Deutsche Kommaregeln haben es in sich. Denn es gibt kaum einen Text, in dem kein Komma gesetzt werden muss. Manche sind dabei zwingend notwendig, während andere Kommas optional sind. Das lässt die deutsche Kommasetzung schwieriger erscheinen, als sie wirklich ist. Denn um ehrlich zu sein, erleichtern Kommas oder Kommata, wie sie auch richtig heißen, das Lesen von Texten, indem sie natürliche Sprechpausen anzeigen. Man stelle sich meinen letzten Satz nur mal ohne Kommas vor!
Die deutschen Kommaregeln betreffen uns also alle und sind nicht nur Sache der Grammatikpolizei oder besonders aufmerksamer Bürger und Bürgerinnen. Lasst uns also diesen Fall gemeinsam anpacken und lösen – und zugleich mit der Befragung starten!
Frage Nummer 1: Wozu sind Kommas da?
Das ist eine gute Frage und die Antwort darauf ist ebenso simpel. Im Deutschen gliedern Kommas Sätze in Teilsätze, Wortgruppen oder Wörter. Diese Gliederung dient der besseren Lesbarkeit der Texte. Denn was nützt ein schöner Satz oder gar Text, wenn er nicht verständlich ist?
Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist folgender Satz: „Wir essen jetzt, Oma.“ Eine gewöhnliche Situation, die wir zu Hause erleben können und die manchen sicherlich bekannt vorkommt. Doch würde man das Komma weglassen, stünde da plötzlich: „Wir essen jetzt Oma.“ Ein erschreckendes Bild und bestimmt nicht beabsichtigt. Dieses und viele weitere Beispiele zeigen, dass kleine Kommas einen großen Unterschied machen können.
Dies führt uns gleich zur:
Frage Nummer 2: Wann und wo setze ich denn ein Komma?
Um es grob zu sagen, gibt es drei Szenarien, in denen ein Komma gesetzt werden muss:
- Bei Aufzählungen (Reihungen):
Das Komma steht nur, wenn zwischen den aneinandergereihten Wörtern oder Wortgruppen keine Konjunktion wie und, oder, sowie, entweder … oder, sowohl … als auch oder ähnliches steht.
Bei einer Reihung mit den entgegengesetzten Konjunktionen aber, jedoch, doch, sondern muss dagegen immer ein Komma gesetzt werden:
„Sie mag Sprachen lernen, aber nur auf der Couch.“
„Felix backt keinen kleinen Kuchen, sondern einen großen.“
Dies gilt auch für anreihende Konjunktionen wie einerseits – andererseits, je – desto, nicht nur – sondern auch, teils – teils:
„Je mehr ich lerne, desto mehr kann ich die neue Sprache sprechen.“
„Ich mag nicht nur im Sommer Eis essen, sondern auch baden.“
- Bei Zusätzen und Erläuterungen:
Wenn der Zusatz oder die Erläuterung mitten im Satz eingeschoben wird, müssen zwei Kommas – eins vor und eins nach dem Einschub – gesetzt werden:
„Viele Zeitungen, vor allem spanische, sind interessant zu lesen.“
„Er macht morgen, also am Donnerstag, endlich wieder einen Kurs.“
- Bei Nebensätzen:
Einen Nebensatz erkennst du immer daran, dass das gebeugte Verb am Ende des Teilsatzes steht. In diesem Fall ist das „bin“. Man kann den Nebensatz auch ans Ende stellen oder in den Hauptsatz einfügen. Da es sich aber auch bei umgekehrter Satzstellung immer noch um einen Nebensatz handelt, der dem Hauptsatz untergeordnet ist, muss stets ein Komma gesetzt werden:
„Ich werde zur Belohnung Schokolade essen, sobald ich mit dem Lernen fertig bin.“
„Ich werde, sobald ich mit dem Lernen fertig bin, Schokolade essen.“
Noch einmal zur Erinnerung
Bei einem Nebensatz steht das konjugierte oder zu Deutsch gebeugte Verb immer am Ende!
Im Deutschen gibt es viele Satzkonstruktionen, die aus einem Hauptsatz und einem Nebensatz bestehen. Diese Satzteile müssen immer mit einem Komma voneinander getrennt werden. Ein weiteres Beispiel hierfür ist:
„Wenn ich eine neue Sprache lerne, kann ich auf Reisen mit den Menschen vor Ort kommunizieren.“
Auch zwei Hauptsätze können durch Komma getrennt werden, wenn sie gleichrangig sind und nebeneinanderstehen. Dies gilt dann als Reihung, wie bereits beim Punkt Nummer 1 weiter oben für einzelne Wörter erklärt:
„Opa ist heute munter, er hat gut geschlafen.“
Frage Nummer 3: Was macht die Kommaregeln so schwer?
Die oben beschriebenen Fälle waren eindeutig. Denn bei diesen Szenarien ist klar, dass ein Komma gesetzt werden muss. Leider ist es im Deutschen nicht immer so einfach. Manche Kommas sind optional. Das heißt, sie können gesetzt werden, müssen aber nicht. Dies klingt verlockend, verunsichert aber auch, wenn es darum geht, Kommas richtig zu setzen. Deswegen haben wir die Lupe gezückt und klären auf, in welchen Fällen ein Komma stehen könnte:
- Partizip- und Infinitivgruppen
Während ein Infinitiv die Grundform eines Verbs bezeichnet, ist das Partizip eine bestimmte Form des Verbs, die die Eigenschaften von Verben und Adjektiven in sich vereint. Man unterscheidet dabei das Partizip Präsens mit der Endung -d (rennend, lernend, suchend) und das Partizip Perfekt in der Regel mit der Vorsilbe ge- (gerannt, gelernt, gesucht).
Stehen diese Formen ist das Komma optional.
Beispiel mit Partizip: „Das sind[,] hoch gerechnet[,] viel zu viele Vokabeln für einen Tag.“
Beispiel mit Infinitiv: „Sie weigerte sich[,] mir beim Lernen zu helfen.“
Doch keine Regel ohne Ausnahme
Es gibt Fälle, in denen bei Infinitivgruppen zwingend ein Komma gesetzt werden muss, und zwar wenn:
- die Infinitivgruppe mit der Konjunktion als, anstatt, außer, ohne, statt, um eingeleitet wird:
„Anstatt eine E-Mail zu schreiben, kannst auch anrufen.“
„Sie stand früh auf, um zu lernen.“
- die Infinitivgruppe von einem Substantiv abhängt:
„Sie scheiterte beim Versuch, die Tür zu schließen.“
- die Infinitivgruppe von einem hinweisenden Wort angekündigt oder wieder aufgenommen wird:
„Seine Absicht ist es, heute noch eine Englischlektion zu machen.“
„Den Kurs zu wiederholen, das war ihr Wunsch.“
Dasselbe gilt auch für Partizipien:
- Wenn die Partizipgruppe mit einem hinweisenden Wort oder einer Wortgruppe angekündigt oder wieder aufgenommen wird, muss ein Komma gesetzt werden:
„Genau so, mit viel Käse belegt, hat sie die Lasagne am liebsten.“
- Außerdem muss ein Komma stehen, wenn ein Partizip als Zu- beziehungsweise Nachsatz eingefügt wird (siehe dazu Regel 2 weiter oben: Komma bei Zusätzen):
„Er, leicht verletzt, fiel vom Fahrrad.“
„Er fiel vom Fahrrad, leicht verletzt.“
„Sie, ihr Buch haltend, stand vor der Sprachschule.“
2. Hervorzuhebende Ausrufe und Äußerungen
Wenn eine Äußerung besonders betont werden soll, kann diese mit einem Komma vom Rest des Satzes abgetrennt werden:
„Ach, das ist aber schade!“
„Die Lehrerin hatte, leider, keine Zeit heute.“
Wenn der Ausruf allerdings nicht hervorgehoben werden soll, kann das Komma ohne Probleme weggelassen werden:
„Ach das ist aber schade!“
„Die Lehrerin hatte leider keine Zeit für uns.“
Ebenso verhält es sich mit dem kleinen Wörtchen „bitte“. Dieses hat ja bekanntlich eine große Wirkung und diese kann durch ein Komma verstärkt werden:
„Wenn Sie mir bitte zuhören würden!“ ist etwas schwächer als „Wenn sie mir, bitte, zuhören würden!“.
3. Datums-, Wohnungs- und Literaturangaben
Auch bei Datums-, Wohnungs- und Literaturangaben muss nicht jedes Komma gesetzt werden:
„Die Schülerin wird Freitag, den 10. Juni[,] zur Sprachprüfung kommen.“
„Frau Schulz aus Berlin, Seestraße 9[,] kommt heute zum Unterricht.“
„Er hat aus dem Duden, 10. Auflage, Band 5[,] zitiert.“
Wie wir sehen können, ist hierbei jedoch nicht jedes Komma optional, denn es gelten auch die festen Kommaregeln von oben und diese haben immer Vorrang. So ist der „10. Juni“ eine Erläuterung zum Freitag und muss als Zusatz daher durch ein Komma abgetrennt werden. Ebenso erläutert „Seestraße 9“ Berlin näher. Beim dritten Beispiel steht eine Aufzählung, die die ersten beiden Kommas nach „Duden“ und „Auflage“ notwendig machen. Nur das letzte Komma ist daher optional.
Das klingt zunächst sehr kompliziert, aber die nächste Frage sollte uns wieder auf die richtige Spur bringen.
Frage Nummer 4: Gibt es eine Faustregel?
Ja, die gibt es! Und zwar vom Duden höchst persönlich. Hier steht geschrieben: Kein Komma ohne Grund!
Wie die Regeln vom Anfang zeigen, gibt es immer einen Grund, das Komma zu setzen. Beim nachfolgenden Beispiel wird oft fälschlicherweise ein Komma gesetzt, obwohl es keinen Grund dafür gibt: „Nach einer langen Unterrichtsstunde, wollte ich nur noch schlafen.“
Dieses Komma ist falsch, da es sich weder um eine Reihung zweier Hauptsätze handelt (im ersten Teilsatz steht kein Verb) noch um einen Zusatz oder eine Nebensatzkonstruktion (im ersten Teilsatz steht auch kein gebeugtes Verb am Ende).
Richtig müsste der Satz also lauten: „Nach einer langen Unterrichtsstunde wollte ich nur noch schlafen.“
Das musst du dir immer vor Augen halten. Weiterhin gilt die Regel, dass nach einer wörtlichen Rede immer ein Komma folgt:
„Warum lernen wir nicht Spanisch für unseren nächsten Urlaub?“, fragte Mama.
Auch bei Anreden steht immer ein Komma:
„Opa, wir essen jetzt!”
„Hallo Frau Schröder, ich danke Ihnen für Ihre Nachricht.“
Aber aufgepasst! Bei Abschiedsformeln wird kein Komma gesetzt. Kompliziert? Ein bisschen vielleicht. Aber das macht die deutsche Sprache auch so interessant.
In diesem Sinne verbleibe ich mit den besten Wünschen und hoffe, dass dir der Artikel einen kleinen Überblick über die deutsche Kommasetzung geben konnte und dir in Zukunft helfen wird.
Viele Grüße
Deine Antonia