Erinnerst du dich noch daran, wie du Fahrradfahren gelernt hast? Und weißt du noch, wie lange es gedauert hat, bis du dich sicher auf dem Fahrrad bewegen konntest? Die meisten von uns haben dafür eine Weile gebraucht, da es am Anfang schwierig ist, alle Sinne zu koordinieren.
Wir müssen unsere Augen auf die Straße richten, um Hindernissen auszuweichen, mit unseren Ohren auf Sirenen oder fahrende Autos hören und gleichzeitig Arm- und Beinbewegungen aufeinander abstimmen, um das Gleichgewicht zu halten und vorwärts zu kommen – das ist Lernen mit allen Sinnen.
Sinneseindrücke und Gedächtnis
Ganz klar, dass man sich dabei nicht nur auf einen Sinn verlassen kann, sondern alle einbeziehen muss. Beim Sprachenlernen ist es genauso! Je mehr Sinne wir einbeziehen, umso schneller machen wir Fortschritte – und umso dauerhafter werden Vokabeln und Grammatikregeln in unserem Gehirn abgespeichert.
Warum ist das so? Unser Gehirn muss jeden Tag eine unglaubliche Anzahl an Sinneseindrücken verarbeiten. Die meisten Informationen schaffen es nur bis ins Kurzzeitgedächtnis und werden danach wieder vergessen (zum Beispiel der Wetterbericht für nächste Woche). Wollen wir etwas langfristig behalten (also zum Beispiel die eben gelernten Vokabeln), müssen wir uns aktiv darum bemühen, sie ins Langzeitgedächtnis zu überführen.
Das geht am besten, indem wir verschiedene Sinne ansprechen. Wenn wir ein neues Wort lesen, liegt die statistische Chance, sich in ein paar Wochen noch daran zu erinnern, nur bei zehn bis 20 Prozent. Wenn wir es sehen und hören, steigt sie auf etwa 50 Prozent. Wenn wir das Wort aber jemand anderem beibringen, das Wissen also nicht nur passiv abfragen, sondern aktiv anwenden, liegt diese Chance bereits bei 70 Prozent.
Und dazu gibt es noch verschiedene Lerntypen, die üblicherweise unterschiedliche Methoden haben, wie sie sich Dinge am besten merken.
Du fragst dich, wie genau du mit allen Sinnen nun am besten Sprachenlernen und trainieren kannst? Dann aufgepasst, wir haben ein paar interessante Tipps für dich. Zuerst erklären wir dir verschiedene Lerntypen – finde heraus, welcher du bist!
Verschiedene Lerntypen erklärt – So geht Lernen mit allen Sinnen
Der visuelle Typ: Lerne durch deinen Sehsinn
Fotos, Diagramme und Grafiken sind dein Ding, wenn du dir Sachen merken willst? Dann lernst du – wie die Mehrheit der Menschen – offenbar eher visuell und solltest beim Lernen viel mit Farben und Bildern arbeiten.
Wenn du dir beispielsweise neue Wörter notierst, dann schreib sie in verschiedenen Farben auf. Grün und Lila für die grammatikalischen Geschlechter der Substantive oder Blau und Gelb für regelmäßige beziehungsweise unregelmäßige Verben – deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Eine weitere bewährte Methode, um sich Alltagsvokabeln dauerhaft einzuprägen, sind Klebezettel an Gegenständen. Du wirst nie wieder das englische Wort für „Spiegel“ vergessen, wenn an eben diesem in deinem Badezimmer ein bunter Zettel mit der Aufschrift mirror klebt.
Und auch Filme und Videos sind für Menschen, die gerne visuell lernen, ein super Tipp. Wie wäre es zum Anfang mit diesem Babbel-Video?
Der auditive Typ: Mache dir deinen Hörsinn zunutze
Du lernst gern auditiv, also übers Hören? Dann mach dir deine guten Ohren zunutze! Statt Texte nur still zu lesen, wirst du viel mehr lernen, wenn du sie laut vorliest. Damit verbesserst du nicht nur deine Aussprache, sondern sorgst auch dafür, dass dir neue Wörter und Redewendungen leichter im Gedächtnis bleiben.
Du profitierst auch davon, wenn du anderen Lerninhalte laut erklärst. Warum? Weil unser Gehirn besonders gefordert wird, wenn wir Dinge nicht nur passiv verstehen, sondern auch aktiv anwenden.
Noch eine Möglichkeit: mit Liedern lernen! Ganz egal ob du mit dem neuen spanischen Sommerhit deinen Wortschatz ausbaust, mit Chansons deine französische Aussprache trainierst oder sogar selber ein Lied schreibst – Melodien und Rhythmen gehören zu den besten Möglichkeiten überhaupt, um sich Dinge zu merken.
Der haptische Typ: Auch dein Tastsinn kann dir helfen!
Wenn du eher durch Anfassen und Ausprobieren lernst, dann gehörst du zum haptischen Lerntyp. Das haptische Lernen einer Sprache ist natürlich etwas schwieriger als zum Beispiel beim Tennis, aber nicht unmöglich.
Ein guter Anfang ist es, von wichtigem Lernstoff eigene Zusammenfassungen zu schreiben. Wenn du neue Wörter mehrmals per Hand (!) aufschreibst, prägst du sie dir viel leichter ein, als wenn du sie nur liest.
Auch Kreuzworträtsel oder Scrabble in deiner Lernsprache können dir helfen, dich an Vokabeln zu erinnern. Ein Geheimtipp: Versuche Gelerntes zu wiederholen, während du in Bewegung bist. Vielen Menschen hilft es beispielsweise, unregelmäßige Verben zu konjugieren, während sie joggen oder schwimmen.
Sprachenlernen mit allen Sinnen
Du siehst, es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, dein Sprachenlernen zu verbessern und Lerninhalte langfristig in deinem Gedächtnis abzuspeichern – egal, welcher Lerntyp du bist.
Du weißt schon genau, wie du am besten lernst? Großartig, dann bleib dabei – aber vergiss nicht, ab und an auch mal zu variieren und neue Sachen auszuprobieren, denn Abwechslung hilft deinem Gehirn, das Gelernte besser zu behalten.
Oder bist du noch auf der Suche nach der Methode, die dir am besten liegt? Kein Problem! Probier dich aus, sei kreativ und hab Spaß! Du musst dich nicht auf einen der verschiedenen Lerntypen festlegen, ganz im Gegenteil – es gibt kein Patentrezept, das für alle passt. Teste dich durch das Lernen mit allen Sinnen und du wirst bestimmt eine Lösung finden, die für dich funktioniert.
So oder so gilt: Je öfter du übst und je mehr unterschiedliche Aktivitäten du mit dem Sprachenlernen verknüpfst, umso schneller wirst du Fortschritte machen, verschiedene Lerntypen hin oder her.