
Von London bis zu den schottischen Highlands
Du träumst vom Reisen nach Großbritannien? Dann siehst du dich alsbald auch mit der historischen, politischen und kulturellen Komplexität dieses Landes konfrontiert. Das beginnt häufig schon auf sprachlicher Ebene, denn unterbewusst differenzierst du hier bereits selbst bei der Benennung deines Reiseziels. So ist es doch durchaus wahrscheinlich, dass du nach einem Städtetrip nach London erzählst, du seist nach England geflogen, statt von Großbritannien zu sprechen. Und geht es zum Wandern in die Highlands oder für ein paar Tage nach Dublin, so denkst du wahrscheinlich an Schottland oder Irland. Und das aus gutem Grund, denn vom blutigen „Battle of Culloden“ zwischen den britischen Regierungstruppen und den Jackobiten im Jahr 1746 bis hin zum gescheiterten Aufstand in Irland im Jahr 1916 offenbarte sich über die Jahrhunderte hinweg immer wieder die ungemeine Komplexität und Diversität der britischen Vergangenheit, die sich bis in die Gegenwart fortsetzt – von den sprachlichen und phonetischen Unterschieden zwischen den Landesteilen einmal ganz zu schweigen! Kein Wunder also, dass hier schnell Fragen aufkommen: Heißt es überhaupt Großbritannien oder Vereinigtes Königreich? Ist Großbritannien ein Land? Das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland, kurz Vereinigtes Königreich (United Kingdom/UK) besteht aus vier Landesteilen: England, Schottland, Wales und Nordirland. Die Bezeichnung Großbritannien (Great Britain) bezieht sich hingegen nur auf die Hauptinsel mit England, Schottland und Wales. Doch im allgemeinen Sprachgebrauch bleibt hier die Vollständigkeit meist auf der Strecke. Heißt es also: „Wir reisen nach Großbritannien“, so lohnt es sich definitiv, genauer nachzufragen.
Teste die erste Lektion kostenlosEU-Mitgliedschaft als Spiegel soziopolitischer Komplexität
Spätestens seit dem Brexit-Referendum vom 23. Juni 2016 trat die innere Spaltung des Vereinigten Königreichs wieder so deutlich zu Tage wie lange nicht mehr. Nicht nur die äußerst knappe Mehrheit für einen Austritt aus der EU sondern bereits das schottische Unabhängigkeitsreferendum von 2014, bei dem sich immerhin 44,7 Prozent der Schottinnen und Schotten für die Unabhängigkeit von Großbritannien ausgesprochen hatten, zeigten einmal mehr, dass ein Städtetrip nach London nicht reicht, um sich ein umfassendes Bild von der Stimmung im Land zu machen. Fragen wie „Wann tritt Großbritannien aus der EU aus?“, „Wann ist Großbritannien der EU beigetreten?“, „Welche Währung hat Großbritannien?“ oder „Großbritannien Einwohnerzahl?“ beantwortet dir zwar nahezu jeder Großbritannien-Steckbrief im Internet. Doch suchst du Antworten auf komplexe soziopolitische Fragen oder willst die großen kulturellen und sprachlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Landesteilen besser verstehen, so musst du das Land auf eigene Faust erkunden – und ein kurzer Städtetrip nach London genügt hier sicher nicht. Vielmehr bedarf es zahlreicher Reisen nach Großbritannien, um sich nach und nach ein Bild zu verschaffen. Allerdings solltest du dabei nicht den gleichen Fehler wie viele Deutsche in Großbritannien begehen und immer nur die Touristen-Hotspots ansteuern. Wie wäre es beispielsweise mal mit einem Trip ins malerische Wales oder zum sagenumwobenen Hügel von Glastonbury nahe des berühmten Stonehenge?
