5 typische Fehler auf Spanisch, die jeder am Anfang macht – und wie du sie umgehen kannst!

Wie spricht man das [r] aus, vor welchen falschen Freunden muss man sich im Spanischen hüten und was ist noch mal der Unterschied zwischen „ser“ und „estar“?
Typische Fehler auf Spanisch

Aus eigener Erfahrung weiß ich, Spanisch lernen ist gar nicht so schwer und macht Spaß. Die ersten Wörter und Sätze sind schnell gelernt und schon hast du kleine Erfolgserlebnisse: in der Tapas-Bar im Urlaub, mit deinen internationalen Kommilitonen aus Argentinien an der Uni oder beim ersten Kennenlernen deiner spanischsprachigen Schwiegereltern.

Und doch verbergen sich einige Stolperfallen, in die wir als deutsche Muttersprachler alle am Anfang treten und die bei Einheimischen ein Schmunzeln hervorrufen. Das ist zum Glück ganz normal, wenn man eine Fremdsprache lernt. Ein paar dieser typischen Fehler und wie man sie am besten umgehen kann, zeigen wir dir hier.

Spanische Aussprache: Wie du deinen Akzent verbesserst

Als eifriger Lerner ist man stets bemüht, die eigene Aussprache an die der hispanohablantes, also der Spanischmuttersprachler, anzupassen. Bei einigen Lauten fällt uns das leichter, weil sie unseren deutschen Lauten ähnlich sind, bei anderen ist es schwerer, weil sie in unserer Muttersprache eigentlich nicht vorkommen (mit Ausnahme von einigen deutschen Dialekten). Zum Glück kann man mit ein paar einfachen Tricks und ein bisschen Üben Abhilfe schaffen.

Aussprache: Temperamentvoll das [r] rollen wie die Spanier

In Spanien habe ich mal gehört, dass sich die deutsche Sprache in den Ohren der Spanier wie das Bellen eines Hundes anhört. Uns fällt es hingegen eher schwer, das Wort „Hund“ auf Spanisch (perro) überhaupt richtig auszusprechen. Viele deutsche Lerner verzweifeln vor allem am Anfang an dem gerollten [r], weil wir im Standarddeutschen das [r] hinten im Hals gurgeln oder am Wort- und Silbenende sogar ganz weglassen, beziehungsweise wie ein [a] aussprechen.

Um es noch komplizierter zu machen, gibt es im Spanischen sogar zwei verschiedene Aussprachen: das einfache und das mehrfach gerollte [r]. Damit du im Urlaub oder von deinen Schwiegereltern verstanden wirst, ist diese Unterscheidung aber wichtig, vor allem, wenn es um Wörter geht wie pero („aber“) und perro („Hund“) oder caro („teuer“) und carro („Wagen“) geht.

Ganz allgemein wird das [r] im Spanischen immer vorn im Gaumenbereich gerollt. Dazu legst du die Zunge ganz vorn kurz hinter die Schneidezähne und lässt sie vibrieren. Nach den meisten Konsonanten und am Wort- oder Silbenende wird das [r] nur einfach gerollt. Wenn es noch nicht so gut klappt, kannst du es üben, indem du ein sanftes [d] anstelle des [r] sprichst. Probier es doch mal mit dem deutschen Wort [Bdötchen]. Achte darauf, dass die Zunge vorn kurz hinter den Zähnen bleibt und du keinen Laut im Rachen erzeugst.

Zwischen zwei Vokalen kann das [r] einfach oder mehrfach gerollt werden. Ein doppeltes „rr“ zeigt an, dass das [r] mehrfach gerollt ausgesprochen werden muss. Auch am Wortanfang und nach den Konsonanten [l, n] und [s] rollt man das [r] immer mehrfach.

Das mehrfache Rollen entsteht durch eine stärkere Vibration der Zunge gegen den Gaumen. Am besten übst du es, indem du die Zunge locker hinter die oberen Schneidezähne legst und dann das Klingeln eines alten Telefons nachahmst: Drrrring, drrrring, drrrring.

Spanisch aussprechen: Lass dir kein [v] für ein [b] vormachen! Oder doch?

Auch wenn sie auf den ersten Blick ganz unterschiedlich aussehen, haben die spanischen geschriebenen Buchstaben „b“ und „v“ eins gemeinsam: die Aussprache. Anders als im Deutschen, wo jeder der beiden Buchstaben seinen eigenen Laut hat, wird im Spanischen nicht unterschieden. Man darf sich also ein „v“ für ein „b“ vormachen lassen, denn die Aussprache variiert nur in Abhängigkeit von der Stellung der Buchstaben im Wort, nicht aber untereinander.

  • Am Wortanfang, wie in bonito („schön“) oder vestido („Kleid“), und nach [m] oder [n], wie in Colombia („Kolumbien“) oder enviar („schicken“), werden „b“ und „v“ hart ausgesprochen und klingen fast wie ein deutsches [b].
  • Innerhalb des Wortes, wie in hablar („sprechen“) und avión („Flugzeug“), werden „b“ und „v“ sehr viel weicher ausgesprochen als das deutsche [b]. Für diesen Laut schließt man die Ober- und Unterlippe nicht komplett.

Übrigens: Auch wenn die Versuchung für einen deutschen Muttersprachler immer wieder groß ist, den [w]-Laut wie in Wolf oder Vase gibt es auf Spanisch nicht.

Das spanische Vokabular – manchmal ein bisschen bravo, aber niemals brav

Obwohl die deutsche und die spanische Sprache doch recht unterschiedlich sind, gibt es ein paar Wörter, die auf den ersten Blick gleich erscheinen, auf den zweiten Blick aber etwas ganz anderes bedeuten. Vor diesen sogenannten falschen Freunden sollten wir uns besser hüten.

Wie man mit falschen Freunden umgeht

Fragt man dich zum Beispiel, ob du dich an einem regalo für deinen peruanischen Kollegen beteiligen möchtest, geht es keineswegs um deine handwerklichen Fähigkeiten beim Aufbau eines neuen Regals für dessen Wohnung, sondern um ein schönes Geschenk. Ein „Regal“ heißt dagegen auf Spanisch estantería.

Vielleicht hattest du schon mal das Pech und bist von einem Hund gebissen worden. Auf Spanisch heißt „beißen“ morder, aber du hast ja zum Glück überlebt, denn für „ermorden“ sagt man asesinar. Der Hund war hingegen alles andere als „brav“, sondern viel zu bravo („wild“)!

Das verwirrt dich jetzt alles doch ein bisschen und du brauchst auf den Schreck erst mal was Süßes? Vielleicht ein Dessert? Dann lass dich bloß nicht in die Wüste (el desierto) schicken, sondern bestell lieber gleich un postre.

Damit sie dich nicht in die Irre führen können, haben wir viele dieser falschen Freunde für dich gesammelt und nach Themen sortiert. Und wer weiß? Vielleicht werden aus falschen Freunden eines Tages sogar gute Freunde, wenn man sie nämlich kennt und weiß, wie man mit ihnen umgehen muss.

Stolperfallen der spanischen Grammatik

Sein oder Nichtsein?

Diese Frage hat ja bekanntlich schon so manchen an den Rand der Verzweiflung gebracht und im Spanischen ist das sogar gleich zweifach möglich. Denn für das kleine deutsche Verb „sein“ gibt es in der spanischen Sprache die beiden Verben ser und estar – eine Struktur, die selbst erfahrene Spanischlerner immer wieder stolpern lässt. Wann verwendet man noch mal ser und wann estar? Wir zeigen es dir hier in aller Kürze.

Mit ser beziehst du dich auf dauerhafte Eigenschaften, wie zum Beispiel die Herkunft, den Namen oder unveränderbare Merkmale: ¿De dónde eres? („Woher kommst du?“), Esta es Rocío. („Das ist Rocío.“) und Aprender español es muy fácil. („Spanisch lernen ist sehr einfach.“). Auch deine aktuelle Tätigkeit gibst du mit ser an. Du sagst also Soy estudiante. („Ich bin Student/-in.“), selbst wenn du gar nicht die Absicht hast, für immer zu studieren.

Im Gegensatz dazu verwendest du estar, wenn es um vorübergehende Zustände geht, zum Beispiel Empfindungen, den Familienstand oder, wo sich Gegenstände befinden:

  • Estoy sola y estoy contenta. („Ich bin Single und ich bin froh.“)
  • und ¿Dónde está mi maleta? („Wo ist mein Koffer?“).

Außerdem wird estar bei Ortsangaben verwendet:

  • Buenos Aires está en Argentina. („Buenos Aires liegt in Argentinien.“).

Bei der Angabe einer Uhrzeit muss man ser verwenden: Son las nueve y media. („Es ist halb zehn.“). Geht es um einen Wochentag, ein Datum oder eine Jahreszeit, wird es etwas schwieriger, denn es gibt zwei Möglichkeiten, dies anzugeben, entweder mit ser wie in Hoy es jueves. („Heute ist Donnerstag.“) oder mit estar wie in Hoy estamos a jueves. („Heute haben wir Donnerstag.“).

Bis hierhin ist es gar nicht so schwer, oder? Knifflig wird es bei einigen Adjektiven, die man sowohl mit ser als auch estar verwenden kann, die jedoch ihre Bedeutung je nach Verb zum Teil vollkommen verändern. Vielleicht erzählt der neue Freund von deiner Schwester nur lahme Witze und es muy aburrido („ist sehr langweilig“) oder heute Abend estás muy aburrido („bist du sehr gelangweilt“), denn es läuft mal wieder nichts in der Glotze! Aufpassen solltest du auch bei so häufigen Ausdrücken wie:

  • estar bien („sich wohlfühlen, in Ordnung sein“)
  • ser bueno („gut sein“)
  • estar bueno („gut schmecken, attraktiv sein“)
  • sowie bei estar mal („sich nicht wohlfühlen, nicht in Ordnung sein“)
  • ser malo („von schlechter Qualität, böse sein“)
  • und estar malo („krank sein, nicht gut schmecken“).

… und immer diese Präpositionen

Eine weitere Herausforderung beim Erlernen einer Sprache sind die Präpositionen – diese kleinen Wörter, die große Verwirrung stiften können, und doch so wichtig für das Verständnis sind. Heißt es nun „auf“ oder „in“ dem Tisch (en la mesa), verantwortlich „für“ oder „von“ (responsable de) und ist ein Stuhl „aus“ oder „von“ Holz (una silla de madera)? Du siehst also: Leider können wir Präpositionen nicht einfach wörtlich übersetzen, sondern müssen sie und ihre Verwendung größtenteils auswendig lernen.

Am häufigsten haben wir deutschen Muttersprachler Probleme mit por und para, weil sie im Deutschen mit „für“ übersetzt werden können. Sprichst du über den Grund oder die Ursache von etwas, über Tageszeiten oder bedankst dich, verwendest du por: „¡Lo he hecho solo por ti!“ („Ich habe es nur für dich getan!“) Wenn es dagegen um einen Zweck, ein Ziel oder eine Absicht geht, du einen Termin ausmachst oder deine Meinung sagst, nimmst du para: „Tenemos un regalo para ti.“ („Wir haben ein Geschenk für dich.“) Uihh, freust du dich und fragst: „¿Por qué?“ („Warum?“) Ach, man braucht nicht immer einen Grund, sagt der Spanier und antwortet ganz einfach mit: „¡Porque sí!“ („Darum!“)

Mach dir auch ein Geschenk: Gönn dir einen Babbel-Kurs!
Jetzt eine Sprache lernen
Teilen:
Jutta Naumann

Jutta Naumann ist in Dresden geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur zog es sie nach Madrid, Spanien, wo sie ein Jahr als Kindermädchen arbeitete, sich in das Land, die Bewohner und vor allem in die Sprache verliebte. Zurück in Deutschland studierte sie Spanische und Englische Philologie sowie Literaturwissenschaften an der Uni Potsdam. Heute lebt sie in Berlin, arbeitet bei Babbel und schreibt, wenn sie nicht gerade in der spanischsprachigen Welt unterwegs ist, über die Höhen und Tiefen beim Erlernen einer Fremdsprache.

Jutta Naumann ist in Dresden geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur zog es sie nach Madrid, Spanien, wo sie ein Jahr als Kindermädchen arbeitete, sich in das Land, die Bewohner und vor allem in die Sprache verliebte. Zurück in Deutschland studierte sie Spanische und Englische Philologie sowie Literaturwissenschaften an der Uni Potsdam. Heute lebt sie in Berlin, arbeitet bei Babbel und schreibt, wenn sie nicht gerade in der spanischsprachigen Welt unterwegs ist, über die Höhen und Tiefen beim Erlernen einer Fremdsprache.