Was bedeutet denn nun LGBTQIA+? Lesbisch. Schwul. Bisexuell. Trans. Queer. Questioning. Intersexuell. Asexuell. Pansexuell. Nicht-binär. Und mehr? Die Liste der Terminologie für verschiedene sexuelle Orientierungen und Gender-Identitäten wird immer größer, im selben Maße, in dem unser Verständnis dieser Identitäten weiter wächst. LGBTQIA-Begriffe und queere Sprache haben einen weiten Weg zurückgelegt. Doch geht der Versuch, die Sprache in Bezug auf queere Communities inklusiv zu machen, immer weiter. (Auch LGBTQIA+-Menschen als „Community“ oder „Gemeinschaft“ zu bezeichnen, halten übrigens nicht alle für richtig.)
Um sicherzustellen, dass diese große Vielfalt an Identitäten repräsentiert und auf eine vollständig inklusive Weise diskutiert wird, ist es entscheidend, nicht nur die Begriffe, sondern auch ihre Geschichte gut zu kennen.
Wie unterscheiden sich die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität?
Bevor wir mit den eigentlichen Begriffen beginnen, muss eine grundlegende Unterscheidung gemacht werden, die manchmal zu Verwirrung führt, wenn über LGBTQIA+-Themen gesprochen wird. Es geht um den Unterschied zwischen sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität.
Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität sind zwei verschiedene, aber beide wichtige Konzepte für die Identitätsfindung. Sexuelle Orientierung bezieht sich auf sexuelle oder romantische Anziehung. Zum Beispiel kann eine Person von Personen desselben Geschlechts (homosexuell), des anderen Geschlechts (heterosexuell) oder beider Geschlechter (bisexuell) angezogen werden.
Geschlechtsidentität hingegen ist das innere Gefühl, männlich, weiblich, beides oder keines von beiden (nicht-binär) zu sein. Zum Beispiel könnte eine Person mit weiblichen körperlichen Merkmalen geboren werden, sich jedoch als männlich identifizieren. Es ist wichtig zu verstehen, dass sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität sich nicht notwendigerweise gegenseitig beeinflussen. Zum Beispiel kann sich eine Person als nicht-binär identifizieren und heterosexuell sein.
Geschichte der LGBTQ-Begriffe
Der früheste Begriff für die Beschreibung einer queeren Identität ist „homosexuell“ und vermutlich 1869 von einem deutschen Schriftsteller geprägt (also genau hundert Jahre vor den Stonewall-Unruhen). Manche bevorzugten den Ausdruck „homophil“ (wörtlich, „dem Gleichen zugeneigt“), um die Aufmerksamkeit auf die Liebe statt auf Sex zu legen.
Um das Jahr 1900 herum kam der englische Begriff „gay“ auf. Bedeutete dieses Wort ursprünglich noch „fröhlich“ oder „vergnügt“, bezeichnete er dann die gleichgeschlechtliche Anziehung und war so etwas wie ein Insiderbegriff, bis er in den 1960ern und ‘70ern populär wurde. Als er dann im Mainstream angekommen war, wurde der Begriff „gay“ als Oberbegriff für die gesamte Gleichberechtigungs-Bewegung genutzt.
Der Ausdruck „lesbisch“ ist von der griechischen Insel Lesbos abgeleitet, der Heimat der antiken Dichterin Sappho, die über erotische und romantische Beziehungen zwischen Frauen schrieb. Der Ausdruck „Lesbierin“ oder „Lesbe“ für Frauen, die an Frauen interessiert sind, wurde auf dem Höhepunkt der Frauenrechtsbewegung eingeführt, als Frauen sich sprachlich von schwulen Männern abgrenzen wollten.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts verbreiteten sich Begriffe wie „transgender“ und „bisexuell“, wodurch das LGBT-Akronym geprägt wurde. Zuvor wurden Transgender-Personen als „Invertierte“, „Transsexuelle“ oder gar „Transvestiten“ bezeichnet, wobei jeder dieser Begriffe spezielle Bedeutungen hat und keiner die gesamte Trans-Gemeinschaft umfasst. Nutzte man diese Begriffe noch nicht, wurden bisexuelle oder Trans-Menschen einfach unter dem Begriff „homosexuell“ einsortiert. Anfang des neuen Jahrtausends wurde oft das „Q“ (für „queer“, oder manchmal auch für „questioning“) an das LGBT angehängt, um weitere Identitäten mit einzuschließen.
Aber das Akronym LGBTQIA+ umfasst natürlich noch weitere Orientierungen. Also, was bedeutet dieses Akronym?
Was bedeutet LGBTQIA+?
LGBTQIA+ ist das Akronym, das all jene Menschen zusammenfasst, die sich nicht im binären System Mann/Frau identifizieren und/oder sich nicht als (nur heterosexuell) identifizieren. Die Buchstaben dieser Sprache identifizieren bestimmte Menschen je nach ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität. Das bedeutet LGBQTIA+:
- L (lesbisch): Lesben, also Frauen, die von anderen Frauen angezogen werden.
- G (gay): Schwule Männer, also Männer, die von anderen Männern angezogen werden. Die Bedeutung des englischen Wortes gay erstreckt sich manchmal auf alle Menschen mit einer von der Heterosexualität abweichenden Orientierung.
- B (bisexuell): Bisexuelle Menschen, also Menschen, die von Personen desselben und des anderen Geschlechts angezogen werden.
- T (transgender): Trans-Personen, also Menschen, deren Geschlechtsidentität von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht abweicht.
- Q (queer): Das englische Wort queer („seltsam, eigenartig“) wurde historisch hauptsächlich als Beleidigung gegen homosexuelle Männer verwendet. Heute ist es ein Schirmbegriff, der unter anderem Personen umfassen kann, die sich nicht in der Heteronormativität wiederfinden, das heißt der Überzeugung, dass Heterosexualität die Norm der Sexualität ist.
- I (intersex): Intersexuelle Menschen, also Menschen, deren anatomische oder genetische Merkmale nicht in die gesellschaftliche Geschlechtereinteilung passen.
- A (asexuell): Asexuelle Menschen, also Menschen, die wenig oder keine sexuelle Anziehung zu einer anderen Person empfinden.
- +: Steht dafür, dass die Diskussion über Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung im Gange ist und sich ständig weiterentwickelt, sodass neue Buchstaben hinzugefügt werden könnten, um Menschen einzubeziehen, die sich von diesen Kategorien möglicherweise nicht repräsentiert fühlen.
Zusätzlich zu LGBT, LGBT+, LGBTQ+ und LGBTQIA+ hat sich kürzlich ein weiteres Akronym etabliert: LGBTQQIP2SAA (das „questioning“, „pansexuell“, „two-spirit“ und „ally“ hinzufügt). Was bedeuten diese neuen Buchstaben?
- Pansexuell beschreibt jemanden, der emotionale, romantische oder sexuelle Anziehung zu Menschen empfindet, unabhängig von deren Geschlecht oder Sex.
- Questioning bezeichnet eine Phase der Erkundung und Unsicherheit bezüglich der eigenen sexuellen Identität oder Orientierung, in der eine Person reflektiert, zu wem sie sich hingezogen fühlt oder wie sie sich identifiziert.
- Two-spirit ist ein spezifischer Begriff aus den Kulturen der nordamerikanischen Ureinwohner:innen, der eine Person mit männlichen und weiblichen Merkmalen beschreibt, die als eine Kombination aus Geistern und Geschlechterrollen angesehen wird.
- Ein Ally der LGBT-Community ist eine heterosexuelle und/oder cisgender Person, die die Rechte und Akzeptanz von LGBT-Personen unterstützt und verteidigt, indem sie aktiv an der Bekämpfung von Diskriminierung und Vorurteilen teilnimmt.
Andere Begriffe des LGBT-Glossars
Cisgender („cis-geschlechtlich„) / Transgender („transsexuell“)
Eine cisgeschlechtliche (oder cisgender) Person fühlt sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht wohl. Cisgeschlechtlichkeit tritt auf, wenn die Geschlechtsmerkmale mit der Geschlechtsidentität der Person übereinstimmen. Im Gegensatz dazu lebt die transsexuelle Person nicht die gleiche Übereinstimmung und ihre sexuelle Identität entspricht nicht ihrer Geschlechtsidentität. Diese Bedingung, die in der Psychologie als „Geschlechtsdysphorie“ bezeichnet wird, führt in der Regel zum Wechsel des Geschlechts durch Hormontherapien, psychotherapeutische Behandlungen und ästhetische sowie rekonstruktive Chirurgie.
Coming out
Coming out bedeutet, die eigene sexuelle oder Geschlechtsidentität freiwillig anderen Menschen zu offenbaren, oft in Kontexten, in denen diese Identität zuvor verborgen war. Es ist ein persönlicher und bedeutender Schritt im Leben einer Person, der zu größerer persönlicher Akzeptanz und Freiheit führen kann. Es kann jedoch auch Risiken bergen, wie Missverständnisse oder Diskriminierung.
Outing
Im Gegensatz dazu ist Outing die nicht einvernehmliche Offenlegung der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität einer Person durch andere. Der Unterschied zwischen Outing und Coming Out besteht darin, dass letzteres eine autonome Handlung ist, während Outing der Person die Kontrolle über ihre persönliche Geschichte nimmt. Outing kann schwerwiegende psychologische und soziale Folgen für die betroffene Person haben, da es oft verwendet wird, um zu schaden oder zu manipulieren.
Homophobie/Biphobie/Transphobie/Interphobie
Wir haben beschlossen, diese Wörter in unsere Liste aufzunehmen, obwohl es schreckliche Begriffe sind, die wir nicht mehr hören möchten. Dennoch ist Homophobie weit verbreitet, und die Europäische Union hat sie – in einer Resolution von 2006 – mit anderen Formen des Hasses wie Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gleichgesetzt. Bi-, Inter- und Transphobie sind Formen des Hasses, die sich jeweils gegen bisexuelle, intersexuelle und transsexuelle Menschen richten.
Was genau ist Homophobie?
Der Begriff stammt aus dem Altgriechischen ὁμός („gleich, derselbe“) und φόβος („Angst“). Es handelt sich nicht um eine klinisch festgestellte „Phobie“, sondern um eine Form des irrationalen Hasses, der auf Vorurteilen basiert und gegen homosexuelle Menschen gerichtet ist.
Wie äußert sich homophobes, biphobes oder transphobes Verhalten in der Realität?
Die Variationen sind sehr zahlreich: Sie reichen von der einfachen Akzeptanz diskriminierender Handlungen, die von anderen gegen nicht-heterosexuelle Menschen begangen werden, bis hin zu tatsächlichen verbalen oder physischen Handlungen gegenüber Minderheiten. Homo-, Bi-, Inter- und Transphobien verursachen schreckliche Folgen (Mobbing, Diskriminierung, Isolation, Ausgrenzung), die sogar dazu führen können, dass sich das betroffene Individuum das Leben nimmt.
Internalisierte Homophobie
Internalisierte Homophobie ist ein psychologisches Phänomen, bei dem eine LGBTQIA+-Person die Vorurteile und Negativität der Gesellschaft gegenüber jeder anderen sexuellen Orientierung als der heterosexuellen absorbiert und verinnerlicht. Dies kann zu Gefühlen der Selbstverachtung, Scham oder Leugnung der eigenen sexuellen Identität führen. Zum Beispiel könnte ein junger schwuler Mann vermeiden, in der Öffentlichkeit mit Personen desselben Geschlechts auszugehen oder Zärtlichkeiten zu zeigen, aus Angst vor dem Urteil anderer, oder eine Lesbe könnte ständig an ihrem Recht auf Glück und Liebe zweifeln. Internalisierte Homophobie kann sich auch in subtileren Formen manifestieren, wie dem Festhalten an negativen Stereotypen über Homosexuelle oder der Weigerung, an der Kultur oder den Aktivitäten von LGBTQIA+ teilzunehmen.
Pride Month
Auch bekannt unter dem vollständigen Namen Gay Pride, fördert der Pride Month eine Reihe von Einstellungen und Initiativen (Paraden, Demonstrationen, Sensibilisierungskampagnen), die letztendlich darauf abzielen, die Schönheit der sexuellen Vielfalt zu betonen und das Konzept zu bekräftigen, dass sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität von Geburt an im Individuum vorhanden sind und daher angeboren sind. Das Symbol des „Gay Pride“ ist die berühmte Regenbogenflagge.
Regenbogenfamilien
Regenbogenfamilien gibt es in vielen verschiedenen Formen. Wie auf der offiziellen Website der Association of Homosexual Parents angegeben, beinhalten Regenbogenfamilien:
- Männer oder Frauen, die Kinder in einer heterosexuellen Beziehung hatten und die später ihre sexuelle Identität entdecken oder annehmen. Sie sehen sich mit ähnlichen Problemen wie getrennte Paare und neu zusammengesetzte heterosexuelle Familien konfrontiert.
- Schwule Paare, die ein Kind haben möchten und die Fortpflanzung als Paar planen, indem sie auf Techniken der assistierten Reproduktion im Ausland, Selbstinsemination mit einer Samenspende eines Freundes, Leihmutterschaft im Ausland für Männerpaare und Adoption zurückgreifen, wenn sie in Ländern wohnen, die dies erlauben. Sie sind mit ähnlichen Themen wie unfruchtbare heterosexuelle Paare konfrontiert, aber im Gegensatz zu diesen sind ihre Kinder gesetzlich nicht geschützt, da sie nicht biologisch verwandt sind.
- Schwule oder lesbische Einzelpersonen, die auf verschiedene Weise entscheiden, Eltern zu werden.
- Regenbogenfamilien sind diese und viele andere: Familien, die nicht auf Biologie, sondern auf übernommener Verantwortung, täglichem Engagement, Respekt und Liebe basieren.