Was kann ich tun, damit mein Kind gut Italienisch lernt? Welche Hilfsmittel stehen mir zur Verfügung? Hier erfahrt ihr, was ich herausgefunden habe.
„Guten Morgen Papa, buongiorno mamma!“ So fängt mein Tag an, zumindest wenn es ein guter ist. Ansonsten kann er auch mit einem urdeutschen „Mama, aufstehen!“ beginnen, das mir morgens um sechs entgegengeschrien wird. Offenbar ist für meinen Sohn der Befehl, aufzustehen unauflöslich mit seiner anderen Muttersprache, dem Deutschen, verbunden.
Und schon habt ihr das Problem verstanden: Bei mir zu Hause sprechen wir nicht nur eine Sprache, sondern zwei, und beide sollen friedlich koexistieren. Und beide sollen auch genau so wahrgenommen werden, nämlich als zwei verschiedene Sprachen und Kulturen, die zu unserem Alltag gehören. Ein kleines Kind versteht noch nicht, dass diese Trennung existiert, oder dass die Mama eine „Sprache“ spricht und der Papa eine andere. Es weiß nur, dass man manchmal mit bestimmten Personen, zum Beispiel der Mama oder den Großeltern mütterlicherseits, besser auf eine „Art und Weise“ spricht (in unserem Fall Italienisch), und mit anderen, dem Papa, den Großeltern väterlicherseits und den Freunden im Kindergarten, auf eine andere „Art und Weise“.
Aber diese Unterscheidung ist nicht immer einfach zu verstehen, vor allem wenn die Eltern beide Sprachen sprechen und verstehen. Eine italienische Kollegin erzählte mir sogar, dass ihre Tochter, auch ein italienisch-deutsches Kind, die Sprachen als verschiedene „Stimmen“ wahrnimmt: die „italienische Stimme“ und die „deutsche Stimme“ ihrer Mutter. Ein englischer Freund mit dunkler Hautfarbe erzählte mir, dass seine Tochter die englische Sprache mit der Hautfarbe verbindet. Das heißt: die schwarzen Großeltern sprechen Englisch = alle schwarzen Menschen sprechen Englisch.
Das Wissen um die Existenz zweier (oder mehrerer) verschiedener Sprachen vollzieht und festigt sich erst später, erklärt Elisa Leonardi, die Mitbegründerin der italienischen Schule und dem deutsch-italienischen Kulturzentrum SI. Im folgenden Interview, das ich mit ihr geführt habe, liefert sie uns weitere Informationen zu zweisprachiger Erziehung.
Elisa Leonardi: „Hier bieten wir Kurse für Kinder und Erwachsene an, die eine der beiden Sprachen lernen oder ihre Kenntnisse darin erweitern möchten. Wir haben zum Beispiel Italienischkurse für zweisprachige italienisch-deutsche Kinder, die in einem deutschen Umfeld aufwachsen, aber durch einen Elternteil mit der anderen Sprache in Kontakt kommen. Diese Kinder sprechen und verstehen bereits Italienisch, daher geht es vor allem darum, ihren Wortschatz zu erweitern, zum Beispiel mit kreativen Lern-Workshops: Der Spaßfaktor ist von entscheidender Bedeutung, um ein positives Verhältnis zur Lernsprache herzustellen. Wir hatten zum Beispiel einen Workshop zu Geologie – wie man einen Vulkan bauen und ausbrechen lassen kann – und einen zu Astronomie, den die Kinder sehr faszinierend fanden.
Obwohl die Kinder hervorragend Italienisch sprechen und im Unterricht auch mit dem Lehrer in dieser Sprache kommunizieren, verwenden sie kurioserweise das Deutsche, wenn sie in der Pause unter sich sind. Aber das ist normal: Auch mein Sohn, der früher mit mir ausschließlich Italienisch gesprochen hat, begann, das Deutsche zu verwenden, als er in die Schule kam. Er möchte sein wie die anderen, integriert und akzeptiert. Das ist eine Frage der Identität, und als ich in Gesprächen mit anderen Eltern herausgefunden habe, dass dieses Verhalten weit verbreitet ist, habe ich mich beruhigt.
Auch wenn es für mich anfangs schwer war, habe ich ihn nie dazu gedrängt, wieder Italienisch zu sprechen. Es ist richtig, dass er sich in der Sprache ausdrückt, in der er sich in diesem Moment am wohlsten fühlt, aber ich kann ihm auch weiterhin Italienisch „beibringen“, indem ich ein paar kleine Tricks anwende und das Lernen immer mit einem Spiel verknüpfe: Wir hören Lieder auf Italienisch, schauen Videos, lesen zusammen Geschichten. So reißt der Kontakt mit der Sprache nicht ab.
Der Zeitpunkt, an dem Kinder fehlerfrei sprechen und die beiden Sprachen unterscheiden können, ist von Kind zu Kind unterschiedlich und hängt auch davon ab, wann sich der entsprechende Elternteil der schwächeren Sprache widmet. Meiner Erfahrung nach sprechen Kinder, die in einem deutschen Umfeld mit einer italienischen Mutter aufwachsen, die Sprache oft besser als diejenigen mit einem italienischen Vater. Vielleicht weil die Mutter von Anfang an viel Zeit mit ihnen verbracht hat. (Oder weil wir Mütter einfach mehr reden? Anmerkung der Autorin)
Wenn sich die Kinder weigern, in der „schwächeren“ Sprache zu sprechen, soll man sie nicht zwingen. Das Kind merkt irgendwann von selbst, dass manche Menschen es nicht verstehen (zum Beispiel beim Besuch der Großeltern) und wird automatisch zur anderen Sprache wechseln. Dieser Wechsel muss einem natürlichen Impuls folgen. Das passiert meistens, wenn sie mit anderen Kindern spielen: Das Bedürfnis, sich verständlich zu machen und beim Spielen zu interagieren, ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Sprachenlernens.
Das Wichtigste ist, dass man nie über das Kind lacht und es nicht immer direkt verbessert. Mit der Zeit werden sie sich von selbst der Unterschiede zwischen den Sprachen bewusst, vor allem wenn man aktiv versucht, die Beziehung zur Sprache lebendig zu halten.“
Es gibt zahlreiche Schwierigkeiten zu meistern. Das weiß jeder, der ein Kind mit jemandem aus einem anderen Land hat. Aber wie uns Elisa Leonardi erzählt und mir auch viele Kollegen in der gleichen Situation bestätigt haben, ist es das Wichtigste, dass das Kind eine Verbindung zur „anderen Sprache“ aufbaut. Um das zu erreichen, gibt es viele Möglichkeiten: von Büchern über Filme bis hin zu Spielen. Eine Kollegin empfahl mir zum Beispiel den zeitlosen Spiele-Klassiker „Wer ist es?“, um das Aussehen von Personen beschreiben zu lernen und dabei auch noch Spaß zu haben.
Wenn ihr hingegen auch in fortgeschrittenem Alter eine Sprache lernt, stehen euch andere Möglichkeiten offen. Aber auch hier spielt der Spaßfaktor immer eine große Rolle, sonst hat man schnell genug davon. Worauf wartet ihr also? Vom Film in der Originalversion über Essen in fremdländischen Lokalen bis hin zu Zeitungen in Fremdsprachen haben wir unzählige Gelegenheiten, eine neue Sprache zu lernen, wie ihr hier nachlesen könnt. Ganz zu schweigen von all den Möglichkeiten, die uns Mobilgeräte heutzutage eröffnen, seien es Sprach-Apps oder Wearables. Kurz und gut: Man muss nicht zweisprachig aufgewachsen sein, um eine weitere Sprache zu sprechen!
Wie ich mein Kind zweisprachig erziehe
Ich heiße Mara, komme aus Italien und wie viele Personen, die bei Babbel arbeiten (und allgemein in Berlin leben), habe ich ein Kind zusammen mit jemandem aus einem anderen Land, in diesem Fall mit einem Deutschen.