Die Geschichte des englischen Theaters: Gesprochene Dramen im Kontext ihrer Zeit

Von Shakespeare bis zu Londons West End: Tauche ein in die Geschichte des englischen Theaters.

Englisch ist eine Weltsprache – und das englische Theater hat internationale Dramatiker hervorgebracht. Begeben wir uns also auf eine kleine Zeitreise durch die Geschichte des englischen Theaters und seine prominentesten Köpfe.

Die frühen Anfänge des englischen Theaters (43–1500)

Im Jahr 43 eroberte Claudius nach zwei erfolglosen Versuchen seiner Vorgänger schließlich England. So beganndie Romanisierung der römischen Provinz Britannien. Neben der lateinischen Sprache, einem heute noch wirkenden Rechtsverständnis und der Gründung von London brachten die Römer auch das Theater nach England. Der heutzutage noch benutzte englische Begriff für den Theatersaal, auditorium ist identisch mit der lateinischen Vokabel für „Theater“.

Mit dem Ende der römischen Besetzung entwickelte sich im Mittelalter das englische Straßentheater, aus dem sich auch der traditionelle Volkstanz Morris Dance zurückführen lässt.

Schauspieler führten Legenden sowie mystery plays, die biblische Szenen darstellen, auf. Solche Stücke wurden in Sammlungen zusammengefasst und cycles genannt. Ihren Namen erhielten sie nach der Stadt, in der Schauspielergilde ansässig war, also beispielsweise York Cycles oder York Mystery Plays.

Im späten Mittelalter wurden morality plays in England – wie auch im Rest Europas – beliebt. Morality plays erlaubten zum einen die Abwendung von christlichen Themen, zum anderen dienten solche Moralstücke – ganz wie die Bezeichnung suggeriert – der Erziehung von Zuschauern zu guten Staatsbürgern. Typischerweise wird der Protagonist eines morality plays in mehreren Szenen mit personalisierten Sünden konfrontiert, wodurch er schließlich jene moralischen Werte erlernt, die ihm ein lasterfreies Leben ermöglichen. Das wohl bekannteste englische morality play mit dem Titel Everyman stellt den Konflikt zwischen Gut und Böse im Leben eines Jedermann dar.

Das Renaissancetheater (1500–1660)

Unter der Herrschaft von Elisabeth I. brach die Blütezeit des englischen Theaters an. Jedoch ist trotz der Vielzahl berühmter Dramatiker dieser Zeit wohl kaum einer so bekannt wie William Shakespeare, nach dem dieses Zeitalter des englischen Theaters auch the age of Shakespeare genannt wird. Sein Name ist untrennbar mit dem englischen Theater verbunden und bis heute werden seine 40 Stücke in aller Welt inszeniert.

Der Ideenreichtum und die grenzenlose Möglichkeit des Geschichtenerzählens führten zur Geburt vieler neuer Genres, die Mischformen zwischen den zwei klassischen Kategorien Tragödie und Komödie erlaubten. Zu den beliebten Genres dieser Zeit zählt man revenge plays, also Rachedramen, und history plays, aber auch Parodien, Satiren und Ehetragödien.

Mit der Vielzahl an Theaterstücken und Themen etablierte sich der Beruf des Schauspielers und die Theatertore öffneten sich allen Schichten. Mit der aufkommenden Idee des Puritanismus wurde diesem kulturellen Höhenflug ein Ende gesetzt: alle Theatervorstellungen wurden verboten.

Damit du dein englisches Theater-Erlebnis genießen kannst, bringen wir dein Englisch auf Vordermann. Wenn du außerdem erfahren möchtest, wo du in Deutschland englische Literatur erwerben kannst, empfehlen wir dir den auf Englisch verfassten Artikel „Now read this“ unseres Content-Partners Spotlight. Dafür benötigst du mittlere Englisch-Kenntnisse.

Das Restaurationstheater (1660–1710)

Nach der Ära der Puritaner lebte das Theater unter Karl II. erneut auf. Frauen betraten die Bühne – und zwar wortwörtlich: Zum ersten Mal konnten Frauen den Schauspielberuf ausüben, zum ersten Mal wurde eine Dramatikerin berühmt, nämlich Aphra Behn.

Das wohl beliebteste Genre des Restaurationstheater ist die gleichnamige restoration comedy oder auch comedy of manners, deren aus heutiger Sicht überraschend deutliche sexuellen Anspielungen charakteristisch sind.

Mit der Einführung der patent theatres jedoch musste sich jedes Theaterhaus um eine Lizenz bewerben, um Aufführungen zeigen zu können. Durch dieses Monopol wurde nicht jedem Haus das Recht gewehrt, bestimmte Genres zu zeigen. Durch politische oder brisante Theaterstücke, nicht zuletzt von Henry Fielding, wurde dabei die Zensur immer mehr verschärft.

Das Zeitalter der Romantik (1798–1836)

Mit der thematischen Abkehr von englischer Tagespolitik wurde eine leichtere Kost im Theater serviert, die eine hohe Resonanz beim Publikum hatte. Die zeitgenössischen Dramatiker Percy Shelley und Lord Byron hatten jedoch auch den längst unsterblichen Shakespeare als Konkurrenten, dessen Stücke sich größter Beliebtheit erfreuten.

Außerdem lockte das Theaterprogramm der Romantik bis ins Viktorianische Zeitalter seine Zuschauer mit Melodramen, Opern, klassischen Dramen und Farcen.

Das Viktorianische Zeitalter (1837–1901)

Im Viktorianischen Zeitalter erging das englische Theater erneut durch eine staatliche Regelung. So übte das zum Königshaus zählende Lord Chamberlain’s Office Zensur aus. Die immer noch geltende Lizenz-Regelung der patent theatres erlaubte eine Kontrolle der ernsten Dramen – und genehmigte lizenzfreien Theaterhäusern „nur“ die Aufführung von musikalischen Stücken.

Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts wuchs der Einfluss international bekannter Dramatiker auf England; zunächst George Bernard Shaw, aber auch Henrik Ibsen und später Bertolt Brecht. Neue, übersetzte Theaterstücke und fremde Spielstile beleben die verstaubte englische Theaterszene. Für eine neue Theaterbegeisterung sorgt außerdem die Elektrizität, die neue bühnenbildnerische und technische Leistungen, sowie beleuchtete Straßen für den abendlichen Theaterbesuch, ermöglicht.

Das 20. Jahrhundert

Im Jahrhundert der zwei Weltkriege wird die englische Bühne tatsächlich zu den Brettern, die die Welt bedeuten. Auf ihr geschieht eine Auseinandersetzung in verschiedensten Formen, die gleichermaßen die englische Kultur prägen.

Die sogenannten angry young men stellen vom Sozialrealismus angetrieben alltägliche Missstände im kitchen sink drama dar. Im Kontrast dazu inszenieren Harold Pinter und Samuel Beckett durch die Sinnauflösung ihres absurden Theaters eine bedeutungslose Welt.

Im späten 20. Jahrhundert durchläuft das englische Theater außerdem eine Institutionalisierung durch die Formierung bestimmter Gruppen, beispielsweise der Royal Shakespeare Company, der Organisation von festen Zusammenkünften, wie dem Edinburgh Festival Fringe, und der Gründung von Nationaltheatern.

Mit der Entstehung neuer Theater entwickelt sich besonders Londons West End zur Nachbarschaft, die sich mit zeitgenössischem populären Theater identifiziert – vergleichbar mit dem Ruf, den New Yorks Broadway für Musicals hat.

So kann mir heute im West Ende die Stücke sehen, die später in die Geschichte eingehen werden.

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