7 Wörter, die wir täglich benutzen, ohne ihren Ursprung zu kennen

Weißt du, wie das Wort „denim“ mit der Stadt Nîmes zusammenhängt? Oder, was der tägliche Cappuccino im Kloster zu suchen hat? Lass dich überraschen, welche sieben alltäglichen Wörter ihren Ursprung in fremden Sprachen finden.
Hölzerne Hand, die einen Baumstamm hält zum Thema Ursprung von Wörtern

Woher Wörter stammen und wie sie sich über Jahrhunderte hinweg bis zu ihrer heutigen Form entwickeln – das ist Gegenstand der Etymologie. Nicht nur hilft uns diese Wissenschaft dabei, unser Vokabular und unsere Kultur besser zu verstehen, sondern sie schafft auch unterhaltsame Gedächtnisstützen für Fremdwörter, die wir täglich benutzen. Denn die Etymologie hat immer eine gute Anekdote in petto: Hast du gewusst, dass die Jeans eigentlich in Europa geschneidert wurde und das Wort durch und durch italienisch ist? Der Ursprung von Wörtern gibt oft viele Informationen preis.

Mehr zur Jeans und zu sechs anderen Wörtern findest du in der folgenden Liste. Lass dich überraschen, wo diese sieben Wörter, die du täglich benutzt, eigentlich herkommen!

Illustrationen von Raúl Soria

Ursprung von Wörtern: 1. Avocado (aztekisch)

Die grüne Vitaminbombe, die du am liebsten püriert in deinem Smoothie oder gewürfelt in deinem Salat genießt, leitet sich vom Wort ahuacatl aus der aztekischen Sprache Nahuatl ab. Die Avocado heißt wortwörtlich übersetzt tatsächlich – nein, kein Scherz – „Hoden“. Das erscheint dir absurd? Nun, wenn du darüber nachdenkst, dass die Avocado üblicherweise paarweise am Baum wächst und ihre Form doch eine gewisse Ähnlichkeit aufweist, dann scheint der Name nicht allzu weit vom… Stamm gefallen zu sein. Ja, die Aztek:innen haben Humor bewiesen!

Und noch ein kleiner Happen: Die köstliche Guacamole hieß ursprünglich ahuacamolli – ein zusammengesetztes Wort aus ahuaca, der „Avocado“, und molli, der „Salsa“.

2. Cappuccino (deutsch und italienisch)

Das beliebte Heißgetränk, das zu jedem gelungenen Nachmittag dazugehört, hat die gleiche Farbe wie die Roben der Kapuzinermönche. Diese Ähnlichkeit ist nicht nur für Italiener:innen sehr leicht nachzuvollziehen.

Zum ersten Mal ist die farbliche Assoziation von Wilhelm Tissot im Wien des späten 18. Jahrhunderts festgestellt worden, der daraufhin seinen eigenen köstlichen Kapuzinerkaffee brühte – den Vorfahren unseres heutigen Cappuccinos. Das Rezept wurde 1937 in Venedig als Patent angemeldet und im Laufe der Zeit immer weiter verfeinert, unter anderem dank der Erfindung der modernen Kaffeemaschine im 20. Jahrhundert.

So trinken wir heute tagtäglich den auf der ganzen Welt bekannten Cappuccino, der zum Glück nicht mehr mit Eischnee, sondern mit aufgeschäumter Milch serviert wird.

3. Desaster (griechisch)

Das Desaster haben wir – wem auch sonst – den Altgriechen zu verdanken, die uns auch schon die Tragödie beschert haben.

Das Wort findet seinen Ursprung im Präfix dis-, welches zur abwertenden Markierung benutzt wird, sowie im Nomen aster, was übersetzt „Stern“ heißt. Zusammengesetzt bedeutet Desaster demnach wortwörtlich „gefallener Stern“. Das erinnert außerdem an die Redewendung unter einem sinkenden Stern stehen, was ein nahendes Unglück bezeichnet.

Die Altgriechen waren von der Astronomie fasziniert und überzeugt davon, dass sich gutes und schlechtes Schicksal aus dem Lauf der Sterne ablesen lässt. Aus der wortwörtlichen Bedeutung von Desaster lesen wir heute, wie die Altgriechen ihrem weltlichen Leben eine kosmische Dimension zuschrieben.

4. Handicap (englisch)

Das heute alltäglich benutzte Wort stammt vom englischen Ausdruck hand in cap, die wortwörtliche Hand in der Mütze. Seinen Ursprung findet das Wort in einem Glücksspiel des 17. Jahrhunderts.

Die Regeln sind leicht zu erklären: Im Inneren einer Mütze wurde ein bestimmter Betrag an Geldmünzen gesammelt, der dem Wert des zu gewinnenden Objekts entsprechen musste. Ein:e unparteiische:r Spielleiter:in musste dann überprüfen, ob Geldbetrag und Objektwert gleich sind – und falls nicht, wie hoch die Differenz ist. Im letzteren Fall steckten beide Mitspieler:innen schnell jeweils eine Hand in die Mütze und fassten so viel Münzen wie möglich. Falls sich die beiden über die Ausbeute nicht einig wurden, gab es statt einer Hand voll Geld schnell eine Faust aufs Auge.

Das Spiel ist bereits seit 1653 bekannt, aber die Bedeutungswandlung zum heutigen Gebrauch fand nicht sofort statt. Zunächst wurde hand in cap bei verschiedenen sportlichen Rennen benutzt, um auszudrücken, dass ein:e Mitspieler:in in einer besseren Startposition einen Vorteil über den:die andere:n hatte.

Erst mit der Zeit bezeichnete hand in cap eine körpereigene Einschränkung.

5. Jeans (französisch und italienisch)

Gibt es irgendein Kleidungsstück, das uns noch mehr an Amerika erinnert als die Jeans? Wohl kaum. Und doch ist sie in Europa geschneidert worden und es ist auch hier in Europa, wo das Wort seinen Ursprung findet.

Der Stoff, aus dem dieser Modetraum ist, ist sehr robuste Baumwolle, die mit Indigo blau eingefärbt wird. Im 19. Jahrhundert wurde das Kleidungsstück zunächst von denen getragen, die sich am Sklavenhandel oder am Goldrausch beteiligt hatten.

Das eigentliche Wort Jeans leitet sich davon ab, dass der nahezu unzerstörbare Stoff der Hose bezeichnenderweise aus der italienischen Stadt Genua, auf Italienisch Genova, stammt. So trägt die Jeans selbst in ihrem Klang den Namen ihrer Geburtsstadt.

Das Wort denim hingegen verweist auf den Ursprung des Materials, das aus der französischen Stadt Nîmes stammt. Auf Französisch kommt der Stoff also de Nîmes, was dann zur Bezeichnung denim führte.

Ursprung von Wörtern: 6. Trivialität (lateinisch)

Ursprünglich bezeichnet das lateinische „trivium“ eine Zusammenführung dreier verschiedener Straßen. Heute ist Trivialität zumeist der unterhaltsame, aber durch und durch banale Gesprächsinhalt, den man ungeachtet der Straßenführung miteinander austauscht.

An so einem wichtigen Verkehrsknoten gab es strategisch platzierte Märkte zum Kauf und Verkauf von Waren, um die dann laut gefeilscht wurde. Das Wort wurde also zunächst dafür benutzt, um zu beschreiben, was vermutlich an jedem viel beschäftigten Ort geschieht: Menschen, die versuchen, sich gegenseitig zu beeindrucken und zu überbieten.

Das Adjektiv triviale – von trivium abgeleitet – wurde in der Antike laut des Historikers Suetonius dafür verwendet, etwas „Populäres, Vulgäres, von wenig Bedeutung, aber weit Verbreitetes“ zu beschreiben. Es scheint, dass sich in diesem Fall die Wortbedeutung kaum verändert hat.

7. Whiskey (gälisch)

Dass Whiskey ein echtes Lebenswasser ist, war schon den Mönchen im Kloster bekannt. So nannten sie das Getränk aqua vitae. Als der lateinische Ausdruck in die gälische Sprache eingeführt wurde, wurde daraus uisce beatha. Zunächst wurde aus uisce das Wort usqua und schließlich uiscy – was wir alle heute als Whiskey kennen (und trinken).

Interessanterweise hat das „e“ in Whiskey eine ganz bestimmte Funktion: In Irland sowie in den USA wurde durch den zusätzlichen Buchstaben ein guter Whiskey von einem schlechten und billigen whisky unterschieden.

Außerdem wird scotch als Kurzform für schottischen Whiskey verwendet. In Südamerika ist scotch übrigens das Wort, was man lachend sagen soll, während ein Foto geschossen wird – so wie cheese.

Es bleibt zuletzt eine Frage des Geschmacks: Bringt dich Käse oder doch eher Whiskey zum Lachen?

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Cristina Gusano

Cristina Gusano konnte sprechen, bevor sie laufen konnte und manch einer würde behaupten, dass sie damit bis heute nicht aufgehört hat. Sie hat Kunstgeschichte studiert und sich auf Kommunikation, soziale Netzwerke und Kulturmarketing spezialisiert. Seit 2011 lebt sie in Berlin und ist seit 2015 als Autorin bei Babbel tätig. Sie schickt ihrer Familie und Freunden Briefe auf die gute, alte Art und singt, während sie auf dem Fahrrad unterwegs ist.

Cristina Gusano konnte sprechen, bevor sie laufen konnte und manch einer würde behaupten, dass sie damit bis heute nicht aufgehört hat. Sie hat Kunstgeschichte studiert und sich auf Kommunikation, soziale Netzwerke und Kulturmarketing spezialisiert. Seit 2011 lebt sie in Berlin und ist seit 2015 als Autorin bei Babbel tätig. Sie schickt ihrer Familie und Freunden Briefe auf die gute, alte Art und singt, während sie auf dem Fahrrad unterwegs ist.