Wahlen weltweit: 9 Dinge, die du über das Wählen in anderen Ländern nicht wusstest

So manches wird dich bestimmt überraschen!
Ein Wahlbrief, der in einen Briefkasten geworfen wird zum Thema Wahlen weltweit

Wie sehen eigentlich Wahlen weltweit aus? Wir haben die (Fun) Facts aus der ganzen Welt für dich gesammelt!

Und nicht zu vergessen: Deutschland wählt am 26. September 2021 in der Bundestagswahl. Ob per Briefwahl, direkt im Wahllokal am Wahltag oder vielleicht sogar schon vorzeitig in einer Wahlstelle – wie wählst du dieses Jahr? Nicht in allen Ländern hat man so einfach die Auswahl, in mindestens einem kann man aber sogar online wählen!

Und wo ist eigentlich die Wahlbeteiligung hoch, wo niedrig?

All das erfährst du in diesen neun interessanten Fakten über Wahlen weltweit.

1. In vielen Ländern ist das Wählen Pflicht

Wahlrecht oder Wahlpflicht? Eine Möglichkeit, um sicherzustellen, dass am demokratischen Prozess teilgenommen wird, ist die Wahlpflicht. In manchen Staaten, beispielsweise in Ägypten, Australien, Ecuador, Fidschi, Uruguay oder im Kanton Schaffhausen (Schweiz), führt das Nichtwählen je nach Land zu Führerscheinentzug, Geld- oder sogar Gefängnisstrafen.

In vielen Ländern besteht außerdem eine formelle Wahlpflicht, die jedoch nicht geahndet wird. Dazu gehören beispielsweise Italien, Mexiko, Griechenland und Neuseeland.

Wahlen weltweit: 2. Grillparty im Wahllokal

Australien ist wahrscheinlich das kreativste Land, wenn es darum geht, Maßnahmen zur Förderung der Wahlbeteiligung zu ergreifen! Eine davon ist die festliche Atmosphäre in den Wahllokalen, bei der oft eine “Demokratie-Wurst” auf den Grill geworfen wird und die Wahl zu einer Party wird. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass die Wahlbeteiligung in Australien bei rund 90 Prozent liegt.

3. Nicht alle Länder halten Wahlen am Wochenende ab

In der überwiegenden Mehrheit der Länder finden die Wahlen am Wochenende statt, in der Regel an Sonntagen. In den Vereinigten Staaten jedoch ist der Wahltag traditionell ein Dienstag, was für Menschen, die unter der Woche arbeiten, eine Herausforderung darstellen kann.

Ausnahmen bilden auch Kanada, das Vereinigte Königreich und einige andere Länder. In Südkorea, wo die Wahlen in der Regel an einem Mittwoch stattfinden, ist der Wahltag ein nationaler Feiertag, um die Wahlbeteiligung zu erhöhen.

4. Nicht zufrieden? Für “keine der oben genannten” stimmen!

In Kolumbien, Griechenland, Indien, Spanien, der Ukraine und dem US-Bundesstaat Nevada haben Wählende die Möglichkeit, auf dem Stimmzettel none of the above („keinen der oben genannten”) zu wählen.

In Deutschland und Österreich hingegen gibt es die Möglichkeit, „ungültig” zu wählen. Wie das geht? Entweder du kreuzt mehr Optionen an, als erlaubt sind, schreibst direkt „ungültig” oder deine persönlichen Daten auf den Wahlzettel, oder kreuzt direkt gar keine der Optionen an.

Auf diese Weise können unzufriedene Wählende trotzdem zur Wahl gehen und sich an dem Prozess beteiligen sowie positiv zur Wahlbeteiligung beitragen.

5. Briefwahl: Ausnahme oder Norm?

In den Vereinigten Staaten ist Briefwahl in der Regel auf bestimmte Fälle beschränkt. So braucht man in einem Drittel der Staaten einen triftigen Grund, wenn man per Briefwahl wählen möchte. Generell ist die Briefwahl in den USA umstritten: Werden alle Briefstimmen gezählt, kommt die US-Post mit dem erhöhten Aufkommen zurecht und lädt die Briefwahl eigentlich zum Wahlbetrug ein? Vor allem im Jahr 2020 haben die Kandidierenden versucht, die Briefwahl oder deren Abschaffung zu ihren Gunsten zu instrumentalisieren.

In der Schweiz hingegen ist die Briefwahl die Norm. Mehr als 80 Prozent der Stimmzettel bei Schweizer Wahlen werden per Post abgegeben.

6. Wahlen weltweit: Warum sinkt die Wahlbeteiligung?

Ihren Höhepunkt hatte die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 1972 mit 91,1 Prozent. Bei der letzten Bundestagswahl 2017 lag die Wahlbeteiligung in Deutschland bei 76,2 %. Das Sinken der Wahlbeteiligung wird oft mit „Stabilität des politischen Systems” begründet. Es wird also davon ausgegangen, dass Wählende ihre Stimme nicht abgeben, weil sie mit der Politik weitgehend zufrieden sind. Andere Meinungen besagen, der Grund läge in der wachsenden Politikverdrossenheit.

In den USA haben beim Wahlsieg von Joe Biden mehr Menschen als jemals zuvor gewählt. Die Washington Post bezifferte die Wahlbeteiligung mit 66,3 Prozent. Mit diesem Rekordwert lagen die Vereinigten Staaten aber immer noch unter dem OECD-Durchschnitt. Luxemburg punktet hierbei mit 91 %, Dänemark mit 86 %, Neuseeland mit 80 %, Belgien mit 89 %, Niederlande mit 82 %, Südkorea mit 77 % und Australien mit 91 %.

7. Die Kandidierenden ranken

Wie wäre es, wenn du Kandidierende in der Reihenfolge deiner Präferenz aufstellen könntest, sodass, wenn die erste Wahl nicht genügend Stimmen erhält, die Stimme an deine zweite Wahl geht?

In einigen Ländern wie Australien, Sri Lanka und Irland wird dieses Rangfolgesystem (in der Regel als Ranked Choice Voting oder auch Instant-Runoff-Voting bezeichnet) bei den Wahlen eingesetzt. Auch einige US-Bundesstaaten haben diese Methode bei bestimmten Wahlen eingeführt oder werden sie bald anwenden.

8. Bis vor kurzem wurde noch mit Murmeln gewählt

Seit den 1960er Jahren gab es in Gambia ein einzigartiges Wahlsystem. Die Wählenden warfen eine Glasmurmel in die farblich gekennzeichnete Metalltonne der kandidierenden Person, der sie ihre Stimme geben wollten, und lösten damit das Läuten einer Fahrradklingel aus. Wenn die Bediensteten die Glocke mehr als einmal hörten, wussten sie, dass es sich um Wahlbetrug handelte.

Diese lustige Methode wurde eingeführt, um Personen ohne Lesefähigkeit die Stimmabgabe zu ermöglichen. 2017 beschlossen die Behörden jedoch, wieder zu Papierstimmzetteln zu wechseln, da immer mehr Gambierinnen und Gambier an den Wahlen teilnahmen und die Kosten und der Aufwand für die Murmelmethode zu hoch wurden.

Wahlen weltweit: 9. Hier kann man online wählen

Theoretisch scheint die Online-Wahl eine gute Idee zu sein, aber Sicherheitsfragen machen sie extrem kompliziert. Die Hindernisse liegen also nicht an der mangelnden Technik, sondern der großen Angriffsfläche für Hacking. Angreifende Personen oder Systeme könnten die Online-Wahl lahmlegen und so Millionen von Stimmen verloren gehen, gelöscht oder gar geändert werden.

In Estland scheint man jedoch eine Lösung gefunden zu haben. Seit 2005 können Estlands Wahlberechtigte ihre Stimme online abgeben. Bei den letzten estnischen Parlamentswahlen im Jahr 2019 wurden bereits fast die Hälfte aller Stimmen per Internet abgegeben. Um die Identität online zu bestätigen, braucht man einen Ausweis und eine PIN. Die Wahl selbst ist jedoch verschlüsselt und anonym.

Auch die USA hat bei den Präsidentschaftswahlen 2004 ein Online-Verfahren getestet. Online wählen konnten jedoch nur in Übersee lebende Wahlberechtigte, sowie Militärbedienstete und deren Familienangehörige. Ein Team, das die Sicherheit dieses Wahlsystems überprüfen sollte, kam aber zum Entschluss, dass eine sichere Onlinewahl zu dieser Zeit unmöglich sei und daraufhin wurden die Bemühungen in den USA auf unbestimmte Zeit eingestellt.

Na dann … ab zur Wahlurne!


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