Natürlich kennen wir alle die Delfinshows in Aquarien oder das Schwimmen mit Delfinen im Urlaub – es ist ziemlich offensichtlich, dass diese Tiere uns Menschen faszinieren. Liegt dies daran, dass wir sie für ziemlich intelligent halten (hierzu erfährst du gleich noch mehr) …? Oder liegt es an ihrer glatten, glänzenden Haut? Oder vielleicht an der Grazie, mit der sie durch das Wasser gleiten? All dies ist großartig, doch eigentlich dreht sich alles um die Frage: Wie kommunizieren Delfine? Denn es ist die Sprache der Delfine, die uns am allermeisten faszinieren sollte.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Delfine über eine Art Sprachsystem verfügen, mit dem sie sich unterhalten. Stell dir einmal vor, dass die Menschen die Delfinsprache lernen könnten und dadurch in der Lage wären, mit ihnen zu kommunizieren. Wie komplex ist die Delfinsprache? Kann man sie überhaupt als „Sprache“ bezeichnen? Und, am allerwichtigsten: Werden wir je in der Lage sein, sie zu lernen? Lass uns eintauchen (entschuldige dieses schlechte Wortspiel) und es herausfinden.
Sind Delfine tatsächlich die klügsten Tiere?
Die Vermutung ist ja ziemlich weit verbreitet, dass Delfine die klügsten nicht-menschlichen Tiere sind oder zumindest an der Spitze der Intelligenzskala stehen – doch das entspricht eigentlich gar nicht der Realität. Delfine verfügen über relativ große Gehirne; dieses ist in Bezug auf ihre Körpergröße vier oder fünf Mal größer als die Gehirne anderer Tiere derselben Größe. Ihre Fähigkeiten in Bezug auf Kommunikation, die denen der Menschen ziemlich ähnlich sind, lassen auf ein bestimmtes Intelligenzniveau schließen. Doch das ist noch nicht die ganze Geschichte.
Obwohl Forschende ursprünglich behaupteten, dass Delfine dazu in der Lage seien, sich selbst in einem Spiegel zu erkennen, wurde in anderen Studien festgestellt, dass die Delfine sich auf genau dieselbe Weise verhielten, wenn gar kein Spiegel vorhanden war.
Außerdem geht es ja auch noch um ihre ganz eigene Sprache, die wir im nächsten Abschnitt genauer untersuchen werden. Forschende führen oft diese Fähigkeit zur Kommunikation – indem sie komplexe Vokalisierungen oder Laute nutzen – als Beweis für die Intelligenz der Delfine an, und aus diesem Grund gehören sie auch zu den klügeren Tierarten. Wenn auch nicht unbedingt zu den klügsten. Eine ganze Reihe anderer Tiere, wie zum Beispiel Hunde, Primaten und Seelöwen nutzen ebenfalls spezifische Vokalisierungen zur Kommunikation.
Es ist also längst noch nicht entschieden, auf welcher Stufe der Intelligenzskala sich Delfine befinden, doch es lohnt sich definitiv, die Delfinsprache zu erforschen. Und viele Forschende tun genau das.
Wie kommunizieren Delfine? Was wir über Delfinsprache wissen
Wie kommunizieren Delfine nun eigentlich? Denise Herzing, die seit über 30 Jahren Delfine in freier Wildbahn untersucht, stellt fest, dass diese Laute wie Pfiffe, Quietsch- und Klicklaute oder Summen nutzen, um miteinander zu sprechen.
Herzing zufolge hat jeder Delfin einen eigenen charakteristischen Pfeifton, den sogenannten Signaturpfiff, der ihn identifiziert – so ähnlich wie ein Name. Es gibt Klickgeräusche, die beim Jagen und Füttern eingesetzt werden, Summ- oder Brummgeräusche für soziale Interaktion und Paarung, sowie pulsierende Explosionsgeräusche, wenn sie miteinander kämpfen. Herzing beschreibt außerdem eine besonders coole Art der Kommunikationstechnik, die Delfine nutzen, und zwar synchronisieren sie ihre Geräusche und ihr Verhalten miteinander, um Haie fern zu halten.
In einer von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Sankt Petersburger Polytechnischen Universität durchgeführten Studie wurde eine spezielle Ausrüstung eingesetzt, um die akustischen Signale von Flaschennasendelfinen (oder Großen Tümmlern) im Schwarzen Meer zu messen. Diese Studie erkannte einzelne Pulsgeräusche sowie ganze Reihen von Pulsgeräuschen als Wörter und Sätze, und kam zu der Schlussfolgerung, dass, da die Delfinsprache „alle Eigenschaften aufweist, die es auch in der von Menschen gesprochenen Sprache gibt, dies auf ein hohes Intelligenzniveau und ein hohes Bewusstseinsniveau bei Delfinen hinweist, und ihre Sprache anscheinend als hoch entwickelte gesprochene Sprache angesehen werden kann, die der menschlichen Sprache ebenbürtig ist.“
Diese Schlussfolgerung stellt eine ziemlich gewagte Behauptung über die Kommunikation der Delfine auf, doch andere Forschende – einschließlich Herzing – stimmen diesen Schlussfolgerungen gar nicht zu, sondern behaupten, dass das Design dieses Experiments bereits fehlerhaft angelegt war. Richard Connor, Meeresbiologe an der University of Massachusetts-Dartmouth, klassifizierte diese Studie im National Geographic sogar als „kompletten Humbug, und das können Sie genau so abdrucken.“
Herzing zufolge sind die Entwicklungen in der Delfinforschung vielversprechend, doch bis heute gibt es keinen echten Beweis für eine sogenannte Delfinsprache, die in der Wildnis genutzt wird. Es ist ihrem Team jedoch gelungen, erfolgreich mit Delfinen zu kommunizieren, indem Maschinen eingesetzt wurden, die die Geräusche der Delfine nachahmen.
Die Zukunft der Kommunikation zwischen Mensch und Delfin
Wo geht also die Reise hin auf der Suche nach Einblicken in die Delfinsprache? Ebenso wie im Falle anderer Rätsel, vor denen wir heutzutage noch immer stehen, kommt hier die künstliche Intelligenz zum Einsatz.
👉 Was denkst du – Wird Künstliche Intelligenz Autor:innen ersetzen?
Ein schwedisches Sprachen-Start-up mit dem Namen Gavagai AB ist zuversichtlich, künstliche Intelligenz nutzen zu können, um die Sprache der Delfine zu entschlüsseln. Ähnliche Projekte für andere Tiere verzeichnen schon große Fortschritte. In Zusammenarbeit mit Forschenden des KTH Royal Institute of Technology sammelt dieses Unternehmen Daten aus Aufnahmen von Delfinen und hatte sich ursprünglich zum Ziel gesetzt, die Delfinsprache bis zum Jahr 2021 entschlüsselt zu haben – wobei es letzten Endes darum gehen sollte, die menschliche Sprache in die Delfinsprache zurück zu übersetzen und so mit den Delfinen zu kommunizieren. Dadurch würde zum allerersten Mal eine tatsächliche Kommunikation zwischen verschiedenen Arten stattfinden.
Dies war ein ehrgeiziges Ziel, doch die Hoffnung bleibt bestehen – wer weiß, vielleicht können wir eines Tages nicht nur mit den Delfinen schwimmen, sondern uns sogar mit ihnen unterhalten.