Die 7 Charakterzüge des britischen Humors – und wie du ihn meistern kannst

Was macht britischen Humor so speziell und warum kann er leicht verstörend wirken? Lies hier, wie die Briten humoristisch so ticken.
britischer humor

Schwarz, trocken und respektlos: Beim britischen Humor bleibt so manchem Deutschen das Lachen buchstäblich im Halse stecken. In der Tat wird den Briten ein sehr spezieller Humor nachgesagt, der auf Außenstehende oftmals verwirrend, wenn nicht gar verstörend wirkt. Die Mischung aus unterschwelligem Sarkasmus und (Selbst-)Ironie, verpackt in trockene Kommentare und versehen mit einer gehörigen Prise Respektlosigkeit, lässt bei Nicht-Briten oft Fragen aufkommen wie: Darf man darüber überhaupt Witze machen? Oder: War das jetzt ein Witz oder ernst gemeint? Damit du in Großbritannien humoristisch auf der sicheren Seite bist und dir nicht etwa Humorlosigkeit vorgeworfen wird, haben wir hier die sieben markantesten Merkmale des britischen Humors zusammengetragen.

1. Man nehme: Eine gehörige Portion Sarkasmus

Die charakteristischste Hauptzutat des britischen Humors ist mit Sicherheit sarcasm („Sarkasmus“). Da Sarkasmus oft nur sehr unterschwellig miteinfließt und nicht einmal durch eine besondere Intonation oder Übertreibung gekennzeichnet wird, ist es häufig gar nicht so leicht, einen Witz auch als solchen zu identifizieren. Hier gilt es, auf nonverbale Hinweise wie den Gesprächskontext oder ein verschmitztes (oft stolzes) Lächeln von Seiten des Witzbolds zu achten, wenn er etwa Äußerungen macht wie „Oh, wie toll, du kannst selbstständig eine E-Mail verfassen!“ oder „Ich liebe es, wie die Hunde hier überall die Gehwege mit diesen süßen braunen Haufen verzieren.“ Ein Paradebeispiel für britischen Sarkasmus ist übrigens der englische Stand-up-Comedian Jack Dee.

Witzig sein kann man nicht lernen, Englisch aber schon.

2. Ein bisschen Ironie muss sein

Der typisch britische Sarkasmus tritt häufig in einer fein-bösen Kombination mit irony („Ironie“) auf. Das kann einen schon ganz schön vor den Kopf stoßen, wenn man nicht weiß, dass Briten mit einem ironischen Kommentar in den allermeisten Fällen eine Art von Zuneigung ausdrücken. Deshalb sollte man es keineswegs als Spott oder Beleidigung auffassen, wenn man von einem Briten Dinge wie „Du bist Arsenal-Fan? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mit dir befreundet sein kann!“ hört. Diese höflich ins Gespräch eingestreute Ironie wird meist mit einem spitzbübischen Lächeln versehen, bleibt aber ansonsten unkommentiert im Raum stehen: Eine Aufklärung (wie das deutsche „Spaß!“) oder gar eine Entschuldigung wird nämlich nicht als nötig erachtet.

3. Nimm dich selbst nicht zu ernst

Briten können gut über sich selbst lachen: Neben der Ironie ist nämlich die englische self deprivation, auf Deutsch die „Selbstironie“, also wörtlich „Selbst-Aberkennung“, charakteristisch für britischen Humor. Eigene Schwächen oder Fehler sowie Tollpatschigkeit und peinliche Situationen sind dabei beliebte Themen, um Witze zu reißen. Und ganz ehrlich: Wenn sich jemand mit Aussagen wie „Mein Bart? Das ist nur das Ergebnis mangelnder Hygiene“ selbst auf die Schippe nimmt, wirkt das doch irgendwie ziemlich sympathisch und menschlich, oder? (Dieser selbstironische Spruch stammt übrigens vom britischen Komiker David Mitchell.)

4. Immer schön trocken bleiben

Mit Sarkasmus und Ironie kann der ungeübte Nicht-Brite ja vielleicht noch umgehen – aber spätestens die Trockenheit, also die völlige Emotionslosigkeit in der Darbietung von Komik, führt zur vollständigen Verwirrung und oft auch zu der Frage: „War das jetzt ein Witz? Oder doch nicht?“ Genau darin besteht der Witz des trockenen Humors, dass er nämlich nur indirekt als solcher zu erkennen ist. Die britische Komikertruppe Monty Python setzte diese Art von Humor übrigens sehr intensiv in ihren Sketchen und Filmen ein.

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5. Schwarz, schwärzer, …

Die meisten assoziieren mit britischem Humor wohl die Beschreibung „schwarz“ – und das zurecht: britischer Humor ist häufig morbide und makaber, die Grenzen zur Geschmacklosigkeit werden gerne mal überschritten. Denn die dark comedy der Briten macht selbst vor Tabuthemen wie Tod und Behinderung nicht halt, im Gegenteil: Unglück und Versagen bildet die Grundlage des humoristischen Themenrepertoires. Ein Beispiel für diese Art von Komik sind die Sketche aus der Show Little Britain.

Diese Respektlosigkeit vor Tabus jeglicher Art bringt Nicht-Briten leicht in Verlegenheit, vor allem, wenn Witze über Hierüber-macht-man-keine-Witze-Themen gemacht werden. Darum sollte man stets im Hinterkopf behalten, dass der britische Humor trotz aller Schwärze nie die Absicht hat, andere zu beleidigen oder bloßzustellen.

6. Untertreibe maßlos

Eine weitere wichtige Zutat des einzigartigen Humors unserer britischen Freunde ist die gnadenlose Untertreibung, das understatement. Die Komik ergibt sich dabei aus der Spannung zwischen Erzähltem (eine dramatische Situation) und Erzählweise (völlig unaufgeregt bis hin zu gleichgültig). Eine gute Illustration hierfür ist eine Szene aus dem Monty-Python-Film Der Sinn des Lebens: Als der Tod auf einer Dinnerparty erscheint, um die Gäste zu holen, kommentiert ein Gast lapidar: „Well, that’s cast rather a gloom over the evening, hasn’t it?“ („Nun, das hat den Abend ein wenig verdorben, nicht?“). Der britische Humor lässt sich daher treffend als grausam und geschmacklos, jedoch gleichzeitig höflich und gentlemanlike beschreiben.

7. Ein humoristischer Klassiker: Doppeldeutigkeit

Clevere Wortspiele, sogenannte puns, deren Witz sich aus der Gleichschreibung (Homographie) oder der Gleichlautung (Homophonie) verschiedener Wörter ergibt, sind ein weiteres beliebtes sprachliches Mittel, um Komik zu erzeugen. Ein Beispiel dafür ist ein Spruch des englischen Schriftstellers Douglas Adams: „You can tune a guitar, but you can’t tuna fish. Unless of course, you play bass.“ Der Witz basiert hier sowohl auf der Homophonie von tuna („Thunfisch“) und tune a („ein(en) … stimmen“), als auch auf der doppelten Bedeutung von bass („Bass“ und „Barsch“). Das Prinzip der Erzeugung von Komik durch Mehrdeutigkeit ist zwar auch im Deutschen zu finden, jedoch bedarf es schon eines ziemlich fortgeschrittenen Sprachniveaus, um solche Feinheiten auch als Nicht-Muttersprachler ausmachen zu können.

Ebenso verhält es sich bei sexuellen Anspielungen (sexual innuendo), die hauptsächlich auf der Grundlage von mehrdeutigen Wörtern funktionieren: Ein oberflächlich harmloser Satz enthält eine zusätzlich, sexuelle Lesart. Diese Art von Komik ist zum Beispiel in der Radio-Comedy I’m Sorry I Haven’t a Clue des Senders BBC zu finden: Der Moderator erwähnt in seinen Ansagen immer wieder die fiktive Punktezählerin Samantha und deren Sozialleben, das fast ausschließlich in Form von sexual innuendos wiedergegeben wird und für Lacher beim Publikum sorgt.

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass sich der britische Humor seit den 70er Jahren zum Exportschlager entwickelt hat: Auch außerhalb Englands wird ein trockener oder schwarzer Humor, wie er beispielsweise für den deutschen Komiker Loriot charakteristisch ist, oft als englischer Humor bezeichnet.

Nun ja, deshalb kann ich wirklich nicht verstehen, warum du behauptest, der britische Humor sei so speziell (spitzbübisches, stolzes Grinsen)!

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