Englische Sammelbegriffe: von „a pride of lions“ zu „a parliament of owls“

Englisch ist die seltsamste Sprache der Welt – zumindest, wenn man sich ansieht, wie sie Gruppen benennt.
Englische Sammelbegriffe

Englische Sammelbegriffe sind illustriert von James Chapman

Sammelbegriffe helfen uns, Gruppen zu benennen. Die deutsche Sprache ist nicht besonders kreativ, wenn es darum geht Gruppen von Tieren, oder Gruppen überhaupt zu benennen – hier ist oftmals vom „Schwarm“ die Rede. „Was?”, höre ich da schon die Liebhaber der deutschen Sprache, die nicht nur im Deutsch-, sondern auch im Biologieunterricht aufgepasst haben, rufen. „Wir Deutschen haben Fasanenbuketts, Fuchsgehecke, Katzenwürfe und Rehsprünge! Was könnte denn noch kreativer sein?” Nun: Willkommen, meine Damen und Herren, in der Welt der Sammelnamen im Englischen. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie extravagante Flamingos, stolze Löwen und bezaubernde Goldfische – auf Englisch nennen sich diese Gruppen nämlich a flamboyance of flamingoes, a pride of lions und a charm of goldfish

"A smack of jellyfish" - Illustration von James Chapman

Die Franzosen sind an allem Schuld

Woher kommt die englische Eigenheit, Gruppen ausgefallene Namen zu geben? Nun, wie sollte es anders sein: Von den Franzosen! „Ähm… Franzosen? Geht es nicht um die englische Sprache?“ – Ja, geht es. Und wenn wir einen Schritt zurück in die Geschichte des Englischen gehen, macht alles wieder Sinn: Die englische Sprache setzt sich nämlich aus dem Altnordischen, Angelsächsischen, Friesischen, Jutischen und eben auch Anglonormannischen, einem Dialekt des Altfranzösischen zusammen. Französische Vokabeln genießen im Englischen darum eine besondere Bedeutung, weil nach der normannischen Eroberung Britanniens im Jahr 1066 die Herrscherschicht der Insel für einige Jahrhunderte französisch war. Der französische Adel brachte seine Sprache (etwa 30% des heutigen englischen Vokabulars ist aus dem Französischen entlehnt), seine Gebräuche und auch seine Kultur mit. Ein besonderer Teil dieser Kultur war das Jagen. Im 14. und 15. Jahrhundert war es total en vogue und brachte damit einen eigenen Jargon hervor. Ein mutiger Gentleman jagte darum nicht einfach nur noch a pack of lions, sondern a pride of lions – das Erstere kann mit dem schnöden „Rudel” übersetzt werden, während a pride of lions wortwörtlich übersetzt „einen Stolz Löwen” bezeichnet. Gentlemen, die nicht ganz so mutig waren, jagten stattdessen confusions of guinea fowls („ein Durcheinander Perlhühner”) und Ladys ergötzten sich auf ihren morgendlichen Ausritten an murmurations of starlings („einem Gemurmel Stare”) oder wurden möglicherweise von a bellow of bullfinches („einem Gebrüll Blutfinken”) verschreckt.

"A mess of iguanas" - Illustration von James Chapman

Der Jagdjargon wurde schnell zum Äquivalent für alberne Hüte: farbenfroh, beliebt und sehr in. Damit war er besonders offen für Nachahmung – ob es wirklich Sinn macht, Gruppen mit Wörtern wie pride, confusion oder bellow zu bezeichnen, interessierte dabei scheinbar nicht besonders viele Leute. Auch, dass es bald kaum noch Gruppen von Tieren gab, die man mit absurden Namen belegen konnte, störte die eifrigen Wortneuschöpfer nicht. Man wich einfach auf Menschen aus: A fighting of beggars („ein Gefecht Bettler”), a gaggle of women („ein Geschnatter Frauen”) und a sentence of judges („ein Urteilsspruch Richter”) waren nur einige Kuriositäten. Auch leblose Dinge wurden liebevoll benannt: So zum Beispiel a flight of stairs („ein Flug“ oder „eine Flucht Treppen“ – die Übersetzung hängt wahrscheinlich davon ab, ob man zu der Geliebten die Treppe hochstürmt oder sie vom Ehemann wieder herunter gejagt wird) und a comedy of errors („eine Komödie Fehler“).

Auch moderne Schriftsteller fügten der bunten Vielfalt der englischen Sammelbegriffe noch einige Kuriositäten hinzu: So wurde der Begriff a parliament of owls, („ein Parlament Eulen“) erst in den 1950gern von CS Lewis in seiner Chroniken von Narnia Serie erfunden. Heutzutage ist der Begriff weit verbreitet und wird allgemein als normaler Ausdruck anerkannt.

"A parliament of owls" - Illustration von James Chapman

Selbst kreativ werden!

Warum denkst du dir also nicht selbst einmal einen englischen Sammelbegriff aus? Es gibt eigentlich keine Regeln und du musst dir auch keine Gedanken darüber machen, dass du kein Muttersprachler bist – schließlich waren die Mitglieder des französischen Adels, die diesen wundervollen Unsinn angefangen haben, ja auch keine. Wie wäre es mit a flush of plumbers oder an exaggeration of fishermen („eine Spülung Klempner“ oder „eine Übertreibung Angler“)?

Englische Sammelbegriffe bringen die Könige zurück

Alternativ kannst du dich auch darauf beschränken, ältere Sammelbegriffe, die zu Unrecht außer Gebrauch geraten sind, wieder zu popularisieren. Einige Beispiele sind: An intrusion of cockroaches, an illusion of magicians, an annoyance of neighbours oder a brace of dentists („ein Eindringen Kakerlaken, eine Illusion Zauberer, eine Belästigung Nachbarn“ oder „eine Zahnspange Zahnärzte“). Die folgende Liste bietet Inspiration und wird dich in Zukunft dazu zwingen, sehr oft von Goldzeisigen, Buchhaltern und Kompromissen zu sprechen – einfach, weil ihre englischen Sammelbegriffe so schön sind:

Tiere:

"A mob of kangaroos" - Illustration von James Chapman

  • An ambush of tigers – „Ein Hinterhalt Tiger“
  • A bloat of hippopotami – „Eine Blähung Nielpferde“
  • A journey of giraffes – „Eine Reise Giraffen“
  • A charm of goldfinches – „Eine Anmut Goldzeisige“
  • An unkindness of ravens – „Eine Grausamkeit Raben“
  • An ostentation of peacocks – „Eine Zurschaustellung Pfauen“
  • A huddle of penguins – „Ein Wirrwarr Pinguine“
  • A smack of jellyfish – „Ein Schlag Quallen“
  • A troubling of goldfish – „Eine Beunruhigung Goldfische“
  • A party of rainbow fish – „Eine Party Regenbogenfische“
  • A shiver of sharks – „Ein Zittern Haie“
  • A flight of dragons – „Ein Flug Drachen“
  • A rhumba of rattlesnakes – „Eine Rumba Klapperschlangen“

Menschen:"An illusion of magicians" - Illustration von James Chapman

  • A scoop of journalists – „Ein Knüller Journalisten“
  • A disguising of tailors – „Eine Verschleierung Schneider“
  • An eloquence of lawyers – „Eine Wortgewandtheit Anwälte“
  • A superfluity of nuns – „Ein Überfluss Nonnen“
  • An audit of bookkeepers – „Eine Prüfung Buchhalter“
  • A stack of librarians – „Ein Stapel Bibliothekare“
  • A number of mathematicians – „Eine Nummer Mathematiker“
  • A clique of photographers – „Eine Clique Fotografen“

 

Sonstige:"A culture of bacteria" - Illustration von James Chapman

  • A fleet of lorries – „Eine Flotte LKWs“
  • A cancellation of trains – „Ein Ausfall Züge“
  • An unease of compromises – „Ein Unbehagen Kompromisse“
  • A nest of rumours – „Ein Nest von Gerüchten“
  • A galaxy of stars – „Eine Sternengalaxie“

"A troop of mushrooms" - Illustration von James Chapman

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James Lane

James Lane wurde in Sydney, Australien, geboren. Nach seinem Abschluss in Medien- und Kommunikationswissenschaften zog er nach Vietnam. Dort unterrichtete er Englisch und arbeitete als Kurator für ein Sommerprogramm für junge Lerner an einer Sprachschule in Hanoi. Er hat auch als selbstständiger Theaterproduzent und Assistent der Regie beim Film gearbeitet. Momentan lebt er in Delhi, Indien.

James Lane wurde in Sydney, Australien, geboren. Nach seinem Abschluss in Medien- und Kommunikationswissenschaften zog er nach Vietnam. Dort unterrichtete er Englisch und arbeitete als Kurator für ein Sommerprogramm für junge Lerner an einer Sprachschule in Hanoi. Er hat auch als selbstständiger Theaterproduzent und Assistent der Regie beim Film gearbeitet. Momentan lebt er in Delhi, Indien.