Verborgene Schätze in Riga: Was du unbedingt erleben musst

Riga sehen – und Unerwartetes erleben. Unser Autor Julian deckt die verborgenen Schätze seiner lettischen Wahlheimat auf.
Riga

Weiße Ostseeküste, dichte Nadelwälder, prachtvolle Jugendstilbauten: Nicht umsonst wird Riga von vielen die „baltische Perle” genannt. Noch immer ist die lettische Hauptstadt ein Geheimtipp. Und das Beste ist: Die 700.000 Einwohner-Stadt lässt sich gut zu Fuß erkunden. Was du bei deinem Spaziergang durch die Stadt auf keinen Fall verpassen solltest – und was es außerhalb der Stadt noch zu erkunden gibt:

 

Sveiki Riga! – Hallo Riga!

Um den Überblick zu bekommen, lohnt sich der Besuch der Akademie der Wissenschaften. Das alte sowjetisch anmutende Gebäude liegt im Süden der Stadt. Für einen kleinen Obolus von fünf Euro fährt dich ein Aufzug gen Himmel; nach ein paar Stufen betrittst du dann die hölzerne Aussichtsplattform im 16. Stock. Blickst du von dort oben auf die Stadt, siehst du neben dem spitzen Fernsehturm in der Ferne auch das wellenförmige Gebäude der Nationalbibliothek direkt am Fluss Düna (Daugava), die großen Hangars des Zentralmarkts und die Kirchturmspitzen der Altstadt. Orte, die ein kleines Kreuz auf deiner Karte verdient haben.

 

Latgales priekšpilsēta – Latgale Vorort

Zurück am Boden läufst du von der Akademie der Wissenschaften aus am besten Richtung Maskavas iela (Moskau-Straße). Sie gibt dem jetzt vor dir liegenden Stadtteil, der eigentlich Latgales priekšpilsēta heißt, seinen inoffiziellen Namen: Maskachka (Moskau-Bezirk). Hier lernst du das etwas rauere Riga kennen, fernab vom Tourismustrubel der Altstadt.

Bei einem Spaziergang durch das Viertel siehst du, was viele Touristinnen und Touristen vermutlich verpassen: Kleine, einfache Holzhäuser, fast schon Hütten, zieren die Straßenzüge. Im Vergleich zum Rest der Stadt sind hier weniger Menschen unterwegs. Die Einflüsse der sowjetischen Besetzung Lettlands bis 1990 werden hier vielleicht am sichtbarsten. Das liegt daran, dass hier ein Großteil der russischen Minderheit Rigas lebt. Statt Lettisch wird überwiegend Russisch gesprochen. Insgesamt hat ungefähr ein Drittel der Bevölkerung russische Wurzeln. Neben Englisch sind russische Sprachkenntnisse auf deiner Reise also definitiv von Vorteil.

Unter Einheimischen ist diese Gegend leider etwas verrufen. Wenn du sie fragst, raten sie dir vermutlich davon ab, hier nachts und mit offensichtlich teurer Fotoausrüstung spazieren zu gehen.

 

Markt – jeden Tag in der Woche

Nach der ersten Etappe deiner Tour lohnt ein Besuch des Zentralmarkts. Er liegt in unmittelbarer Nähe des Moskau-Bezirks. Die Größe der imposanten Markthallen lässt erahnen, dass hier einmal Zeppeline untergebracht waren. Heute findest du in den Hangars nicht nur viele lettische Spezialitäten wie Blaubeeren, Pilze oder Kümmel, sondern auch preiswerte und lokal produzierte Produkte. Und das jeden Tag. Das lockt sowohl die einheimischen Letten für den wöchentlichen Einkauf an als auch Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland auf der Suche nach einem Imbiss. Neben Lebensmitteln gibt es auch viele Blumenstände. Das Angebot inner- und außerhalb der großläufigen Hallen ist gewaltig. Blumen, egal ob zum Verschenken oder Dekorieren, sind traditioneller Bestandteil der lettischen Kultur. Im Juni feiert Lettland Jāņi (Sommersonnenwende) – mit Blumenkränzen, Singen und Tänzen.

 

Vecrīga – das historische Zentrum

Zwischen den Touristengruppen und Souvenirläden versteckt, findest du die Postkartenmotive der lettischen Hauptstadt: Kirchtürme, Marktplätze, einladende Cafés und Restaurants. Den alten Stadtkern, das Zentrum der Rigaer Gastroszene, genannt Vecrīga, solltest du auf keinen Fall auslassen. Vorbei an den mittelalterlichen Plätzen und Kirchen gelangst du zum Brīvības piemineklis, dem Freiheitsdenkmal. Dein Weg dorthin führt vorbei am Turm der Petrikirche. Auch den kannst du besteigen – und von oben über die Altstadt blicken.

Nach einem Stopp am Obelisken des Freiheitsdenkmals bietet sich ein Spaziergang entlang des Kanals an. Er umschlingt die Altstadt wie eine blaue Schlange. Wenn du bei deinem Spaziergang vorbei an Parkbänken, Blumenwiesen im Sommer und Schneemännern im Winter Hunger oder Durst bekommst, laden dich hier Teehäuser und Restaurants zum Verweilen ein. Durch die großen Glasfenster der Holzbauten hast du bei einem warmen Kaffee oder Tee einen guten Blick auf die hin und her schwimmenden Enten im Kanal.

 

Das baltische Berlin

Genug gelaufen? Dann lohnt sich ein Ausflug in die Kunst- und Kulturszene Rigas. Fündig wirst du in den größeren Kunstmuseen und bei kleinen, manchmal etwas versteckten Vernissagen. Auch im Erdgeschoss der Nationalbibliothek finden immer wieder Ausstellungen statt. Was aktuell in der Stadt los ist, findest du recht schnell im Internet und den sozialen Medien heraus. Berühmte Künstlerinnen und Künstler drängt es ebenso in die Ausstellungsräume wie Studierende der Kunstakademie Rigas. Installationen, Fotografie oder Malerei sind dabei nur eine Seite des Angebots, Musik ist die andere. Lettland wird auch „das Volk der Sänger“ genannt. Traditionelle Lieder sind bis heute hoch im Kurs; mehrmals im Jahr finden Gesangs- und Tanzfeste statt. Das liegt auch daran, dass fast jede Lettin und jeder Lette als Kind einmal einen Chor besucht hat. Der Gesang ist tief verwurzelt in der Geschichte des Landes. Oft war er Ausdruck von Protest gegen die Besatzung. Die Musikalität der lettischen Bevölkerung spiegelt sich bis heute in der Rigaer Musikszene wider: Klassik, Rock, Jazz oder doch elektronische Musik? In den lettischen Hallen, Bars und Clubs findest du von allem ein bisschen.

Stadt, Wald, Meer

Um die weiße Ostseeküste oder die lettischen Wälder zu sehen, musst du dann doch in den Zug steigen. Nach einer etwa einstündigen Fahrt vom Hauptbahnhof Richtung Nordwesten (Preis: ungefähr drei Euro) kannst du dir begleitet von leichtem Meeresrauschen Sand durch deine Finger rieseln lassen. In Jūrmala, dem Bade- und Kurort Rigas, findest du einen kilometerlangen Strand mit besten Voraussetzungen zum Sandburgen bauen.

Ein weiteres Ausflugsziel, ebenso nur eine kurze Zugfahrt entfernt, ist das Ķemeri Moor. Bei einem Spaziergang über die Holzplanken des Moorgebiets lassen sich Pilze am Wegesrand der umliegenden Wälder pflücken – vorausgesetzt niemand kam dir dabei zuvor. Denn Pilze stehen auf den lettischen Speisekarten ganz weit oben. Vielleicht hattest du aber auch schon einen Korb auf dem Zentralmarkt gekauft. Wer weiß – die Pilze darin stammen vielleicht genau von diesem Waldweg, auf dem du gerade unterwegs bist.

 

Abschied: ein Kurzer

Genug Natur und Kultur? Zurück in der Stadt findest du abends ein buntes Treiben in den Kneipen des historischen Zentrums. In fast jeder Bar kannst du hier den für Riga typischen Rīgas Melnais balzams, einem nach Kräutern und Beeren schmeckenden Likör, probieren. Ansonsten lohnt sich ein Blick auf die Getränkekarte: Ein lettisches Lagerbier könnte die perfekte Ergänzung zum „Rigaer Schwarzen Balsam“ sein. Prost!

 

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