Welche Sprachen werden in Afrika gesprochen?

Und du dachtest, auf deinem Kontinent gäbe es viele Sprachen …
Frau mit Kind zum Thema Sprachen in Afrika

Afrika ist nicht nur ausgedehnte Savanne oder riesige Wüsten mit vereinzelten Gemeinschaften – es ist ein enorm großer Kontinent, auf dem sich alle möglichen Landschaften, Topographien und genauso auch Sprachen finden! Die Völker, die auf dem afrikanischen Kontinent verteilt leben, sind divers und heterogen, sodass es nur nahe liegt, dass die Sprachen in Afrika genauso vielseitig und multidimensional sind wie die Menschen dort. Lies weiter und erfahre mehr über die Sprachen in Afrika, wo sie gesprochen werden, und wer sie spricht.

Die vielen, vielen Sprachen in Afrika

Die sprachliche Diversität in Afrika ist bemerkenswert. Hast du gewusst, dass einige Linguist:innen die Zahl der in Afrika gesprochenen Erstsprachen auf etwa 1.000 bis 2.000 schätzen (die großzügigsten Schätzungen belaufen sich auf bis zu 3.000)? Das bedeutet, dass vermutlich rund ein Drittel der Sprachen der Welt allein in Afrika gefunden werden kann. Mindestens 75 dieser Sprachen werden von einer Million oder mehr Menschen gesprochen. Nigeria selbst hat etwa 500 Sprachen und ist damit eines der sprachlich vielfältigsten Länder der Welt.

Zwar gibt es in Afrika einige Tausend Erstsprachen, die meisten lassen sich aber in nur einige wenige Kategorien einordnen. Sprachwissenschaftler:innen unterteilen die Sprachen Afrikas in sechs verschiedene Familien oder Phyla: die Niger-Kongo-Sprachen, die afroasiatischen Sprachen, die nilosaharanischen Sprachen, die Khoisansprachen, die austronesischen Sprachen und die indoeuropäischen Sprachen. Andere isolierte Sprachen, also Sprachen, die noch klassifiziert werden müssen, und eine Handvoll Gebärdensprachen sind auch auf dem Kontinent verteilt.

Die Niger-Kongo-Sprachen Afrikas

Mit etwa 1.350 bis 1.650 Sprachen innerhalb dieser Sprachfamilie bilden die Niger-Kongo-Sprachen die größte Sprachfamilie in Afrika – und auf der Welt. Sie sind über einen großen Teil des Kontinents verbreitet – hauptsächlich in den westlichen, zentralen und südöstlichen Regionen. Je nach geografischer Lage sind sie weiter unterteilt in Bantusprachen und Nicht-Bantusprachen, wobei die Bantusprachen sich eher im südlichen Teil des linguistischen Territoriums des Niger-Kongo befinden.

Eine der Niger-Kongo-Sprachen Afrikas, die du vielleicht sogar kennst, ist Swahili, dessen verschiedene Dialekte von ungefähr 16 Millionen Menschen als Erstsprache und von 82 Millionen als Zweitsprache gesprochen werden. Swahili wurde stark vom Arabischen beeinflusst, was nicht zuletzt auf die Geschichte des Handels zwischen Afrika und den arabischen Ländern zurückzuführen ist. Manchmal wird es als lingua franca der Region der Großen Seen Afrikas bezeichnet, weil es so häufig gesprochen und in Schulen in Ländern wie u.a. Tansania, Uganda, der Demokratischen Republik Kongo und in Kenia unterrichtet wird.

Andere Niger-Kongo-Sprachen mit Millionen von Sprechenden sind Yoruba (hauptsächlich in Nigeria), Amharisch (in Äthiopien), Kirundi (in Burundi), Lingala (in der Republik Kongo), Sesotho (in Lesotho und südlichen Teilen Afrikas) und Shona (in Zimbabwe). Südafrika erkennt neun Bantusprachen – Xhosa, Ndebele, Zulu, Tswana, Siswati, Sotho, Süd-Sotho, Venda und Tsonga – als Amtssprache in seiner Verfassung an. Doch die Liste der Niger-Kongo-Sprachen ist lang – viel zu lang, um sie alle hier aufzulisten.

Die afroasiatischen Sprachen Afrikas

Der nächstgrößere Sprachstamm ist die afroasiatische Sprachgruppe, die zwischen 200 und 300 Sprachen umfasst. Die am weitesten verbreitete dieser Sprachen ist mit Abstand das Arabische, das auf dem Kontinent geschätzt über 150 Millionen Sprechende hat. Die meisten davon sind in den nördlichen afrikanischen Ländern wie u.a. Tunesien, Ägypten, Marokko, Algerien, Tschad und Sudan konzentriert (allerdings verstehen sich die verschiedenen Dialekte nicht immer untereinander).

Zur afroasiatischen Sprachfamilie gehören Sprachen wie Somali, Berber, Hausa und Oromo, die am Horn von Afrika und in Teilen der zentralen Sahara und in den nördlichen Regionen des Kontinents verbreitet sind.

Die nilosaharanischen Sprachen Afrikas

Zur nilosaharischen Sprachfamilie gehören ungefähr 80 Sprachen. Diese tonalen Sprachen sind in Teilen Zentral-, Ost-, und Nordostafrikas verbreitet, darunter in Ländern wie dem Tschad, Uganda, Tansania und Kenia. Beispiele für die nilosaharanischen Sprachen sind Lugbara in Uganda, Zarma in Niger und Dholuo in Kenia.

Die Khoisansprachen Afrikas

Zu den 40 bis 70 Sprachen des Khoisan-Sprachstamms gehören Sprachen, die vor allem im südlichen Afrika zu finden sind – um genauer zu sein, in Teilen von Botswana, Namibia, Südafrika und Angola. Diese Sprachen haben bestimmte phonologische Gemeinsamkeiten, wie z. B. ihre charakteristischen Klickkonsonanten, die einem vielleicht in den Sinn kommen, wenn man an die Sprachen in Afrika denkt.  Es ist ein Phonem, das sich auch in anderen Sprachfamilien etabliert hat, etwa in einigen Bantusprachen. Zwei Beispiele für Khoisansprachen sind die Hadza-Sprache in Tansania und die Naro-Sprache in Botswana.

Die austronesischen Sprachen in Afrika

Die austronesischen Sprachen Afrikas finden sich fast ausschließlich auf der Insel Madagaskar vor der Südostküste des Kontinents. Eine davon ist Malagasy, eine co-offizielle Amtssprache Madagaskars und das Ergebnis der Migration südostasiatischer Völker vor mehr als einem Jahrtausend. Sie hat nur knapp 20 Millionen Sprechende.

Die indoeuropäischen Sprachen Afrikas

Die bedeutendsten nicht einheimischen Sprachen Afrikas stammen aus der indoeuropäischen Sprachfamilie, zu der Sprachen aus aller Welt wie Englisch, Deutsch, Hindi, Griechisch, Russisch, Polnisch und viele andere gehören. Die starke Präsenz von indoeuropäischen Sprachen in Afrika ist weitgehend ein Vermächtnis des Kolonialismus. Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Belgien, Portugal, England, Spanien und sogar Italien kontrollierten zeitweise Gebiete auf dem gesamten Kontinent, und Spuren ihrer Sprachen sind bis heute erhalten geblieben.

Die am meisten verbreitete dieser kolonialen Erbsprachen ist Französisch, das in Afrika schätzungsweise 120 Millionen Erstsprechende hat, fast doppelt so viele wie die Bevölkerung in Frankreich selbst. Es ist auch die am schnellsten wachsende Sprache in Afrika, wo es die meisten Französischsprechenden der Welt gibt! Man findet sie in ehemaligen französischen Kolonien oder in Gebieten, die mit der französischen Sprache Kontakt hatten, wie Burkina Faso, Mali, Ruanda, Senegal, der Elfenbeinküste, dem Tschad, Kamerun, Benin, Madagaskar, Guinea, Äquatorialguinea, Dschibuti, Togo, der Demokratischen Republik Kongo, Komoren, Gabun und Niger (übrigens: in all diesen Ländern ist Französisch Amtssprache).

Französisch spielt in Afrika also eine sehr große Rolle, aber vergiss nicht, dass es dort noch viele andere indoeuropäische Sprachen gibt. In Namibia, einer ehemaligen deutschen Kolonie, gibt es eine große Zahl Personen mit deutscher Erstsprache, und wundere dich nicht, wenn du in Ländern wie Mosambik, Kap Verde, Angola und Äquatorialguinea Portugiesisch hörst. Auf Mauritius gibt es sogar eine Handvoll Bhojpuri-Sprechende, eine indische Landessprache. Englisch wird in Afrika nur von etwa 7 Millionen Menschen als Erstsprache gesprochen, aber es gibt Schätzungen zufolge Hunderte von Millionen Menschen, die die Sprache bis zu einem gewissen Grad kennen oder sprechen, was zum Teil auf ihre starke Präsenz in den Bereichen Regierung und Bildung zurückzuführen ist.

Wenn du nun den Kontinent hinunter nach Südafrika reist, findest du eine weitere einzigartige indoeuropäische Sprache mit einer komplexen Geschichte. Afrikaans ist ein Nachkomme des Niederländischen, das von den Siedler:innnen gesprochen wurde, die Mitte des 17. Jahrhunderts in der Kapkolonie ankamen. Die beiden Sprachen ähneln sich so sehr, dass sich ihre Sprechenden untereinander theoretisch sogar verstehen könnten. Afrikaans wird nur in Südafrika (und ein wenig im Norden Namibias) gesprochen. Diese Sprache hat eine lange Geschichte, die mit der Institution und dem Erbe der Apartheid im Land verknüpft ist, und ist ein wesentlicher Teil der Geschichte der Entwicklung des Landes. Neben Afrikaans sprechen viele Menschen Englisch (auch Großbritannien besetzte kurzzeitig südafrikanische Gebiete), und diese beiden Sprachen bilden zusammen mit den oben erwähnten 9 einheimischen Bantusprachen die 11 Amtssprachen Südafrikas.

Neugierig geworden? Afrikas Sprachen warten schon auf dich.
Zum Sprachenlernen
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David Doochin

David ist Content Producer bei Babbel USA, wo er für das Babbel Magazin schreibt und die Präsenz von Babbel auf Quora betreut. Er kommt aus Nashville und hat an der University of North Carolina in Chapel Hill Linguistik und Geschichte studiert. Er ist ein Grammatikfreak und begeisterter Redakteur, der Spanisch spricht (und sich in Deutsch, Niederländisch, Afrikaans und Italienisch versucht). Wenn er nicht gerade seine Meme-Sammlung auf Instagram kuratiert, gibt er zu viel Geld für Essen aus und erkundet neue Städte auf der ganzen Welt.

David ist Content Producer bei Babbel USA, wo er für das Babbel Magazin schreibt und die Präsenz von Babbel auf Quora betreut. Er kommt aus Nashville und hat an der University of North Carolina in Chapel Hill Linguistik und Geschichte studiert. Er ist ein Grammatikfreak und begeisterter Redakteur, der Spanisch spricht (und sich in Deutsch, Niederländisch, Afrikaans und Italienisch versucht). Wenn er nicht gerade seine Meme-Sammlung auf Instagram kuratiert, gibt er zu viel Geld für Essen aus und erkundet neue Städte auf der ganzen Welt.