Der Herbst ist Ansichtssache. Zugegeben, er hat einige schlechte Eigenschaften: Es wird früh dunkel, nichts blüht mehr und dann auch noch ständig dieser Regen! Kein Wunder, dass der Herbst so ein beliebtes Motiv für Beileidskarten ist, denkst du jetzt vielleicht. Aber hey, es geht auch ganz anders: Der Herbst strahlt mit seinen bunten Blättern, er tobt im Sturm, zaubert uns rote Wangen ins Gesicht und sorgt dafür, dass wir es uns anschließend zu Hause richtig gemütlich machen. Na, kommt langsam Stimmung auf? Wir haben 13 schöne Herbstwörter gesammelt, die dich den Sommer im Nu vergessen lassen.
1. Herbstwort: Altweibersommer
Was hat ein sonniger Herbst mit älteren Damen zu tun? Im September und Oktober weben, veraltet: „weiben“, junge Spinnen viele Netze. In den kalten Herbstnächten sammelt sich Tau an diesen Fäden und lässt sie in der Morgensonne silbrig-grau glänzen. Dabei handelt es sich nun je nach Legende um die Haare von Frauen, die diese beim Kämmen verloren haben, um die glücksbringenden Lebensfäden germanischer Schicksalsgöttinnen oder um Fäden aus dem Mantel der heiligen Jungfrau Maria. Wow. Das ist so viel mystischer als der Begriff „Altweibersommer“ im ersten Moment vermuten lässt.
2. Eichhörnchen
Wer Pinselohren, Knopfaugen und einen Puschelschwanz trägt und im Herbst Nüsse versteckt, braucht einen angemessen niedlichen Namen. Da erscheint es uns nur logisch, die fleißigen Tiere als Eichhörnchen zu bezeichnen. Doch tatsächlich war bis ins 19. Jahrhundert hinein auch der Begriff „Eichhorn“ verbreitet. Wie klingt denn das? Immer noch besser jedenfalls als das althochdeutsche „eihhorno“!
3. Herbstwort: Erntedank
Stadtkinder wissen: Das Essen kommt aus dem Supermarkt. Zuvor aber sind Obst, Gemüse und das Getreide für das Mehl für deine Lieblingskekse irgendwo geerntet worden. Schon um das Jahr 1000 herum gab es für das Einbringen der Früchte den Begriff „aran“. Daraus entwickelte sich „Ernte“.
Der Brauch, sich für die Gaben des Feldes bei einem Gott oder einer Göttin zu bedanken, ist noch weit älter. Schon die alten Griechen etwa huldigten ihrer Fruchtbarkeitsgöttin Demeter mit einem Fest. Aber ob du nun einem Gott dankst, der Sonne, dem Regen oder den Landwirtinnen und Landwirten: Der Herbst ist eine gute Zeit, sich darüber zu freuen, dass du genug Essen auf dem Teller hast! Und unsere Herbstwörter sind uns immerhin am liebsten, wenn wir sie gebührend feiern können.
4. Herbstzeitlose
Der Herbst ist die Zeit, in der die meisten Blumen verwelken oder zumindest ihre Blüten verlieren. Die Herbstzeitlose allerdings dreht jetzt erst richtig auf. Sie sucht den großen Auftritt, wenn alle anderen Schönheiten die Party schon wieder verlassen haben. Ihre Blüten trägt sie in Rosa, Pink oder Weiß, auf Accessoires wie Blätter verzichtet sie. Und wie eine Diva kann die Herbstzeitlose auch ganz schön giftig sein. Das brachte ihr Spitznamen wie Giftkrokus und Teufelstabakbeutel ein. Also besser nicht pflücken, sondern einfach ihre zeitlose Schönheit bewundern.
5. Eintopf
Welch bodenständiger Name für ein bodenständiges Gericht! Beim Eintopf ist der Name Programm: Alles rein in den Topf und unten Feuer machen (oder in der Küche eben den Herd einschalten) – so kochen die Menschen schon seit Jahrtausenden. Auch Gemüsesorten wie Steckrüben und Pastinaken – ebenfalls sehr schöne Herbstwörter – finden im Eintopf ein warmes Plätzchen. Und wir spüren schon beim Umrühren der dicken Pampe, wie sich herbstliche Gemütlichkeit ausbreitet.
(Kochen ist voll dein Ding? Vielleicht interessiert dich ja auch Sprachenlernen für Feinschmecker: So übst du kochend eine neue Sprache)
6. Herbstwort: Sturm
Sturm. Wie kraftvoll das schon klingt! Stürme gehören für uns zu den Highlights des Herbstes. Jene Herbststürme jedenfalls, in denen wir Drachen steigen lassen und uns anschließend zu Hause verkrümeln, während es vor dem Fenster tobt und pfeift. Der Begriff „Sturm“ aber steht seit jeher auch für eine Gefahr.
Schon um 800 bezeichnete der althochdeutsche „sturm“ neben einem starken Wind auch einen Angriff oder Aufruhr. Im 16. Jahrhundert traten Soldaten zum Sturm auf eine Burg an. Außerdem kennen wir „Sturm und Drang“ als eine literarische Periode, in der unter anderem Goethe und Schiller im jungen Alter, nun ja, voller Emotionen rebelliert haben. Also mal ehrlich: An die ARD-Nachmittagsserie „Sturm der Liebe“ hat jetzt aber niemand gedacht, oder?
7. Stövchen
Mit dem Tee ist das so eine Sache. Erst ist er ewig zu heiß und dann plötzlich ganz kalt. Doch zum Glück gibt es ein Hilfsmittel mit dem lieblichen Namen Stövchen. Ein Teelicht (… aha!) in dem Untersatz aus Steingut oder Glas hält die darüberstehende Kanne schön warm. Genau das richtige für einen langen Herbstabend.
Als „Stove“ wurden 19. Jahrhundert ein heizbarer Raum, aber auch eine Glutpfanne bezeichnet. Die steckten sich die Menschen gern unter die Bettdecke. Das „Stövchen“ ist die Verniedlichungsform der Stove. Eines der Herbstwörter, das zwar viel zu selten benutzt wird, aber bei denen dir gleich ganz warm ums Herz wird.
8. Kuscheldecke
Sie verwandelt jedes Sofa und jeden Sessel in Sekundenschnelle zum gemütlichsten Platz auf Erden: Die Kuscheldecke! Zudem ist sie immer für dich da – obwohl du sie im Sommer ganz schön vernachlässigt hast. Die Herkunft des Begriffs „kuscheln“ klingt allerdings weniger heimelig. Er stammt von dem französischen Jagdhundebefehl „couche!“ ab, was so viel bedeutet wie „Leg dich hin!“
Im 18. Jahrhundert wurde daraus das deutsche „Kusch dich!“, auch nicht so nett. Doch wenn man sich schon niederlegen soll, ob als Jagdhund oder als Mensch, so kann man es sich auch gleich bequem machen. Am besten mit einer Kuscheldecke.
(Du liebst es kuschlig? Dann könnte dich auch das interessieren: Warum das dänische „Hygge“ mehr als nur Gemütlichkeit)
9. Herbstwort: Schmuddelwetter
Bei Mistwetter möchte wirklich niemand vor die Tür. Auch nicht bei Sauwetter. Schmuddelwetter klingt da vergleichsweise harmlos, oder? Doch egal, wie du die Kombination aus waagerechtem Sprühregen, regenschirmunfreundlichem Wind und Matsch auf den Straßen (und Schuhen!) nennst – Im Herbst herrscht nun mal häufig ein Wetter, das uns schmuddelig macht.
Schon im 17. Jahrhundert galt: Wer unsauber arbeitete oder etwas beschmutzte, schmuddelte. Wann genau daraus das „Schmuddelwetter“ wurde, ist nicht bekannt. Aber dass das Schmuddelwetter seinen Namen zu Recht trägt, steht wohl außer Frage.
10. Blätterregen
Was dem Sommer sein Sommerregen, ist dem Herbst sein Blätterregen. Besonders schön zur Geltung kommt er in Kombination mit raschelnden Blättern am Boden. Das ist der Moment, in dem wir alle denken: „Hach, der Herbst ist doch die schönste Jahreszeit!“ Und zwar so lange, bis der Herbst uns zeigt, welche Arten von Regen er noch im Repertoire hat. Es ist jedenfalls kein Wunder, dass der Blätterregen eines der meistgenutzten Herbstwörter in Gedichten ist.
11. Herbstwort: Kastanienmännchen
Alle Jahre wieder im Herbst: Guck mal, Kastanien! Sie glänzen verheißungsvoll, eine schöner als die andere und es gibt so viele davon, dass auch die kleinen Geschwister ihre Taschen vollbekommen. Nicht selten ist die Begeisterung bei der Ankunft zu Hause allerdings schon wieder verflogen und wenig später fliegen auch die Kastanien.
Die motivierten Kids aber schnappen sich Streichhölzer und basteln Kastanienmännchen. Ob auch die alten Griechen in jungen Jahren mit Kastanien spielten, ist nicht überliefert. Wir wissen aber, dass unsere Kastanie auf den griechischen Ausdruck „kástanon“ zurückgeht.
12. Pilz
Wer sich fürs Kastaniensammeln zu alt fühlt, kann im Herbst auch Pilze sammeln. Wichtiger als die Fantasie ist hier der genaue Blick für das, was da im Korb landet. Wer etwa die Frühlingslorchel mit ihrer Doppelgängerin der Speisemorchel verwechselt, kann sich beim Kochen schon durch die Dämpfe vergiften.
Der Begriff „Pilz“, abgeleitet aus dem althochdeutschen „buliz“ und später „Bölz“, besticht durch schlichte Eleganz. Die einzelnen Pilzsorten aber klingen, als hätte tatsächlich jemand ungesunde Dämpfe eingeatmet: Fransiger Wulstling! Blutblättriger Hautkopf! Unverschämter Ritterling!
13. Herbstwort: Stoppelfeld
Wo im Sommer noch die Ähren wogten, stehen im Herbst nur noch müde Stoppeln herum. Dank Martin Luther ist der Begriff „Stoppelfeld“ seit dem 16. Jahrhundert in der Literatursprache gebräuchlich. Und schon im 17. Jahrhundert bezeichneten die Menschen auch kurze, borstige Barthaare als „Stoppeln“.
Aber zurück aufs Feld: Solltest du, warum auch immer, einst barfuß ein Stoppelfeld durchqueren müssen: Der Trick ist, die Füße nur so weit vom Boden abzuheben, dass sie nicht über das Ende der Stoppeln hinauskommen. Dann piekst es nicht. Gern geschehen: für diesen Tipp und unsere liebsten Herbstwörter.