Illustriert von Victoria Fernández
Beim Erlernen einer neuen Sprache ist nicht nur die Logik der Fremdsprache wichtig, sondern auch die deiner Muttersprache, denn sie prägt die Art, wie du denkst und an Sprachstrukturen herangehst. Daher stellen dich verschiedene Sprachen vor verschiedene Herausforderungen. Ist zum Beispiel Französisch deine Muttersprache, wird dir die spanische Grammatik intuitiver vorkommen als deutschen Muttersprachlern, da Französisch und Spanisch zur gleichen Sprachfamilie, der der romanischen Sprachen, gehören. Deutsch hingegen ist Teil der germanischen Sprachfamilie und unterscheidet sich daher in einigen grundlegenden Strukturen stark vom Spanischen. Doch keine Angst, wir bei Babbel sorgen dafür, dass dir der Übergang so leicht wie möglich fällt. Wir passen die Lektionen an deine Muttersprache an und strukturieren die Übungen so, dass du schnell bereits kurze Gespräche führen kannst.
1. Umgib dich mit der Sprache
Nutze die Möglichkeit des Babbel-Prinzips, so früh wie möglich mit dem Sprechen anzufangen, und probiere dein Wissen am besten gleich aus. Du musst dafür nicht gleich nach Spanien oder Mexiko fliegen – wie wär’s mit der Tapasbar um die Ecke oder der nächsten Salsaparty (falls du kein Salsa tanzen kannst – warum das nicht auch gleich ausprobieren?). Die Hemmschwelle mag erst einmal hoch sein. Dem kannst du vorbeugen, indem du Spanisch in deinen Alltag integrierst, sodass es sich natürlich anfühlt, von der Sprache umgeben zu sein.
Schau neben den üblichen Tricks – auf Laptop und Smartphone die Sprache umstellen, Einkaufszettel auf Spanisch schreiben – zum Beispiel mal nach spanischen Foodblogs und koche das Essen zu Hause nach. Die Zutaten findest du in Läden wie Aqui España oder Mitte Meer. Basics wie Serranoschinken und Manchegokäse gibt es mittlerweile auch in vielen Supermärkten. Du machst abends lieber Sport, statt aufwendig zu kochen? Dann such bei Spotify eine Playlist mit spanischer Musik und bring etwas Rhythmus in deinen Trainingsalltag. Such dir danach die Texte zu den Songs heraus, die dir besonders gefallen, und versuche sie zu übersetzen.
2. Mañana, mañana – Morgen, morgen, nur nicht heute
Das mag wie ein Klischee klingen, aber: Die Grundmentalität ist in den meisten spanischsprachigen Ländern etwas entspannter als in Deutschland. Ich bin auf Teneriffa stets aufs Neue erstaunt, wie locker dort vieles genommen wird. So ist es den Leuten von der Autovermietung relativ egal, in welchem Zustand ich das Auto abhole und zurückbringe. Was nicht heißt, dass ich dort jedes Mal mit einer Schrottkarre durch die Gegend fahren muss. Nur die Details werden nicht so eng gesehen. Der Tank muss nicht komplett gefüllt sein – es reicht, wenn man vom Parkplatz fahren kann. Rundum funktioniert das Auto, deshalb stört es auch niemanden, wenn du mal einen Kratzer hineinfährst. Wenn du dir diese Einstellung zu eigen machst und dementsprechend entspannt auf die Leute zu- und an die Sprachlektionen herangehst, nimmst du gleich den Druck heraus.
3. Immer schön anpassen
Im Spanischen sind die Wortendungen auf sanfte Übergänge und die Anpassung der Wörter aneinander ausgelegt – ein Merkmal der romanischen Sprachfamilie. Die Adjektive haben weibliche und männliche Formen, die an das jeweilige Substantiv angepasst werden, ebenso die bestimmten und unbestimmten Artikel. Zum Beispiel heißt es una comida buena („ein gutes Essen“) oder el paisaje majestuoso („die majestätische Landschaft“). In den meisten Fällen funktioniert diese Anpassung sehr intuitiv: Endet das Substantiv auf „a“, gilt dies auch für das Adjektiv. Das Gleiche gilt für Endungen auf „o“. Aufgrund dieser Logik wird dir dieses Prinzip schnell in Fleisch und Blut übergehen.
In einigen Fällen werden Wörter aber auch verändert, um eine Folge von gleichklingenden Lauten zu vermeiden: So heißt „und“ auf Spanisch y und wird ausgesprochen wie [i]. Steht y jedoch vor einem Wort, das mit „i“ oder „hi“ beginnt, wird es zu e, wie z. B. in verano e invierno („Sommer und Winter“) – das geht einfacher und klingt besser. Das Gleiche gilt für o („oder“). Es wird zu u, wenn es vor einem Wort steht, das mit „o“ oder „ho“ anfängt, sodass du dich bei Ausdrücken wie siete u ocho („sieben oder acht“) nicht zweimal mit dem o-Laut herumschlagen musst.
Im Vergleich zu den komplizierten Silben des Deutschen, in denen oft viele Konsonanten direkt hintereinanderstehen, sind Silben in spanischen Wörtern relativ einfach aufgebaut: Sie enthalten weniger Konsonanten, dafür aber mehr Vokale und sind deshalb auch leichter auszusprechen. So heißt z. B. „Schule“ auf Spanisch escuela – das [e] macht den Wortanfang einfacher und ermöglicht es dir, das Wort beim Sprechen flüssiger mit dem vorherigen zu verbinden. Es gibt im Spanischen auch kein stimmhaftes [s] wie in Sonne – was für den Sprechapparat vergleichsweise schwierig auszusprechen ist. Sämtliche [s]-Laute werden im Spanischen wie ein zischendes, stimmloses [s] ausgesprochen (wie in Eis).
Das alles sorgt dafür, dass man die einzelnen Wörter sehr gut aneinanderreihen kann – was für Nicht-Muttersprachler oft erst einmal nach einem undefinierbaren Wortbrei klingt. Versuche hierbei am besten nicht krampfhaft, jedes Wort einzeln herauszuhören, sondern habe Mut zur Lücke. In den meisten Situationen wirst du den grundlegenden Sinn auch verstehen, ohne jedes Wort zu kennen. Höre auf den Rhythmus der Sprache – viele Wörter kommen oft in Verbindung mit bestimmten anderen Wörtern vor, besonders in festen Redewendungen. Die Satzmelodie und der Rhythmus helfen dir dabei, ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln und Bedeutungen mit Situationen und Erinnerungen zu verbinden.
4. Lass dich auf die Logik der Sprache ein
Spanisch ist eine rücksichtsvolle Sprache – sowohl für dich als Sprechenden als auch für deine Zuhörer. Zwar wirken die sogenannten Objektpronomen (wie me, te oder lo/la, bzw. le) auf den ersten Blick kompliziert, weil sie der deutschen Sprachlogik widersprechen. Dabei können sie sehr hilfreich sein. Es handelt sich um Dativpronomen (in diesem Fall werden me und te mit „mir“ und „dir“ übersetzt und das Pronomen der 3. Person Singular le mit „ihm/ihr“) und Akkusativpronomen (in diesem Fall heißt me übersetzt „mich“, te heißt „dich“ und die Pronomen lo und la heißen „ihn“ bzw. „sie“).
Nimm zum Beispiel den Satz: José le está comprando un regalo a María. („José kauft María ein Geschenk.“) Wörtlich übersetzt hieße dieser Satz: „José ihr kauft ein Geschenk María.“ Das klingt erst einmal unlogisch, ist aber sehr praktisch. Das „ihr“ am Anfang, vor dem Verb oder der Verbgruppe, ist ein Hinweis darauf, dass an späterer Stelle im Satz ein indirektes Objekt folgt, das wahrscheinlich eine Person ist (María). Da Eigennamen und Personenbezeichnungen sowohl als direktes wie auch als indirektes Objekt mit der Präposition a stehen, verdeutlicht die Dopplung mit le, dass María in diesem Satz das indirekte Objekt ist – und nicht etwa das direkte Objekt (sonst müsste es la statt le heißen). Satzzeichen machen etwas Ähnliches: Vor Ausrufe- und Fragesätzen steht – zusätzlich zu den üblichen am Satzende – jeweils ein umgedrehtes Ausrufe- oder Fragezeichen. So weißt du direkt, womit du es zu tun hast und an welcher Stelle im Satz eine Frage oder ein Ausruf anfängt, wie z. B. in Juan, ¿dónde estás? ( „Juan, wo bist du?“). Mithilfe dieser zusätzlichen Satzzeichen kannst du dich direkt auf die richtige Intonation einstellen. Eigentlich sehr nett, oder?
5. Keine Angst vor Ausnahmen
So viele Regeln eine Sprache hat, so viele Ausnahmen hat sie. Da hilft nur auswendig lernen. Das kann nervig sein und beim Sprechen für unangenehme Denkpausen sorgen, was dich aber nicht davon abhalten sollte. Ich sage, wenn ich aufgeregt bin, immer noch Dinge wie el foto oder la problema– dabei sind diese beiden Substantive Ausnahmen: Obwohl foto auf „o“ endet, was sonst ein Indiz für das männliche Genus ist, ist dieses Wort weiblich und der Artikel dementsprechend: la foto. Das rührt daher, dass foto eigentlich die Kurzform von fotografía ist. Bei problema ist es genau umgekehrt: Wie viele aus dem Griechischen stammende Lehnwörter klingt es mit „a“ am Ende weiblich, ist aber männlich, daher: el problema (genau wie auch el tema, el clima, el drama, …).
Lass dich von solchen Details nicht einschüchtern. Sie kommen mit der Praxis und dementsprechender ständiger Wiederholung. Wenn du sie im Gespräch falsch machst, wird dich jeder spanische Muttersprachler trotzdem verstehen – und niemand wird dich für einen kleinen Fehler auslachen. Also, auf geht’s!