Almohada, ojalá, zanahoria – die Geschichte hinter diesen Wörtern

Im modernen Spanisch gibt es tausende Wörter, die aus dem Arabischen stammen. Warum ist das so und woran kannst du sie erkennen?

Almohada (Kissen), ojalá (hoffentlich) oder zanahoria (Möhre) – dies sind nur drei Beispiele für Wörter, die im Spanischen alltäglich verwendet werden. Aber weißt du, was sie sonst noch gemeinsam haben? Ganz genau! Diese drei spanischen Wörter stammen alle aus dem Arabischen.

Die meisten europäischen Sprachen haben im Laufe ihrer Entwicklung Wörter aus dem Arabischen übernommen (z. B. „Ziffer” im Deutschen). Im Spanischen ist die Zahl der sogenannten Arabismen, d.h. der Wörter aus dem Arabischen, jedoch deutlich höher. Schätzungen zufolge gibt es im modernen Spanisch mehr als 4000 Wörter aus dem Arabischen, von denen viele jeden Tag verwendet werden. Das bekannteste Beispiel ist zweifelsohne das Wort ojalá (hoffentlich), in dem noch die ursprüngliche Form in šā’ allāh deutlich zu erkennen ist.

Aber warum hatte das Arabische einen solchen Einfluss auf die spanische Sprache? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir durch die Zeit zurück ins Mittelalter reisen. Im Jahr 711 landeten maurische Truppen auf der Iberischen Halbinsel, die damals größtenteils von Germanen bewohnt war, und eroberten sehr schnell einen großen Teil ihrer Gebiete. Die Mauren siedelten sich vor allem im Süden des heutigen Spanien und Portugal an – in einem Gebiet, das sie Al-Andalus nannten, lebten dort für mehr als sieben Jahrhunderte und etablierten Arabisch als Amtssprache.

Im Jahr 711 wurden auf der Iberischen Halbinsel verschiedene lateinische Dialekte gesprochen. Mit der Zeit entwickelten sich diese Dialekte zu den romanischen Sprachen, die wir heute kennen, darunter  Spanisch, Portugiesisch, Galicisch und Katalanisch. In diesen Sprachen gab es damals zunächst keine Wörter für die neuen Konzepte, Gegenstände und Nahrungsmittel, die die Mauren mit sich brachten. Daher wurden, um diese Dinge zu beschreiben, viele Wörter einfach aus dem Arabischen entlehnt.

Viele dieser Arabismen haben Einzug in die spanische Alltagssprache gehalten:

  • Botanik und Lebensmittelaceituna (Olive), algodón (Baumwolle), almíbar (Sirup), arroz (Reis), azafrán (Safran), azúcar (Zucker), espinaca (Spinat), limón (Zitrone), naranja (Orange), sandía (Wassermelone), zanahoria (Möhre)
  • Wissenschaft álgebra (Algebra), alcohol (Alkohol), cifra (Ziffer), cero (Null)
  • Kleidungsstücke und Haushaltsgegenstände  – albornoz (Bademantel), alfombra (Teppich), almohada (Kopfkissen), garrafa (Karaffe), jarra (Krug), sofá (Sofa), zapato (Schuh)
  • Architektur und Bauwesenalbañil (Maurer), azotea (Dachterrasse), azulejo (Fliese) 
  • Musik und Spieleajedrez (Schach), guitarra (Gitarre), tambor (Trommel)
  • Verwaltung und Handeladuana (Zoll), alcalde (Bürgermeister), aldea (Dorf), alquiler (Miete), barrio (Viertel)

Der Einfluss der arabischen Sprache zeigt sich aber nicht nur in Alltagswörtern. So findet man in Spanien zahlreiche Ortsnamen arabischer Herkunft:

OrstnameBedeutung
Algecirasdie grüne Insel
Almeríader Aussichtsturm
Guadalquivirder große Fluss
Guadalajarader Steinfluss
La Manchadas trockene Land

Ist dir beim Lesen dieser Wörter etwas aufgefallen? Viele dieser Begriffe beginnen mit -al oder -a. Zahlreiche Arabismen wurden mit dem arabischen bestimmten Artikel (al-) oder der verkürzten Form (a-) übernommen, wie z. B. al-mukhadda (almohada, Kopfkissen) oder al-qutun (algodón, Baumwolle). Der Einfluss der arabischen Sprache lässt sich auch im Suffix -í erkennen. Dieser wird bei einigen Adjektiven, die eine Herkunft anzeigen, verwendet, wie z. B. ceutí (aus Ceuta), marroquí (aus Marokko) oder saudí (aus Saudi-Arabien).

Im Jahr 1492 endete die maurische Herrschaft auf der iberischen Halbinsel endgültig, mit der Eroberung Granadas durch die katholischen Könige Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien. Im Zuge dieser „Reconquista” (Rückeroberung), wurden die in Spanien lebenden Muslime, die nicht zum Katholizismus übertreten wollten, vertrieben. Gleichzeitig verlor Arabisch den Status als Amtssprache. Damit endete ein spannendes Kapitel der spanischen Geschichte, dessen Erbe jedoch bis heute in zahlreichen Wörtern präsent bleibt.

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