12 falsch zugeordnete Zitate aus aller Welt

Ipse dixit („Er hat es selbst gesagt“), oder doch nicht? 12 Zitate, die nicht von den Personen stammen, denen sie zugeschrieben werden.
Falsch zugeordnete Zitate zeigen sich zum Beispiel bei berühmten Personen wie Marilyn Monroe, die hier gezeigt wird

Viele lieben die Zitate berühmter Persönlichkeiten. Sie sind schlicht, brillant, manchmal witzig und manchmal tiefgründig. Darüber hinaus stammen sie von Personen, die von vielen bewundert werden, was sie noch interessanter macht. Zu schade, dass es sich oft um falsch zugeordnete Zitate handelt.

Zitate berühmter Persönlichkeiten sind aus vielerlei Gründen äußerst faszinierend. Einer der Gründe ist, dass es den meisten oft egal ist, ob eine bestimmte Person diesen genialen Satz tatsächlich gesagt hat – es muss bloß plausibel erscheinen. Dann übernimmt man das Zitat einfach, um es bei der erstbesten Gelegenheit zu verwenden.

Es ist ein weit verbreitetes Phänomen, und nur wenige sind wirklich davor gefeit. Wenn du also auch schon einmal ein Zitat verwendet hast, von dem du dachtest, es stammt von Winston Churchill, muss es dir nicht peinlich sein: Du befindest dich damit in bester Gesellschaft.

Falsche Zitate: Einige der bekanntesten Fälle

Im Jahr 2017 teilte beispielsweise die Republikanische Partei zum Geburtstag von Abraham Lincoln auf Twitter einen Satz, der angeblich von ihm stammen sollte, den Lincoln aber nie geäußert hat. Donald Trump, der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, teilte das Zitat prompt auf seinem Instagram-Profil.

25 Jahre zuvor machte ein anderer US-Präsident, Ronald Reagan, auf einem Parteitag der Republikaner denselben Fehler. Reagan behauptete, dass die Demokratische Partei die Grundsätze, die Lincoln so klar formuliert hatte, nicht verstanden habe. Er zitierte also Lincoln … doch auch in diesem Fall handelte es sich um ein falsches Zitat.

Aber solche Fehler treten natürlich nicht nur in den Staaten auf. Im Jahr 2008 hielt der italienische Politiker Clemente Mastella eine Rede vor dem italienischen Senat, in der er ankündigte, der Regierung Prodi das Vertrauen zu entziehen. Er zitierte feierlich ein Gedicht, das viele (auch er) dem Dichter Pablo Neruda zuschreiben, das allerdings von der brasilianischen Journalistin und Schriftstellerin Martha Medeiros stammt: „Langsam stirbt“.

Und oft nehmen diese Irrtümer wirklich groteske Züge an: Der Präsident der italienischen Region Venetien, Luca Zaia, trug während einer Pressekonferenz im Jahr 2020 ein Gedicht vor, das besonders gut zum ersten Lockdown der Coronavirus-Pandemie zu passen schien. Zaia sagte, das Gedicht stamme von dem griechischer Dichter Herakleon von Gela, der vor 2000 Jahren gelebt habe. Doch das stimmte nicht: Ein Informatiker aus Palermo hatte sich einfach einen Spaß gemacht.

Werfen wir also einen Blick auf die berühmtesten falsch zugeordneten Zitate. Einige werden dich bestimmt überraschen.

12 falsch zugeordnete Zitate (und wer es wirklich gesagt hat)

„Es ist eine Sünde, schlecht über andere zu denken, doch oft liegt man damit richtig.“

  • Häufig zugeschrieben: Giulio Andreotti
  • Eigentlicher Ursprung: Papst Pius XI

In Italien sind die meisten davon überzeugt, dass dieses Zitat von dem ehemaligen Premierminister Giulio Andreotti stammt, der berühmt für seine Ironie war. Doch dieser Satz stammt von keinem Geringeren als einem Papst: Pius XI. Hättest du das gedacht?

„Elementar, mein lieber Watson“

  • Häufig zugeschrieben: Sherlock Holmes (geschrieben von Arthur Conan Doyle)
  • Eigentlicher Ursprung: andere Menschen

Für viele, die noch nie etwas von Arthur Conan Doyle gelesen haben: Das ist der Satz, mit dem Sherlock Holmes seinen Freund piesackt, wenn er die (für ihn) banale Lösung eines Falles erklärt. Doch diesen Satz hat Doyle nie in einem seiner Romane geschrieben.

„Der Zweck heiligt die Mittel“

  • Häufig zugeschrieben: Niccolò Machiavelli
  • Eigentlicher Ursprung: Menschen, die Machiavellis Werk später zusammenfassten

In einer Passage aus Der Fürst formuliert Machiavelli ein Konzept, das als „Der Zweck heiligt die Mittel“ zusammengefasst werden könnte. Doch diesen vielzitierten Satz hat der Florentiner Philosoph so nie geschrieben.

„Teilnehmen ist wichtiger als Siegen“

  • Häufig zugeschrieben: Pierre de Coubertin
  • Eigentlicher Ursprung: Ethelbert Talbot

Pierre de Coubertin, der Erfinder der modernen Olympischen Spiele, hat diesen Satz so nie gesagt. In seiner Eröffnungsrede bei den Olympischen Spielen 1908 sagte er: „Das Wichtigste bei diesen Olympischen Spielen ist nicht zu gewinnen, sondern daran teilzunehmen“. Er zitierte allerdings die richtige Quelle: einen amerikanisch-anglikanischen Bischof, der diesen Satz zuerst gesagt hatte.

„Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten werden die Menschen mit Stöcken und Steinen kämpfen!“

  • Häufig zugeschrieben: Albert Einstein
  • Eigentlicher Ursprung: Unbekannt

Einstein ist eine wahre „Falschzitiermaschine“, denn auf ihn werden weltweit sehr viele Zitate falsch zurückgeführt. Das Zitat über den Vierten Weltkrieg gehört zu den bekanntesten (berühmt sind auch die Zitate über die Unendlichkeit des Universums und die menschliche Dummheit, die ebenfalls falsch sind). Einstein hat diese Worte aber so nie gesagt und es nicht ganz klar von wem sie wirklich stammen.

„Langsam stirbt, wer sich nicht wenigstens einmal im Leben erlaubt, sich vernünftigen Ratschlägen zu entziehen“

  • Häufig zugeschrieben: Pablo Neruda
  • Eigentlicher Ursprung: Martha Medeiros

Wie schon erwähnt, zählt dieses Falschzitat wohl zu den bekanntesten Pannen in der italienischen Politik. Derart bekannt, das immer mehr italienische Medien nach und nach die korrekten Quellen recherchiert haben. Und so lernt man dann immer wieder dazu.

„Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen!“

  • Häufig zugeschrieben: Marie Antoinette
  • Eigentlicher Ursprung: Unbekannt

Dieses berühmte Zitat, das angeblich die zynische Haltung der Königin gegenüber den Bedürfnissen des Volkes ausdrückt, wurde von Marie Antoinette niemals gesagt. Der französische Gelehrte Jean-Jacques Rousseau erwähnt es in einem seiner Werke und schreibt es einer Prinzessin zu, die er nicht näher bezeichnet. Marie Antoinette war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht mal geboren.

„Und die Erde dreht sich doch!“

  • Häufig zugeschrieben: Galileo Galilei
  • Eigentlicher Ursprung: Unbekannt

Nein, Galilei hat diesen Satz nie gesagt, nachdem er gezwungen wurde, seine angeblichen Irrlehren zu widerrufen. Das Zitat tauchte zum ersten Mal in einem Gemälde von Murillo auf, das zwischen 1643 und 1645, also nach dem Tod des Wissenschaftlers, entstanden ist.

„Der Tod eines einzelnen Mannes ist eine Tragödie, aber der Tod von Millionen nur eine Statistik.“

Häufig zugeschrieben: Josef Stalin
Eigentlicher Ursprung: Ein Artikel der New York Times

Stalin hat diesen Satz nie gesagt, oder besser gesagt, keine seiner Biographien enthält ihn. Daher ist höchstwahrscheinlich davon auszugehen, dass er nicht von ihm stammt. In einem Artikel der New York Times von 1958 wurde Stalin dieses Zitat zugeschrieben und es wurde danach für immer mit ihm in Verbindung gebracht.

„Besser schweigen und als Narr scheinen, als sprechen und jeden Zweifel beseitigen.“

Häufig zugeschrieben: Mark Twain
Eigentlicher Ursprung: Maurice Switzer

Diese Worte wurden schon vielen verschiedenen Personen in den Mund gelegt, darunter Lincoln, Mark Twain und Konfuzius. Geschrieben hat ihn Maurice Switzer 1907.

„Gut erzogene Frauen schreiben selten Geschichte.“

  • Häufig zugeschrieben: Marylin Monroe
  • Eigentlicher Ursprung: Laurel Thatcher Ulrich

Auch Marilyn Monroe gehört zu den Personen, denen oft falsche Zitate in den Mund gelegt werden. Dies ist eines der markantesten Beispiele. Doch der Satz stammt weder von ihr noch von der ehemaligen First Lady Eleanor Roosevelt, sondern von einer Harvard-Professorin.

„Gott ist tot, Marx ist tot, und ich selber fühle mich nicht sehr gut.“

  • Häufig zugeschrieben: Woody Allen
  • Eigentlicher Ursprung: Eugène Ionesco

Klingt nach einem klassischen Woody-Allen-Witz, oder? Dieser Satz wird in der Tat oft dem New Yorker Regisseur zugeschrieben, stammt aber eigentlich von einem der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts, Eugène Ionesco.

Falsch zugeordnete Zitate erkennen

Da viele falsch zugeordnete Zitate im Umlauf sind, stellt sich die Frage, wie man solche eigentlich erkennt. Falls keine Quelle angegeben wird, die du direkt überprüft kannst, dann lohnt es sich, die zitierte Person einmal zu recherchieren. Möglicherweise stimmen der Kontext und die zeitliche Einordnung des Zitats nicht mit den Daten der Person überein und du siehst schnell, dass es sich hier um ein falsch zugeordnetes Zitat handeln muss.

Mit dem Thema der falsch zugeordneten Zitate befassen sich zudem auch einige Wissenschaftler:innen wie beispielsweise der Wiener Philosoph und Zitatforscher Gerald Krieghofer. Auf seinem Blog Falschzitate sammelt, prüft und kommentiert er eine Vielzahl von ihnen. Dabei sucht er nach den ersten Quellen, die den wahren Ursprung der Zitate belegen.

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