Gibt es – abgesehen von dem Zeichen des Umlauts an sich, also den beiden Punkten – Entsprechungen für den Laut, der dadurch entsteht? Und ob es die gibt!

Die französische Variante hierfür ist die Ligatur „œ“. Wörter wie œvre („Werk“), cœur („Herz“) oder œil („Auge“) bringen den gleichen Laut wie ein deutsches „ö“ hervor. Die Auftrennung einer Ligatur in zwei separat auszusprechende Vokale, die direkt aufeinanderfolgen, gibt es ebenfalls, wie in coexistence („Koexistenz“) und moelle („Mark“).

Die dänische und norwegische Variante des deutschen „ö“ ist der Vokal „ø“. In älteren Texten finden sich sogar beide Buchstaben, um zwischen offenen und geschlossenen Lauten zu unterscheiden. Und genau wie das deutsche „ö“ ist „ø“ eine Weiterentwicklung von „oe“ – eine Gemeinsamkeit mit dem Französischen.

Der Gebrauch der Diärese als diakritisches Zeichen ist in den verschiedensten Sprachen präsent, wie Afrikaans und Albanisch. Die deutsche Version des Umlauts kommt wiederum ebenfalls in vielen anderen Sprachen vor, zum Beispiel im Schwedischen und Niederländischen. Das treibt natürlich regelmäßig Sprachlerner in den Wahnsinn, wenn in deren Muttersprachen Vokale getrennt ausgesprochen werden, wie etwa im Spanischen.

Aber hey, deutsche Muttersprachler haben es auch nicht immer leicht – erinnerst du dich zum Beispiel noch an deinen ersten Versuch, das „th“ im Englischen richtig auszusprechen?

Hab keine Angst vor neuen Sprachen – egal, was für merkwürdige Zeichen sich darin tummeln.
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