Ein neues Jahr und viel Motivation, endlich etwas Neues zu lernen. Was am Anfang noch wunderbar aufregend klingt, kann beim tatsächlichen Umsetzen schnell in Einschüchterung umschlagen – und das gilt auch fürs Sprachenlernen. Du möchtest das Gelernte endlich im Gespräch anwenden, aber dann kommt die Angst, Fehler zu machen. Das Gute ist, selbst für solche Momente hält die Sprache das perfekte Gegenmittel parat: deutsche Füllwörter!
Sie sind ein fester Bestandteil unserer Sprache: Deutsche Füllwörter wie „ähm“, „genau“ oder „sozusagen“ sind diese verbalen Pausen, die du eher unterbewusst nutzt.
Ihnen eilt oftmals ein schlechter Ruf voraus – und das gilt nicht nur für die deutschen Füllwörter! Dabei sind sie immer für dich da und helfen dir, dich zu sortieren oder deine Gefühle im Gespräch auszudrücken. Also der perfekte Begleiter beim Sprachenlernen! Durch sie klingst du in deiner Lernsprache direkt authentischer und gewinnst zudem Zeit, um über die nächste Vokabel nachzudenken. Also Grund genug, sich diese kleinen, kontrovers diskutierten Wörter genauer anzusehen.
Was ist ein Füllwort und was hat es mit Floskeln gemeinsam?
Füllwörter, auch Flick- oder Blähwörter genannt, sind Wörter mit einem geringen Aussagewert. Ähnlich wie Floskeln sind sie für das Verständnis des Kontextes nicht notwendig und werden häufiger, aber nicht nur in der gesprochenen Sprache verwendet. Sie beziehen sich immer auf die ganze Äußerung. Entgegen vieler Meinungen können sie helfen, den Sprachfluss zu verbessern. Dazu aber später mehr.
Wann werden deutsche Füllwörter verwendet?
In der Linguistik wird unter anderem auch von Partikeln gesprochen, die als Füllwörter fungieren können. Vielleicht hast du schon einmal etwas von Modalpartikeln oder Abtönungspartikeln gehört. Zu ihnen zählen z. B. „halt“, „ja“ oder „doch“. Sie werden unter anderem genutzt, um im Satz Gefühle bzw. eine subjektive Einstellung auszudrücken. Dadurch können sie die Redeintention verdeutlichen. Ihre Verwendung bezieht sich jedoch immer auf den Kontext und kann daher variieren. Spannend ist: Das Deutsche weist im Vergleich zu anderen Sprachen, wie dem Französischen oder Englischen, ziemlich viele Modalpartikel auf.
Die kleinen Wörter sind ein natürlicher Bestandteil der menschlichen Sprache und verleihen ihr Authentizität. Ohne sie wäre unsere Kommunikation nicht so lebendig. Durch das Füllen der sprachlichen Pausen geben sie dir außerdem Zeit zum Nachdenken. Wenn du also in deiner neuen Sprache natürlich klingen möchtest, findest du hier eine Liste der meistgenutzten deutschen Füllwörter.
Liste der 10 beliebtesten deutschen Füllwörter
Diese Liste gibt dir die beliebtesten deutsche Füllwörter an die Hand und erklärt sie dir an einem ausgewählten Beispiel. Ihre Verwendungen sind vielfältig und variieren von Kontext zu Kontext.
1. Also
Wenn du einen unterbrochenen Gedankengang fortsetzen möchtest, kannst du „also“ gut als Markierung einsetzen. Alternativ kann das Füllwort gefühlsbetonte Aussagen oder Fragen verstärken.
- Beispiel: „Also ich denke, dass wir etwas in der Küche ändern sollten.“
2. Doch
„Doch“ ist eines der am häufigsten genutzten deutschen Füllwörter. Du hörst es beispielsweise, wenn eine Person besonders überrascht ist oder etwas nicht glauben kann. Das kleine Wort kommt aber auch zum Einsatz, wenn jemand seine Empörung oder Ungeduld ausdrücken möchte.
- Beispiel: „Du kannst doch nicht einfach Blumen aus dem Stadtpark klauen!“
3. Eigentlich
Ein häufig verwendetes Füllwort, das du nutzen kannst, wenn du deine Einstellung ausdrücken, dabei aber nicht zu direkt klingen möchtest. Es impliziert eine gewisse Beiläufigkeit. Besonders in Fragesätzen verstärkt oder relativiert es eine gewisse Anteilnahme oder auch eine vorwurfsvolle Äußerung. „Eigentlich“ kannst du alternativ auch nutzen, wenn du einen spontanen Einfall im Gespräch einführen möchtest.
- Beispiel: „Warum hast du eigentlich nie zurückgerufen?“
4. Genau
Wie auch bei den anderen Füllwörtern, kommt seine Verwendung ganz auf den Kontext an. Es wird oft genutzt, um die Aussage einer anderen Person ausdrücklich zu bestätigen.
- Beispiel: „So ist es doch, oder? – Genau. Ja, so ist es.“
5. Sozusagen
„Sozusagen“ taucht ebenfalls hauptsächlich in der mündlichen Sprache auf. Dabei wird es wie das Füllwort „quasi“ eingesetzt und dient der Relativierung von Aussagen. „Sozusagen“ wird zusammengeschrieben.
- Beispiel: „Ja, die Katze hat ihr eigenes Kissen. Sie gehört jetzt ja sozusagen zur Familie.“
6. Ja
„Ja“ kann nicht nur Zustimmung bedeuten, sondern dir auch helfen, wenn du ausdrücken möchtest, dass dich etwas überrascht. Für den Fall, dass du jemanden warnen oder Dringlichkeit signalisieren möchtest, ist „ja“ ebenfalls ein geeignetes Füllwort. Außerdem kannst du dadurch betonen, dass etwas offensichtlich ist. „Ja“ ist ein sehr häufig genutztes deutsches Füllwort.
- Beispiel: „Lass mich ja nicht wieder so lange warten! Es ist wirklich kalt draußen.”
7. Einfach
Wenn du unterstreichen möchtest, dass es sich erübrigt, zu einem Sachverhalt noch etwas zu sagen oder ihn in Frage zu stellen, kannst du es mit „einfach“ indirekt sagen. Das Füllwort kann außerdem dazu dienen, Ausrufen eine emotionale Färbung zu verleihen.
- Beispiel: „Es ist einfach so.“
8. Halt
Noch ein kleines Wörtchen mit vielen Einsatzmöglichkeiten. Als Füllwort kann „halt“ ausdrücken, dass etwas sehr offensichtlich, unabänderlich oder banal ist. Es kann daher auch für das Ausdrücken von Resignation genutzt werden.
- Beispiel: „Er ist halt so! Pünktlichkeit gehört nicht zu seinen Stärken.“
9. Vielleicht
Wenn du jemanden auffordern möchtest, kannst du „vielleicht“ zu Beginn der Aufforderung nutzen, um deine Intention emotional aufzuladen. Aber Achtung – die Betonung macht den Unterschied! Je nachdem, wie du das Füllwort betonst, kann es einen sehr drohenden Unterton beinhalten und für dein Gegenüber weniger freundlich wirken.
- Beispiel 1: „Ich war vielleicht aufgeregt, als sie mich an der Bar angesprochen hat.“
- Beispiel 2: „Vielleicht stellst du dich lieber in der Schlange an!“
10. Quasi
Wenn der Inhalt einer Aussage etwas abgeschwächt werden soll, dann wird „quasi“ gerne als Füllwort eingesetzt.
- Beispiel: „Ich habe quasi mit dieser Torte ein neues Kunstwerk erschaffen!“
⚠️ Aber aufgepasst: Die meisten Füllwörter weisen auch Homonyme auf! Das gleiche Wort kann auch als Konjunktion oder Adverb verwendet werden. In diesen Fällen kann es nicht weggelassen werden und stellt somit kein Füllwort dar! Dazu gehören auch diese Beispiele:
- „Nach einigen Überlegungen konnte ich mich doch erinnern.“ (funktioniert hier als Adverb)
- „Das wäre einfach.“ (funktioniert hier als Adjektiv)
- „Der eigentliche Grund ist, dass ich Pizza mit Ananas echt eklig finde.“ (funktioniert hier als Adverb)
Beispiele für deutsche Füllwörter, die linguistisch gesehen keine Wörter sind:
Einige deutsche Füllwörter findest du nicht einmal im Wörterbuch. Sie sind linguistisch betrachtet gar keine Wörter, sondern nur Laute oder Silben, die in der natürlichen Sprache vorkommen. Das Gute an ihnen ist: Sie können verschieden lang gedehnt werden und passen sich somit perfekt deiner benötigten Pausenlänge an. Hier findest du einige Beispiele:
- Ähm
Beispiel: „Ähm, ich glaube, ich habe den Einkaufswagen verwechselt.“
- Äh
Beispiel: „Ähhh nee, ich war letzte Woche nicht im Berghain. Ich glaube, du verwechselst mich.“
- Hm
Beispiel: „Hmm, das sagt mir leider nichts.“
Selbst diese kleinen Füllwörter variieren von Sprache zu Sprache. In deiner Zielsprache lernst du sie am besten, wenn du den Menschen im Alltag zuhörst oder beispielsweise Serien und Filme in deiner Zielsprache schaust.
4 Tipps, falls du Füllwörter im Deutschen doch lieber vermeiden möchtest
Obwohl die Vorteile von Füllwörtern klar auf der Hand liegen, ist ihr Ruf alles andere als gut. Unzählige Ratgeber preisen ihre Methode an, wie du sie möglichst schnell aus deinem Sprachgebrauch verbannen kannst und nicht selten hört man nach Präsentationen: „Das war ein wirklich guter Vortrag, aber die Person hat einfach zu oft „sozusagen“ benutzt.“ Und ja, wie bei so vielem kommt es auf die Menge und den Kontext an. Besonders in der Schriftsprache kann es helfen, die eigene Verwendung von Füllwörtern oder Floskeln zu überprüfen. Diese Tipps können dir helfen, Füllwörter zu vermeiden:
- Eine Analyse vornehmen: Wenn du das Gefühl hast, im Mündlichen zu viele Füllwörter zu nutzen, kann es helfen, deine Mitmenschen zu ihrer Wahrnehmung zu befragen. Alternativ kannst du dich auch selbst beim Sprechen aufnehmen und dadurch erkennen, welche Füllwörter du lieber vermeiden möchtest.
- Auf die Atmung achten: Eine bewusste Atmung und langsameres Sprechen können helfen, Füllwörter und Floskeln zu vermeiden.
- Pausen bewusst einsetzen: Ein bewusstes Einsetzen von Pausen kann die Spannung steigern und der Verwendung von Füllwörtern vorbeugen. Es kommt aber auch hier auf das richtige Einsetzen an, da zu viele oder zu lange Pausen auch störend wirken können.
- Kürzere Sätze nutzen: Bei der Verwendung langer Schachtelsätze kann schnell der Faden verloren gehen und Füllwörter kommen zum Einsatz. Kürzere Sätze können Abhilfe schaffen.
Ein übermäßiger Gebrauch von „ähm, äh, genau“ oder anderen Floskeln ist in bestimmten Kontexten unangebracht. In moderater Weise eingesetzt, können sie aber sehr nützlich sein. Sie sind eines der besten Hilfsmittel, um in Gesprächen Fehler zu vermeiden und den Sprachfluss aufrechtzuerhalten. Die Füllwörter deiner Zielsprache zu kennen, kann dir also helfen, dich fließend auszudrücken – auch wenn du die richtigen Worte gerade nicht findest.
35 weitere deutsche Füllwörter und Floskeln
Wenn du jetzt Lust bekommen hast, öfters deutsche Füllwörter im Alltag zu nutzen, dann findest du in dieser Liste einige weitere Beispiele, damit es nicht langweilig wird:
- echt
- einfach
- endlich
- etwa
- fast
- folgendermaßen
- ganz und gar
- gar
- genau
- gerade
- gewissermaßen
- ich glaube
- ich sage mal
- im Prinzip
- immer
- in etwa
- in gewisser Weise
- irgendwie
- irgendwo
- letzten Endes
- letztendlich
- mal
- man könnte sagen
- manchmal
- nun
- nur
- schon
- sicher
- sogar
- sonst
- wirklich
- wohl
- ziemlich
- überhaupt
- übrigens