Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Mezcal und Tequila? Schon unzählige Male habe ich erlebt, wie diese Frage aufkam. Nicht ganz zu Unrecht: Abgesehen vom Geschmack ist es tatsächlich schwierig, den Unterschied zwischen diesen beiden aus Mexiko stammenden Spirituosen auszumachen, werden sie doch aus ähnlichen Pflanzen hergestellt. Zudem ist Tequila auch eine Art von Mezcal, da man mit „Mezcal“ (von mexcalli, Nahuatl für „Schnaps“) ganz allgemein Destillate auf Agavenbasis bezeichnet. Verwirrend, oder? Aber keine Sorge: Hier sind einige Tipps, mit denen du die beiden hochprozentigen Getränke unterscheiden kannst, als hättest du Mexiko im Blut.
Erster Unterschied: die Pflanze
Zwar werden sowohl Mezcal als auch Tequila aus Agaven (auch maguey genannt) hergestellt, jedoch unterscheiden sich die jeweils verwendeten Agavenarten. So wird Tequila ausschließlich aus der blauen Weber-Agave (auch Agave Tequilana genannt) hergestellt, während Mezcal aus 160 verschiedenen Agavenarten produziert werden kann. Manche davon sind im Gebirge wachsende Wildarten wie Agave Tobalá, Madre-Cuixe, Sierra Negra, Tepextate, Jabalí oder Coyote, andere sind verbreiteter wie etwa Espadín (wörtl. „kleines Schwert“), die bisher einzige Agavenart, die man erfolgreich kultivieren konnte.
Zweiter Unterschied: die Herkunft
Die berühmte Herkunftsbezeichnung (denominación de origen) ist ein weiteres Indiz dafür, ob es sich um Mezcal oder Tequila handelt. Sie weist den Ort aus, an dem die verwendete Agavenart vorkommt und wo das jeweilige Destillat offiziell produziert und verkauft werden darf.
Die aufgrund des Vorkommens von Agave Tequilana zur Tequilaproduktion autorisierten Staaten sind: Jalisco, Guanajuato, Michoacán, Nayarit und Tamaulipas. Für die Herstellung von Mezcal zugelassen sind: Guanajuato, Guerrero, Durango, San Luis Potosí, Zacatecas, Oaxaca, Tamaulipas, Puebla und Michoacán. Übrigens: Oaxaca verfügt über die weltweit größte Vielfalt an Agavenarten und macht 80 % der mexikanischen Mezcalproduktion aus!
Dritter Unterschied: die Herstellung
Mezcal und Tequila werden beide durch Auskochen des Agaveninneren (auch piña, „Ananas“, oder cabeza, „Kopf“, genannt) gewonnen. Der Unterschied besteht in der Art der Garung, der Fermentation und der Destillation: Während die Agave Tequilana heutzutage fast ausschließlich industriell in Öfen und Destillationsanlagen aus Kupfer sowie Druckbehältern aus Edelstahl verarbeitet wird, stammt der Großteil der Mezcal-Produktion immer noch aus traditioneller Herstellung mit unterirdischen Steinöfen, Holzwannen und manchmal sogar Destillationskolben aus Lehm. Zum Transport dienen hier noch von Eseln oder Pferden gezogene Karren.
Vierter Unterschied: die Zutaten
Damit Mezcal auch als solcher verkauft werden darf, muss er zu 100 % aus Agavenzucker bestehen, während beim Tequila die Beimischung von anderen Zuckerarten erlaubt ist.
Fünfter Unterschied: die Kategorien
Bei Mezcal unterscheidet man die folgenden Kategorien: joven („jung“), reposado („geruht“, also kurz gereift), añejo („gereift“), ancestral („uralt“), artesanal („handgefertigt“) und semiindustrial („halbindustriell“). Bei Tequila: blanco („weiß“), joven („jung“), reposado („geruht“), añejo („gereift“), extraañejo („extra gereift“).
Sechster Unterschied: die Trinkweise
Weder Mezcal noch Tequila werden auf Ex oder gemischt getrunken (hört, hört!). Vielmehr soll die feine Note der verwendeten Pflanze oder des Fasses, in dem das jeweilige Destillat gereift ist, herausgeschmeckt werden. Achtung: Während Tequila mit Eiswürfeln getrunken werden kann, wäre diese Art des Trinkens beim Mezcal ein wahres Sakrileg!
Wusstest du, dass zur Herstellung von Cocktails auf Mezcalbasis ausschließlich Mezcal aus Espadín-Agave verwendet wird? Der Grund dafür: Nur Espadín ist edel genug, um mit anderen Geschmacksnoten kombiniert zu werden.
Auch die Art und Weise, wie die beiden Spirituosen kredenzt werden, ist unterschiedlich: Tequila wird in länglichen Schnapsgläsern (caballitos) oder in einem Glas auf Eis serviert, Mezcal hingegen in kleinen Gläsern mit breiter Öffnung oder in Tässchen aus der Schale der Kalebassenbaumfrucht. Während Tequila schon seit Jahrzehnten als die mexikanische Spirituose schlechthin national bekannt ist, zieht der Mezcal erst seit Kurzem nach: Produktion und Export steigen Jahr für Jahr und laut dem Jahresbericht der Behörde für die Regulierung von Mezcal (Consejo Regulador del Mezcal) wird er langsam, aber sicher zum geschätzteren Nationalgetränk.
Jetzt, wo du die Unterschiede zwischen Mezcal und Tequila kennst, bleibt nur noch eine Frage: Welches mexikanische Feuerwasser sagt dir mehr zu?