Deutsche Weine – ein Crashkurs zum Weinanbau in Deutschland

Deutschland ist als Bierland bekannt. Trotzdem gibt es jede Menge Interessantes über deutsche Weine herauszufinden. Schauen wir also genauer hin.
deutsche Weine

Deutschland ist vielleicht nicht auf dem ersten Blick als Weinland bekannt – zumindest nicht im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich. Im Jahr 2017 wurden in Deutschland rund 21 Liter Wein und 4 Liter Schaumwein pro Kopf konsumiert. Dem gegenüber stehen stolze 104 Liter Bier pro Kopf, die 2016 in Deutschland getrunken wurden. Das heißt natürlich nicht, dass es keine Weinkultur in Deutschland gibt! Im Gegenteil: Höchste Zeit, mehr über deutsche Weine herauszufinden!

Seit wann wird in Deutschland Wein angebaut?

Deutsche Weine gibt es schon viel länger, als es Deutschland gibt: Bereits die Kelten tranken auf heutigen deutschen Gebieten selbst erzeugten Wein, wahrscheinlich aus Früchten von wilden Reben. Die Kultivierung von Weintrauben ist seit der galloromanischen Zeit nachgewiesen und auch für Weinimporte zur Zeit der römischen Provinzen lassen sich Nachweise finden. Mit Gaius Julius Cäsar gelangte der Weinbau schließlich bis an die Mosel und an den Rhein.

Der Weinanbau in Deutschland heute

Heute bauen etwa 80.000 Winzer auf etwa 102.000 Hektar Wein an. Pro Jahrgang werden durchschnittlich etwa 9,25 Millionen Hektoliter produziert. Davon geht eine beachtliche Menge ins Ausland: Etwa 4 Millionen Hektoliter werden exportiert, vor allem in die USA, die Niederlande und nach Großbritannien. Rheinland-Pfalz ist das deutsche Bundesland mit den meisten Weinbaugebieten: Stolze zwei Drittel der gesamten Anbaufläche für deutsche Weine lassen sich hier finden.

Rot, weiß oder doch rosé: Wie kommt die Farbe in deinen Wein?

Bevor wir mehr über beliebte deutsche Weine erfahren, ist noch wissenswert, wie Wein eigentlich seine unterschiedlichen Farben erhält. Auf den ersten Blick erscheint es einfach: Roter Wein wird aus dunklen Trauben gemacht, weißer aus hellen – oder? Nicht ganz. Denn auch der aus Rotweintrauben austretende Saft ist bei den meisten Traubensorten hell. Der Farbstoff sitzt in den Traubenschalen.

  • Um den Farbstoff zu extrahieren und Rotwein herzustellen, werden nach dem Quetschen und Rebeln die Schalen nicht vom Most getrennt. Für eine kräftige Farbe gibt es eine längere Verweilzeit und außerdem müssen die Schalenteile und der Most ständig in Kontakt bleiben. Dazu wird die aufschwimmende Maischeschicht immer wieder eingetaucht. Alternativ wird die Maische erwärmt, um den Prozess zu beschleunigen.
  • Wie bereits erwähnt, können für Weißwein fast alle Farben von Beeren genutzt werden: hellgelb, gelbgrün, grün, grau, graurot und rot. Der Unterschied zum Rotwein ist, dass der frisch gepresste Most ausschließlich aus Traubensaft besteht und eine Extraktion der Bestandteile der Beerenschale weitgehend vermieden wird.
  • Schaumweine sind meist Weißweine in Flaschen, die aufgrund ihres Gehalts an Kohlenstoffdioxid unter Druck stehen. Nach Öffnen der Flasche weicht die Kohlensäure aus dem Wein und er schäumt.
  • Perlweine sind Schaumweine mit einem geringeren Überdruck von 1 bis 2,5 bar.
  • Die Farbe von Roséweinen ergibt sich durch verschiedene Herstellungsarten. Entweder werden sie wie Rotweine behandelt, wobei die Beeren nicht oder nur für kurze Zeit auf der Maische liegen. Manchmal wird nach kurzer Verweilzeit Most abgezogen (dieser ist dann der Roséwein) und der Rest der Maische wird zu Rotwein verarbeitet. Zum Teil werden in der Herstellung von Roséwein blaue Trauben wie Weißwein ohne Schalen vergoren. Es gibt auch die Möglichkeit, Weißwein mit zehn bis 20 Prozent Rotwein zu vermischen und so die typische Farbe zu erhalten. Eine weitere Herstellungsart von Roséwein ist die Aufhellung mit Aktivkohle.
  • Federweißer ist neuer Wein, also Most, dessen alkoholische Gärung gerade begonnen hat. Weil er noch weiter gärt, muss er gekühlt gelagert und schnell getrunken werden. Da außerdem durch die Gärung ständig Kohlendioxid gebildet wird, dürfen die Gefäße nicht luftdicht verschlossen werden, damit sie nicht bersten, und müssen demzufolge aufrecht gelagert werden. Aufgrund dieser Limitierungen konnte Federweißer bis vor kurzer Zeit nicht über längere Strecken transportiert werden und wurde nur in Weinbaugebieten getrunken. Heute ist er deutschlandweit – je nach Beginn der Weinlese – etwa von Anfang September bis Ende Oktober im Angebot. Federweißer darf ab vier Prozent Alkoholgehalt als Wein verkauft werden und hat je nach Gärung bis zu elf Prozent. In Deutschland heißt neuer Wein Federweißer (aus weißem Traubenmost) oder Federroter (aus rotem Traubenmost) – in Österreich heißen alle Farbvarianten Sturm. Regional ist Federweißer in deutschsprachigen Gebieten als Suser, Sauser, roter Rauscher, Neier Woi/Wei („neuer Wein“), Bitzler, Bremser, junger Wein, Riser, Krätzer, neuer Süßer, Staubiger oder Gestaubter bekannt. In der Schweiz wird sowohl weißer als auch roter neuer Wein meist Sauser genannt, die Bezeichnung Federweisser ist dagegen üblich für weißen Wein oder Schaumwein, der aus roten Trauben hergestellt wurde.

Die Süßegrade: trocken, halbtrocken, lieblich oder süß?

Deutsche Weine lassen sich natürlich nicht nur anhand ihrer Farbe beschreiben. Der Geschmack von Wein wird aus der Süße, der Säure und dem Tanningehalt bestimmt. Der Süßegrad ergibt sich daraus, wie sich Süße und Säure die Waage halten. Auch Weine mit niedrigem Zuckergehalt können also bei niedrigem Säure- oder Tanningehalt süßlich schmecken.

  • Trockener Wein hat einen Restzuckergehalt von maximal neun Gramm pro Liter, wobei der Säuregehalt höchstens zwei Gramm pro Liter niedriger sein darf.
  • Halbtrockener Wein darf maximal neun bis 18 Gramm pro Liter unvergorenen Zucker enthalten und der Zuckergehalt darf nicht mehr als zehn Gramm pro Liter über dem Säuregehalt liegen. Halbtrockene Weine haben also eine leichte Restsüße, können aber bei hohem Säuregehalt trocken schmecken.
  • Bei lieblichen oder halbsüßen Weinen liegt der Restzuckergehalt über dem der halbtrockenen Weine, also zwischen 18 und 45 Gramm pro Liter.
  • Süße Weine haben einen Restzuckergehalt von mehr als 45 Gramm pro Liter.

Die Qualitätsstufen: Wie erkennst du guten Wein?

Deutsche Weine werden in vier Qualitätsstufen unterteilt. Die bestimmenden Faktoren sind dabei die Herkunft, die Methoden des Anbaus und die Art der Weinbereitung:

  • Tafelwein (die „niedrigste“ Qualitätsstufe)
  • Landwein
  • Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (Q.b.A.)
  • Qualitätswein mit Prädikat (QmP, die „höchste“ Qualitätsstufe)

Sind deutsche Weine gleich weiße Weine?

Weißweinsorten benötigen weniger Wärme und Licht zum Reifen als rote. Das könnte erklären, warum Deutschland im Gegensatz zu anderen Weinländern im Süden ein klassisches Weißweinland ist. Von den etwa 140 Rebsorten in Deutschland dienen über 105 zur Herstellung von Weißwein und nur 35 zur Rotweinbereitung. Die Nachfrage nach Rotweinen steigt jedoch stetig. Inzwischen wird auf etwa einem Drittel der Weinanbaufläche in Deutschland roter Wein angebaut. Ein Teil der Ernte wird zur Herstellung von Roséwein verwendet.

Was sind die beliebtesten deutschen Weine?

Folgende Weinsorten werden am meisten angebaut:

  1. Riesling (weiß)
  2. Müller-Thurgau (weiß)
  3. Spätburgunder (rot)
  4. Dornfelder (rot)
  5. Silvaner (weiß)
  6. Grauburgunder (weiß)
  7. Weißer Burgunder (weiß)
  8. Blauer Portugieser (rot)
  9. Kerner (weiß)
  10. Trollinger (rot)

Deutsche Weintraditionen von Frühling bis Winter

Weinfeste

Weinfeste gibt es in Deutschland schon sehr lange. Der Dürkheimer Wurstmarkt wurde bereits im Jahr 1417 veranstaltet. Es findet heute alljährlich am zweiten und dritten Septemberwochenende statt und lockt über 600.000 Besucher an. Weitere bekannte Weinfeste sind das Wormser Backfischfest mit bis zu 700.000 Besuchern, das Fest des Federweißen in Landau in der Pfalz mit über 100.000 Besuchern, der Mainzer Weinmarkt mit 350.000 Besuchern, das Weinfest der Mittelmosel in Bernkastel-Kues mit 200.000 Besuchern und die Rheingauer Weinwoche in Wiesbaden mit 400.000 Besuchern. Die meisten Weinfeste finden im September statt, aber manche, so wie das Gimmeldinger Mandelblütenfest in der pfälzischen Stadt Neustadt an der Weinstraße, werden teilweise schon im frühen März gefeiert. Oft werden Weinfeste von der Weinkönigin eröffnet.

Die Wahl zur Weinkönigin

1931 kürte erstmals ein deutsches Weinbaugebiet, die Pfalz, eine Weinkönigin. Diese Tradition lebt bis heute weiter; so wird nun jedes Jahr (in der Regel in der pfälzischen Stadt Neustadt an der Weinstraße) eine Weinkönigin aus dreizehn deutschen Weinanbaugebieten gewählt. Früher ging es bei der Wahl vor allem um gutes Aussehen und Walzertanzen; heute geht es um fundierte Weinkenntnisse, rhetorische Finesse und Fremdsprachenbeherrschung (Frauen mit Ambitionen zur Wahl der Weinkönigin sollten sich also mal bei Babbel umschauen).

Glühwein

Von den Weihnachtsmärkten ist das gut gewürzte, heiße Weingetränk nicht mehr wegzudenken! Glühwein ist inzwischen untrennbar mit der deutschen Weinkultur verknüpft. Erfunden haben die Deutschen ihn aber nicht. Getrunken wurde Gewürzwein schon im antiken Rom und zahlreiche Länder genießen ihn in der kalten Jahreszeit.

Im englischsprachigen Raum heißt er mulled wine, in Norwegen und Dänemark gløgg, in Schweden und Island glögg, in Finnland und Estland glögi, in Frankreich vin chaud, in Italien vin brulé, in den Niederlanden bisschopswijn und in Russland Глинтвейн (Glintwein), um nur einige zu nennen!

Mit deinem neuen Weinwissen kannst du dir nun getrost ein Glas einschenken und deutsche Weine auf neue Art genießen – welchen wir empfehlen? Den, der dir am besten schmeckt natürlich!

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