Welche Sprachen werden in Luxemburg gesprochen?

Sprachen in Luxemburg gibt es viele; aber weißt du welche? Und was ist Luxemburgisch? Wir führen in die große Sprachvielfalt eines kleinen Landes ein.
Luxemburg Sprachen
Aaron Cushley hat das sprechende Luxemburg illustriert

Luxemburg ist das -lux in Benelux, ein weltweites Steuerparadies, das Geburtsland von Jean-Claude Juncker, nicht besonders groß und … das war’s – oder weißt du sehr viel mehr über Luxemburg? Wenn man nicht gerade eine Grenze mit Luxemburg teilt, hört man recht wenig von dem kleinen Stück Land. Schade, denn nicht nur geschichtlich, sondern auch sprachlich ist Luxemburg außerordentlich interessant. Das letzte Großherzogtum in Europa bietet auf einer kleinen Fläche von 2.586,4 Quadratkilometern – zum Vergleich: das kleinste Flächenland Deutschlands, das Saarland, ist mit 2.570 Quadratkilometern noch etwas größer – eine erstaunliche Sprachenvielfalt. Wir widmen uns in diesem Artikel den Sprachen in Luxemburg.

Welche Sprachen sprechen die Luxemburger?

Die Frage, welche Sprachen in Luxemburg gesprochen werden, ist nicht ganz einfach zu beantworten. Denn die Sprachensituation in Luxemburg ist – gelinde gesagt – recht vielschichtig. Schon bei den Sprachen mit offiziellem Charakter wird es in Luxemburg kompliziert.

Laut einer Umfrage der Europäischen Union ist die Muttersprache von etwa 70 Prozent der Luxemburger Luxemburgisch (Eigenbezeichnung: Lëtzebuergesch). Klingt erst mal einfach: in Deutschland ist es Deutsch, in Frankreich Französisch und in Luxemburg eben Luxemburgisch. Auf den zweiten Blick wird es kniffliger. Es gibt nämlich eine Diskussion darüber, ob Luxemburgisch überhaupt als eigenständige Sprache zu betrachten ist oder nicht.

Ist Luxemburgisch eine eigene Sprache oder ein deutscher Dialekt?

Rein linguistisch gesehen bildet das Luxemburgische Moselfränkisch zusammen mit den benachbarten moselfränkischen Sprachvarietäten im Saarland und in der Region Trier ein Dialektkontinuum. Damit gehört es zum mitteldeutschen Sprachraum – es unterscheidet sich nicht genug von den anderen westmitteldeutschen Varietäten, um als eigenständige Sprache angesehen zu werden.

Zudem ist Luxemburgisch enger mit dem Standarddeutschen verwandt als viele oberdeutsche Varietäten, die man im bairischen, österreichischen und schweizerdeutschen Sprachraum hört und die nicht als eigenständige Sprachen, sondern als Dialekte des Deutschen betrachtet werden.

Trotzdem lässt sich sprachwissenschaftlich die Frage, ob das Luxemburgische eine eigenständige Sprache ist, nicht eindeutig mit „nein“ beantworten, da schlicht die strukturlinguistischen Kriterien fehlen, die es erlauben, eindeutig zwischen einem Dialekt und einer Sprache zu unterscheiden.

Die Antwort hängt also wie so oft eher von politischen und sozialen Aspekten ab – und wie viel Bedeutung diesen Aspekten gegenüber den linguistischen zugemessen wird.

Amtssprachen: Was ist die offizielle Sprache (oder die offiziellen Sprachen) in Luxemburg?

In seiner turbulenten Geschichte wechselte Luxemburg zwischen französischer und deutscher Herrschaft, fiel in die Hände der Niederlande und wurde geteilt. Vollständige Unabhängigkeit erlangte es schließlich im Jahr 1890, um kurz darauf in den Weltkriegen wieder von Deutschland besetzt und annektiert zu werden.

Aufgrund der Geschichte des Landes waren die Amtssprachen zunächst Standarddeutsch und Französisch. Luxemburgisch wurde erst 1984 zur Nationalsprache und Co-Amtssprache erhoben. Heute hat Luxemburg also drei offizielle Amtssprachen.

Wie funktionieren die drei Amtssprachen in der Praxis?

Wie bereits zuvor erwähnt ist die Muttersprache und daher Umgangssprache der meisten Luxemburger das Luxemburgische – allerdings kaum im schriftlichen Bereich. Das hängt vor allem damit zusammen, dass es das Luxemburgische als Schriftsprache noch nicht sehr lange gibt. Eine erste offizielle Rechtschreibung wurde 1946 eingeführt, sie setzte sich allerdings nicht durch. 1976 folgte die heute gebräuchliche Schulrechtschreibung, die 1999 reformiert wurde. Endgültig etabliert als Literatur- und Wissenschaftssprache hat sich das Luxemburgische aber noch nicht.

Sprachen in Luxemburg: Bildungspolitik

Das führt zu ganz eigenen Herausforderungen in der Bildung. Zum Beispiel sind die meisten Schulbücher in der deutschen Schriftsprache gedruckt – aber viele luxemburgische Kinder beherrschen bei der Einschulung kein Standarddeutsch. Es wird also zunächst auf Luxemburgisch unterrichtet und eine Brücke zum Standarddeutschen und zur deutschen Schriftsprache geschlagen.

Vom zweiten Schuljahr an kommt auch Französischunterricht dazu. Das Französische gewinnt mit steigendem Alter der Schüler immer weiter an Bedeutung und wird in der Sekundarstufe schließlich zur vorherrschenden Unterrichtssprache, insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern.

Luxemburgisch als Lehrfach steht bis zum siebten Schuljahr auf dem Lehrplan; in den nachfolgenden Jahren wird auf die Sprache noch oft zur Klärung zurückgegriffen. Die Option, auf Luxemburgisch zu studieren, gab es bis zur Gründung der Universität Luxemburg im Jahr 2003 nicht einmal.

Sprachen in Luxemburg: Schriftverkehr

Die mangelnde schriftliche Verwendung des Luxemburgischen macht sich auch deutlich in den Medien bemerkbar. Im Hörfunk und Fernsehen ist Luxemburgisch zwar die meistverwendete Sprache, aber in den Printmedien ergibt sich ein anderes Bild: 65 % aller Artikel werden auf (Standard-)Deutsch, 25 % auf Französisch und lediglich 10 % auf Luxemburgisch veröffentlicht.

Sprachen in Luxemburg: Öffentlicher Dienst

Die Verwendung der Landessprachen im öffentlichen Dienst ist gesetzlich geregelt. Wer sich auf Luxemburgisch oder Standarddeutsch an eine amtliche Stelle wendet, soll die Antwort in selbiger Sprache bekommen – das Gesetz zu dieser Regelung ist übrigens, wie alle Gesetzestexte in Luxemburg, auf Französisch verfasst. Vor Gericht herrscht sprachliche Flexibilität: Es wird überwiegend Luxemburgisch gesprochen, das Sitzungsprotokoll wird aber auf Standarddeutsch erstellt und die Gesetzestexte auf Französisch zitiert.

Sprachen in Luxemburg: Handel

In Banken, Geschäften und der Gastronomie wird oft Französisch gesprochen. Diese Tatsache ist den Grenzpendlern aus vorwiegend Frankreich und dem französischsprachigen Teil Belgiens geschuldet, die in diesen Bereichen arbeiten.

Das Luxemburgische dominiert schriftlich auf familiären und volkstümlichen Schriftstücken wie Einladungen und Flugblättern (offizielle Bekanntmachungen sind dagegen ähnlich wie Gesetze auf Französisch abgefasst). Außerdem benutzt die luxemburgische Jugend ihre Muttersprache, um Kurznachrichten und E-Mails zu verfassen.

Was ist Luxemburgisch?

Wo wir nun so lange über das Luxemburgische geredet haben – was macht diese Sprache oder diesen Dialekt aus? Natürlich können wir dir in diesem einen Artikel nicht das vermitteln, wofür neue Mitbürger in Luxemburg Sprachkurse belegen. Da die Sprache aber doch recht nah mit dem Standarddeutschen verwandt ist, können wir einige Unterschiede aufzeigen.

Der luxemburgische Wortschatz

Während zahlreiche Wörter und Redewendungen ausschließlich im Luxemburgischen zu finden sind – barlucken („schielen“) ist eins davon –, sind die meisten luxemburgischen Wörter mit dem Deutschen verwandt. Die entsprechende Form im Standarddeutschen lässt sich oft leicht erkennen. Wenn du zu ungeduldig für etymologische Erklärungen bist, dann scroll einfach zu unserem kleinen luxemburgischen Wörterbuch herunter und du wirst schnell sehen, wie ähnlich sich die Sprachen sind.

Ein anderer großer fremdsprachlicher Einfluss auf das Luxemburgische ist die französische Sprache. Das ist wahrscheinlich inzwischen wenig überraschend.

Der Einfluss des Französischen auf das Luxemburgische

Im Laufe der Zeit haben sich sogar grundlegende Wörter wie Merci („Danke“) oder Pardon („Entschuldigung“) aus dem Französischen in das Luxemburgische integriert. Mit dem Einfluss der französischen Kultur und Sprache sind auch Wörter, die seit Luxemburgs Unabhängigkeit entstanden sind, französischen Ursprungs: Ein Frigo ist auf Luxemburgisch wie auf Französisch ein „Kühlschrank“, Züge rollen in Frankreich genauso wie in Luxemburg auf dem Gare ein und über den langsamen Camion („Lastwagen“) vor einem ärgert man sich auf französischen und luxemburgischen Straßen.

Einige französischstämmige Ausdrücke haben sich schon eingebürgert und sind nicht mehr ganz so leicht zu erkennen. Dazu gehören fëmmen (französisch fumer, „rauchen“) Fotell (französisch fauteuil, „Sessel“), Lastique (französisch élastique, „Gummiband“) oder Vakanz (französisch vacances, „Urlaub“).

Andere Wörter französischen Ursprungs sehen im Schriftbild gleich aus, werden aber oft anders betont als im Französischen. Dazu gehören zum Beispiel Accident („Unfall“), Cadeau „Geschenk“, Goût („Geschmack“), Jus („Saft“) oder mauve („lila“). Anders als im Französischen werden die Nomen hier groß geschrieben – das Deutsche und das Luxemburgische sind nämlich die einzigen Sprachen im lateinischen Alphabet, bei denen Substantive generell großgeschrieben werden.

Und da Sprechende gern kreativ mit Sprache umgehen, gibt es im Luxemburgischen zudem zusammengesetzte Wörter, die aus einem deutschstämmigen und einem französischstämmigen Wort bestehen oder die aus zwei französischstämmigen Wörtern neu gebildet wurden, aber im Standardfranzösischen nicht existieren. So nennen die Luxemburger ihr „Hauptgericht“ Haaptplat (haapt kommt von „haupt“ und Plat ist das französische Wort für „Gericht“) und ihr Fußballfeld Fussballsterrain. Ein Beispiel für eine luxemburgische Konstruktion aus französischen Bestandteilen ist das Veloscourse („Radrennen“) aus Velo („Fahrrad“) und Course („Rennen“), oder anders herum das Coursevelo („Rennrad“).

Ein kleines luxemburgisches Wörterbuch

Luxemburgisch – Deutsch

Lëtzebuerg – „Luxemburg“

Moien – „Hallo“ (vergleiche Deutsch „morgen“)

Äddi – „Tschüss“ (vergleiche Deutsch „Ade“)

Wéi hesch du? – „Wie heißt du?“

Ech sinn … – „Ich bin …“

Wéi geet et? – „Wie geht es (dir)?“

Mir geet et gutt/schlecht. – „Mir geht es gut/schlecht.“

Wann ech gelift – „Bitte“

Merci – „Danke“

Pardon – „Entschuldigung“

Zum Wohl – „Prost“

Ech hun dech gär. – „Ich liebe dich.“ (vergleiche Deutsch „Ich hab dich gern.“)

Wie wird Luxemburgisch geschrieben?

Das luxemburgische Schriftbild ist dem deutschen ziemlich ähnlich: Das lateinische Alphabet wird verwendet und sogar die uns Deutschen wohlbekannten Umlaute „ä“, „ö“ und „ü“ kommen vor – die letzteren beiden allerdings fast ausschließlich in Wörtern, die aus dem Schriftdeutschen unverändert übernommen wurden.

Anders sind die zusätzlichen Umlaute „ë“ (dieser Laut wird ähnlich dem im Deutschen unbetonten [e] ausgesprochen) und „é“ (starkes [​⁠e]​).

Ein „ß“ gibt es im Luxemburgischen nicht. Es wird durch ein Doppel-s (ss) ersetzt.

Die luxemburgische Grammatik

Ein auffälliges Merkmal der luxemburgischen Grammatik ist, dass man bei Substantiven und Adjektiven noch drei Fälle kennt, und nicht wie bei uns im Deutschen vier. Der Akkusativ (manchmal „vierter Fall“ genannt ) hat die Funktionen des Nominativs („erster Fall“) übernommen. Der Nominativ existiert nur noch in versteinerten Phrasen wie zum Beispiel der Däiwel (vergleiche Deutsch „zum Teufel“) oder eiser Härgott (vergleiche Deutsch „unser Herrgott“). In einigen Ausdrücken wird der Genitiv („zweiter Fall“) verwendet. Der „dritte Fall“ ist wie bei uns auch der Dativ.

Wie viele Menschen sprechen Luxemburgisch?

Weltweit sprechen circa 300.000 Menschen Luxemburgisch als Muttersprache. Die meisten Sprechenden, etwa 250.000, leben in Luxemburg, die übrigen vor allem in Belgien, Deutschland, Frankreich und den USA.

Welche Sprachen werden noch in Luxemburg gesprochen?

Von den offiziellen Sprachen abgesehen hat Luxemburg bei einer Einwohnerzahl von rund 600.000 Menschen etwa 288.000 ausländische Bewohner – also grob 48 %. Ganze 16,9 % der Gesamtbevölkerung sind portugiesische, 7,6 % französische, 3,6 % italienische, 3,3 % belgische und 2,2 % deutsche Staatsbürger. Hinzu kommen kleinere Einwanderergruppen.

Beachtlich ist außerdem die Zahl an Grenzgängern, die nach Luxemburg einpendeln, es sind stolze 167.000. Rund die Hälfte der Grenzgänger stammt aus Frankreich – wenn du also neben Deutsch auch noch Französisch kannst und von unserem luxemburgischen Wörterbuch Gebrauch machst, solltest du in dem kleinen Land erst mal gut zurecht kommen. Und vielleicht findest du sogar einheimische Freunde, die dir Luxemburgisch beibringen.

Luxemburgisch kannst du mit Babbel nicht lernen – dafür aber Französisch oder eine andere der Sprachen, die in dem kleinen Großherzogtum zu hören sind.
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