Was sind die Unterschiede zwischen Deutsch und Schweizerdeutsch?

Welche Sprache(n) spricht man eigentlich in der Schweiz? Und was genau ist Schweizerdeutsch, eine Sprache oder ein Dialekt? Hier erfährst du den Unterschied zwischen Hochdeutsch, Schweizerdeutsch und Schweizer Hochdeutsch.

Ein Land, vier Sprachen

In der Schweiz leben etwa achteinhalb Millionen Menschen auf einer Fläche, die knapp zweimal so groß ist wie das deutsche Bundesland Hessen – und trotzdem gibt es hier vier Amtssprachen. Neben Hochdeutsch werden Französisch, Italienisch und Rätoromanisch gesprochen. Und wo ist da nun das Schweizerdeutsch, fragst du dich? Das steckt auch in der ganzen Geschichte, und um die besser zu verstehen, hilft dir dieser Artikel zu den Unterschieden zwischen Sprachen und Dialekten.

Schweizerdeutsch, Schweizer Hochdeutsch und Schwizerdütsch – alles dasselbe, oder doch nicht?

Zuerst muss man zwischen den beiden Begriffen Schweizerdeutsch und Schweizer Hochdeutsch unterscheiden. Sie klingen ziemlich ähnlich und werden von vielen auch gleichbedeutend benutzt, aber sie sind nicht identisch.

  • Schweizerdeutsch ist eigentlich keine einzelne Sprachvarietät, sondern bezeichnet alle möglichen alemannischen Dialekte, die im deutschsprachigen Teil der Schweiz gesprochen werden. Das Wort alemannisch bezieht sich auf deutsche beziehungsweise westgermanische Dialekte. Somit ist Schweizerdeutsch nichts anderes als die Sammelbezeichnung deutscher Dialekte in der Schweiz. Und deshalb kann es nicht als Amtssprache in der Schweiz zählen.
  • Das Schweizer Hochdeutsch ist ebenfalls keine eigenständige Sprache, was man an dem Wort Hochdeutsch schon erkennen kann. Hierbei handelt es sich allerdings – ganz genau wie beim österreichischen Hochdeutsch – um eine Standardvarietät. Das bedeutet, es ist eine Variante der deutschen Sprache mit bestimmten Regeln, die schriftlich festgehalten sind und klar definieren, was richtig und was falsch ist. Diese Regeln werden übrigens vom Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache festgelegt und gepflegt. Um nicht für Verwirrung zu sorgen: Das bundesdeutsche Hochdeutsch, was in Deutschland gesprochen wird, ist ebenfalls eine Standardvarietät und steht auf gleicher Ebene mit dem Schweizer Hochdeutsch.

Und mit dem Wort Schwizerdütsch sind wir schon mittendrin im Dialekt, denn das ist nichts anderes als die schweizerdeutsche Aussprache des Wortes „Schweizerdeutsch“. Diese kann je nach Dialekt ein bisschen variieren und unter Umständen sieht oder hört man es auch als Schwiizertüütsch.

Was steht denn so drin im Schweizer Duden?

Wie in den meisten Standardvarietäten gibt es auch im Schweizer Hochdeutsch Unterschiede in verschiedenen sprachlichen Bereichen, zum Beispiel in der Grammatik, der Aussprache oder dem Wortschatz. Wörter oder Ausdrücke, die durch den Schweizerischen Dudenauschuss festgehalten sind, nennt man Helvetismen. Manche dieser Helvetismen lassen sich mit Hochdeutsch als Muttersprache ganz gut verstehen, andere wiederum sind schwieriger herzuleiten. Ein paar Beispiele gefällig?

  • Nach dem Aufstehen verspeisen viele Schweizer ein Morgenessen („Frühstück“) und abends dann das Nachtessen („Abendbrot“).
  • Vielleicht gibt es ja ein Hacktätschli („Frikadelle/Bulette“) mit Nüsslisalat („Feldsalat“).
  • Und möchte man keine schweren Wasserflaschen schleppen, kann man dazu einfach Hahnenwasser („Leitungswasser“) trinken.

Durch die Nähe zu Frankreich gibt es bei den Helvetismen auch einige Wörter, die aus dem Französischen entlehnt oder direkt übernommen wurden, oft mit schweizerischer Aussprache. So ist ein Fahrrad in der Schweiz ein Velo, eine Fahrkarte ein Billett und viele Leute bedanken sich mit einem merci, wobei in der Schweiz die erste Silbe betont wird und nicht wie im Französischen die letzte. (Übrigens wurden in Deutschland auch solche Helvetismen benutzt, und ein Ticket war ebenfalls ein Billet bis Ende des 19. Jahrhunderts.)

Und wie klingt nun Schweizerdeutsch?

Da es sich um viele Dialekte handelt, die in der Schweiz allein im deutschsprachigen Raum gesprochen werden, klingt die Aussprache natürlich überall ein bisschen anders. Ein paar allgemeine Beispiele lassen sich aber finden, besonders wenn man auf das Schwizerdütsch schaut. Die wohl bekannteste Eigenheit dieser Varietät ist das „k“, das in vielen Dialekten als [ch]-Laut (also wie das standarddeutsche [ch] im Wort Buch) ausgesprochen wird. Ein Kind heißt also [chind], im Winter kann es einem [chalt] werden und selbst ein Sack klingt manchmal wie ein [sakch].

Viele Wortendungen werden in einigen Dialekten ebenfalls anders ausgesprochen, zum Beispiel die Endung „-ung“ in Wörtern wie Richtung oder Kreuzung. Die Aussprache ist dann [richtig] und [kreuzig]. Oft entfällt auch das „-e“ am Wortende, was man auch aus manchen Dialekten in Deutschland kennt. So sind Bäume [bäum] und Leute [leut].

Ein weiterer großer Unterschied zum Hochdeutschen sind die Vokale, besonders wenn Diphthonge (also zwei Vokale zusammen) in Wörtern vorkommen. Was man im Schriftbild oft noch sieht, im Hochdeutschen aber nicht mehr spricht, ist in der Schweiz erhalten geblieben. Zum Beispiel wird das Wort Liebe etwa so wie [li-ebi] ausgesprochen. Im Gegensatz dazu heißt ein Haus in vielen Schweizer Dialekten nur [huus] und wenn etwas weit ist, sagt man [wiit]. Diese Besonderheiten gehen zurück auf das Mittelhochdeutsche, was etwa von 1050 bis 1350 gesprochen wurde.

Die Zukunft der Schweizer Dialekte

Laut einer Umfrage empfinden viele Schweizer das Hochdeutsche eher als Fremdsprache, da in vielen Kontexten des alltäglichen Lebens – mit Ausnahme des Schulunterrichts und einigen amtlichen – meist Schweizerdeutsch benutzt wird. Gleichzeitig kann das aber auch zu Kommunikationsproblemen führen, da Schweizer aus anderssprachigen Regionen in der Schule nur Hochdeutsch lernen und kein Schweizerdeutsch. Somit wird im beruflichen und wirtschaftlichen Kontext immer mehr Englisch verwendet. Daher gibt es natürlich nicht nur Bestrebungen, das Hochdeutsch in der Schweiz zu fördern, sondern gleichzeitig auch Befürchtungen, dass die Dialekte zurückgedrängt werden könnten.

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Maren Pauli

Maren Pauli ist in Berlin geboren und aufgewachsen, und entschied sich nach dem Abitur dafür, sprachlich, geographisch und kulturell so weit wie möglich entfernt von ihrem Heimatland zu studieren: in Japan. Schnell war klar, dass die Liebesbeziehung zum Land des Lächelns von Dauer sein würde. Ohne ihre Kamera und ihr Notizbuch bewegt sie sich nirgends hin, und zu ihren liebsten Hobbys gehören das Achterbahnfahren und das Verlaufen, da sie selbst in ihrer Heimatstadt eine miserable Orientierung hat. Aber so findet man bekanntlich die interessantesten Orte und erlebt die besten Geschichten.

Maren Pauli ist in Berlin geboren und aufgewachsen, und entschied sich nach dem Abitur dafür, sprachlich, geographisch und kulturell so weit wie möglich entfernt von ihrem Heimatland zu studieren: in Japan. Schnell war klar, dass die Liebesbeziehung zum Land des Lächelns von Dauer sein würde. Ohne ihre Kamera und ihr Notizbuch bewegt sie sich nirgends hin, und zu ihren liebsten Hobbys gehören das Achterbahnfahren und das Verlaufen, da sie selbst in ihrer Heimatstadt eine miserable Orientierung hat. Aber so findet man bekanntlich die interessantesten Orte und erlebt die besten Geschichten.